1977: Erster Europacuptriumph des HSV

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

8. Mai

Vor 90 Jahren wird das Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Für die drei West-Vertreter ist schon Endstation. Fortuna Düsseldorf unterliegt dem HSV vor 12.000 Zuschauern im Rhein-Stadion mit 1:4, Schalke 04 scheitert vor 30.000 Fans in Dortmund an 1860 München (1:3), für das Karl Faubel alle Tore erzielt, und West-Meister Duisburger Sp.V. unter dramatischen Umständen am Berliner Vizemeister Kickers 1900 Berlin-Schöneberg. Vieles ist merkwürdig an der Partie im Berliner Poststadion, deren Ende der kicker-Reporter Dr. M. Schröder, wie er gleich einleitend gesteht, "nicht abgewartet" habe. Er sei "bei Beginn der letzten bitteren halben Stunde unter grünen Bäumen durch die stille Lehrter Straße" gegangen.

Den Grund verschweigt er, aber das korrekte Ergebnis bekommt er mit. Duisburg führt nach 53 Minuten bereits 3:0, dann gibt es eine Elfmeter-Orgie sondergleichen. Dreimal zeigt Schiedsrichter Gerlach auf den Punkt, immer für die Kickers, immer schießt Kapitän Zerbe, aber einmal trifft er nicht. So fällt der Ausgleich auf "normale" Weise. Verlängerung! Duisburg geht 4:3 in Führung, dann gibt es wieder einen Pfiff: "Zerbe war das Elfmeterschießen allmählich gewohnt geworden und einmal mehr sah sich der ausgezeichnete Preißler von der Elfmetermarke aus geschlagen", schreibt der pflichtvergessene Reporter. Schließlich fällt in der damals üblichen zweiten Verlängerung das 5:4 durch Hoffmann, danach wird sofort abgepfiffen. Die Frühform des Golden Goal beendet das Drama nach 146 Minuten.

Deutlich nervenschonender verlaufen die anderen Spiele: Der VfB Leipzig schlägt Breslau 06 mit 3:0, der 1. FC Nürnberg fegt Sachsen-Meister BC Chemnitz 5:1 vom Ronhof (Spiel ist in Fürth) und freut sich über die Schusskraft seines Talents Josef Schmitt, dem drei Tore gelingen. Holstein Kiel hat leichtes Heim-Spiel gegen Titania Stettin und triumphiert 9:1, Fürth schaltet die zweite Breslauer Mannschaft, die Sportfreunde, auswärts aus (3:1). Nur Hertha BSC macht es spannend. Schon zur Pause sind die Treffer beim VfB Königsberg gefallen. Hanne Sobeck sorgt für das entscheidende 2:1.

Vor 80 Jahren ist die englische Profimannschaft von Manchester City auf Deutschland-Tournee. Zweimal trifft sie auf die Nationalmannschaft. Dem 0:0 von Duisburg am 6. Mai folgt nun in Wuppertal ein 1:1. Das deutsche Tor erzielt Bayern Münchens Verteidiger Siggi Haringer per Freistoß. "Wir wollen einmal ganz ehrlich sein: Von dieser deutschen Mannschaft hatten wir kein 1:1 erwartet, noch viel weniger aber ein so prachtvolles und in der Gesamtwirkung überzeugendes Spiel", lobt der Fußball die Herberger-Elf, die so nie zusammen gespielt hat. Da es sich nicht um ein Länderspiel handelt, kann der Reichstrainer munter experimentieren.

Vor 30 Jahren finden drei Freitagsspiele in der Bundesliga statt. Die Gastgeber gewinnen sie ohne Gegentor. Der HSV putzt Schalke mit 4:0 und festigt Platz zwei, begrüßt trotzdem nur 15.000 Zuschauer. Werder Bremen fertigt Abstiegskandidat FC Homburg 6:0 ab, Rudi Völler trotzt den Pfiffen wegen seines möglichen Wechsels nach Rom und schießt zwei Tore. Der 1. FC Köln entscheidet das rheinische Derby gegen Fortuna Düsseldorf (1:0) für sich, ausgerechnet Ex-Fortune Klaus Allofs schießt seinen alten Klub ab. Die Fortunen verlangen vergeblich zwei Elfmeter von Schiedsrichter Zimmermann aus Kiel. "Immer wenn wir protestiert haben, hat er uns nur frech angegrinst", berichtet Michael Blättel den Reportern.

9. Mai

Vor 80 Jahren macht Schalke 04 in der Meisterendrunde buchstäblich Ernst. Beim 12:0-Schützenfest gegen Pommern-Meister Viktoria Stolp in Bochum tragen zehn Torschützen den Vornamen Ernst: Kalwitzki (4), Kuzorra, Poertgen (je 3). Fritz Szepan und Adolf Urban machen das Dutzend voll. Dadurch sind die Knappen wegen der uneinholbaren Tordifferenz für das Halbfinale qualifiziert, Werder Bremen nutzt das 5:2 gegen Hertha BSC nichts mehr. Für den vierfachen Torschützen Karl Mayer ist es dennoch ein bedeutsames Spiel.

