Zimmermann: "Gewalt, egal gegen wen, ist völlig inakzeptabel!"

Diskriminierungs- und Gewaltvorfälle gegenüber Schiedsrichtern im Amateurfußball beschäftigen derzeit viele Fußballfans in ganz Deutschland. Im DFB.de-Interview spricht der für den Bereich Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann über Gewalt als gesellschaftliches Problem, dem es entschlossen gemeinsam entgegenzutreten gilt.

DFB.de: Am Wochenende haben Schiedsrichter in Berlin gestreikt, um ein Zeichen gegen Gewalt gegen Schiedsrichter zu setzen. Über die Dimensionen von Gewaltvorfällen gegenüber Unparteiischen wird aktuell viel debattiert. Haben wir ein Gewaltproblem im deutschen Amateurfußball?

Ronny Zimmermann: Ein Blick in jede Tageszeitung genügt, um zu sehen, dass Gewalt ein Problem in unserer gesamten Gesellschaft und damit nicht ein Alleiniges des Fußballs ist. Der Fußball ist auch hier ein Spiegelbild der Gesellschaft. Soziale und gesellschaftliche Konflikte brechen hier auf dem Fußballplatz durch. Vor allem müssen wir feststellen, dass vermehrt Ordnungsinstanzen attackiert werden: Polizeibeamte, Rettungskräfte oder eben auch Schiedsrichter. Selbst Ärzte werden innerhalb ihrer Praxisräume aggressiv bedroht und angegangen. Fakt ist: Gewalt gegen Schiedsrichter, Spieler oder wen auch immer ist absolut inakzeptabel. Gegen jeden Täter muss konsequent gehandelt und im Schuldfall streng geurteilt werden. Wenn es zu einem Gewaltvorfall kommt, ist die Sportrechtsprechung aufgefordert, konsequent und dem Vorfall angemessen eindeutige Strafen auszusprechen. Dennoch bildet die Sportgerichtsbarkeit nur einen Teil ab und verfügt nicht über die Möglichkeiten von ordentlichen Gerichten. Deswegen kann ich nur dringend empfehlen, bei körperlichen Übergriffen in besonderem Ausmaß, den Vorfall bei der Staatanwaltschaft zur Anzeige zu bringen.

DFB.de: Haben die Gewaltvorfälle gegen Schiedsrichter bundesweit gegenüber den vergangenen Jahren zugenommen?

Zimmermann: Durch den Lagebericht Amateurfußball stellen wir fest, dass die Zahlen zu den Vorfällen seit fünf Jahren nicht in einem signifikanten Verhältnis von einander abweichen. Gemessen an der Anzahl der absolvierten Spiele stellen Gewalt- und Diskriminierungsfälle statistisch gesehen nach wie vor noch immer eine Ausnahme dar. Das ändert jedoch nicht, dass jeder einzelne Fall einer zu viel ist und bleibt!

DFB.de: Laut DFB-Lagebericht der Saison 2018/2019 werden Unparteiische am häufigsten attackiert. Wie erklären Sie sich das?

Zimmermann: Wie schon erwähnt, richten sich gewalttätige Handlungen zunehmend gegen Ordnungshüter, wie Polizeibeamte, Feuerwehrleute oder eben auch gegen Schiedsrichter. Hier handelt es sich definitiv um ein Problem in unserer Gesellschaft, welchem wir in Gänze entgegentreten müssen. Dies gilt für jeden einzelnen von uns in Deutschland. Es gilt für jeden, der ein Fußballstadion besucht sowie für die Vereine, die letztlich als Ausrichter eines Spiels und Inhaber des Hausrechts die Verantwortung für den Ablauf der Gesamtveranstaltung innehaben.

DFB.de: Welche Maßnahmen ergreift der Verband zum Schutz der Schiedsrichter?

Zimmermann: Unserer Fußballorganisation liegt eine föderale Struktur zugrunde. Das bedeutet, dass jeder Landesverband für das Schiedsrichterwesen selbst zuständig ist und individuell mit dem Thema "Gewalt gegen Schiedsrichter" umgeht. Bei der Komplexität in dieser Angelegenheit gibt es nicht eine allgemeingültige Lösung. Der DFB als Dachverband ist für die obersten drei Spielklassen und die dort Spiele leitenden Schiedsrichter verantwortlich. Wir stehen jedoch in einem regelmäßigen und intensiven Austausch mit den Landesverbänden. Es finden jährliche Tagungen der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte der Landesverbände statt, bei denen "Best Practice Beispiele" oder auch Vorträge zum Thema Gewaltprävention und Gewalt auf Fußballplätzen stattfinden.

