DFB-Pokal der Frauen
Anstatt und Mainz gegen Wolfsburg: "Das kommt nicht alle Tage vor"
Als hauptberufliche Eventmanagerin bei einer Frankfurter Agentur weiß Nadine Anstatt, wovon sie spricht. "Das wird definitiv ein cooler Abend", sagt die 29 Jahre alte Jahre Offensivspielerin des 1. FSV Mainz 05 im Gespräch mit DFB.de. Gemeint ist das Achtelfinale im DFB-Pokal zwischen dem Spitzenreiter der Frauen-Regionalliga Südwest und Titelverteidiger VfL Wolfsburg am heutigen Samstag (ab 17 Uhr).
Die Rahmenbedingungen stimmen auf jeden Fall schon mal. Statt auf einem Kunstrasenplatz auf dem WOLFGANG FRANK CAMPUS, wo die FSV-Frauen in der Regel ihre Ligaspiele austragen, geht das Duell mit dem Rekordpokalsieger (elf Titel) im Bruchwegstadion, der früheren Spielstätte der 05-Profis, über die Bühne. Nicht zuletzt deshalb dürfte der Zuschauerrekord der Mainzerinnen, die erst ihre zweite Saison unter dem Dach des Männer-Bundesligisten bestreiten, gegen die "Wölfinnen" fallen. Im Sommer hatten 1500 Fans das Aufstiegsheimspiel gegen den VfL Bochum (2:4/Rückspiel 1:2) verfolgt.
"Wir alle freuen uns riesig auf das Highlight gegen den VfL Wolfsburg", schwärmt die gebürtige Mainzerin Nadine Anstatt. "Es kommt für einen Regionalligisten schließlich nicht alle Tage vor, gegen einen mit Nationalspielerinnen gespickten Topklub der Bundesliga antreten zu dürfen. So etwas wünscht man sich natürlich als Fußballerin, hat aber nicht allzu oft eine solche Gelegenheit."
VfB und OFC ausgeschaltet
Zwar schaltete das Team von FSV-Trainer Takashi Yamashita in den ersten beiden Runden dieser Pokalsaison mit dem VfB Stuttgart (2:1) und Kickers Offenbach (3:0) schon zwei durchaus große Namen aus. Beide Teams spielen aber in der Regionalliga Süd ebenfalls "nur" drittklassig, wobei jedoch der VfB (unter anderem mit den beiden Ex-Nationalspielerinnen Mandy Islacker und Leonie Maier) die Süd-Staffel ohne Niederlage anführt und ebenso wie Mainz 05 im Südwesten den Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga anstrebt.
Mit dem aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter aus Wolfsburg kommt allerdings, wie es Nadine Anstatt formuliert, noch einmal "eine ganz andere Hausnummer" nach Rheinhessen. In der Tat! Seit nicht weniger 51 Spielen in Serie ist der VfL im DFB-Pokal der Frauen unbesiegt, holte zuletzt zehnmal in Folge den Titel. "Das ist schon sehr beeindruckend", betont Nadine Anstatt. "Hinzu kommt, dass die Wolfsburgerinnen zuletzt auch in der Liga und in der Champions League sehr gut in Form waren. Das wird uns schon sehr viel abverlangen."
Deshalb überrascht es nicht, dass die FSV-Angreiferin die Chance des krassen Außenseiters auf das Weiterkommen realistisch "sicher nicht überwältigend groß" einordnet. Kämpferisch fügt sie jedoch gleich hinzu: "Wir nehmen die Rolle des Underdogs an." Im Fußball ist nichts unmöglich - auch nicht, den VfL zu besiegen. Wir müssen an uns glauben und werden alles tun, um über 90 Minuten kompakt und gut zu verteidigen."
Nach Viererpack in der Torjägerinnenliste vorne
Gut in Form und sogar in bester Torlaune präsentierte sich zuletzt schließlich auch der Drittligist aus Mainz, der sein Ligaheimspiel gegen Schlusslicht SV Dirmingen 13:0 gewann und dabei allein in der zweiten Halbzeit elfmal erfolgreich war. Nadine Anstatt schnürte einen Viererpack und übernahm mit jetzt 13 Saisontreffern die Führung in der Torjägerinnenliste. Für den FSV war es der neunte Sieg im zehnten Saisonspiel, nur die Schlagerpartie bei Verfolger 1. FC Saarbrücken, Anstatts früherem Verein, ging 1:2 verloren.
Den FCS, für den sie von 2020 bis 2022 auf Torejagd gegangen war, hält Nadine Anstatt auch für den stärksten Konkurrenten im Titel- und Aufstiegsrennen. Aktuell sind beide Teams punktgleich (jeweils 27 Zähler), allerdings ist Mainz 05 noch mit einer Nachholpartie im Rückstand und steht damit wegen der um 24 Treffer besseren Tordifferenz praktisch schon als inoffizieller Herbstmeister fest. Dahinter lauern mit der SV 07 Elversberg (23 Punkte), dem ehemaligen Bundesligisten SC 13 Bad Neuenahr (22, ein Spiel weniger) sowie dem 1. FC Riegelsberg und dem 1. FFC Montabaur (ebenfalls je 22) vier weitere Verfolger, so dass für die Rückrunde viel Spannung garantiert scheint.