In Gruppe C gewinnt der VfB Stuttgart das Spitzenspiel gegen Wormatia Worms vor 18.000 Zuschauern am Frankfurter Riederwald 1:0 (Tor: Werner Pröfrock). Hier wenigstens fällt die Entscheidung am letzten Spieltag. In Gruppe D ist alles klar: Primus 1. FC Nürnberg kann sich gegen Fortuna Düsseldorf ein 0:0 leisten. Für das 1:0 von Waldhof Mannheim über den VfR Köln interessieren sich nur noch 4000 Getreue. Weiter ist auch der HSV, der in Gruppe A schon drei Tage zuvor in Beuthen 4:1 gewinnt. Einmal mehr werden die teils gravierenden Leistungsunterschiede in den Gauligen deutlich. Von den ausstehenden acht Vorrundenspielen 1937 haben nur noch zwei Bedeutung.

Vor 30 Jahren findet der 28. Bundesliga-Spieltag statt. Der Tabellenletzte Blau-Weiß Berlin spielt erstmals in seiner Historie im Münchner Olympiastadion und kassiert eine beachtliche 0:2-Niederlage bei Meister Bayern. Manager Uli Hoeneß verscherbelt Eintrittskarten für 5 D-Mark, so dass die Ränge nur halbleer sind (31.000). Das Ambiente motiviert Bayern dennoch nicht, erst nach 57 Minuten setzt der erwartete Torreigen ein (Roland Wohlfarth), nach 61 Minuten (Norbert Eder) ist er schon wieder zu Ende. Eder schiebt es auf den Papst, dessen Audienz in der Vorwoche Spuren im Rasen des Olympiastadions hinterlassen hat.

Im spannenden Rennen um die UEFA-Cup-Plätze – den Dritten und den Neunten trennen nur zwei Punkte – macht Kaiserslautern durch ein 3:0 über den VfB Stuttgart Boden gut, Wolfram Wuttke dirigiert, trifft einmal und wird euphorisch: "Franz Beckenbauer soll sich einmal überlegen, wie er mich in der nächsten Zeit verwenden kann."

Vor 25 Jahren erlebt die Bundesliga ein Novum. Nach dem vorletzten Spieltag steht ein punktgleiches Trio an der Spitze. Eintracht Frankfurt (+36), den VfB Stuttgart (+29) und Borussia Dortmund (+18) trennt nur die Tordifferenz. Tabellenführer Frankfurt verschenkt zuhause gegen Werder Bremen (2:2) den Sieg, Möllers Führung hält bis zur 77. Minute, dann schießen die Gäste durch Wynton Rufer und Klaus Allofs zwei Tore in 120 Sekunden. Tony Yeboah rettet noch einen Punkt (82.), aber gegen von den Europacup-Feiern geschwächte Bremer ist das zu wenig. "Wir sind so blöd, so etwas darf nicht passieren", schimpft Andy Möller. Werder-Coach Otto Rehhagel besänftigt derweil: "Wenn die Eintracht Meister wird, wäre das ein Triumph für den Fußball."

Der VfB Stuttgart scheint es jedenfalls nicht verdient zu haben, bringt er doch nur ein 1:1 gegen Abstiegskandidat Wattenscheid zustande. Matthias Sammer trifft in seinem letzten Heimspiel im Neckar-Stadion, danach grollt er: "Wir haben Senf gespielt." So wird Borussia Dortmund zum Sieger des Tages: Das 3:1 gegen Bayer Leverkusen eröffnet noch mal alle Chancen. Kapitän Michael Zorc: "Jetzt ist für uns wieder alles drin." Das gilt auch für vier Klubs, die noch drei Absteiger ausspielen müssen. Pikant ist, dass Hansa Rostock (0:1 beim HSV) und der MSV Duisburg (2:4 bei den Bayern) auf zwei Titelkandidaten treffen werden. Der letzte Spieltag der längsten Bundesliga-Saison verspricht allergrößte Dramatik. Der kicker titelt: "Hitchcock macht den Meister".

Vor 20 Jahren gibt es ein Kuriosum im Freitagsspiel zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Köln (3:2). Werder-Stürmer Arie van Lent bringt zunächst mit einem Eigentor den Gegner per Kopf in Führung, schießt dann aber drei Tore für sein Team. Das erlösende 3:2 fällt in der 89. Minute. "Es hätte ein rabenschwarzer Tag für mich werden können", sagt der vierfache Torschütze, der in aufgeräumter Stimmung sein Eigentor als "wunderschön" bezeichnet. Van Lents Kunststück ist umso bedeutsamer, da er nur als Vertragsamateur im Bremer Kader steht. Im zweiten Freitagsspiel nähert sich Hansa Rostock durch ein 1:0 bei Aufsteiger MSV Duisburg dem Klassenverbleib. Trainer Frank Pagelsdorf befriedigt nur das Ergebnis: "Es war eines unserer schlechteren Spiele, immerhin war's das erste schlechte, das wir auch gewonnen haben."



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

8. Mai

Vor 90 Jahren wird das Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Für die drei West-Vertreter ist schon Endstation. Fortuna Düsseldorf unterliegt dem HSV vor 12.000 Zuschauern im Rhein-Stadion mit 1:4, Schalke 04 scheitert vor 30.000 Fans in Dortmund an 1860 München (1:3), für das Karl Faubel alle Tore erzielt, und West-Meister Duisburger Sp.V. unter dramatischen Umständen am Berliner Vizemeister Kickers 1900 Berlin-Schöneberg. Vieles ist merkwürdig an der Partie im Berliner Poststadion, deren Ende der kicker-Reporter Dr. M. Schröder, wie er gleich einleitend gesteht, "nicht abgewartet" habe. Er sei "bei Beginn der letzten bitteren halben Stunde unter grünen Bäumen durch die stille Lehrter Straße" gegangen.

