DFB-Vize Peter Frymuth: "Vereine müssen junge Menschen begeistern"

Seit Oktober 2013 ist Peter Frymuth Mitglied des DFB-Präsidiums. Der gebürtige Düsseldorfer leitete von 2004 bis 2014 den Vorstand von Fortuna Düsseldorf. Als DFB-Vizepräsident ist er für die Bereiche "Spielbetrieb" und "Fußballentwicklung" zuständig. Im Interview auf DFB.de spricht Frymuth über seine Zeit in Düsseldorf, die Feier zum 20-jährigen Jubiläum der Aktion Ehrenamt und über die unzähligen Ehrenamtler auf Amateurebene.

DFB.de: Herr Frymuth, in der Saison 2012/2013 spielten der VfB Stuttgart und Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga. Wissen Sie noch, wie es ausging?

Peter Frymuth: Für Düsseldorf und die Fortuna waren beide Spiele tolle Erlebnisse, wie unsere gesamte Saison in der Bundesliga. In der Rückrunde haben wir zuhause 3:1 gewonnen.

DFB.de: In Ihren zehn Jahren als Vorstandsvorsitzender führten Sie Fortuna Düsseldorf von der Regionalliga in die 1. Liga. Außerdem gelang es Ihnen, den Klub finanziell zu konsolidieren. Waren dies die anstrengendsten, zeitintensivsten Jahre?

Frymuth: Es waren jedenfalls besondere Herausforderungen. Die Fortuna ist ein Traditionsverein und man war damals weit weg von der Spielklasse, in der man sich eigentlich gerne sehen wollte. Ich habe die Aufgabe im November 2004 übernommen, damals waren wir erneut im Tabellenkeller der Regionalliga Nord angekommen, nach dem gerade erfolgten Aufstieg aus der Oberliga drohte der erneute Abstieg. Wir mussten also etwas von ganz unten aufbauen. Bei der Fortuna ging es einfach darum, die Existenz zu sichern, immer nachhaltiger, bis hin zur endgültigen Festigung. Ich sehe Fortuna Düsseldorf heute wirtschaftlich in einer stabilen Situation und sportlich auf einem guten Weg.

DFB.de: Neben dem WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen führt Sie heute ein Jubiläum nach Stuttgart. Worum geht es?

Frymuth: Diesmal steht für mich tatsächlich das Jubiläum der Aktion Ehrenamt im Mittelpunkt. Vor 20 Jahren begann der DFB, ehrenamtliches Engagement auszuzeichnen. Wir wissen doch alle, viele auch aus eigener Erfahrung in einer ehrenamtlichen Tätigkeit, dass Anerkennung guttut. Diese 20 Jahre Aktion Ehrenamt wollen wir hier in Stuttgart etwas feierlicher begehen. Der "Club 100" trifft sich nun also zum 20. Mal. Mit der Clubmitgliedschaft zeichnen wir seit 1997 jährlich 100 ehrenamtlich Engagierte aus. Die Geehrten werden mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner zum Länderspiel eingeladen. Die feierliche Ehrung findet diesmal im Mercedes-Benz-Museum statt. Wir haben viele Gäste aus den vergangenen 20 Jahren eingeladen. Ich freue mich auf die Feier. Vorab werden wir in einer Gremiumssitzung mit den Landesverbänden über die Zukunft des Ehrenamts beraten. Denn auch bei diesem Thema gibt es keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen.

DFB.de: Wenn man sonntags in der Kreisliga vorbeischaut, begegnen einem ziemlich viele ältere Menschen. Bei den Zuschauern, aber auch als Trainer, Vorstandsmitglied, Schiedsrichter. Was unternimmt der DFB, um wieder vermehrt jüngere Menschen für das Ehrenamt zu begeistern?

