1988: Uerdingen die ersten Hallen-Könige

Ein Dutzend strahlender junger Männer, die meisten in Trikots, ein Pokal, eine Champagner-Flasche und ein Scheck in Badezimmerteppich-Größe – das war das Schlussbild der ersten offiziellen deutschen Hallenmeisterschaft. Heute vor 30 Jahren gewann der damalige Bundesligist Bayer 05 Uerdingen, der heute KFC Uerdingen heißt und in der Regionalliga West spielt, das erste "Hallen-Masters" in Frankfurt. Die vom DFB organisierte Veranstaltung war ein Jahr zuvor mit der überwältigenden Stimmenmehrheit von 32:2 von den Vertretern der Lizenzvereine ins Leben gerufen worden. Es galt, die 1986/1987 eingeführte Winterpause zu überbrücken, die bei der Einführung unerreichte elf Wochen dauerte und 1987/1988 nur unwesentlich kürzer war.

Den Fans war es recht, aber je näher das Turnier kam, desto größer wurden plötzlich die Bedenken der Aktiven. Zehn Bundesligisten, darunter die Branchenführer aus München und Hamburg, erklärten ihren Teilnahmeverzicht an der Endrunde, obwohl auch sie an einem der insgesamt 18 Qualifikationsturniere teilnahmen. Begründung: Der späte Termin (29./30. Januar) fiel in die Zeit der Winter-Trainingslager im Süden. Es gab deshalb im Vorfeld einige Kontroversen, die dem Turnier schadeten. Der damalige DFB-Liga-Sekretär Wilfried Straub sagte: "Ich persönlich erwarte, dass wir aus dem eigenen Lager ein solches Endturnier nicht zerstreiten."

Preisgelder von 5000 bis 40.000 DM

Streit gab es aber auch über die Regularien, die es etwa dem Zweitligisten VfL Osnabrück ermöglichten, mit einer einzigen Turnierteilnahme das Masters zu erreichen – wo sich andere auf fünf Turnieren mühten, aber auf eine geringere Durchschnittspunktzahl kamen. Die Ermittlung der Teilnehmer, da herrschte Konsens, war überarbeitungsbedürftig.

Die Tabelle spuckte nach über 200 Spielen zwei Bundesligisten und drei Zweitligisten als Endrundenteilnehmer aus: Bayer Uerdingen, Blau-Weiß Berlin, Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf und den VfL Osnabrück, der eigens sein Trainingslager in Jugoslawien unterbrach. Gastgeber Eintracht Frankfurt, damals wie heute Bundesligist, war auch qualifiziert. Die Teams kamen in zwei Dreier-Gruppen, Weltmeister Jürgen Grabowski zog die Lose. Drei Bundesliga-Schiedsrichter waren im Einsatz: Dieter Pauly, Karl-Heinz Tritschler und Wolf-Günter Wiesel. Als Stadionsprecher wurde die Stimme des Betzenbergs, Udo Scholz (Kaiserslautern), verpflichtet. Die dritten Programme der ARD übertrugen ab den Halbfinals am Samstag, 30. Januar, live. Die Preisgelder reichten von 5000 DM für den Fünften bis 40.000 DM für den Sieger, der Letzte sollte nur etwas bekommen, wenn das Masters Gewinne abwerfen würde.

Spaß war Trumpf

Das tat es, aber weniger wegen der Zuschauerzahlen. An beiden Tagen fanden sich nur 4500 Menschen in der Frankfurter Festhalle ein, in der es 7850 Plätze gab. Es mag auch an den Eintrittspreisen gelegen haben, die bis zu 80 DM betrugen. Aber eben auch daran, dass die "Großen" mit Ausnahme des kommenden Meisters Werder Bremen fehlten. Am Niveau lag es nicht. Der kicker bilanzierte: "Die Aktiven haben verstanden, dass vor allem der Showcharakter und der Spaß am Spiel im Vordergrund stehen müssen und damit dem Spiel in der Halle endgültig zum Durchbruch verholfen." Es gab weder Verletzte, noch Zeitstrafen oder gar Platzverweise – Spaß war Trumpf, obwohl es durchaus anstrengend war bei für die Halle ungewöhnlich langer Spielzeit (30 Minuten).

In Gruppe 1 setzten sich die Eintracht (4:0 Punkte) und Fortuna Düsseldorf (2:2) durch, Blau-Weiß 90 (0:4) schied aus. In Gruppe 2 entschied das Torverhältnis zugunsten von Bayer Uerdingen, aber auch der VfL Osnabrück (beide 3:1) kam weiter. Werder Bremen enttäuschte, obwohl Otto Rehhagels Team den Ruf als "beste deutsche Hallenmannschaft" unbedingt verteidigen wollte. Sie wurden jedoch Opfer ihrer Spielfreude. "Wir hätten uns hinten reinstellen sollen wie die anderen Mannschaften auch", sagte Uli Borowka: Aber das ging gegen Rehhagels Ehre: "Wir wollen nicht auch noch in der Halle anfangen zu taktieren." Was zu deftigen Pleiten (2:7 gegen Uerdingen, 3:6 gegen Osnabrück) führte.

