1000 Länderspiele: Joker, die Titel brachten

Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am 12. Juni (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de in einer Serie auf die reiche Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: Jokergeschichten - die Männer von der Bank.

Nach dem Willen der Gründerväter sollte Fußball ein Spiel für elf Männer sein, was gern als eines für elf Freunde verklärt wurde. Auswechslungen waren unerwünscht und wurden nur im Verletzungsfalle gestattet, wobei vorher ausgehandelt werden musste, wie oft und zu welchem Zeitpunkt. Ersatzspieler reisten nur für den Notfall mit, falls sich über Nacht jemand erkältete oder beim Warmmachen noch etwas passierte. So gab es in der Pionierzeit bis Ende des Ersten Weltkriegs in 30 Länderspielen nur eine Auswechslung.

Beim in jeder Hinsicht denkwürdigen Heimspiel an Pfingsten 1910 hatte Deutschland in Duisburg sein Team bereits mit drei Zuschauern aufgefüllt, um gegen Belgien (0:3) überhaupt spielen zu können. Als sich dann noch der spätere DFB-Präsident Peco Bauwens verletzte, gestatteten die Belgier nach 55 Minuten den Einsatz von Andreas Breynck, der für Preußen Duisburg kickte und zufällig anwesend war.

Regelwirrwarr bis 1966

Als bei Olympia 1912 der deutsche Torhüter Albert Weber aber gegen Österreich eine Gehirnerschütterung erlitt, war der Gegner weniger großzügig. Stürmer Willy Worpitzky musste ins Tor und ließ fast jeden Ball durch - Endstand 1:5.

Die FIFA machte dem Regelwirrwarr bei Wechseln 1936 ein Ende und untersagte sie gänzlich. So hat es bis 1942 in 198 Spielen nur 16 Wechsel in der DFB-Historie gegeben. Immerhin war dem Breslauer Walter Hanke am 2. November 1930 in seiner Heimatstadt das erste von mittlerweile 161 Jokertoren, die sich auf 82 Schützen verteilen, gelungen. Und das als Debütant, was insgesamt 14 Jokern vergönnt war.

Nach dem Krieg hatten es Ersatzspieler zunächst nicht leichter, wieder waren die Regeln widersprüchlich. Bei WM-Qualifikationsspielen war ein Tausch - vor der Pause - erlaubt, bei den Turnieren bis einschließlich der WM 1966 nicht. So wurden all die Jokerrekorde des DFB erst in den letzten beiden Jahrzehnten aufgestellt, als die Beschränkungen nach und nach fielen und Verletzungen keine Voraussetzung mehr waren für einen Wechsel.

Debütant Dieter Müller schafft Hattrick

Die meisten Einwechslungen im DFB-Dress erlebte Lukas Podolski (41), gefolgt von André Schürrle (38) und Oliver Neuville (33). Die meisten Jokertore erzielte Oliver Bierhoff (zwölf) vor Ulf Kirsten (elf) und Miroslav Klose (neun).

Vier Spieler schafften drei Tore nach ihrer Einwechslung: Dieter Müller im EM-Halbfinale 1976 gegen Jugoslawien bei seinem Debüt, Ulf Kirsten am 2. April 1997 gegen Albanien (3:2) und am 7. Juni 2000 gegen Liechtenstein (8:2), sowie Oliver Bierhoff am 20. August 1997 in Nordirland (3:1). Abgesehen von Kirstens Dreierpack gegen Liechtenstein waren es alle sogar klassische Hattricks - und Bierhoff hält seit dem Tag von Belfast mit seinen drei Treffern binnen sieben Minuten auch den Rekord für den schnellsten Hattrick der DFB-Historie.

Joker Oliver Bierhoff: Golden Goal zum EM-Titel 1996

Noch berühmter wurde er indes durch seine ersten Jokertore. Am 30. Juni 1996 wurde Oliver Bierhoff von Bundestrainer Berti Vogts beim Stand von 0:1 im EM-Finale gegen die Tschechen (2:1) eingewechselt und drehte es mit zwei Treffern. Der Siegtreffer war das erste Golden Goal der Fußballgeschichte.

Einen Helden von der Bank hatte Deutschland auch bei seinem bis dato letzten WM-Gewinn - als Mario Götze am 13. Juli 2014 in Maracana in der 113. Minute im Finale gegen Argentinien der Welt mit seiner Artistiknummer zeigte, dass er sich zumindest nicht hinter Lionel Messi verstecken musste.

Andreas Thom: Der schnellste Jokerschütze

Das schnellste Jokertor erzielte Andreas Thom am 19. Dezember 1990 gegen die Schweiz (4:0), als erstmals Spieler der ehemaligen DDR mitwirkten. Das machte sich in Stuttgart schon nach 25 Sekunden bezahlt. Der Rekord für die meisten Jokertore in einem Spiel steht seit dem 8:2-Schützenfest gegen Liechtenstein 2000 bei sechs.

Übrigens, keine Rekordliste ohne Franz Beckenbauer: Als Teamchef wechselte er im letzten Test vor der WM 1990 gegen Dänemark zehnmal aus - unerreicht und für die Gründerväter der Fußballregeln schlicht unvorstellbar.