Frymuth: Man muss differenzieren. Diese durchaus älteren und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vereinen sind eine eminent wichtige Säule. Mit ihrem wahnsinnigen Erfahrungsschatz halten sie diesen gigantischen Apparat am Laufen. Man denke nur mal an den Jugendspielbetrieb in Deutschland, hier sind die meisten Ehrenamtler tätig. Wir sollten uns nicht beklagen, sondern froh sein, dass sich diese Menschen weiter im Fußball engagieren. Gerade ältere Menschen haben doch zum Ausklang ihres Berufslebens oder dann als Rentner Zeitressourcen, die für die Vereine enorm wichtig sind. Aber natürlich müssen die 25.000 Vereine in Deutschland genauso junge Menschen für das Ehrenamt begeistern. Nur so lässt sich auch perspektivisch die Situation im Ehrenamt stabilisieren. Die Erstansprache hat heute eine andere Form, etwa durch Projekte, oft durch erstmals temporäre Mithilfen. Die Aufgabe als Trainer oder Betreuer im Jugendbereich ist weiterhin ein klassischer Einstieg ins Vereinsehrenamt.

DFB.de: Ist es spekulativ vorstellbar, dass es irgendwann mal einen Amateurfußball ohne Ehrenamt gibt? Dass Vereine für diese Tätigkeiten bezahlte Mitarbeit beschäftigen?

Frymuth: Das ist nicht nur nicht vorstellbar, das ist völlig irreal. Die Zahlen sind doch bekannt, 400.000 Ehrenamtler in festen Funktionen, ein großer Teil wie gesagt im Spielbetrieb der Jugendklassen. Da kommen Sie sehr schnell auf astronomische Summen, bei denen wirklich jeder erkennt, dass man selbst bei kleinster wirtschaftlicher Vergütung niemals hinkommt. Es ist unser ältester Slogan, und doch stimmt er immer noch: Ohne das Ehrenamt geht dem Fußball die Luft aus.

DFB.de: Und wann spielt die Fortuna mal wieder gegen den VfB Stuttgart?

Frymuth: Hoffen wir doch zunächst auf eine der nächsten Pokalrunden.

[th]

Seit Oktober 2013 ist Peter Frymuth Mitglied des DFB-Präsidiums. Der gebürtige Düsseldorfer leitete von 2004 bis 2014 den Vorstand von Fortuna Düsseldorf. Als DFB-Vizepräsident ist er für die Bereiche "Spielbetrieb" und "Fußballentwicklung" zuständig. Im Interview auf DFB.de spricht Frymuth über seine Zeit in Düsseldorf, die Feier zum 20-jährigen Jubiläum der Aktion Ehrenamt und über die unzähligen Ehrenamtler auf Amateurebene.

DFB.de: Herr Frymuth, in der Saison 2012/2013 spielten der VfB Stuttgart und Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga. Wissen Sie noch, wie es ausging?

Peter Frymuth: Für Düsseldorf und die Fortuna waren beide Spiele tolle Erlebnisse, wie unsere gesamte Saison in der Bundesliga. In der Rückrunde haben wir zuhause 3:1 gewonnen.

DFB.de: In Ihren zehn Jahren als Vorstandsvorsitzender führten Sie Fortuna Düsseldorf von der Regionalliga in die 1. Liga. Außerdem gelang es Ihnen, den Klub finanziell zu konsolidieren. Waren dies die anstrengendsten, zeitintensivsten Jahre?

Frymuth: Es waren jedenfalls besondere Herausforderungen. Die Fortuna ist ein Traditionsverein und man war damals weit weg von der Spielklasse, in der man sich eigentlich gerne sehen wollte. Ich habe die Aufgabe im November 2004 übernommen, damals waren wir erneut im Tabellenkeller der Regionalliga Nord angekommen, nach dem gerade erfolgten Aufstieg aus der Oberliga drohte der erneute Abstieg. Wir mussten also etwas von ganz unten aufbauen. Bei der Fortuna ging es einfach darum, die Existenz zu sichern, immer nachhaltiger, bis hin zur endgültigen Festigung. Ich sehe Fortuna Düsseldorf heute wirtschaftlich in einer stabilen Situation und sportlich auf einem guten Weg.

