UEFA: Flüchtlingsprogramme im Vergleich

Vertreter zwölf Europäischer Fußball-Verbände waren nach Frankfurt gekommen, um mehr darüber zu erfahren, was der DFB mit und für Flüchtlinge leistet, denn geflüchtete Menschen sind eine Realität auch im deutschen Amateurfußball. DFB.de hat vier europäische Integrationsexperten befragt.

Vier Tage lang, von Montag bis Donnerstag, besuchten die Frauen und Männer der Fußballverbände aus Österreich, Belgien, Dänemark, England, Griechenland, Italien, Malta, Niederlande, Republik Irland, Slowenien, Schweiz, Türkei und Wales die verschiedenen Workshops. Ein Ergebnis: Fast alle Verbände haben Fußballprojekte für Flüchtlinge entwickelt. Doch Ansätze und Ziele unterscheiden sich deutlich. Kurz vor der Abreise fragten wir bei vier Verbandsrepräsentanten nach.

Dimitrios Papangelopoulos, Griechischer Fußball-Verband, Kommunikationsdirektor:

Etwa 95 Flüchtlinge kommen pro Tag nach Griechenland, übers Land verteilt sollten etwa 60.000 Flüchtlinge in den Lagern untergebracht sein. Die Leute wollen ja nicht bei uns bleiben, sie wollen eigentlich weiter nach Norden wandern. Momentan haben wir einige dezentrale Fußballprojekte, etwa durch Olympiakos Piräus. Seitens des Verbandes unterstützen wir diese Projekte, indem wir Bälle verschenken. Unsere Situation ist schwieriger als etwa in Deutschland, denn es ist klar, dass die Leute nicht in Griechenland bleiben wollen. Die Situation ist also nur temporär. Wir wollen den Fußball für Flüchtlinge nicht als Instrument der Integration nutzen, sondern um den Alltagstrott in den Zentren aufzubrechen. Kontinuität und der Ausbau der Kapazitäten sind zentrale Herausforderungen. Hoffentlich endet der Krieg in Syrien.

Cristina Blasetti, Italienischer Fußball-Verband (Federazione Italiana Giuco Calzio), Abteilung Gesellschaftliche Verantwortung:

129.000 Flüchtlinge kamen 2015 in unser Land. In Italien sprechen wir vom "fenomeno", von einem Phänomen. "Rete" (auf Deutsch: Netz) ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Federazione und dem Innenministerium. Für jugendliche Flüchtlinge haben wir ein großes Turnier organisiert, regional in den 25 Auffanglagern und abschließend das große Finale in Cesena in der Region Emilia-Romagna das große Finale. Parallel ließen wir 'Rete' durch die Katholische Universität von Rom evaluieren, das Ergebnis hat uns Mut gemacht. In den Lagern sind oft auch Menschen von unterschiedlicher Sprache und Kultur auf engem Raum untergebracht. Der Fußball fördert die Verständigung, die Spieler bauen Stress ab. In den beteiligten Zentren haben wir dann Mini-Tore, Bälle und Trikots verteilt. Im zweiten Jahr haben wir es geschafft, gemischte Mannschaften aufzubauen, so dass Flüchtlinge und Italiener aus der Region zusammenspielten. Das erste Jahr von war schwer. Sowohl die Einheimischen wie auch die Italiener begegneten uns mit Vorbehalten. Jetzt im zweiten Jahr läuft "Rete" viel besser.

Ingo Mach, Österreichischer Fußball-Bund, leitet Abteilung Corporate Social Responsibility:

Österreich hat sich zum ersten Mal auf sportlichem Weg für eine Europameisterschaft qualifiziert. Von der Startelf hatten acht Spielern einen Migrationshintergrund. Seit dem Balkankrieg haben wir in Österreich sehr viele Erfahrungen gemacht mit der fußballerischen Integration von Flüchtlingen. Natürlich hoffen wir durch die Integration dieser neusten Flüchtlingswelle wieder etwas für den Österreichischen Verband bewirken zu können. Ohne die Integration von Flüchtlingen hätten wir es vielleicht nie mehr zu einer EM geschafft, so ehrlich muss man sein.

Des Tomlinson, Irischer Fußball-Verband, Koordinator für einen Interkulturellen Fußball:

Binnen der vergangenen zwanzig Jahre hat sich die demographische Zusammensetzung Irlands verändert. Besonders so um das Jahr 2006 verzeichneten wir eine signifikante Einwanderung. Sowohl unsere Regierung als auch etliche NGOs dachten damals, dass der Fußball ein positiver Faktor bei der Integration von Einwanderern und beim Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung sein könnte. Irland hat in den vergangenen Monaten rund 4000 Flüchtlinge aufgenommen. Für die Kinder und Jugendliche haben wir besondere Programme, um sie in einen der 2000 Fußballvereine in Irland zu bringen. Beim Ausstellen der Spielerpässe begegnen uns die gleichen Probleme wie in Deutschland. Manchmal fehlt der Pass, dann reicht aber meistens ein Beglaubigungsschreiben etwa des Heimleiters. Wir wollen, dass diese Kinder Fußball spielen.

