Position des DFB zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022

Unser Bekenntnis zu Menschenrechten

Wir bekennen uns gemäß § 2 unserer Satzung zur Achtung aller international anerkannten Menschenrechte und setzen uns für die Achtung dieser Rechte ein – ganz besonders in den Bereichen Diversität und Inklusion, Antidiskriminierung, Gesundheit, Sicherheit und Kinderschutz, auch im Umfeld von Länderspielen und internationalen Turnieren.

Unsere Einschätzung zur WM-Vergabe und Teilnahme

Die Vergabe der FIFA Weltmeisterschaft an Katar kann in vielerlei Hinsicht als problematisch erachtet werden, vor allem im Hinblick auf Menschenrechte und Nachhaltigkeit. Im Sinne des Sports, der Sportler und Fans hätte man sich eine andere Entscheidung vorstellen können.

Aus sportlicher Sicht ist die FIFA Weltmeisterschaft das bedeutendste Turnier des Weltfußballs, sowohl für die Spieler als auch für Millionen von Fans weltweit. Als Teil der internationalen Fußballgemeinschaft hat sich der DFB, so wie andere Mitgliedsverbände auch, dazu verpflichtet, an der WM-Qualifikation und im Erfolgsfall auch an der WM-Endrunde teilzunehmen. Nicht nur deshalb halten wir einen Verzicht auf die Teilnahme an dem Turnier im Falle einer Qualifikation für nicht zielführend.

Unser gesellschaftliches Engagement: Sport baut Brücken

Menschenrechte sind universell gültig, unteilbar und nicht in Frage zu stellen. In einer vielfach von Konflikten geprägten Welt sind wir der Ansicht, dass Verständigung, Austausch und Zusammenarbeit – insbesondere im und durch Sport – notwendig sind, um über politische, religiöse und kulturelle Grenzen hinweg Grundlagen für Verbesserung zu schaffen.

Wir sind der Meinung, dass der Sport auf und abseits des Platzes Brücken bauen kann. Wir werden unseren Teil dazu beitragen und unsere Verantwortung wahrnehmen. Wir werden uns als Verband, wie wir es bereits in Russland 2018 getan haben, im Rahmen der FIFA Weltmeisterschaft Katar 2022 engagieren. Dazu gehört auch zu benennen, welche Probleme wir im Hinblick auf die Achtung der Menschenrechte und welche Potenziale wir für nachhaltige Entwicklung sehen.

Unsere Erwartungen und unsere Expert*innen

Wir erwarten grundsätzlich von den Ausrichter*innen internationaler Turniere wie der FIFA Weltmeisterschaft, dass sie sich zur Achtung der Menschenrechte bekennen und die Wahrung entsprechender internationaler Standards sicherstellen.

Mit Bezug auf Katar stehen wir mit unabhängigen Expert*innen sowie Vertreter*innen aus dem Sport, der Politik und anderen Teilen der Gesellschaft im Austausch, hören zu, informieren uns gegenseitig, bewerten Ideen und denken über gemeinsame Projekte nach. Hierzu zählen u.a. die FIFA, die UEFA, andere Nationalverbände, Nichtregierungsorganisationen (z.B. Human Rights Watch, Amnesty International und die Bau- und Holzarbeiter Internationale), die Bundesregierung (Auswärtiges Amt), die International Labour Organisation sowie Fan-Organisationen. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass die Notwendigkeit besteht, Probleme zu identifizieren, zu adressieren und zu positiven Entwicklungen in Katar beizutragen. Diesem Ansatz wollen wir im Rahmen unserer Einflussmöglichkeiten bestmöglich gerecht werden.

Unser Verständnis: Die WM als Motor für Entwicklung

Die durch das große öffentliche Interesse angeschobenen Diskussionen werden von vielen Organisationen dazu genutzt, auf Problemlagen aufmerksam zu machen und einen Beitrag zur Verbesserung der Menschenrechtslage in Katar zu leisten.

Es bestärkt uns in unserer Haltung, dass u.a. Amnesty International, die International Labour Organisation, die Bau- und Holzarbeiter Internationale und das unabhängige FIFA Human Rights Advisory Board darauf verwiesen haben, dass es bereits zu Verbesserungen und Reformen mit Bezug auf Arbeits- und Sozialstandards gekommen ist. Gleichwohl sind noch Fortschritte zu machen, auch in anderen wichtigen Bereichen. Gerade deshalb weisen Amnesty International und andere darauf hin, dass das verbleibende Zeitfenster genutzt werden muss, um weitere Prozesse anzustoßen und umzusetzen.

Festzuhalten ist auch, dass die FIFA und das lokale Organisationskomitee in ihrer gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategie Problem- und Handlungsfelder benennen bzw. Chancen aufzeigen, wie mit Hilfe des Fußballs über das Turnier hinaus Veränderungsprozesse in Katar initiiert oder beschleunigt werden können. Mit Blick auf die Zukunft begrüßen wir die seit November 2017 bestehende Praxis der FIFA, bei allen FIFA-Turnieren menschenrechtliche Mindestkriterien zugrunde zu legen und entsprechende Standards z.B. im Hinblick auf Arbeitsschutz, freie Meinungsäußerung oder Inklusion von vorneherein zu gewährleisten.