DFB.de: Neben dem WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen führt Sie heute ein Jubiläum nach Stuttgart. Worum geht es?

Frymuth: Diesmal steht für mich tatsächlich das Jubiläum der Aktion Ehrenamt im Mittelpunkt. Vor 20 Jahren begann der DFB, ehrenamtliches Engagement auszuzeichnen. Wir wissen doch alle, viele auch aus eigener Erfahrung in einer ehrenamtlichen Tätigkeit, dass Anerkennung guttut. Diese 20 Jahre Aktion Ehrenamt wollen wir hier in Stuttgart etwas feierlicher begehen. Der "Club 100" trifft sich nun also zum 20. Mal. Mit der Clubmitgliedschaft zeichnen wir seit 1997 jährlich 100 ehrenamtlich Engagierte aus. Die Geehrten werden mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner zum Länderspiel eingeladen. Die feierliche Ehrung findet diesmal im Mercedes-Benz-Museum statt. Wir haben viele Gäste aus den vergangenen 20 Jahren eingeladen. Ich freue mich auf die Feier. Vorab werden wir in einer Gremiumssitzung mit den Landesverbänden über die Zukunft des Ehrenamts beraten. Denn auch bei diesem Thema gibt es keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen.

DFB.de: Wenn man sonntags in der Kreisliga vorbeischaut, begegnen einem ziemlich viele ältere Menschen. Bei den Zuschauern, aber auch als Trainer, Vorstandsmitglied, Schiedsrichter. Was unternimmt der DFB, um wieder vermehrt jüngere Menschen für das Ehrenamt zu begeistern?

Frymuth: Man muss differenzieren. Diese durchaus älteren und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vereinen sind eine eminent wichtige Säule. Mit ihrem wahnsinnigen Erfahrungsschatz halten sie diesen gigantischen Apparat am Laufen. Man denke nur mal an den Jugendspielbetrieb in Deutschland, hier sind die meisten Ehrenamtler tätig. Wir sollten uns nicht beklagen, sondern froh sein, dass sich diese Menschen weiter im Fußball engagieren. Gerade ältere Menschen haben doch zum Ausklang ihres Berufslebens oder dann als Rentner Zeitressourcen, die für die Vereine enorm wichtig sind. Aber natürlich müssen die 25.000 Vereine in Deutschland genauso junge Menschen für das Ehrenamt begeistern. Nur so lässt sich auch perspektivisch die Situation im Ehrenamt stabilisieren. Die Erstansprache hat heute eine andere Form, etwa durch Projekte, oft durch erstmals temporäre Mithilfen. Die Aufgabe als Trainer oder Betreuer im Jugendbereich ist weiterhin ein klassischer Einstieg ins Vereinsehrenamt.

DFB.de: Ist es spekulativ vorstellbar, dass es irgendwann mal einen Amateurfußball ohne Ehrenamt gibt? Dass Vereine für diese Tätigkeiten bezahlte Mitarbeit beschäftigen?

Frymuth: Das ist nicht nur nicht vorstellbar, das ist völlig irreal. Die Zahlen sind doch bekannt, 400.000 Ehrenamtler in festen Funktionen, ein großer Teil wie gesagt im Spielbetrieb der Jugendklassen. Da kommen Sie sehr schnell auf astronomische Summen, bei denen wirklich jeder erkennt, dass man selbst bei kleinster wirtschaftlicher Vergütung niemals hinkommt. Es ist unser ältester Slogan, und doch stimmt er immer noch: Ohne das Ehrenamt geht dem Fußball die Luft aus.

DFB.de: Und wann spielt die Fortuna mal wieder gegen den VfB Stuttgart?

Frymuth: Hoffen wir doch zunächst auf eine der nächsten Pokalrunden.

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