[th]

Vertreter zwölf Europäischer Fußball-Verbände waren nach Frankfurt gekommen, um mehr darüber zu erfahren, was der DFB mit und für Flüchtlinge leistet, denn geflüchtete Menschen sind eine Realität auch im deutschen Amateurfußball. DFB.de hat vier europäische Integrationsexperten befragt.

Vier Tage lang, von Montag bis Donnerstag, besuchten die Frauen und Männer der Fußballverbände aus Österreich, Belgien, Dänemark, England, Griechenland, Italien, Malta, Niederlande, Republik Irland, Slowenien, Schweiz, Türkei und Wales die verschiedenen Workshops. Ein Ergebnis: Fast alle Verbände haben Fußballprojekte für Flüchtlinge entwickelt. Doch Ansätze und Ziele unterscheiden sich deutlich. Kurz vor der Abreise fragten wir bei vier Verbandsrepräsentanten nach.

Dimitrios Papangelopoulos, Griechischer Fußball-Verband, Kommunikationsdirektor:

Etwa 95 Flüchtlinge kommen pro Tag nach Griechenland, übers Land verteilt sollten etwa 60.000 Flüchtlinge in den Lagern untergebracht sein. Die Leute wollen ja nicht bei uns bleiben, sie wollen eigentlich weiter nach Norden wandern. Momentan haben wir einige dezentrale Fußballprojekte, etwa durch Olympiakos Piräus. Seitens des Verbandes unterstützen wir diese Projekte, indem wir Bälle verschenken. Unsere Situation ist schwieriger als etwa in Deutschland, denn es ist klar, dass die Leute nicht in Griechenland bleiben wollen. Die Situation ist also nur temporär. Wir wollen den Fußball für Flüchtlinge nicht als Instrument der Integration nutzen, sondern um den Alltagstrott in den Zentren aufzubrechen. Kontinuität und der Ausbau der Kapazitäten sind zentrale Herausforderungen. Hoffentlich endet der Krieg in Syrien.

Cristina Blasetti, Italienischer Fußball-Verband (Federazione Italiana Giuco Calzio), Abteilung Gesellschaftliche Verantwortung:

129.000 Flüchtlinge kamen 2015 in unser Land. In Italien sprechen wir vom "fenomeno", von einem Phänomen. "Rete" (auf Deutsch: Netz) ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Federazione und dem Innenministerium. Für jugendliche Flüchtlinge haben wir ein großes Turnier organisiert, regional in den 25 Auffanglagern und abschließend das große Finale in Cesena in der Region Emilia-Romagna das große Finale. Parallel ließen wir 'Rete' durch die Katholische Universität von Rom evaluieren, das Ergebnis hat uns Mut gemacht. In den Lagern sind oft auch Menschen von unterschiedlicher Sprache und Kultur auf engem Raum untergebracht. Der Fußball fördert die Verständigung, die Spieler bauen Stress ab. In den beteiligten Zentren haben wir dann Mini-Tore, Bälle und Trikots verteilt. Im zweiten Jahr haben wir es geschafft, gemischte Mannschaften aufzubauen, so dass Flüchtlinge und Italiener aus der Region zusammenspielten. Das erste Jahr von war schwer. Sowohl die Einheimischen wie auch die Italiener begegneten uns mit Vorbehalten. Jetzt im zweiten Jahr läuft "Rete" viel besser.

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Ingo Mach, Österreichischer Fußball-Bund, leitet Abteilung Corporate Social Responsibility:

Österreich hat sich zum ersten Mal auf sportlichem Weg für eine Europameisterschaft qualifiziert. Von der Startelf hatten acht Spielern einen Migrationshintergrund. Seit dem Balkankrieg haben wir in Österreich sehr viele Erfahrungen gemacht mit der fußballerischen Integration von Flüchtlingen. Natürlich hoffen wir durch die Integration dieser neusten Flüchtlingswelle wieder etwas für den Österreichischen Verband bewirken zu können. Ohne die Integration von Flüchtlingen hätten wir es vielleicht nie mehr zu einer EM geschafft, so ehrlich muss man sein.

Des Tomlinson, Irischer Fußball-Verband, Koordinator für einen Interkulturellen Fußball:

Binnen der vergangenen zwanzig Jahre hat sich die demographische Zusammensetzung Irlands verändert. Besonders so um das Jahr 2006 verzeichneten wir eine signifikante Einwanderung. Sowohl unsere Regierung als auch etliche NGOs dachten damals, dass der Fußball ein positiver Faktor bei der Integration von Einwanderern und beim Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung sein könnte. Irland hat in den vergangenen Monaten rund 4000 Flüchtlinge aufgenommen. Für die Kinder und Jugendliche haben wir besondere Programme, um sie in einen der 2000 Fußballvereine in Irland zu bringen. Beim Ausstellen der Spielerpässe begegnen uns die gleichen Probleme wie in Deutschland. Manchmal fehlt der Pass, dann reicht aber meistens ein Beglaubigungsschreiben etwa des Heimleiters. Wir wollen, dass diese Kinder Fußball spielen.