Jüdische Sportstars: Ausstellung in Hamburg

Die Ausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung" ist ab heute auf dem Joseph-Carlebach-Platz in Hamburg zu sehen. Bis zum 17. Mai erinnern lebensgroße Silhouetten an das Leben und die Erfolge von 17 deutsch-jüdischen Sportlerpersönlichkeiten, aber auch an ihr Leid und ihre Verfolgung.

In den kommenden Wochen treffen Fußgänger, die den Joseph-Carlebach-Platz in Hamburg-Eimsbüttel überqueren, auf eine ungewöhnliche Figurengruppe: 17 Sportler sind da zu sehen, dargestellt als lebensgroße Plexiglas-Silhouetten, aufgenommen in grobkörnigem Schwarz-Weiß und in historischem Sportdress. Fechter, Ringer, Eishockeyspieler, Turner, Fußballer. Wer - neugierig geworden - näher hinschaut und sich ihre Namen und Biografien auf der Figurenrückseite durchliest, findet schnell die Gemeinsamkeit: Es sind allesamt Sportstars ihrer Zeit: Olympiasieger, Weltmeister, Weltrekordler, Deutsche Meister. Herausragende Athleten im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts. Und es sind Juden, Opfer des monströsen nationalsozialistischen Rassenwahns nach 1933.

"Niemand muss eine Eintrittskarte kaufen"

Nur weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt. Fußballpionier und DFB-Mitbegründer Walther Bensemann blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportler*innen, wie Nationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer.

"Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass die jüdischen Sportstars nicht hinter Museumstüren, sondern auf öffentlichen Plätzen präsentiert werden: unübersehbar auch für jene, die zufällig vorbeikommen", erläuterte Dr. Göttrik Wewer, Vorstandsvorsitzender der DFB-Kulturstiftung, bei der Eröffnung. "Niemand muss eine Eintrittskarte kaufen, um diese Schicksale kennenzulernen, sondern in den Figuren kommen die Sportlerinnen und Sportler praktisch auf jeden zu." Hamburg ist die insgesamt 18. Station der von der DFB-Kulturstiftung 2015 initiierten und bis heute geförderten Ausstellung.

"Anfeindungen eine klare Absage erteilen"

"Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, diese besondere Ausstellung nach Hamburg zu holen. Der Ausstellungsort war und ist ein wichtiges Zentrum jüdischen Lebens in Hamburg, das fest zur Identität unserer Stadt gehört", erklärte Hamburgs Sportsenator Andy Grote das Engagement der Hansestadt für die Ausstellung auf dem Joseph-Carlebach-Platz im Grindelviertel, dem Gedenkort für die zerstörte Bornplatzsynagoge.

Unterstrichen wird seine Einschätzung von Philipp Stricharz, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Hamburg: "Wir sind froh, dass die Ausstellung jetzt auf dem ehemaligen Bornplatz Nachbar des Bildungshauses wird. Die Schicksale der Sportstars sind ein zusätzlicher Ansporn für uns, jüdischen Kindern und Jugendlichen in Hamburg die bestmögliche Zukunft zu bieten und sie zu selbstbewussten Bürgern der Stadt zu machen. Gleichzeitig gilt es, das zeigt die Ausstellung auch sehr deutlich, Anfeindungen und Ressentiments eine klare Absage zu erteilen und Vielfalt zur Selbstverständlichkeit zu machen."

Tourneeauftakt nach Zerstörung in Bochum

Hamburg ist der Auftakt der diesjährigen Tournee der Ausstellung durch sechs Städte. Die nächsten Stationen sind Wiesbaden (ab dem 21. Mai auf dem Bahnhofsvorplatz) und Münster (ab dem 21. Juni auf dem Überwasserkirchplatz). Bundesweite Empörung hatte die mutmaßlich antisemitisch motivierte teilweise Zerstörung der Ausstellung in der Nacht des 9. November 2020 in Bochum ausgelöst. Der oder die Täter konnten nicht ermittelt werden. "Gerade gegen diese menschenverachtende Einstellung setzen wir seit fünf Jahren ein Ausrufezeichen. Und wir werden es weiter tun, trotz oder gerade weil es offenbar Menschen gibt, die aus der Geschichte nichts gelernt haben", so Dr. Göttrik Wewer im November 2020.

Die Ausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolg – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach" ist ein Projekt des Zentrums deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg, initiiert und gefördert von der DFB-Kulturstiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Ausstellung wird unterstützt von der Stiftung Deutscher Sport des DOSB. Auf dem Joseph-Carlebach-Platz (Rotherbaum) ist sie bis zum 17. Mai ganztägig zugänglich, der Eintritt ist frei. Sie ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte und Fotos ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren.

