Matthias Sammer: Ein Titelsammler wird 50

Als Franz Beckenbauer im Siegestaumel von Rom nach dem gewonnenen WM-Finale von 1990 die Nationalmannschaft für "auf Jahre hinaus unschlagbar" erklärte, weil ja nun noch die DDR-Spieler hinzukämen, da hat er sich bekanntlich geirrt. An einem lag das bestimmt nicht: Matthias Sammer war der erste Spieler aus der DDR, der nach der Wiedervereinigung den DFB-Dress trug. Der Mann, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, hat als Spieler, Trainer und Sportdirektor Titel und Rekorde gesammelt wie andere Briefmarken. 1996 rückte er auf eine Stufe mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Karl-Heinz Rummenigge und Lothar Matthäus, als er als bisher letzter Deutscher zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde.

Es musste wohl so kommen. Schon der Vater war Nationalspieler, das gab es nicht allzu oft im deutschen Fußball. Klaus Sammer spielte 17-mal für die DDR (1970-1973) und war bei Dynamo Dresden auch der Trainer des Sohnes. Und mehr als das. "Mein Vorbild war immer mein Vater", gestand Sammer junior 1990. Da war er 22, hatte den Vater schon übertroffen (23 Länderspiele für die DDR, U 20-Europameister 1986) und galt bereits als Anführertyp. Das letzte Länderspiel der DDR in Brüssel am 12. September 1990 entschied er mit einem Doppelpack nahezu alleine. "Matthias kam und riss die Truppe der Namenlosen zu einer starken Abschiedsleistung mit", erinnerte sich der letzte Auswahltrainer der DDR, Eduard Geyer.

Mit 17 Debüt in der Oberliga

Da hatte Sammer den Sprung in den Westen schon vollzogen und seine ersten Spiele für den VfB Stuttgart gemacht. Im kicker stellte er fest: "Der Stellenwert des Fußballs ist hier weitaus höher." Sammer debütierte für Dynamo, wo er mit sechs anfing, schon mit 17 in der Oberliga, erlebte das legendäre 3:7 in Uerdingen 1986 mit, nach dem sein Vater gefeuert und er - quasi in Sippenhaft - in die Jugend zurückgestuft wurde. "Ich wurde brutal ausgepfiffen, aber Vater hat mich immer wieder aufgebaut. Deshalb ist es eine Motivation für mich, mich in der Bundesliga durchzusetzen." Und er zeigte es ihnen. Die Geldstrafe über 2500 Ost-Mark, die ihn ein Bierchen mit Stuttgarts Trainer Arie Haan an der Hotelbar kostete, als er noch für Dynamo spielte, war schnell wieder reingeholt.

Wechsel in die Bundesliga

In der DDR verdiente er 1300 Ost-Mark, nun kam er ins Schlaraffenland Bundesliga und war sein Geld wert. In zwei Jahren Stuttgart bestritt er 63 Bundesligaspiele und schoss 20 Tore, sehr beachtlich für einen Mittelfeldspieler. In der zweiten Saison wurde der VfB mit Sammer Meister, nach zwei Titeln in der DDR (1989 und 1990) die dritte Meisterschaft für Sammer. Trotz Sammer, würde der stets Selbstkritische sagen, da er im entscheidenden Spiel in Leverkusen eine unnötige Rote Karte kassierte und Guido Buchwalds Siegtor in Unterzahl gar nicht mitbekam. Frustriert saß er in der Kabine und wollte die Freudenbotschaft, die der Teamarzt überbrachte, gar nicht glauben.

Als Meister und Vize-Europameister wechselte er nach Italien, zu Inter Mailand. "Es war die Kohle", gab er später offen zu, was ihn zu einem Karrierefehltritt animierte. Es wurde aber nur ein halbes Jahr, der "Feuerkopf" zeigte sich von einer unbekannten Seite und verschloss sich im fremden Land. Das Missverständnis endete nach nur elf Einsätzen (vier Tore).

