Ron-Robert Zieler: Weltmeister mit Geschichte

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Ron-Robert Zieler, der mit Hannover 96 am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) auf seine Weltmeisterkollegen im Trikot von Bayern München trifft.

Es läuft nicht gut für Zieler. Fünf Niederlagen in sechs Spielen, obendrein auch noch 20 Gegentore, abgeschlagen Tabellenletzter. Raimunt Zieler könnte nun auf Ratschläge seines Sohnes angewiesen sein, wie der einst auf die des Vaters. Schließlich hat nicht jeder Trainer einen Weltmeister in der Familie. Ron-Robert Zieler, der bei Vater Raimunt - der noch heute den Nachwuchs des FC Viktoria Köln in der B-Junioren-Bundesliga trainiert - das Fußballspielen lernte, hat in dieser Bundesliga-Saison schließlich erst vier Gegentreffer in sechs Spielen hinnehmen müssen.

Mit Hannover 96 rangiert der Nationaltorhüter im gehobenen Mittelfeld der Bundesliga mit der Tabellenspitze in Sichtweite. Borussia Mönchengladbach auf dem zweiten Rang ist lediglich zwei Punkte enteilt. Zieler hat mit seinen starken Leistungen entscheidend zu den bislang drei Saisonsiegen beigetragen. Und ausgerechnet jetzt gibt es ein Wiedersehen mit seinen Weltmeisterkollegen aus München. Die Bayern Thomas Müller, Mario Götze und Co. wollen Zielers ohnehin ausbaufähige Bilanz gegen den Deutschen Meister - 25 Gegentore in acht Pflichtspielen - an diesem Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) weiter verschlechtern, auch der in der Champions League geschonte Jerome Boateng soll auf den Platz zurückkehren. Manuel Neuer will obendrein beweisen, warum er vor Roman Weidenfeller und Zieler die Nummer eins im deutschen Tor ist.

Mit 16 zu Manchester United

"Ron-Robert hat von allem mehr als ich: Mehr Talent, mehr Ehrgeiz, mehr Disziplin", erzählte Vater Raimunt Zieler einst der Tageszeitung "Die Welt". Immerhin war er einst selbst Juniorennationalspieler. Aber der Ur-Kölner musste irgendwann einsehen, dass dem Sohn die Domstadt sportlich zu klein geworden war. Als Manchester United rief, konnte der 1. FC Köln seinen 16 Jahre alten Nachwuchstorhüter nicht mehr halten. Zum Gespräch im Büro des großen Sir Alex Ferguson waren die Zielers nach Manchester geflogen. "Ein Spieler von außergewöhnlicher Qualität" sei Zieler, urteilte Ferguson, Manchester stattete den jungen Deutschen prompt mit einem Dreijahresvertrag aus.

Davon hatte wohl nicht einmal Vater Raimunt zu träumen gewagt, als er dem drei Jahre alten Ron-Robert Fußbälle in das Kinderzimmer legte, in der Hoffnung, der Sohn werde von sich aus das runde Ding irgendwann durch die Wohnung dreschen. Und nun stand Ron-Robert gemeinsam mit Superstars wie Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney auf dem Trainingsplatz. "In Manchester hatte ich ein Rundum-Sorglos-Paket", erinnert sich Zieler. Sportlich dagegen lief es nicht ganz sorgenfrei für den jungen Deutschen. Obwohl Zieler ausgezogen war, die Nummer eins im Tor zu werden, musste er sich mit der Reservistenrolle anfreunden. Der Teenager tat es ebenso klaglos wie später als dritter Torwart der Nationalmannschaft. "Ron-Robert ist ein absoluter Teamplayer", sagt Papa Raimunt.

Wechsel in die Bundesliga

Im Reserveteam und während einer Ausleihe zum drittklassigen Klub Northampton Town kam Zieler zum Einsatz. "Für meinen persönlichen und sportlichen Werdegang war der Schritt eine sehr gute Entscheidung", erinnert sich der Torwart. "Ich war oft bei der ersten Mannschaft und hatte Torwarttraining mit Edwin van der Sar und Tomasz Kuszczak."