Den Grund verschweigt er, aber das korrekte Ergebnis bekommt er mit. Duisburg führt nach 53 Minuten bereits 3:0, dann gibt es eine Elfmeter-Orgie sondergleichen. Dreimal zeigt Schiedsrichter Gerlach auf den Punkt, immer für die Kickers, immer schießt Kapitän Zerbe, aber einmal trifft er nicht. So fällt der Ausgleich auf "normale" Weise. Verlängerung! Duisburg geht 4:3 in Führung, dann gibt es wieder einen Pfiff: "Zerbe war das Elfmeterschießen allmählich gewohnt geworden und einmal mehr sah sich der ausgezeichnete Preißler von der Elfmetermarke aus geschlagen", schreibt der pflichtvergessene Reporter. Schließlich fällt in der damals üblichen zweiten Verlängerung das 5:4 durch Hoffmann, danach wird sofort abgepfiffen. Die Frühform des Golden Goal beendet das Drama nach 146 Minuten.

Deutlich nervenschonender verlaufen die anderen Spiele: Der VfB Leipzig schlägt Breslau 06 mit 3:0, der 1. FC Nürnberg fegt Sachsen-Meister BC Chemnitz 5:1 vom Ronhof (Spiel ist in Fürth) und freut sich über die Schusskraft seines Talents Josef Schmitt, dem drei Tore gelingen. Holstein Kiel hat leichtes Heim-Spiel gegen Titania Stettin und triumphiert 9:1, Fürth schaltet die zweite Breslauer Mannschaft, die Sportfreunde, auswärts aus (3:1). Nur Hertha BSC macht es spannend. Schon zur Pause sind die Treffer beim VfB Königsberg gefallen. Hanne Sobeck sorgt für das entscheidende 2:1.

Vor 80 Jahren ist die englische Profimannschaft von Manchester City auf Deutschland-Tournee. Zweimal trifft sie auf die Nationalmannschaft. Dem 0:0 von Duisburg am 6. Mai folgt nun in Wuppertal ein 1:1. Das deutsche Tor erzielt Bayern Münchens Verteidiger Siggi Haringer per Freistoß. "Wir wollen einmal ganz ehrlich sein: Von dieser deutschen Mannschaft hatten wir kein 1:1 erwartet, noch viel weniger aber ein so prachtvolles und in der Gesamtwirkung überzeugendes Spiel", lobt der Fußball die Herberger-Elf, die so nie zusammen gespielt hat. Da es sich nicht um ein Länderspiel handelt, kann der Reichstrainer munter experimentieren.

Vor 30 Jahren finden drei Freitagsspiele in der Bundesliga statt. Die Gastgeber gewinnen sie ohne Gegentor. Der HSV putzt Schalke mit 4:0 und festigt Platz zwei, begrüßt trotzdem nur 15.000 Zuschauer. Werder Bremen fertigt Abstiegskandidat FC Homburg 6:0 ab, Rudi Völler trotzt den Pfiffen wegen seines möglichen Wechsels nach Rom und schießt zwei Tore. Der 1. FC Köln entscheidet das rheinische Derby gegen Fortuna Düsseldorf (1:0) für sich, ausgerechnet Ex-Fortune Klaus Allofs schießt seinen alten Klub ab. Die Fortunen verlangen vergeblich zwei Elfmeter von Schiedsrichter Zimmermann aus Kiel. "Immer wenn wir protestiert haben, hat er uns nur frech angegrinst", berichtet Michael Blättel den Reportern.

9. Mai

Vor 80 Jahren macht Schalke 04 in der Meisterendrunde buchstäblich Ernst. Beim 12:0-Schützenfest gegen Pommern-Meister Viktoria Stolp in Bochum tragen zehn Torschützen den Vornamen Ernst: Kalwitzki (4), Kuzorra, Poertgen (je 3). Fritz Szepan und Adolf Urban machen das Dutzend voll. Dadurch sind die Knappen wegen der uneinholbaren Tordifferenz für das Halbfinale qualifiziert, Werder Bremen nutzt das 5:2 gegen Hertha BSC nichts mehr. Für den vierfachen Torschützen Karl Mayer ist es dennoch ein bedeutsames Spiel.

In Gruppe C gewinnt der VfB Stuttgart das Spitzenspiel gegen Wormatia Worms vor 18.000 Zuschauern am Frankfurter Riederwald 1:0 (Tor: Werner Pröfrock). Hier wenigstens fällt die Entscheidung am letzten Spieltag. In Gruppe D ist alles klar: Primus 1. FC Nürnberg kann sich gegen Fortuna Düsseldorf ein 0:0 leisten. Für das 1:0 von Waldhof Mannheim über den VfR Köln interessieren sich nur noch 4000 Getreue. Weiter ist auch der HSV, der in Gruppe A schon drei Tage zuvor in Beuthen 4:1 gewinnt. Einmal mehr werden die teils gravierenden Leistungsunterschiede in den Gauligen deutlich. Von den ausstehenden acht Vorrundenspielen 1937 haben nur noch zwei Bedeutung.