Verpasster Aufstieg motiviert
Nach dem Zusammenschluss mit der Frauen- und Mädchenfußballabteilung des TSV Schott Mainz, für den Nadine Anstatt zuvor auch schon am Ball war, absolvieren die neugegründeten FSV-Frauen erst ihre zweite Saison. Gleich in der Premierenspielzeit sprang der Meistertitel in der Frauen-Regionalliga Südwest heraus. In den Aufstiegsspielen erwies sich der West-Meister VfL Bochum jedoch einen Tick stärker und verwehrte den Mainzerinnen den sofortigen Sprung in die 2. Frauen-Bundesliga.
"Im ersten Moment war das für uns alle natürlich eine riesige Enttäuschung", sagt Nadine Anstatt, fügt aber gleich hinzu: "In der 2. Bundesliga sieht man jetzt, über welche Qualitäten der VfL Bochum verfügt. Der aktuelle dritte Tabellenplatz kommt nicht von ungefähr. Von daher waren auch wir schon auf einem sehr guten Niveau und wollen uns noch weiter verbessern. Dass es in der zurückliegenden Saison noch nicht gereicht hat, ist für uns noch einmal ein zusätzlicher Motivationsschub, um es diesmal unbedingt zu schaffen. Alle sind total ehrgeizig und haben Bock darauf."
Zusätzlicher Vorteil: Wegen der anstehenden Aufstockung der Google Pixel Frauen-Bundesliga von zwölf auf 14 Klubs werden in der 2. Frauen-Bundesliga für die nächste Saison nicht wie sonst nur drei, sondern diesmal fünf Plätze frei. Das bedeutet: Alle fünf Regionalliga-Meister steigen direkt auf. "Das ist ein großer Anreiz", bestätigt Nadine Anstatt.
Schon mal gegen Popp gespielt
Die Torjägerin ist die erfahrenste Spielerin im Mainzer Aufgebot, hat unter anderem schon mehr als 100 Zweitligapartien (für den damaligen 1. FFC Frankfurt II, den FSV Hessen Wetzlar, BV Cloppenburg und den 1. FC Saarbrücken) bestritten. Aber auch acht Begegnungen in der höchsten deutschen Spielklasse für den 1. FFC (heute Eintracht) Frankfurt stehen in Nadine Anstatts Vita, darunter auch ein 0:0 als Einwechselspielerin im Oktober 2016 beim VfL Wolfsburg, dessen einzigartige Pokalserie übrigens schon damals begonnen hatte.
Mit der langjährigen DFB-Kapitänin Alexandra Popp, die gerade ihre großartige Karriere in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft beendet hat, wird beim VfL in Mainz nur noch eine Spielerin auf dem Platz stehen, die damals ebenfalls zum Einsatz gekommen war. "Mit ihrer Wucht und Kopfballstärke hat Alexandra Popp nach wie vor herausragende Qualitäten", so Nadine Anstatt, die im Mainzer Kader allerdings längst nicht die einzige Spielerin mit höherklassiger Erfahrung ist. "Vor allem bei Standards ist es schwierig, gegen sie zu verteidigen."
So war Defensivspielerin Kara Bathmann (22) in den beiden zurückliegenden Spielzeiten für den SV Meppen und den MSV Duisburg in der Google Pixel Frauen-Bundesliga am Ball. Mittelfeldspielerin Chiara Bouziane (27) lief für den SC Sand und den SC Freiburg ebenfalls in der ersten Liga auf. Kapitänin Jana Löber (27) kickte für den 1. FFC Frankfurt sogar in der "Königsklasse", die 30 Jahre alte Isländerin Heidrun Sigurdardottir für die zweite Mannschaft der Hessinnen in der 2. Frauen-Bundesliga.
05 hat "Strahlkraft"
Die sportliche Qualität, um die nächsten Schritte zu machen, ist also vorhanden. Und auch der "Wechsel" vom TSV Schott zum 1. FSV Mainz 05 hat sich nicht nur aus Sicht von Nadine Anstatt schon jetzt gelohnt. "Es ist ein sehr schönes Gefühl und eine große Ehre, das 05-Trikot zu tragen. Die Strahlkraft des Klubs, die Sichtbarkeit in der Stadt und die öffentliche Wahrnehmung ist jetzt eine ganz andere", betont sie. "Gleiches gilt für den Support der Fans, der wesentlich größer geworden ist, und für die verbesserten Rahmenbedingungen, unter denen wir jetzt auf dem Gelände am Bruchweg trainieren dürfen."
Von Profiverhältnissen kann allerdings dennoch bislang keine Rede sein. Alle Spielerinnen arbeiten entweder in Vollzeit, gehen einem Studium nach oder noch zur Schule. "Da ist sicherlich noch Potenzial nach oben", meint Nadine Anstatt, sieht allerdings auch für den nächsten Schritt zunächst das Team in der Bringschuld, den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu realisieren. "Danach wollen wir uns dort etablieren und dann weitere Steps machen. Mittel- und langfristig verfolgt der Verein mit Sicherheit das Ziel, auch mit den Frauen in der Bundesliga vertreten zu sein. Das wäre ein Aushängeschild für den Klub."
Das Pokalduell gegen den Seriensieger aus Wolfsburg könnte ein weiterer Schritt nach vorne werden. Nicht nur bei einer möglichen Sensation, sondern auch schon bei einer starken Leistung und einem annehmbaren Ergebnis. "Wenn es uns gelingt, uns gut aus der Affäre zu ziehen, dann wird uns das so oder so einen Push geben, um auch in der Liga weiterhin zu performen und erfolgreich zu sein", ist Nadine Anstatt überzeugt.
Kategorien: DFB-Pokal der Frauen
Autor: mspw
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