Elf verschiedene Sieger in 14 Austragungen

Am nächsten Tag ging es im K.o.-Modus weiter. Schon das erste Halbfinale zwischen der Eintracht und Osnabrück wurde zum Krimi (7:6 n.V.). Uerdingen und Düsseldorf mussten gar ins Acht-Meter-Schießen, das die Krefelder dank zweier Paraden von Torwart Manfred Kubik ebenfalls 7:6 gewannen. Werder durfte sich anschließend wenigstens über einen Torrekord und Platz fünf freuen (9:6 gegen BW 90), Norbert Meiers vier Tore waren Turnierrekord. Fortuna fegte Osnabrück im Spiel um Platz 3 mit 8:2 vom Parkett und sackte 20.000 DM ein.

Dann folgte das Finale der Bundesligisten. Bayer Uerdingen legte einen Blitzstart hin und führte nach vier Minuten 2:0, aber nach elf Minuten führte die Eintracht plötzlich 3:2 – zur Freude der meisten Zuschauer. Dass sie den Ruf einer launischen Diva genießt, demonstrierte sie aber auch bei dieser Gelegenheit. In der härtesten Partie des Masters gab es eine erneute Wende: Robert Prytz, Holger Fach und Marcel Witeczek schossen Bayer zum ersten offiziellen deutschen Hallenmeister. Trainer Rolf Schafstall war stolz: "Die Mannschaft hat mir bewiesen, dass sie miteinander spielen und kämpfen will. Das ist für einen Trainer ein beruhigendes Gefühl. Wir haben guten Sport gesehen. Auf jeden Fall soll dieses Endturnier weiter bestehen." Die Frankfurter trösteten sich mit zwei Auszeichnungen für ihre Spieler Lajos Detari (bester Spieler) und Wlodzimierz Smolarek (bester Torschütze).

Das Masters ging noch durch einige Höhen und Tiefen, wurde insgesamt 14-mal ausgetragen, hatte elf verschiedene Sieger, aber nur einen mehrfachen (Borussia Dortmund viermal) und wurde 2001 eingestellt. Letzter Sieger war – in Dortmund – die Spielvereinigung Unterhaching. Dann war der Spaß vorbei, denn der Winter war kein Winter mehr und die Pause nie mehr so lang wie noch vor 30 Jahren.

[um]

Ein Dutzend strahlender junger Männer, die meisten in Trikots, ein Pokal, eine Champagner-Flasche und ein Scheck in Badezimmerteppich-Größe – das war das Schlussbild der ersten offiziellen deutschen Hallenmeisterschaft. Heute vor 30 Jahren gewann der damalige Bundesligist Bayer 05 Uerdingen, der heute KFC Uerdingen heißt und in der Regionalliga West spielt, das erste "Hallen-Masters" in Frankfurt. Die vom DFB organisierte Veranstaltung war ein Jahr zuvor mit der überwältigenden Stimmenmehrheit von 32:2 von den Vertretern der Lizenzvereine ins Leben gerufen worden. Es galt, die 1986/1987 eingeführte Winterpause zu überbrücken, die bei der Einführung unerreichte elf Wochen dauerte und 1987/1988 nur unwesentlich kürzer war.

Den Fans war es recht, aber je näher das Turnier kam, desto größer wurden plötzlich die Bedenken der Aktiven. Zehn Bundesligisten, darunter die Branchenführer aus München und Hamburg, erklärten ihren Teilnahmeverzicht an der Endrunde, obwohl auch sie an einem der insgesamt 18 Qualifikationsturniere teilnahmen. Begründung: Der späte Termin (29./30. Januar) fiel in die Zeit der Winter-Trainingslager im Süden. Es gab deshalb im Vorfeld einige Kontroversen, die dem Turnier schadeten. Der damalige DFB-Liga-Sekretär Wilfried Straub sagte: "Ich persönlich erwarte, dass wir aus dem eigenen Lager ein solches Endturnier nicht zerstreiten."

Preisgelder von 5000 bis 40.000 DM

Streit gab es aber auch über die Regularien, die es etwa dem Zweitligisten VfL Osnabrück ermöglichten, mit einer einzigen Turnierteilnahme das Masters zu erreichen – wo sich andere auf fünf Turnieren mühten, aber auf eine geringere Durchschnittspunktzahl kamen. Die Ermittlung der Teilnehmer, da herrschte Konsens, war überarbeitungsbedürftig.