DFB.de: Der DFB führte eine bundesweite Umfrage der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte durch, um besser zu verstehen, wie man Schiedsrichter gerade in den unteren Klassen noch besser schützen kann. Gibt es hierzu schon erste Ergebnisse?

Zimmermann: Im Zuge der erwähnten jährlichen Tagung der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte der Landesverbände wurde diese Untersuchung angestellt, die sich mit dem Thema Gewaltprävention und Umgang mit Gewaltvorfällen befasst. Die Ergebnisse werden bei der nächsten Tagung der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte Ende November vorgestellt, intern besprochen und ausgewertet.

DFB.de: Warum ist der angesprochene Dialog mit den Vereinen, Landesverbänden und Kreisen wichtig?

Zimmermann: Kommunikation, Dialog und Verständnis sind von großer Bedeutung, denn Probleme können nur gelöst werden, wenn man miteinander redet und beidseitig die Erforderlichkeit des eigenen Handelns erkennt. Deshalb muss der Dialog zwischen Landesverbänden, Vereinen und Kreisen weiter intensiviert werden.

DFB.de: Wie können Schiedsrichter insbesondere in den unteren Spielklassen vor Ort noch besser vor Diskriminierungs- und Gewaltvorfällen geschützt werden?

Zimmermann: Weder der Landesverband noch die Kreise haben die personellen Ressourcen, bei jedem Spiel anwesend zu sein. Daher sind die Möglichkeiten vor Ort eingeschränkt. In erster Linie liegt die Verantwortung beim Heimverein als Ausrichter und Zuständigem für den Ablauf der Gesamtveranstaltung. Ich sehe auch die Trainer und Vorstände in der Verantwortung, dass sie mit ihren Spielern über solche Themen reden, auf sie einwirken und klar machen, dass ein solches Verhalten im Verein absolut unerwünscht ist und nicht toleriert wird.

[dfb]

Diskriminierungs- und Gewaltvorfälle gegenüber Schiedsrichtern im Amateurfußball beschäftigen derzeit viele Fußballfans in ganz Deutschland. Im DFB.de-Interview spricht der für den Bereich Schiedsrichter zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann über Gewalt als gesellschaftliches Problem, dem es entschlossen gemeinsam entgegenzutreten gilt.

DFB.de: Am Wochenende haben Schiedsrichter in Berlin gestreikt, um ein Zeichen gegen Gewalt gegen Schiedsrichter zu setzen. Über die Dimensionen von Gewaltvorfällen gegenüber Unparteiischen wird aktuell viel debattiert. Haben wir ein Gewaltproblem im deutschen Amateurfußball?

Ronny Zimmermann: Ein Blick in jede Tageszeitung genügt, um zu sehen, dass Gewalt ein Problem in unserer gesamten Gesellschaft und damit nicht ein Alleiniges des Fußballs ist. Der Fußball ist auch hier ein Spiegelbild der Gesellschaft. Soziale und gesellschaftliche Konflikte brechen hier auf dem Fußballplatz durch. Vor allem müssen wir feststellen, dass vermehrt Ordnungsinstanzen attackiert werden: Polizeibeamte, Rettungskräfte oder eben auch Schiedsrichter. Selbst Ärzte werden innerhalb ihrer Praxisräume aggressiv bedroht und angegangen. Fakt ist: Gewalt gegen Schiedsrichter, Spieler oder wen auch immer ist absolut inakzeptabel. Gegen jeden Täter muss konsequent gehandelt und im Schuldfall streng geurteilt werden. Wenn es zu einem Gewaltvorfall kommt, ist die Sportrechtsprechung aufgefordert, konsequent und dem Vorfall angemessen eindeutige Strafen auszusprechen. Dennoch bildet die Sportgerichtsbarkeit nur einen Teil ab und verfügt nicht über die Möglichkeiten von ordentlichen Gerichten. Deswegen kann ich nur dringend empfehlen, bei körperlichen Übergriffen in besonderem Ausmaß, den Vorfall bei der Staatanwaltschaft zur Anzeige zu bringen.