Kontrastprogramm beim BVB

Borussia Dortmund holte ihn in der Winterpause 1992/1993 für die damalige Rekordsumme von acht Millionen DM. Trainer Ottmar Hitzfeld stellte ihn dem Team so vor: "Das ist der Matthias Sammer. Es gab viel Theater um ihn, viele Falschmeldungen. Beurteilt ihn nach dem, was er hier leistet." Er debütierte mit einem 25-Meter-Tor zum 1:0 gegen den VfL Bochum und war sofort angekommen - das Kontrastprogramm zu Mailand.

Sammer erlebte in Dortmund seine erfolgreichste Zeit und der Verein mit ihm auch. Meister 1995, Meister 1996, Champions League-Sieger 1997 - all das wäre unmöglich gewesen ohne den unermüdlichen Antreiber, der am Ende Libero spielte und doch nie eine ruhige Kugel schob. "Ein Libero, der so frei ist, seine Meinung zu sagen", schrieb der kicker anlässlich seiner Wahl zum Fußballer des Jahres 1995. Auch in der Kategorie war er der erste Gewinner aus dem Osten.

Leitfigur unter Berti Vogts

Bei Bundestrainer Berti Vogts war er zur Leitfigur avanciert, nach der enttäuschenden WM 1994 gingen sie ein Bündnis ein. Sammer wurde Matthäus-Nachfolger und überzeugte es mit seinen Leistungen und mit seiner Fähigkeit, eine Mannschaft aufzurütteln. Bei der EM 1996 in England trug er sich sogar zweimal in die Torschützenliste ein, schoss gegen Russland das 1:0 und im Viertelfinale gegen Kroatien das Siegtor zum 2:1. Als er gegen Italien (0:0) einen Elfmeter verschuldete, den Andy Köpke zum Glück parierte, war er tagelang nicht zu sprechen. Der ewig Kritische ging mit sich selbst stets am härtesten ins Gericht. Mit so einen wird man Europameister - und sie wurden es, damals in Wembley. Sammer kam ins "All Star"-Team der Endrunde, die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres war beinahe folgerichtig. Auch in Deutschland wurde er noch mal zum Fußballer des Jahres gekürt.

Dann kam das Jahr 1997, das letzte glückliche des Spielers Matthias Sammer. Das operierte Knie hielt für einen letzten Kraftakt, den Gewinn der Champions League am 25. Mai in München gegen Juventus Turin. Der Höhepunkt der Dortmunder Vereinsgeschichte veränderte Sammer kein bisschen. Als auf dem Bankett die ausgelassene Feier stieg, saß er an Hitzfelds Tisch und wollte über falsche Laufwege und Stellungsfehler diskutieren. Hitzfeld ließ sich nicht darauf ein, spürte aber in seinem Inneren spätestens in diesem Moment, dass aus Sammer mal ein guter Trainer werden würde.

Die Zeit kam eher, als alle dachten. Am 4. Oktober 1997 lief er auf der Bielefelder Alm zum 178. und letzten Mal in der Bundesliga auf. Er hielt 90 Minuten durch, wie eigentlich immer (nur zwei Auswechslungen in sieben Jahren), aber dann war es vorbei. Das linke Knie musste ein fünftes Mal operiert werden, ein Schleimbeutel wurde entfernt. Ein Routineeingriff, doch Bakterien waren ins Knie gelangt, "ich hatte noch nie solche Schmerzen". Eine Not-OP rettete ihm das Leben. Aber nicht seine Karriere. Ende mit 30!

Infektion beendet Karriere

"Die Infektion mit Bakterien war sehr ärgerlich für mich", sagte er noch 2010. "Doch ich klage die Klinik nicht an. Das hat niemand mit Absicht gemacht. Aber ich hätte bestimmt noch fünf Jahre aktiv spielen können." Zunächst glaubte er daran. Für sein Comeback gab es immer neue Termine und Vogts hielt ihm einen Platz für die WM 1998 lange offen. Doch den bekam dann der reaktivierte Matthäus, Sammer stand nie mehr ernstlich zur Debatte. 1998/1999 war er letztmals offiziell Kadermitglied in Dortmund (Rückennummer 6), aber er kam sportlich nicht mehr auf die Beine.