Im Sommer 2010 wechselte der damals 19-Jährige zu Hannover 96 in die Bundesliga. Mit viel Vorschusslorbeer kehrte er zurück nach Deutschland, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nannte Zieler, diesen neben Neuer weiteren Vertreter einer neuen Torhüter-Generation, einen "Überflieger". Allerdings dauerte es bis Januar 2011, bis Zieler sein Bundesliga-Debüt feierte. Zunächst hatten ihn die Niedersachsen in ihrer U 23 eingesetzt. Dann allerdings setzte er sich auf Anhieb durch, im Dezember 2013 feierte er sein 100. Bundesligaspiel. 2011 wurde Zieler, der sämtliche Auswahlmannschaften des DFB von der U 16 an durchlief, erstmals von Bundestrainer Joachim Löw in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen.

Vertrag verlängert – mit Ausstiegsklausel

Aus dem Tor der 96er ist Zieler längst nicht mehr wegzudenken – unlängst hat er seinen Vertrag bis 2017 verlängert, wenn auch mit Ausstiegsklausel. Zuletzt in Stuttgart hatte sich Zieler mit sehenswerten Paraden vergeblich gegen die zweite Niederlage der Saison gestemmt. Fehlenden Mut im Team bemängelte er hinterher. Eine Woche zuvor war er mit dem Mut der Verzweiflung nach vorne geeilt, um den 0:1-Rückstand gegen Paderborn vielleicht doch noch kurz vor Schluss auszugleichen - dann traf Moritz Stoppelkamp aus 82 Metern in das leere Tor.

Mit seinen früheren Klubs, die nicht immer bedingungslos auf Zieler gesetzt hatten, hat der Weltmeister längst seinen Frieden geschlossen. In seiner Heimatstadt Köln trug er sich nach dem WM-Triumph in das Goldene Buch der Stadt ein. Und der "Express" urteilte: "Streng genommen ist sogar nicht Poldi, sondern Zieler der kölscheste Weltmeister." Auch Manchester United ist längst stolz auf den langen Deutschen, der einst das Trikot der Red Devils trug. "Es ist großartig, dass ein ehemaliger Ausbildungsspieler von MUFC im deutschen Weltmeisterteam steht", twitterte der Verein nach dem WM-Finale von Rio de Janeiro. "Gut gemacht, Ron-Robert Zieler."

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Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Ron-Robert Zieler, der mit Hannover 96 am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) auf seine Weltmeisterkollegen im Trikot von Bayern München trifft.

Es läuft nicht gut für Zieler. Fünf Niederlagen in sechs Spielen, obendrein auch noch 20 Gegentore, abgeschlagen Tabellenletzter. Raimunt Zieler könnte nun auf Ratschläge seines Sohnes angewiesen sein, wie der einst auf die des Vaters. Schließlich hat nicht jeder Trainer einen Weltmeister in der Familie. Ron-Robert Zieler, der bei Vater Raimunt - der noch heute den Nachwuchs des FC Viktoria Köln in der B-Junioren-Bundesliga trainiert - das Fußballspielen lernte, hat in dieser Bundesliga-Saison schließlich erst vier Gegentreffer in sechs Spielen hinnehmen müssen.

Mit Hannover 96 rangiert der Nationaltorhüter im gehobenen Mittelfeld der Bundesliga mit der Tabellenspitze in Sichtweite. Borussia Mönchengladbach auf dem zweiten Rang ist lediglich zwei Punkte enteilt. Zieler hat mit seinen starken Leistungen entscheidend zu den bislang drei Saisonsiegen beigetragen. Und ausgerechnet jetzt gibt es ein Wiedersehen mit seinen Weltmeisterkollegen aus München. Die Bayern Thomas Müller, Mario Götze und Co. wollen Zielers ohnehin ausbaufähige Bilanz gegen den Deutschen Meister - 25 Gegentore in acht Pflichtspielen - an diesem Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) weiter verschlechtern, auch der in der Champions League geschonte Jerome Boateng soll auf den Platz zurückkehren. Manuel Neuer will obendrein beweisen, warum er vor Roman Weidenfeller und Zieler die Nummer eins im deutschen Tor ist.

