Sport und Menschenrechte: "Thema wird uns nicht mehr loslassen"

62 Tage vor Beginn der umstrittenen Weltmeisterschaft in Katar hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen Kongress zur Situation im Gastgeberland ausgerichtet. Unter dem Titel "Sport und Menschenrechte: Maßnahmen vor, während und nach der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022" trafen sich rund 90 Teilnehmer*innen aus Sport, Politik, Medien, Wirtschaft, Fan-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen. Sie diskutierten über Menschenrechte im Sport, die Menschenrechtslage in Katar sowie die Rolle des DFB als Teilnehmer des Turniers.

"Ich habe zwei konkrete Forderungen, die ich schon mal erhoben habe und zu denen ich ohne Wenn und Aber stehe: die Einrichtung der Migration Working Centers seitens der katarischen Regierung sowie eines Fonds für die Angehörigen von Arbeitern, die auf WM-Baustellen gestorbenen sind oder verletzt wurden", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Die letzte Forderung zum Fonds richtet sich auch an die FIFA."

Kernelement des Kongresses waren vier interaktive Arbeitsphasen, in denen geladene Expert*innen und Teilnehmende das Thema "Sport und Menschenrechte" aus den vier Perspektiven der Fans, Arbeitsnehmer*innen, Medien und Partner/Sponsoren beleuchteten. Dabei wurden u.a. folgende Fragestellungen diskutiert: Wie sind die bisher getroffenen Maßnahmen einzuschätzen? Welche Erwartungen stellen sich während der WM an die Beteiligten? Und welche Maßnahmen braucht es, um langfristig einen besseren Umgang mit dem Thema Menschenrechte im Profisport sicherzustellen?

Thema Menschenrechte: "Beim DFB ist der Stellenwert sehr hoch"

DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich: "Im Austausch mit den Nationalverbänden haben wir die Diskussionen um die Menschenrechte in Katar und deren Bedeutung für Vergabeprozesse als sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die Gewichtung dieser Thematik ist auch in den europäischen Nationalverbänden verschieden stark ausgeprägt. Bei uns im DFB ist der Stellenwert sehr hoch - das zeigt nicht zuletzt unsere Menschenrechtspolicy, die sich ausdrücklich nicht nur auf Katar bezieht."

Nicht vergessen werden darf die Perspektive der Sportler*innen. Rund um das Turnier ist nicht nur entscheidend, was auf dem Platz passiert. Mindestens genauso wichtig ist der verantwortungsvolle Umgang mit der Situation im Gastgeberland. "Wir Sportler haben einen Balanceakt vor uns. Auf der einen Seite wollen wir mit unserer Reichweite für unsere Werte einstehen, auf der anderen Seite wird am Ende das sportliche Abschneiden bewertet", sagt Nationalspieler Joshua Kimmich.

Sasic: "Bei der EURO 2024 zeigen, was wir für Katar einfordern"

Der DFB intensivierte bei dem Kongress mit allen relevanten Stakeholdern den Dialogprozess, nachdem sich die Männer-Nationalmannschaft bereits während der Länderspielphasen im März und Juni bei Infoveranstaltungen unter anderem mit Amnesty International und Human Rights Watch mit der Situation in Katar kritisch auseinandersetzte.

Lise Klaveness, Präsidentin des Norwegischen Fußball-Verbandes NFF, brachte es auf den Punkt: "Das Wichtigste ist, dass wir verstehen, dass uns das Thema der Menschenrechte nicht mehr loslassen wird." Celia Sasic, Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität blickte nach vorne: "In zwei Jahren findet die EURO 2024 in Deutschland statt, bei der wir alles zeigen können, was wir aktuell für Katar einfordern."

[tb]

62 Tage vor Beginn der umstrittenen Weltmeisterschaft in Katar hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen Kongress zur Situation im Gastgeberland ausgerichtet. Unter dem Titel "Sport und Menschenrechte: Maßnahmen vor, während und nach der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022" trafen sich rund 90 Teilnehmer*innen aus Sport, Politik, Medien, Wirtschaft, Fan-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen. Sie diskutierten über Menschenrechte im Sport, die Menschenrechtslage in Katar sowie die Rolle des DFB als Teilnehmer des Turniers.

"Ich habe zwei konkrete Forderungen, die ich schon mal erhoben habe und zu denen ich ohne Wenn und Aber stehe: die Einrichtung der Migration Working Centers seitens der katarischen Regierung sowie eines Fonds für die Angehörigen von Arbeitern, die auf WM-Baustellen gestorbenen sind oder verletzt wurden", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Die letzte Forderung zum Fonds richtet sich auch an die FIFA."

Kernelement des Kongresses waren vier interaktive Arbeitsphasen, in denen geladene Expert*innen und Teilnehmende das Thema "Sport und Menschenrechte" aus den vier Perspektiven der Fans, Arbeitsnehmer*innen, Medien und Partner/Sponsoren beleuchteten. Dabei wurden u.a. folgende Fragestellungen diskutiert: Wie sind die bisher getroffenen Maßnahmen einzuschätzen? Welche Erwartungen stellen sich während der WM an die Beteiligten? Und welche Maßnahmen braucht es, um langfristig einen besseren Umgang mit dem Thema Menschenrechte im Profisport sicherzustellen?

Thema Menschenrechte: "Beim DFB ist der Stellenwert sehr hoch"

DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich: "Im Austausch mit den Nationalverbänden haben wir die Diskussionen um die Menschenrechte in Katar und deren Bedeutung für Vergabeprozesse als sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die Gewichtung dieser Thematik ist auch in den europäischen Nationalverbänden verschieden stark ausgeprägt. Bei uns im DFB ist der Stellenwert sehr hoch - das zeigt nicht zuletzt unsere Menschenrechtspolicy, die sich ausdrücklich nicht nur auf Katar bezieht."

Nicht vergessen werden darf die Perspektive der Sportler*innen. Rund um das Turnier ist nicht nur entscheidend, was auf dem Platz passiert. Mindestens genauso wichtig ist der verantwortungsvolle Umgang mit der Situation im Gastgeberland. "Wir Sportler haben einen Balanceakt vor uns. Auf der einen Seite wollen wir mit unserer Reichweite für unsere Werte einstehen, auf der anderen Seite wird am Ende das sportliche Abschneiden bewertet", sagt Nationalspieler Joshua Kimmich.

Sasic: "Bei der EURO 2024 zeigen, was wir für Katar einfordern"

Der DFB intensivierte bei dem Kongress mit allen relevanten Stakeholdern den Dialogprozess, nachdem sich die Männer-Nationalmannschaft bereits während der Länderspielphasen im März und Juni bei Infoveranstaltungen unter anderem mit Amnesty International und Human Rights Watch mit der Situation in Katar kritisch auseinandersetzte.

Lise Klaveness, Präsidentin des Norwegischen Fußball-Verbandes NFF, brachte es auf den Punkt: "Das Wichtigste ist, dass wir verstehen, dass uns das Thema der Menschenrechte nicht mehr loslassen wird." Celia Sasic, Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität blickte nach vorne: "In zwei Jahren findet die EURO 2024 in Deutschland statt, bei der wir alles zeigen können, was wir aktuell für Katar einfordern."

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