DFB.de: Haben die Gewaltvorfälle gegen Schiedsrichter bundesweit gegenüber den vergangenen Jahren zugenommen?

Zimmermann: Durch den Lagebericht Amateurfußball stellen wir fest, dass die Zahlen zu den Vorfällen seit fünf Jahren nicht in einem signifikanten Verhältnis von einander abweichen. Gemessen an der Anzahl der absolvierten Spiele stellen Gewalt- und Diskriminierungsfälle statistisch gesehen nach wie vor noch immer eine Ausnahme dar. Das ändert jedoch nicht, dass jeder einzelne Fall einer zu viel ist und bleibt!

DFB.de: Laut DFB-Lagebericht der Saison 2018/2019 werden Unparteiische am häufigsten attackiert. Wie erklären Sie sich das?

Zimmermann: Wie schon erwähnt, richten sich gewalttätige Handlungen zunehmend gegen Ordnungshüter, wie Polizeibeamte, Feuerwehrleute oder eben auch gegen Schiedsrichter. Hier handelt es sich definitiv um ein Problem in unserer Gesellschaft, welchem wir in Gänze entgegentreten müssen. Dies gilt für jeden einzelnen von uns in Deutschland. Es gilt für jeden, der ein Fußballstadion besucht sowie für die Vereine, die letztlich als Ausrichter eines Spiels und Inhaber des Hausrechts die Verantwortung für den Ablauf der Gesamtveranstaltung innehaben.

DFB.de: Welche Maßnahmen ergreift der Verband zum Schutz der Schiedsrichter?

Zimmermann: Unserer Fußballorganisation liegt eine föderale Struktur zugrunde. Das bedeutet, dass jeder Landesverband für das Schiedsrichterwesen selbst zuständig ist und individuell mit dem Thema "Gewalt gegen Schiedsrichter" umgeht. Bei der Komplexität in dieser Angelegenheit gibt es nicht eine allgemeingültige Lösung. Der DFB als Dachverband ist für die obersten drei Spielklassen und die dort Spiele leitenden Schiedsrichter verantwortlich. Wir stehen jedoch in einem regelmäßigen und intensiven Austausch mit den Landesverbänden. Es finden jährliche Tagungen der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte der Landesverbände statt, bei denen "Best Practice Beispiele" oder auch Vorträge zum Thema Gewaltprävention und Gewalt auf Fußballplätzen stattfinden.

DFB.de: Der DFB führte eine bundesweite Umfrage der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte durch, um besser zu verstehen, wie man Schiedsrichter gerade in den unteren Klassen noch besser schützen kann. Gibt es hierzu schon erste Ergebnisse?

Zimmermann: Im Zuge der erwähnten jährlichen Tagung der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte der Landesverbände wurde diese Untersuchung angestellt, die sich mit dem Thema Gewaltprävention und Umgang mit Gewaltvorfällen befasst. Die Ergebnisse werden bei der nächsten Tagung der Schiedsrichter-Obleute und Schiedsrichter-Lehrwarte Ende November vorgestellt, intern besprochen und ausgewertet.

DFB.de: Warum ist der angesprochene Dialog mit den Vereinen, Landesverbänden und Kreisen wichtig?

Zimmermann: Kommunikation, Dialog und Verständnis sind von großer Bedeutung, denn Probleme können nur gelöst werden, wenn man miteinander redet und beidseitig die Erforderlichkeit des eigenen Handelns erkennt. Deshalb muss der Dialog zwischen Landesverbänden, Vereinen und Kreisen weiter intensiviert werden.

DFB.de: Wie können Schiedsrichter insbesondere in den unteren Spielklassen vor Ort noch besser vor Diskriminierungs- und Gewaltvorfällen geschützt werden?

Zimmermann: Weder der Landesverband noch die Kreise haben die personellen Ressourcen, bei jedem Spiel anwesend zu sein. Daher sind die Möglichkeiten vor Ort eingeschränkt. In erster Linie liegt die Verantwortung beim Heimverein als Ausrichter und Zuständigem für den Ablauf der Gesamtveranstaltung. Ich sehe auch die Trainer und Vorstände in der Verantwortung, dass sie mit ihren Spielern über solche Themen reden, auf sie einwirken und klar machen, dass ein solches Verhalten im Verein absolut unerwünscht ist und nicht toleriert wird.

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