Vor 30 Jahren findet der 28. Bundesliga-Spieltag statt. Der Tabellenletzte Blau-Weiß Berlin spielt erstmals in seiner Historie im Münchner Olympiastadion und kassiert eine beachtliche 0:2-Niederlage bei Meister Bayern. Manager Uli Hoeneß verscherbelt Eintrittskarten für 5 D-Mark, so dass die Ränge nur halbleer sind (31.000). Das Ambiente motiviert Bayern dennoch nicht, erst nach 57 Minuten setzt der erwartete Torreigen ein (Roland Wohlfarth), nach 61 Minuten (Norbert Eder) ist er schon wieder zu Ende. Eder schiebt es auf den Papst, dessen Audienz in der Vorwoche Spuren im Rasen des Olympiastadions hinterlassen hat.

Im spannenden Rennen um die UEFA-Cup-Plätze – den Dritten und den Neunten trennen nur zwei Punkte – macht Kaiserslautern durch ein 3:0 über den VfB Stuttgart Boden gut, Wolfram Wuttke dirigiert, trifft einmal und wird euphorisch: "Franz Beckenbauer soll sich einmal überlegen, wie er mich in der nächsten Zeit verwenden kann."

Vor 25 Jahren erlebt die Bundesliga ein Novum. Nach dem vorletzten Spieltag steht ein punktgleiches Trio an der Spitze. Eintracht Frankfurt (+36), den VfB Stuttgart (+29) und Borussia Dortmund (+18) trennt nur die Tordifferenz. Tabellenführer Frankfurt verschenkt zuhause gegen Werder Bremen (2:2) den Sieg, Möllers Führung hält bis zur 77. Minute, dann schießen die Gäste durch Wynton Rufer und Klaus Allofs zwei Tore in 120 Sekunden. Tony Yeboah rettet noch einen Punkt (82.), aber gegen von den Europacup-Feiern geschwächte Bremer ist das zu wenig. "Wir sind so blöd, so etwas darf nicht passieren", schimpft Andy Möller. Werder-Coach Otto Rehhagel besänftigt derweil: "Wenn die Eintracht Meister wird, wäre das ein Triumph für den Fußball."

Der VfB Stuttgart scheint es jedenfalls nicht verdient zu haben, bringt er doch nur ein 1:1 gegen Abstiegskandidat Wattenscheid zustande. Matthias Sammer trifft in seinem letzten Heimspiel im Neckar-Stadion, danach grollt er: "Wir haben Senf gespielt." So wird Borussia Dortmund zum Sieger des Tages: Das 3:1 gegen Bayer Leverkusen eröffnet noch mal alle Chancen. Kapitän Michael Zorc: "Jetzt ist für uns wieder alles drin." Das gilt auch für vier Klubs, die noch drei Absteiger ausspielen müssen. Pikant ist, dass Hansa Rostock (0:1 beim HSV) und der MSV Duisburg (2:4 bei den Bayern) auf zwei Titelkandidaten treffen werden. Der letzte Spieltag der längsten Bundesliga-Saison verspricht allergrößte Dramatik. Der kicker titelt: "Hitchcock macht den Meister".

Vor 20 Jahren gibt es ein Kuriosum im Freitagsspiel zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Köln (3:2). Werder-Stürmer Arie van Lent bringt zunächst mit einem Eigentor den Gegner per Kopf in Führung, schießt dann aber drei Tore für sein Team. Das erlösende 3:2 fällt in der 89. Minute. "Es hätte ein rabenschwarzer Tag für mich werden können", sagt der vierfache Torschütze, der in aufgeräumter Stimmung sein Eigentor als "wunderschön" bezeichnet. Van Lents Kunststück ist umso bedeutsamer, da er nur als Vertragsamateur im Bremer Kader steht. Im zweiten Freitagsspiel nähert sich Hansa Rostock durch ein 1:0 bei Aufsteiger MSV Duisburg dem Klassenverbleib. Trainer Frank Pagelsdorf befriedigt nur das Ergebnis: "Es war eines unserer schlechteren Spiele, immerhin war's das erste schlechte, das wir auch gewonnen haben."

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10. Mai

Vor 75 Jahren beginnt die Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft. 18.000 Zuschauer wollen in Düdelingen (Luxemburg), das im Kriegsjahr 1942 zum Reich gehört, Schalke 04 sehen. Die Nationalspieler Fritz Szepan und Adolf Urban verhindern mit ihren Toren zum 2:0-Endstand ein königsblaues Wunder. Die Walter-Brüder führen Kaiserslautern zum 7:1 über Waldhof Mannheim (dreimal trifft Fritz, Ottmar zweimal). Ebenfalls weiter in Duellen von Teams, die es zumeist nur in jenen Kriegstagen gab: Dessau 05 (2:0 bei Borussia Fulda), VfB Königsberg ("erst nach hartem Widerstand" 7:1 bei Heeresunteroffiziersschule Marienwerder), Planitzer FC (5:2 gegen Luftwaffe Boelcke Krakau), Vienna Wien (1:0 bei LSV Olmütz), Blau-Weiß Berlin (3:1 gegen LSV Pütnitz) und SS Straßburg (2:0 gegen Stuttgarter Kickers). Hamborn 07 und Werder Bremen (1:1 nach Verlängerung) müssen in die Wiederholungsrunde. In Berlin und Hamburg kommen die meisten Zuschauer – je 20.000.