Jüngster Meistertrainer mit 34

Beim BVB blieb er unter Vertrag und assistierte so Udo Lattek im Abstiegskampf, in den der Klub 2000 überraschend kam - mit Erfolg. So wurden die Weichen gestellt. Sammer machte anschließend auf einem Kurzlehrgang für ehemalige Nationalspieler im Sommer 2000 die Trainerlizenz und übernahm mit gerade mal 32 Jahren die Bundesligamannschaft des BVB. Nun war sie endgültig vorbei, die Spielerkarriere. Schon im zweiten Jahr holte er die Schale und ist seitdem jüngster deutscher Meistertrainer aller Zeiten (mit 34).

Christoph Metzelder und Sebastian Kehl wurden unter seiner Führung zu Nationalspielern und Vizeweltmeistern (2002). Als der BVB 2004 leichtfertig den Einzug in die Champions League verpasste, kam es zur Trennung - die beide Seiten wollten. Sammer ging da hin, wo seine Bundesligazeit anfing. Doch diesmal war sein Abstecher zum VfB Stuttgart nicht von Erfolg gekrönt. Im Jahre 2005 war ein fünfter Platz nicht gut genug für die Schwaben und wieder kam es zur vorzeitigen Vertragsauflösung nach Saisonende. Seitdem, und das überrascht, hat Sammer nie mehr als Trainer gearbeitet. In den Annalen stehen 170 Bundesligaspiele, genau die Hälfte hat er gewonnen, weniger als ein Viertel verloren (41).

Erfolgsgarant beim FC Bayern

Aber Sammer suchte sich andere Arbeitsfelder im Fußball. War Kolumnist für die Welt am Sonntag, stieg 2006 beim DFB als Sportdirektor ein, wo er bis 2012 blieb. Die Versuchung war zu groß, als der FC Bayern rief. Auch wenn es zuweilen kritische Anmerkungen über seinen Anteil an den Erfolgen gab, erlebte er grandiose Jahre. Allen voran mit dem Triple 2013. Seit Sammer zu den Bayern kam, sind sie jedes Jahr Meister geworden.

Mit seinem Ehrgeiz und seiner Verbissenheit passte er bestens zu dem Verein, der angeblich das Siegergen in sich trägt. Sein Ausscheiden am 10. Juli 2016 erfolgte auch aus gesundheitlichen Gründen und aus freien Stücken. Dieser Tage sieht man den Mann, der sich mit Journalisten vor laufender Kamera so manches Wortgefecht geführt hat, verstärkt im Fernsehen - als Bundesligaexperte von Eurosport. Keine schlechte Wahl.

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Als Franz Beckenbauer im Siegestaumel von Rom nach dem gewonnenen WM-Finale von 1990 die Nationalmannschaft für "auf Jahre hinaus unschlagbar" erklärte, weil ja nun noch die DDR-Spieler hinzukämen, da hat er sich bekanntlich geirrt. An einem lag das bestimmt nicht: Matthias Sammer war der erste Spieler aus der DDR, der nach der Wiedervereinigung den DFB-Dress trug. Der Mann, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, hat als Spieler, Trainer und Sportdirektor Titel und Rekorde gesammelt wie andere Briefmarken. 1996 rückte er auf eine Stufe mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Karl-Heinz Rummenigge und Lothar Matthäus, als er als bisher letzter Deutscher zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde.

