"Das Geschenk der Versöhnung": Makkabi feiert 100. Geburtstag im Fußballmuseum

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und der 1. DFB-Vizepräsident Peter Peters zählten zum großen Kreis der Gratulanten bei der Feier "100 Jahre Maccabi-Weltunion" am Sonntag im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. 1921 war der Weltverband des jüdischen Sports in Karlsbad gegründet und der Deutsche Heinrich Kuhn zum ersten Präsidenten gewählt worden. Nun bot das Fußballmuseum die Kulisse für eine zweistündige Geburtstagsfeier vor 120 geladenen Gästen. Und natürlich ging es nicht nur darum, Sektkorken knallen zu lassen und gemeinsam das "Hava Nagila" zu singen.

"Wir müssen auch bereit sein, rigoros zu sanktionieren. Dafür verfügen wir gemeinsam mit den 21 Landesverbänden über einen funktionierenden Apparat", betonte Peter Peters klar und unmissverständlich die Haltung des Deutschen Fußball-Bundes. Zuletzt wurden Meldestellen für Gewalt- und Diskriminierungsfälle in den 21 Landesverbänden eingerichtet. Bereits seit sieben Jahren wird auf Basis der Online-Spielberichte ein Lagebild des Amateurfußballs erhoben. Peters sagte in Dortmund: "Wir müssen deutlich zeigen, dass Antisemitismus und Diskriminierung im Fußball keinen Platz haben."

Makkabi-Präsident Meyer: "Alle sind willkommen"

Frank-Walter Steinmeier berichtete in seinem Video-Geburtstagsgruß über Spieler, "die sich nicht trauen, dass Maccabi-Trikot mit dem David-Stern auf der Brust zu tragen, wenn sie in ihrer Stadt unterwegs sind. Das dürfen und werden wir in diesem Land nicht hinnehmen." Keine zwei Jahre ist es her, dass nur die Holztür der Synagoge in Halle einen fürchterlichen Anschlag verhinderte. Seine antisemitischen Motive hatte der Rechtsextremist noch vor der Tat im Internet bekanntgegeben. Die Zahlen polizeilich erfasster Vorfälle mit antisemitischem Hintergrund steigen seit Jahren stetig. Im vergangenen Jahr waren es 2351 Vorfälle. Bei 57 Fällen handelte es sich um Gewalttaten.

Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, betonte in Dortmund, wie zuversichtlich er in die Zukunft blicke. Mehr als 5500 Sportler*innen, darunter auch viele mit christlichem oder muslimischem Glauben, treiben in einem der 37 Vereine Sport. "In der Makkabi-Familie sind alle willkommen", sagte Meyer, der genauso wie Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, nach Dortmund gekommen war.

Die Makkabi-Sportvereinigung, die sich durchaus auch in Reaktion auf antisemitische Tendenzen etwa in der deutschen Turnerbewegung gründete, folgte in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts einer zionistischen Ausrichtung. Es galt, die Jugend physisch fit zu machen, damit sie beim Aufbau einer künftigen Heimat in Israel tatkräftig anpacken könnte. Die Schrecken des Nationalsozialismus holten Makkabi ein. Nach den Pogromen vom Herbst 1938 wurde die Zentrale der Makkabi-Weltunion von Berlin nach London verlegt. Nach Kriegsende gab es keinen jüdischen Sportverein mehr in Deutschland. Als aber in den späten 50er- und 60er-Jahren wieder Menschen jüdischen Glaubens zurückkehrten, entstanden erneut auch jüdische Sportvereine. Am 23. Mai 1965, zwei Jahrzehnte nach Kriegsende, kam es zur Neugründung des deutschen Makkabi-Sportverbandes.

Goretzka: Makkabi steht "für das Geschenk der Versöhnung"

Der Bundespräsident sprach in seiner Botschaft über dieses Datum "als großes, unermessliches Glück für unser Land". Steinmeier sagte, die Rückkehr von Makkabi stehe "für das Geschenk der Versöhnung". Ein Gedanke, den auch Leon Goretzka in seinem Videogruß aufnahm: "Als Nationalspieler, als Spieler des FC Bayern München und als Bürger in unserem Land bin ich glücklich, dass es das Bündnis der Makkabi-Sportvereine gibt und unser Land bereichert." Frank-Walter Steinmeier erinnerte in seiner Ansprache an die deutschen Nationalspieler und Fußball-Pioniere Julius Hirsch, Gottfried Fuchs, Walther Bensemann und Kurt Landauer.

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach hingegen erinnerte an den Anschlag auf die israelischen Sportler*innen während der Spiele in München 1972: "Uns alle verbindet das Ziel, die Werte des Sportes mitten in die Gesellschaft tragen zu können. Diese Werte sind stärker, als alle Kräfte, die uns spalten wollen."

Neues Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer

Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, der Stellvertretende Ministerpräsident von NRW Dr. Joachim Stamp, Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal, DFB-Vizepräsident Günter Distelrath sowie mit Reinhard Rauball der langjährige Präsident des Ligaverbandes und von Borussia Dortmund waren der Einladung ins Fußballmuseum gefolgt.

Zum Abschluss des Festaktes schaltete Museumsdirektor Manuel Neukirchner das Projekt "Niemals Vergessen – das Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer" frei.