Die Tabelle spuckte nach über 200 Spielen zwei Bundesligisten und drei Zweitligisten als Endrundenteilnehmer aus: Bayer Uerdingen, Blau-Weiß Berlin, Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf und den VfL Osnabrück, der eigens sein Trainingslager in Jugoslawien unterbrach. Gastgeber Eintracht Frankfurt, damals wie heute Bundesligist, war auch qualifiziert. Die Teams kamen in zwei Dreier-Gruppen, Weltmeister Jürgen Grabowski zog die Lose. Drei Bundesliga-Schiedsrichter waren im Einsatz: Dieter Pauly, Karl-Heinz Tritschler und Wolf-Günter Wiesel. Als Stadionsprecher wurde die Stimme des Betzenbergs, Udo Scholz (Kaiserslautern), verpflichtet. Die dritten Programme der ARD übertrugen ab den Halbfinals am Samstag, 30. Januar, live. Die Preisgelder reichten von 5000 DM für den Fünften bis 40.000 DM für den Sieger, der Letzte sollte nur etwas bekommen, wenn das Masters Gewinne abwerfen würde.

Spaß war Trumpf

Das tat es, aber weniger wegen der Zuschauerzahlen. An beiden Tagen fanden sich nur 4500 Menschen in der Frankfurter Festhalle ein, in der es 7850 Plätze gab. Es mag auch an den Eintrittspreisen gelegen haben, die bis zu 80 DM betrugen. Aber eben auch daran, dass die "Großen" mit Ausnahme des kommenden Meisters Werder Bremen fehlten. Am Niveau lag es nicht. Der kicker bilanzierte: "Die Aktiven haben verstanden, dass vor allem der Showcharakter und der Spaß am Spiel im Vordergrund stehen müssen und damit dem Spiel in der Halle endgültig zum Durchbruch verholfen." Es gab weder Verletzte, noch Zeitstrafen oder gar Platzverweise – Spaß war Trumpf, obwohl es durchaus anstrengend war bei für die Halle ungewöhnlich langer Spielzeit (30 Minuten).

In Gruppe 1 setzten sich die Eintracht (4:0 Punkte) und Fortuna Düsseldorf (2:2) durch, Blau-Weiß 90 (0:4) schied aus. In Gruppe 2 entschied das Torverhältnis zugunsten von Bayer Uerdingen, aber auch der VfL Osnabrück (beide 3:1) kam weiter. Werder Bremen enttäuschte, obwohl Otto Rehhagels Team den Ruf als "beste deutsche Hallenmannschaft" unbedingt verteidigen wollte. Sie wurden jedoch Opfer ihrer Spielfreude. "Wir hätten uns hinten reinstellen sollen wie die anderen Mannschaften auch", sagte Uli Borowka: Aber das ging gegen Rehhagels Ehre: "Wir wollen nicht auch noch in der Halle anfangen zu taktieren." Was zu deftigen Pleiten (2:7 gegen Uerdingen, 3:6 gegen Osnabrück) führte.

Elf verschiedene Sieger in 14 Austragungen

Am nächsten Tag ging es im K.o.-Modus weiter. Schon das erste Halbfinale zwischen der Eintracht und Osnabrück wurde zum Krimi (7:6 n.V.). Uerdingen und Düsseldorf mussten gar ins Acht-Meter-Schießen, das die Krefelder dank zweier Paraden von Torwart Manfred Kubik ebenfalls 7:6 gewannen. Werder durfte sich anschließend wenigstens über einen Torrekord und Platz fünf freuen (9:6 gegen BW 90), Norbert Meiers vier Tore waren Turnierrekord. Fortuna fegte Osnabrück im Spiel um Platz 3 mit 8:2 vom Parkett und sackte 20.000 DM ein.

Dann folgte das Finale der Bundesligisten. Bayer Uerdingen legte einen Blitzstart hin und führte nach vier Minuten 2:0, aber nach elf Minuten führte die Eintracht plötzlich 3:2 – zur Freude der meisten Zuschauer. Dass sie den Ruf einer launischen Diva genießt, demonstrierte sie aber auch bei dieser Gelegenheit. In der härtesten Partie des Masters gab es eine erneute Wende: Robert Prytz, Holger Fach und Marcel Witeczek schossen Bayer zum ersten offiziellen deutschen Hallenmeister. Trainer Rolf Schafstall war stolz: "Die Mannschaft hat mir bewiesen, dass sie miteinander spielen und kämpfen will. Das ist für einen Trainer ein beruhigendes Gefühl. Wir haben guten Sport gesehen. Auf jeden Fall soll dieses Endturnier weiter bestehen." Die Frankfurter trösteten sich mit zwei Auszeichnungen für ihre Spieler Lajos Detari (bester Spieler) und Wlodzimierz Smolarek (bester Torschütze).

Das Masters ging noch durch einige Höhen und Tiefen, wurde insgesamt 14-mal ausgetragen, hatte elf verschiedene Sieger, aber nur einen mehrfachen (Borussia Dortmund viermal) und wurde 2001 eingestellt. Letzter Sieger war – in Dortmund – die Spielvereinigung Unterhaching. Dann war der Spaß vorbei, denn der Winter war kein Winter mehr und die Pause nie mehr so lang wie noch vor 30 Jahren.

###more###