[dfb]

Die Ausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung" ist ab heute auf dem Joseph-Carlebach-Platz in Hamburg zu sehen. Bis zum 17. Mai erinnern lebensgroße Silhouetten an das Leben und die Erfolge von 17 deutsch-jüdischen Sportlerpersönlichkeiten, aber auch an ihr Leid und ihre Verfolgung.

In den kommenden Wochen treffen Fußgänger, die den Joseph-Carlebach-Platz in Hamburg-Eimsbüttel überqueren, auf eine ungewöhnliche Figurengruppe: 17 Sportler sind da zu sehen, dargestellt als lebensgroße Plexiglas-Silhouetten, aufgenommen in grobkörnigem Schwarz-Weiß und in historischem Sportdress. Fechter, Ringer, Eishockeyspieler, Turner, Fußballer. Wer - neugierig geworden - näher hinschaut und sich ihre Namen und Biografien auf der Figurenrückseite durchliest, findet schnell die Gemeinsamkeit: Es sind allesamt Sportstars ihrer Zeit: Olympiasieger, Weltmeister, Weltrekordler, Deutsche Meister. Herausragende Athleten im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts. Und es sind Juden, Opfer des monströsen nationalsozialistischen Rassenwahns nach 1933.

"Niemand muss eine Eintrittskarte kaufen"

Nur weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt. Fußballpionier und DFB-Mitbegründer Walther Bensemann blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportler*innen, wie Nationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer.

"Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass die jüdischen Sportstars nicht hinter Museumstüren, sondern auf öffentlichen Plätzen präsentiert werden: unübersehbar auch für jene, die zufällig vorbeikommen", erläuterte Dr. Göttrik Wewer, Vorstandsvorsitzender der DFB-Kulturstiftung, bei der Eröffnung. "Niemand muss eine Eintrittskarte kaufen, um diese Schicksale kennenzulernen, sondern in den Figuren kommen die Sportlerinnen und Sportler praktisch auf jeden zu." Hamburg ist die insgesamt 18. Station der von der DFB-Kulturstiftung 2015 initiierten und bis heute geförderten Ausstellung.

"Anfeindungen eine klare Absage erteilen"

"Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, diese besondere Ausstellung nach Hamburg zu holen. Der Ausstellungsort war und ist ein wichtiges Zentrum jüdischen Lebens in Hamburg, das fest zur Identität unserer Stadt gehört", erklärte Hamburgs Sportsenator Andy Grote das Engagement der Hansestadt für die Ausstellung auf dem Joseph-Carlebach-Platz im Grindelviertel, dem Gedenkort für die zerstörte Bornplatzsynagoge.

Unterstrichen wird seine Einschätzung von Philipp Stricharz, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Hamburg: "Wir sind froh, dass die Ausstellung jetzt auf dem ehemaligen Bornplatz Nachbar des Bildungshauses wird. Die Schicksale der Sportstars sind ein zusätzlicher Ansporn für uns, jüdischen Kindern und Jugendlichen in Hamburg die bestmögliche Zukunft zu bieten und sie zu selbstbewussten Bürgern der Stadt zu machen. Gleichzeitig gilt es, das zeigt die Ausstellung auch sehr deutlich, Anfeindungen und Ressentiments eine klare Absage zu erteilen und Vielfalt zur Selbstverständlichkeit zu machen."

Tourneeauftakt nach Zerstörung in Bochum

Hamburg ist der Auftakt der diesjährigen Tournee der Ausstellung durch sechs Städte. Die nächsten Stationen sind Wiesbaden (ab dem 21. Mai auf dem Bahnhofsvorplatz) und Münster (ab dem 21. Juni auf dem Überwasserkirchplatz). Bundesweite Empörung hatte die mutmaßlich antisemitisch motivierte teilweise Zerstörung der Ausstellung in der Nacht des 9. November 2020 in Bochum ausgelöst. Der oder die Täter konnten nicht ermittelt werden. "Gerade gegen diese menschenverachtende Einstellung setzen wir seit fünf Jahren ein Ausrufezeichen. Und wir werden es weiter tun, trotz oder gerade weil es offenbar Menschen gibt, die aus der Geschichte nichts gelernt haben", so Dr. Göttrik Wewer im November 2020.

Die Ausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolg – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach" ist ein Projekt des Zentrums deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg, initiiert und gefördert von der DFB-Kulturstiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Ausstellung wird unterstützt von der Stiftung Deutscher Sport des DOSB. Auf dem Joseph-Carlebach-Platz (Rotherbaum) ist sie bis zum 17. Mai ganztägig zugänglich, der Eintritt ist frei. Sie ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte und Fotos ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren.

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