[th]

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, IOC-Präsident Dr. Thomas Bach und der 1. DFB-Vizepräsident Peter Peters zählten zum großen Kreis der Gratulanten bei der Feier "100 Jahre Maccabi-Weltunion" am Sonntag im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. 1921 war der Weltverband des jüdischen Sports in Karlsbad gegründet und der Deutsche Heinrich Kuhn zum ersten Präsidenten gewählt worden. Nun bot das Fußballmuseum die Kulisse für eine zweistündige Geburtstagsfeier vor 120 geladenen Gästen. Und natürlich ging es nicht nur darum, Sektkorken knallen zu lassen und gemeinsam das "Hava Nagila" zu singen.

"Wir müssen auch bereit sein, rigoros zu sanktionieren. Dafür verfügen wir gemeinsam mit den 21 Landesverbänden über einen funktionierenden Apparat", betonte Peter Peters klar und unmissverständlich die Haltung des Deutschen Fußball-Bundes. Zuletzt wurden Meldestellen für Gewalt- und Diskriminierungsfälle in den 21 Landesverbänden eingerichtet. Bereits seit sieben Jahren wird auf Basis der Online-Spielberichte ein Lagebild des Amateurfußballs erhoben. Peters sagte in Dortmund: "Wir müssen deutlich zeigen, dass Antisemitismus und Diskriminierung im Fußball keinen Platz haben."

Makkabi-Präsident Meyer: "Alle sind willkommen"

Frank-Walter Steinmeier berichtete in seinem Video-Geburtstagsgruß über Spieler, "die sich nicht trauen, dass Maccabi-Trikot mit dem David-Stern auf der Brust zu tragen, wenn sie in ihrer Stadt unterwegs sind. Das dürfen und werden wir in diesem Land nicht hinnehmen." Keine zwei Jahre ist es her, dass nur die Holztür der Synagoge in Halle einen fürchterlichen Anschlag verhinderte. Seine antisemitischen Motive hatte der Rechtsextremist noch vor der Tat im Internet bekanntgegeben. Die Zahlen polizeilich erfasster Vorfälle mit antisemitischem Hintergrund steigen seit Jahren stetig. Im vergangenen Jahr waren es 2351 Vorfälle. Bei 57 Fällen handelte es sich um Gewalttaten.

Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, betonte in Dortmund, wie zuversichtlich er in die Zukunft blicke. Mehr als 5500 Sportler*innen, darunter auch viele mit christlichem oder muslimischem Glauben, treiben in einem der 37 Vereine Sport. "In der Makkabi-Familie sind alle willkommen", sagte Meyer, der genauso wie Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, nach Dortmund gekommen war.

Die Makkabi-Sportvereinigung, die sich durchaus auch in Reaktion auf antisemitische Tendenzen etwa in der deutschen Turnerbewegung gründete, folgte in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts einer zionistischen Ausrichtung. Es galt, die Jugend physisch fit zu machen, damit sie beim Aufbau einer künftigen Heimat in Israel tatkräftig anpacken könnte. Die Schrecken des Nationalsozialismus holten Makkabi ein. Nach den Pogromen vom Herbst 1938 wurde die Zentrale der Makkabi-Weltunion von Berlin nach London verlegt. Nach Kriegsende gab es keinen jüdischen Sportverein mehr in Deutschland. Als aber in den späten 50er- und 60er-Jahren wieder Menschen jüdischen Glaubens zurückkehrten, entstanden erneut auch jüdische Sportvereine. Am 23. Mai 1965, zwei Jahrzehnte nach Kriegsende, kam es zur Neugründung des deutschen Makkabi-Sportverbandes.

Goretzka: Makkabi steht "für das Geschenk der Versöhnung"

Der Bundespräsident sprach in seiner Botschaft über dieses Datum "als großes, unermessliches Glück für unser Land". Steinmeier sagte, die Rückkehr von Makkabi stehe "für das Geschenk der Versöhnung". Ein Gedanke, den auch Leon Goretzka in seinem Videogruß aufnahm: "Als Nationalspieler, als Spieler des FC Bayern München und als Bürger in unserem Land bin ich glücklich, dass es das Bündnis der Makkabi-Sportvereine gibt und unser Land bereichert." Frank-Walter Steinmeier erinnerte in seiner Ansprache an die deutschen Nationalspieler und Fußball-Pioniere Julius Hirsch, Gottfried Fuchs, Walther Bensemann und Kurt Landauer.

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach hingegen erinnerte an den Anschlag auf die israelischen Sportler*innen während der Spiele in München 1972: "Uns alle verbindet das Ziel, die Werte des Sportes mitten in die Gesellschaft tragen zu können. Diese Werte sind stärker, als alle Kräfte, die uns spalten wollen."

Neues Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer

Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, der Stellvertretende Ministerpräsident von NRW Dr. Joachim Stamp, Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal, DFB-Vizepräsident Günter Distelrath sowie mit Reinhard Rauball der langjährige Präsident des Ligaverbandes und von Borussia Dortmund waren der Einladung ins Fußballmuseum gefolgt.

Zum Abschluss des Festaktes schaltete Museumsdirektor Manuel Neukirchner das Projekt "Niemals Vergessen – das Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer" frei.

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