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Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am 12. Juni (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de in einer Serie auf die reiche Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: Jokergeschichten - die Männer von der Bank.

Nach dem Willen der Gründerväter sollte Fußball ein Spiel für elf Männer sein, was gern als eines für elf Freunde verklärt wurde. Auswechslungen waren unerwünscht und wurden nur im Verletzungsfalle gestattet, wobei vorher ausgehandelt werden musste, wie oft und zu welchem Zeitpunkt. Ersatzspieler reisten nur für den Notfall mit, falls sich über Nacht jemand erkältete oder beim Warmmachen noch etwas passierte. So gab es in der Pionierzeit bis Ende des Ersten Weltkriegs in 30 Länderspielen nur eine Auswechslung.

Beim in jeder Hinsicht denkwürdigen Heimspiel an Pfingsten 1910 hatte Deutschland in Duisburg sein Team bereits mit drei Zuschauern aufgefüllt, um gegen Belgien (0:3) überhaupt spielen zu können. Als sich dann noch der spätere DFB-Präsident Peco Bauwens verletzte, gestatteten die Belgier nach 55 Minuten den Einsatz von Andreas Breynck, der für Preußen Duisburg kickte und zufällig anwesend war.

Regelwirrwarr bis 1966

Als bei Olympia 1912 der deutsche Torhüter Albert Weber aber gegen Österreich eine Gehirnerschütterung erlitt, war der Gegner weniger großzügig. Stürmer Willy Worpitzky musste ins Tor und ließ fast jeden Ball durch - Endstand 1:5.

Die FIFA machte dem Regelwirrwarr bei Wechseln 1936 ein Ende und untersagte sie gänzlich. So hat es bis 1942 in 198 Spielen nur 16 Wechsel in der DFB-Historie gegeben. Immerhin war dem Breslauer Walter Hanke am 2. November 1930 in seiner Heimatstadt das erste von mittlerweile 161 Jokertoren, die sich auf 82 Schützen verteilen, gelungen. Und das als Debütant, was insgesamt 14 Jokern vergönnt war.

Nach dem Krieg hatten es Ersatzspieler zunächst nicht leichter, wieder waren die Regeln widersprüchlich. Bei WM-Qualifikationsspielen war ein Tausch - vor der Pause - erlaubt, bei den Turnieren bis einschließlich der WM 1966 nicht. So wurden all die Jokerrekorde des DFB erst in den letzten beiden Jahrzehnten aufgestellt, als die Beschränkungen nach und nach fielen und Verletzungen keine Voraussetzung mehr waren für einen Wechsel.

Debütant Dieter Müller schafft Hattrick

Die meisten Einwechslungen im DFB-Dress erlebte Lukas Podolski (41), gefolgt von André Schürrle (38) und Oliver Neuville (33). Die meisten Jokertore erzielte Oliver Bierhoff (zwölf) vor Ulf Kirsten (elf) und Miroslav Klose (neun).

Vier Spieler schafften drei Tore nach ihrer Einwechslung: Dieter Müller im EM-Halbfinale 1976 gegen Jugoslawien bei seinem Debüt, Ulf Kirsten am 2. April 1997 gegen Albanien (3:2) und am 7. Juni 2000 gegen Liechtenstein (8:2), sowie Oliver Bierhoff am 20. August 1997 in Nordirland (3:1). Abgesehen von Kirstens Dreierpack gegen Liechtenstein waren es alle sogar klassische Hattricks - und Bierhoff hält seit dem Tag von Belfast mit seinen drei Treffern binnen sieben Minuten auch den Rekord für den schnellsten Hattrick der DFB-Historie.

Joker Oliver Bierhoff: Golden Goal zum EM-Titel 1996

Noch berühmter wurde er indes durch seine ersten Jokertore. Am 30. Juni 1996 wurde Oliver Bierhoff von Bundestrainer Berti Vogts beim Stand von 0:1 im EM-Finale gegen die Tschechen (2:1) eingewechselt und drehte es mit zwei Treffern. Der Siegtreffer war das erste Golden Goal der Fußballgeschichte.

Einen Helden von der Bank hatte Deutschland auch bei seinem bis dato letzten WM-Gewinn - als Mario Götze am 13. Juli 2014 in Maracana in der 113. Minute im Finale gegen Argentinien der Welt mit seiner Artistiknummer zeigte, dass er sich zumindest nicht hinter Lionel Messi verstecken musste.

Andreas Thom: Der schnellste Jokerschütze

Das schnellste Jokertor erzielte Andreas Thom am 19. Dezember 1990 gegen die Schweiz (4:0), als erstmals Spieler der ehemaligen DDR mitwirkten. Das machte sich in Stuttgart schon nach 25 Sekunden bezahlt. Der Rekord für die meisten Jokertore in einem Spiel steht seit dem 8:2-Schützenfest gegen Liechtenstein 2000 bei sechs.

Übrigens, keine Rekordliste ohne Franz Beckenbauer: Als Teamchef wechselte er im letzten Test vor der WM 1990 gegen Dänemark zehnmal aus - unerreicht und für die Gründerväter der Fußballregeln schlicht unvorstellbar.

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