Es musste wohl so kommen. Schon der Vater war Nationalspieler, das gab es nicht allzu oft im deutschen Fußball. Klaus Sammer spielte 17-mal für die DDR (1970-1973) und war bei Dynamo Dresden auch der Trainer des Sohnes. Und mehr als das. "Mein Vorbild war immer mein Vater", gestand Sammer junior 1990. Da war er 22, hatte den Vater schon übertroffen (23 Länderspiele für die DDR, U 20-Europameister 1986) und galt bereits als Anführertyp. Das letzte Länderspiel der DDR in Brüssel am 12. September 1990 entschied er mit einem Doppelpack nahezu alleine. "Matthias kam und riss die Truppe der Namenlosen zu einer starken Abschiedsleistung mit", erinnerte sich der letzte Auswahltrainer der DDR, Eduard Geyer.

Mit 17 Debüt in der Oberliga

Da hatte Sammer den Sprung in den Westen schon vollzogen und seine ersten Spiele für den VfB Stuttgart gemacht. Im kicker stellte er fest: "Der Stellenwert des Fußballs ist hier weitaus höher." Sammer debütierte für Dynamo, wo er mit sechs anfing, schon mit 17 in der Oberliga, erlebte das legendäre 3:7 in Uerdingen 1986 mit, nach dem sein Vater gefeuert und er - quasi in Sippenhaft - in die Jugend zurückgestuft wurde. "Ich wurde brutal ausgepfiffen, aber Vater hat mich immer wieder aufgebaut. Deshalb ist es eine Motivation für mich, mich in der Bundesliga durchzusetzen." Und er zeigte es ihnen. Die Geldstrafe über 2500 Ost-Mark, die ihn ein Bierchen mit Stuttgarts Trainer Arie Haan an der Hotelbar kostete, als er noch für Dynamo spielte, war schnell wieder reingeholt.

Wechsel in die Bundesliga

In der DDR verdiente er 1300 Ost-Mark, nun kam er ins Schlaraffenland Bundesliga und war sein Geld wert. In zwei Jahren Stuttgart bestritt er 63 Bundesligaspiele und schoss 20 Tore, sehr beachtlich für einen Mittelfeldspieler. In der zweiten Saison wurde der VfB mit Sammer Meister, nach zwei Titeln in der DDR (1989 und 1990) die dritte Meisterschaft für Sammer. Trotz Sammer, würde der stets Selbstkritische sagen, da er im entscheidenden Spiel in Leverkusen eine unnötige Rote Karte kassierte und Guido Buchwalds Siegtor in Unterzahl gar nicht mitbekam. Frustriert saß er in der Kabine und wollte die Freudenbotschaft, die der Teamarzt überbrachte, gar nicht glauben.

Als Meister und Vize-Europameister wechselte er nach Italien, zu Inter Mailand. "Es war die Kohle", gab er später offen zu, was ihn zu einem Karrierefehltritt animierte. Es wurde aber nur ein halbes Jahr, der "Feuerkopf" zeigte sich von einer unbekannten Seite und verschloss sich im fremden Land. Das Missverständnis endete nach nur elf Einsätzen (vier Tore).

Kontrastprogramm beim BVB

Borussia Dortmund holte ihn in der Winterpause 1992/1993 für die damalige Rekordsumme von acht Millionen DM. Trainer Ottmar Hitzfeld stellte ihn dem Team so vor: "Das ist der Matthias Sammer. Es gab viel Theater um ihn, viele Falschmeldungen. Beurteilt ihn nach dem, was er hier leistet." Er debütierte mit einem 25-Meter-Tor zum 1:0 gegen den VfL Bochum und war sofort angekommen - das Kontrastprogramm zu Mailand.

Sammer erlebte in Dortmund seine erfolgreichste Zeit und der Verein mit ihm auch. Meister 1995, Meister 1996, Champions League-Sieger 1997 - all das wäre unmöglich gewesen ohne den unermüdlichen Antreiber, der am Ende Libero spielte und doch nie eine ruhige Kugel schob. "Ein Libero, der so frei ist, seine Meinung zu sagen", schrieb der kicker anlässlich seiner Wahl zum Fußballer des Jahres 1995. Auch in der Kategorie war er der erste Gewinner aus dem Osten.

