Schiedsrichter-Lehrgang für Kinder mit Hämophilie

Eine Perspektive im Fußball für Kinder mit Hämophilie schaffte der bundesweit erste Schiedsrichter-Lehrgang für betroffene Kinder beim Badischen Fußballverband (BFV). Zwei Tage lang tönten laute Pfiffe vom Karlsruher Turmberg ins Tal herab. Verursacher waren elf Kinder aus ganz Deutschland, die zum Schiedsrichter-Basislehrgang in die Sportschule gekommen waren.

Das Besondere: die Kinder sind an Hämophilie erkrankt, besser bekannt als "Bluterkrankheit". Sport, insbesondere der körperbetonte Fußball, ist für betroffene Kids eigentlich tabu. Zu hoch ist das gesundheitliche Risiko. Also, dachten sich die Interessensgemeinschaft Hämophiler e.V. und die Selbsthilfegruppe Hämophilie Südwest, muss es einen anderen Weg geben, die Liebe der Kinder zum Fußball ausleben zu können. Den fanden sie: Als Schiedsrichter. Und mit dem Badischen Fußballverband gleich noch einen Partner, der die Idee aufgriff und als erster DFB-Landesverband eine Schiedsrichter-Basisausbildung für Kinder mit Hämophilie umsetzte.

Die Kinder fieberten zusammen mit ihren Eltern schon lange dem Wochenende in der Sportschule Schöneck entgegen. Das ganze Wochenende eiferten sie ihren großen Schiedsrichter-Vorbildern nach, als sie spielerisch das Basiswissen kennenlernten. Die Kinder erwarben nicht nur in Theorie-Einheiten ihr Wissen, sondern durften selbstverständlich auch auf dem Fußballplatz stehen. Jeder Nachwuchs-Referee bekam ein "Schiedsrichter-Starterset" überreicht, das auch gleich in der Praxis getestet wurde.

Integration der Kinder in die Fußballfamilie

Ziel des bislang einzigartigen Projekts: Kindern mit Hämophilie eine Perspektive und das Selbstvertrauen zu geben, auch am Fußball teilhaben zu können. "Bisher war das bei unserem Sohn Leon im Schulunterricht oder in der Freizeit aufgrund der Verletzungsgefahr nicht möglich", sagte Christian Schepperle, der Verantwortliche der Selbsthilfegruppe Hämophilie Südwest und Initiator des Projektes. Zusammen mit seiner Frau Sabine und Leon (9) kam er nach Karlsruhe. Weitere zehn Kinder und deren Eltern reisten aus ganz Deutschland an. Nach zwei schweißtreibenden, aber inhaltlich mit viel Spaß ausgestatteten Tagen, nahmen alle Kinder freudestrahlend ihre Teilnahmezertifikate entgegen.

Um den Kindern nun auch in einem Fußballverein in ihrer Region eine Perspektive im Schiedsrichterwesen zu geben, nahmen die Inklusionsbeauftragten der DFB-Landesverbände Kontakt mit den Kindern auf. "Die Kinder sollten dort eine Heimat finden, damit sie auch in unsere Fußballfamilie integriert werden", sagt Uwe Ziegenhagen, Geschäftsführer des Badischen Fußballverbandes.