Vor 20 Jahren wird der 31. Bundesliga-Spieltag fortgesetzt, der eine der berühmtesten Szenen des deutschen Fußballs hervorbringt. Bayerns Nationalstürmer Jürgen Klinsmann tritt aus Wut über seine Auswechslung gegen Absteiger SC Freiburg in der 80. Minute ein Loch in eine mannshohe Werbetonne eines japanischen Batterienherstellers. Klinsmann entschuldigt sich kurz nach Abpfiff bei Trainer Giovanni Trapattoni, sieht sich aber darin bestätigt, dass sein Abschied aus München kein Fehler ist. Es ist bereits die zwölfte Auswechslung der Saison für den DFB-Kapitän, der fragt: "Was wäre passiert, wenn sie das früher mit einem Rummenigge oder Hoeneß gemacht hätten." Im Rückblick kann Klinsmann über die Szene lachen, auch bei seinem Abschiedsspiel tritt er 1999 wieder in eine Werbetonne.

Schlimmer als der Ausraster ist das Ergebnis. Gegen Freiburg kommen die Bayern nur zu einem 0:0. Immerhin verliert Verfolger VfB Stuttgart am gleichen Tag in Bochum 1:2. Auch hier schlagen die Emotionen hoch. Bochum dreht durch zwei Joker-Tore von Kai Michalke und Peter Peschel die Partie, was an den Nerven der Schwaben zehrt. Als Michalke nach seinem Tor den Ball nicht hergeben und offenkundig auf Zeit spielen will, schubst Torwart Franz Wohlfahrt ihn um. Und das gleich zweimal. Schiedsrichter Malbranc aber stellt Marco Haber vom Platz, der zwar im Getümmel steckt, Michalke aber nicht zu Fall gebracht hat. Auch der Sturz erregt den VfB. Wohlfahrt sagt: "Der ist gefallen wie im Burgtheater, von so einem Schubser kippt kein Mensch um." Thomas Berthold wird in seiner Wut gegen Assistent Hauer tätlich und muss vors Sportgericht, das ihn am 15. Mai für drei Wochen sperren wird.

Aufsteiger VfL Bochum ist fast schon im UEFA-Cup, nur der Sieg der Münchner Löwen in Bielefeld (2:3) nährt noch Zweifel. Alle Löwen-Tore schießt Olaf Bodden, dem ein Jahr lang überhaupt kein Tor gelungen war. Acht Monate hat er wegen einer tückischen Krankheit, dem Pfeifferschen Drüsenfieber, pausieren müssen. Nun träumt er von Europa und mit ihm der ganze Klub. Der FC St. Pauli dagegen hat ausgeträumt, nach dem 1:3 gegen Mönchengladbach geht es wieder in die 2. Liga. Theoretisch bestehen noch minimale Chancen, aber dies sehen nur noch Phantasten. "Das war der Abstieg, wir sind raus", sagt Verteidiger Holger Stanislawski. Zum Totengräber wird Borussias Stürmer Martin Dahlin mit zwei Toren in der letzten Viertelstunde, trotz diskreter Leistung. "Man hat ihn vorher gar nicht gesehen", wundert sich Kapitän Stefan Effenberg. Zwei Absteiger sind ermittelt, Fortuna Düsseldorf wehrt sich noch. Mit einem überraschenden 1:0 kommt die Fortuna von UEFA-Cup-Finalist Schalke zurück. Igor Dobrowolski schießt das Tor des Tages, dann fliegt er vom Platz. "Wir haben gezeigt, dass wir noch nicht tot sind", frohlockt Libero Holger Fach.

Vor zehn Jahren erheitert Weltmeister Klaus Augenthaler die Fußballwelt. Genervt über die Berichterstattung und Spekulationen über seine Zukunft als Trainer des VfL Wolfsburg stellt er die Fragen auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel einfach selbst: "Es gibt vier Fragen. Die Fragen stelle ich selbst und die Antworten gebe ich auch." Der Spuk dauert 42 Sekunden und hinterlässt ratlose Journalisten und Irritationen in der Vereinsführung.

Am gleichen Tag gewinnt die Nationalmannschaft der Frauen ihr EM-Qualifikationsspiel in Haverfordwest gegen Wales mit 6:0. Birgit Prinz schießt drei Tore, Kerstin Stegemann, Kerstin Garefrekes und Martina Müller besorgen den Rest.

Die U 17-Auswahl der Männer erreicht durch ein 3:2 gegen die Niederlande die WM in Seoul. Richard Sukuta-Pasu wird zur Pause beim Stand von 1:2 in Visé (Belgien) eingewechselt und dreht die Partie um Platz 5 bei der EM in Belgien mit zwei Toren. Platz fünf berechtigt zur WM-Teilnahme.

11. Mai

Vor 70 Jahren wird der 29. Spieltag der Oberliga Süd ausgetragen. In den zehn Partien fallen 30 Tore. Tabellenführer 1. FC Nürnberg hält sich bei Abstiegskandidat Phönix Karlsruhe noch zurück (2:0), verteidigt aber seinen Sieben-Punkte-Vorsprung auf 1860 München. Womit nicht unbedingt zu rechnen war, aber die Löwen sind die ersten, die nach dem Krieg auf dem Bieberer Berg in Offenbach gewinnen (1:0). Das Tor des Tages erzielt Otto Thanner. Die meisten Tore fallen bei der größten Überraschung: Bayern München verliert zuhause nach 3:1-Führung noch 3:4 gegen den Karlsruher FV, der die Abstiegsränge verlässt. Der größte Andrang herrscht beim Mannheimer Derby zwischen VfL Neckarau und dem SV Waldhof, das der favorisierte Gast 3:0 gewinnt. Zwei Tore schießt Ludwig Siffling, Cousin des da schon verstorbenen Mittelstürmers der Breslau-Elf, Otto Siffling.