Mit 16 zu Manchester United

"Ron-Robert hat von allem mehr als ich: Mehr Talent, mehr Ehrgeiz, mehr Disziplin", erzählte Vater Raimunt Zieler einst der Tageszeitung "Die Welt". Immerhin war er einst selbst Juniorennationalspieler. Aber der Ur-Kölner musste irgendwann einsehen, dass dem Sohn die Domstadt sportlich zu klein geworden war. Als Manchester United rief, konnte der 1. FC Köln seinen 16 Jahre alten Nachwuchstorhüter nicht mehr halten. Zum Gespräch im Büro des großen Sir Alex Ferguson waren die Zielers nach Manchester geflogen. "Ein Spieler von außergewöhnlicher Qualität" sei Zieler, urteilte Ferguson, Manchester stattete den jungen Deutschen prompt mit einem Dreijahresvertrag aus.

Davon hatte wohl nicht einmal Vater Raimunt zu träumen gewagt, als er dem drei Jahre alten Ron-Robert Fußbälle in das Kinderzimmer legte, in der Hoffnung, der Sohn werde von sich aus das runde Ding irgendwann durch die Wohnung dreschen. Und nun stand Ron-Robert gemeinsam mit Superstars wie Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney auf dem Trainingsplatz. "In Manchester hatte ich ein Rundum-Sorglos-Paket", erinnert sich Zieler. Sportlich dagegen lief es nicht ganz sorgenfrei für den jungen Deutschen. Obwohl Zieler ausgezogen war, die Nummer eins im Tor zu werden, musste er sich mit der Reservistenrolle anfreunden. Der Teenager tat es ebenso klaglos wie später als dritter Torwart der Nationalmannschaft. "Ron-Robert ist ein absoluter Teamplayer", sagt Papa Raimunt.

Wechsel in die Bundesliga

Im Reserveteam und während einer Ausleihe zum drittklassigen Klub Northampton Town kam Zieler zum Einsatz. "Für meinen persönlichen und sportlichen Werdegang war der Schritt eine sehr gute Entscheidung", erinnert sich der Torwart. "Ich war oft bei der ersten Mannschaft und hatte Torwarttraining mit Edwin van der Sar und Tomasz Kuszczak."

Im Sommer 2010 wechselte der damals 19-Jährige zu Hannover 96 in die Bundesliga. Mit viel Vorschusslorbeer kehrte er zurück nach Deutschland, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nannte Zieler, diesen neben Neuer weiteren Vertreter einer neuen Torhüter-Generation, einen "Überflieger". Allerdings dauerte es bis Januar 2011, bis Zieler sein Bundesliga-Debüt feierte. Zunächst hatten ihn die Niedersachsen in ihrer U 23 eingesetzt. Dann allerdings setzte er sich auf Anhieb durch, im Dezember 2013 feierte er sein 100. Bundesligaspiel. 2011 wurde Zieler, der sämtliche Auswahlmannschaften des DFB von der U 16 an durchlief, erstmals von Bundestrainer Joachim Löw in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen.

Vertrag verlängert – mit Ausstiegsklausel

Aus dem Tor der 96er ist Zieler längst nicht mehr wegzudenken – unlängst hat er seinen Vertrag bis 2017 verlängert, wenn auch mit Ausstiegsklausel. Zuletzt in Stuttgart hatte sich Zieler mit sehenswerten Paraden vergeblich gegen die zweite Niederlage der Saison gestemmt. Fehlenden Mut im Team bemängelte er hinterher. Eine Woche zuvor war er mit dem Mut der Verzweiflung nach vorne geeilt, um den 0:1-Rückstand gegen Paderborn vielleicht doch noch kurz vor Schluss auszugleichen - dann traf Moritz Stoppelkamp aus 82 Metern in das leere Tor.

Mit seinen früheren Klubs, die nicht immer bedingungslos auf Zieler gesetzt hatten, hat der Weltmeister längst seinen Frieden geschlossen. In seiner Heimatstadt Köln trug er sich nach dem WM-Triumph in das Goldene Buch der Stadt ein. Und der "Express" urteilte: "Streng genommen ist sogar nicht Poldi, sondern Zieler der kölscheste Weltmeister." Auch Manchester United ist längst stolz auf den langen Deutschen, der einst das Trikot der Red Devils trug. "Es ist großartig, dass ein ehemaliger Ausbildungsspieler von MUFC im deutschen Weltmeisterteam steht", twitterte der Verein nach dem WM-Finale von Rio de Janeiro. "Gut gemacht, Ron-Robert Zieler."