Werder Bremen wird am gleichen Tag durch ein 4:3 über den VfL Osnabrück Nord-Niedersachsen-Meister, zur Freude der 25.000 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion. Eintracht Braunschweig triumphiert in der Süd-Staffel dank eines 5:3 gegen Arminia Hannover.

Vor 40 Jahren gewinnt der Hamburger SV erstmals einen Europapokal. Im Olympiastadion von Amsterdam entscheidet er das von 58.000 Menschen besuchte Finale im Pokalsieger-Cup gegen den RSC Anderlecht mit 2:0 für sich. Die Tore in der gutklassigen Partie fallen spät. Als RSC-Profi Ludo Coeck ein Solo von Arno Steffenhagen erst im Fünf-Meter-Raum mit unfairen Mitteln stoppt, gibt es Elfmeter. Hans-Georg Volkert behält die Nerven (82.). Nach einem Konter erhöht Felix Magath auf 2:0 (90.). Spielentscheidend ist auch die starke Leistung von Manfred Kaltz, der den holländischen Vize-Weltmeister Rob Rensenbrink weitgehend ausschaltet. Trainer Kuno Klötzer sagt: "Wir haben heute ein großes Spiel gesehen." Bundestrainer Helmut Schön lobt den Sieger: "Der Hamburger SV hat großartig gespielt und vollauf verdient den Europapokal gewonnen." Die Elf des Siegers: Kargus – Kaltz, Ripp, Nogly, Hidien – Memering, Magath, Steffenhagen – Keller, Reimann, Volkert.

Vor 30 Jahren gibt Nationalspieler Klaus Allofs seinen Wechsel vom 1. FC Köln zu Olympique Marseille bekannt. Der 30-Jährige erhält einen Vier-Jahres-Vertrag. Teamchef Franz Beckenbauer sagt: "Er bleibt mein Kapitän."

Am gleichen Tag trennt sich Bundesligist FC Homburg von Trainer Udo Klug, unter dem die Saarländer nur vier Spiele gewonnen haben. Vorläufig leitet Stürmer Walter Kelsch das Training, ehe FCH-Kult-Trainer Uwe Klimaschefski kommen wird. Noch behindern "Klima" die Nachwehen seiner Operation, er hat sich die O-Beine begradigen lassen. Und mit Gipsbeinen will er nicht in den Abstiegskampf einsteigen.

Vor 20 Jahren feiert Bayer Leverkusen in der Bundesliga ein Schützenfest gegen den HSV. Ulf Kirsten trifft dreimal beim 5:0, Bayer kommt auf einen Punkt auf Tabellenführer Bayern München heran, während der HSV das Abstiegsgespenst auf Platz 14 vor Augen hat. Kirsten setzt sich mit 19 Treffern an die Spitze der Torjägerliste.

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12. Mai

Vor 60 Jahren fallen in den Oberligen weitere Entscheidungen. Am vorletzten Spieltag im Süden sichert sich Kickers Offenbach den zweiten Endrundenplatz. Dank der 0:2-Niederlage von Verfolger Karlsruher SC in Fürth und des eigenen 1:0-Sieges gegen Meister 1. FC Nürnberg, gegen den man ins Frankfurter Waldstadion ausweicht. 60.000 Zuschauer sehen nur ein Tor von Ulrich Muhl (50.), "aber kein großes Spiel" (kicker). Die beiden Absteiger werden erst am letzten Spieltag ermittelt, wobei die Chancen des Freiburger FC und der zum fünften Mal in Folge geschlagenen Stuttgarter Kickers (2:3 gegen FC Bayern) am geringsten sind, müssten beide doch auswärts gewinnen und auf einen Ausrutscher von Schwaben Augsburg (4:2 gegen FSV Frankfurt) hoffen.

Im Norden ist die Saison beendet. Holstein Kiel bekommt den zweiten Endrundenplatz hinter Meister HSV dank eines 3:2 in Altona, Hannover 96 enttäuscht beim 1:1 gegen Concordia Hamburg. Der VfL Wolfsburg rettet sich (1:0 gegen Werder Bremen), Arminia Hannover begleitet den Heider SV in die 2. Liga Nord. Im Westen ist außer Mönchengladbachs Abstieg nichts entschieden. Nicht mal Dortmunds Meisterschaft, da der BVB in Wuppertal vor 35.000 Zuschauern nur 0:0 spielt. Die Endrunde aber ist dem Deutschen Meister schon sicher, um Platz zwei balgen sich der Duisburger Sp.V. (1:0 gegen SW Essen) und der 1. FC Köln, der beim 5:0 gegen Preußen Münster seinen Torquotienten gewaltig aufbessert. Dreimal schlägt Weltmeister Hans Schäfer zu. Bei Schalkes letztem Saison-Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (2:1) schafft Stürmer Paul Matzkowski einen besonderen Hattrick – dreimal trifft er die Latte, immerhin auch einmal ins Tor. Die Frage nach dem zweiten Absteiger entscheidet sich zwischen Sodingen (1:2 in Aachen) und SW Essen.

In die Oberliga Süd kehren an diesem Tag 1860 München und der SSV Reutlingen zurück, obwohl die 2. Liga Süd noch zwei Spieltage zu absolvieren hat.

Vor zehn Jahren gibt es am 33. Bundesliga-Spieltag einen Führungswechsel. Schalke 04, seit dem 20. Spieltag Erster, verliert ausgerechnet bei Revier-Rivale Borussia Dortmund mit 0:2 und geht als Zweiter mit einem Punkt Rückstand auf den VfB Stuttgart ins letzte Spiel. Die hoch motivierten Dortmunder verdienen sich den Sieg durch Tore von Alexander Frei und Ebi Smolarek, was der Mannschaft eine Sonderprämie von 250.000 Euro einbringt - und den Schalkern Spott. "Nur gucken, nicht anfassen", steht auf einem Transparent neben einer aufgemalten Meisterschale. Nach Abpfiff hat es umso mehr seine Berechtigung. Der Frust der Schalke-Fans entlädt sich bei einer Rauferei mit Dortmundern, es kommt zu 70 Festnahmen. Schalkes Trainer Mirko Slomka ist geknickt: "Zu diesem Spiel wäre eigentlich jedes Wort zu viel. Das habe ich auch der Mannschaft gesagt. Ich werde mir nur einzelne herauspicken und mit ihnen Klartext reden." Zum Glück für Schalke verliert auch Werder Bremen – zuhause 1:2 gegen Eintracht Frankfurt – so dass wenigstens Platz zwei bleibt nach diesem Spieltag. Für den VfB Stuttgart ist er wie gemalt, in Bochum feiert das Team von Armin Veh schon den siebten Sieg in Folge und einen Vereinsrekord. Bochum führt 2:1, da wechselt Veh Mario Gomez ein, der prompt ausgleicht. Das Siegtor gelingt Cacau. Veh sagt über seine Mannschaft vor dem Matchball gegen Energie Cottbus: "Sie steckt nie zurück, sie gibt nie auf und rennt nicht kopflos an – aber wir sind noch nicht Meister."

Mit weniger Vorbehalt sind die Entscheidungen im Abstiegskampf zu versehen. Auch Alemannia Aachen ist nach dem 2:2 im "Endspiel" gegen den VfL Wolfsburg nicht abgestiegen, doch müsste sie ebenso wie Mainz 05 (3:0 gegen Gladbach) drei Punkte und 14 Tore auf den VfL aufholen. Niemand spricht mehr von Rettung am Tivoli, wo sie sich über einen verschenkten Sieg aufregen, führt man doch bis zur 81. Minute 2:0. Dann sticht Joker Christopher Lamprecht, das 2:2 macht Mittelstürmer Diego Klimowicz (86.). Nach Abpfiff feiert VW-Chef Martin Winterkorn mit sämtlichen Aufsichtsräten in Anzug und Krawatte vor dem Gästeblock die Rettung. Nur für Trainer Klaus Augenthaler kommt sie zu spät, die Trennung vom erfolglosesten VfL-Trainer in der Bundesliga (1,06 Punkte) ist beschlossene Sache. Mainz 05 dagegen behält seinen Trainer. Jürgen Klopp schwört die Fans in Bezugnahme auf "einen rosaroten Philosophen" namens Paulchen Panther auf die Rückkehr ein: "Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder – keine Frage."

13. Mai

Vor 50 Jahren können drei Spieltage vor Schluss noch sieben Mannschaften Deutscher Meister werden. Die 0:3-Blamage von Tabellenführer Eintracht Braunschweig beim Drittletzten Karlsruher SC macht es möglich. "Der KSC war in der Bundesliga noch nie besser als im Augenblick", lobt Eintracht-Trainer Helmut Johannsen den Bezwinger seiner Mannschaft in höchsten Tönen. KSC-Stürmer Hans Cieslarczyk glückt einer von zwei Hattricks des Tages. Den zweiten schafft Duisburgs Werner Krämer beim 5:1 in Düsseldorf, womit Fortuna auf den letzten Platz stürzt. Eintracht Frankfurt freut sich auch über einen zweifachen Torschützen: Walter Bechtold sichert den 2:0-Sieg beim HSV, womit die Hessen zu den Braunschweigern nach Punkten aufschließen. Platz drei verteidigt 1860 München, das nur einen Punkt zurück liegt. Die Löwen hätten bei Schlusslicht RW Essen gewinnen und mit dem Spitzenduo gleich ziehen können, doch sind sie nach 0:2-Rückstand mit einem Punkt (2:2) mehr als zufrieden. RWE fehlen noch zwei Punkte zum rettenden Ufer, an dessen äußerstem Rand Schalke 04 nach der 0:5-Klatsche bei den Bayern steht. "Wir haben eigentlich nur unser Training vom Freitag fortgesetzt", macht Bayern-Trainer Tschik Cajkovski die Unterforderung seines Teams deutlich. Auf Platz vier schielen auch die Bayern noch nach dem Titel - ebenso Borussia Dortmund (2:1 gegen Kaiserslautern), die geschlagenen Pfälzer und Hannover 96 (2:2 gegen VfB Stuttgart). Vier Punkte trennen die ersten Sieben, sechs sind noch zu vergeben.

Vor 40 Jahren gewinnt der 1. FC Köln das Freitagsspiel der Bundesliga bei Aufsteiger Borussia Dortmund mit 2:1, sichert sich einen Platz im UEFA-Pokal und zerstört die Träume der Dortmunder, die einen solchen auch anstrebten. Bis zur 89. Minute ist er auch im Bereich des Möglichen, dann schlägt Kölns Millionen-Stürmer Roger van Gool zu. Die Borussen haben eine gute Ausrede: Weil Würmer den Rasen im Westfalenstadion zerfressen haben, muss das Spiel im Gelsenkirchener Parkstadion ausgetragen werden. Von Heimvorteil kann bei 25.000 Zuschauern kaum die Rede sein, auch wenn nie mehr Borussen-Fans im Parkstadion gewesen sein dürften. BVB-Torwart Horst Bertram Horst Bertram sagt: "Heimspiel in Schalke? Wie soll man das gewinnen?"

Am gleichen Tag gibt es in der 2. Liga Süd einen noch immer gültigen Rekord. Beim 8:0 des VfB Stuttgart gegen Jahn Regensburg schießt Ottmar Hitzfeld sechs Tore, so viel wie kein anderer Zweitliga-Spieler. Weil darunter auch das 100. Saisontor des VfB ist, freut sich der künftige Meistertrainer der Bundesliga über eine zweiwöchige Sardinien-Reise und 500 DM aus den Händen von Vereinsgönnern.

Vor 30 Jahren steht DDR-Pokalsieger Lok Leipzig im Europacup-Finale gegen Ajax Amsterdam. Vor 35.000 Zuschauern in Athen gewinnen die Niederländer verdient 1:0. Marco van Basten glückt das Tor des Tages in der 21. Minute. Die Mannschaft von Hans-Ulrich Thomale hat dagegen kaum Chancen. "Ajax wirbelte, Lok ohne Dampf", titelt der kicker. 1000 Lok-Fans unterliegen im Sänger-Wettstreit der zwölffachen Übermacht aus Amsterdam. Dennoch ist es ein Höhepunkt in der Historie von Lok Leipzig, das als drittes und letztes DDR-Team ein Europacup-Finale erreicht.

14. Mai

Vor 40 Jahren freut sich Borussia Mönchengladbach zu früh über den Titel-Hattrick. Trainer Udo Lattek lässt sich nach dem 5:1 über den Karlsruher SC schon von Fans auf Schultern tragen, da kommt die Kunde vom späten Schalker Siegtreffer in Bochum. Es ist ein kleines Fußballmärchen, das im Ruhr-Stadion geschrieben wird. Beim Stand von 1:1 wechselt Friedel Rausch den 19-jährigen Thomas Lander zu seinem ersten Bundesligaspiel ein. Der Debütant verstärkt das hochdekorierte Sturm-Trio Abramczik/Fischer/Kremers und in der 89. Minute köpft er das umjubelte Siegtor. "Wir zaubern immer neue Leute aus dem Zylinder", sagt Schalkes Co- und Jugendtrainer Uli Maslo. "Ich glaube, wir packen es jetzt doch noch!", sagt Rüdiger Abramczik mit Blick auf den letzten Spieltag, an dem Schalke gewinnen und die Borussia in München verlieren muss.

Die Bayern haben nach dem 1:2 in Frankfurt (20. Spiel in Folge ungeschlagen) den UEFA-Cup-Platz keineswegs sicher, wollen sich die Prämie von 10.000 DM pro Kopf nicht entgehen lassen und Franz Beckenbauer nicht mit einer Enttäuschung aus der Bundesliga entlassen. Schlimm genug, dass der in die USA wechselnde Kaiser wie so oft in Frankfurt verliert. Karl-Heinz Rummenigges Führungstor gleicht Bernd Nickel per Freistoß-Hammer umgehend aus, Bernd Hölzenbein entscheidet die Partie, die die Hessen in den UEFA-Cup bringt. Zwei Plätze sind noch frei.

Der dritte Absteiger wird nicht mehr gesucht, der KSC hat sich am Bökelberg sein Torverhältnis derart ruiniert, dass nur noch ein Wunder helfen kann, um Saarbrücken (3:2 in Duisburg) einzuholen. Zwei Punkte und elf Tore, ein Heimspiel vor der Brust – da feiern die Saarländer gleich nach der Rückkehr samt Trainer Manfred Krafft in einem Club die Rettung. Rot-Weiß Essen verabschiedet sich erhobenen Hauptes und gewinnt sein bis heute letztes Heimspiel in der Bundesliga gegen Fortuna Düsseldorf 5:3. Den siebten Saisonsieg sehen freilich nur noch 2260 Unentwegte. Mittelstürmer Horst Hrubesch trifft dreimal und stockt sein Torkonto 1976/1977 auf 20 auf.

Der frisch gekürte Europapokalsieger HSV verliert bei Hertha BSC unglücklich 1:2. Beim Stand von 1:1 scheitert Manfred Kaltz mit einem Foulelfmeter an Norbert Nigbur, fünf Minuten später trifft Karl-Heinz Granitza, ebenfalls nach einem Elfmeter. Für Nigbur ist es eine kleine Genugtuung, hatte ihn Trainer Georg Kessler in der Vorwoche noch wegen Verhandlungen mit dem 1. FC Köln (Gegner im Pokalfinale) auf die Bank verbannt. Nach diesem Spiel beendet Kessler auch die Debatte, ob Nigbur im Finale überhaupt spielen dürfe. Er darf!

In der 2. Liga Süd wird die Aufstiegsentscheidung auf den letzten Spieltag verschoben. 1860 München bleibt Tabellenführer VfB Stuttgart nach einem 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg auf den Fersen. 42.000 Fans sehen im Olympiastadion erst nach der Pause Tore.

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