Leitfigur unter Berti Vogts

Bei Bundestrainer Berti Vogts war er zur Leitfigur avanciert, nach der enttäuschenden WM 1994 gingen sie ein Bündnis ein. Sammer wurde Matthäus-Nachfolger und überzeugte es mit seinen Leistungen und mit seiner Fähigkeit, eine Mannschaft aufzurütteln. Bei der EM 1996 in England trug er sich sogar zweimal in die Torschützenliste ein, schoss gegen Russland das 1:0 und im Viertelfinale gegen Kroatien das Siegtor zum 2:1. Als er gegen Italien (0:0) einen Elfmeter verschuldete, den Andy Köpke zum Glück parierte, war er tagelang nicht zu sprechen. Der ewig Kritische ging mit sich selbst stets am härtesten ins Gericht. Mit so einen wird man Europameister - und sie wurden es, damals in Wembley. Sammer kam ins "All Star"-Team der Endrunde, die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres war beinahe folgerichtig. Auch in Deutschland wurde er noch mal zum Fußballer des Jahres gekürt.

Dann kam das Jahr 1997, das letzte glückliche des Spielers Matthias Sammer. Das operierte Knie hielt für einen letzten Kraftakt, den Gewinn der Champions League am 25. Mai in München gegen Juventus Turin. Der Höhepunkt der Dortmunder Vereinsgeschichte veränderte Sammer kein bisschen. Als auf dem Bankett die ausgelassene Feier stieg, saß er an Hitzfelds Tisch und wollte über falsche Laufwege und Stellungsfehler diskutieren. Hitzfeld ließ sich nicht darauf ein, spürte aber in seinem Inneren spätestens in diesem Moment, dass aus Sammer mal ein guter Trainer werden würde.

Die Zeit kam eher, als alle dachten. Am 4. Oktober 1997 lief er auf der Bielefelder Alm zum 178. und letzten Mal in der Bundesliga auf. Er hielt 90 Minuten durch, wie eigentlich immer (nur zwei Auswechslungen in sieben Jahren), aber dann war es vorbei. Das linke Knie musste ein fünftes Mal operiert werden, ein Schleimbeutel wurde entfernt. Ein Routineeingriff, doch Bakterien waren ins Knie gelangt, "ich hatte noch nie solche Schmerzen". Eine Not-OP rettete ihm das Leben. Aber nicht seine Karriere. Ende mit 30!

Infektion beendet Karriere

"Die Infektion mit Bakterien war sehr ärgerlich für mich", sagte er noch 2010. "Doch ich klage die Klinik nicht an. Das hat niemand mit Absicht gemacht. Aber ich hätte bestimmt noch fünf Jahre aktiv spielen können." Zunächst glaubte er daran. Für sein Comeback gab es immer neue Termine und Vogts hielt ihm einen Platz für die WM 1998 lange offen. Doch den bekam dann der reaktivierte Matthäus, Sammer stand nie mehr ernstlich zur Debatte. 1998/1999 war er letztmals offiziell Kadermitglied in Dortmund (Rückennummer 6), aber er kam sportlich nicht mehr auf die Beine.

Jüngster Meistertrainer mit 34

Beim BVB blieb er unter Vertrag und assistierte so Udo Lattek im Abstiegskampf, in den der Klub 2000 überraschend kam - mit Erfolg. So wurden die Weichen gestellt. Sammer machte anschließend auf einem Kurzlehrgang für ehemalige Nationalspieler im Sommer 2000 die Trainerlizenz und übernahm mit gerade mal 32 Jahren die Bundesligamannschaft des BVB. Nun war sie endgültig vorbei, die Spielerkarriere. Schon im zweiten Jahr holte er die Schale und ist seitdem jüngster deutscher Meistertrainer aller Zeiten (mit 34).

Christoph Metzelder und Sebastian Kehl wurden unter seiner Führung zu Nationalspielern und Vizeweltmeistern (2002). Als der BVB 2004 leichtfertig den Einzug in die Champions League verpasste, kam es zur Trennung - die beide Seiten wollten. Sammer ging da hin, wo seine Bundesligazeit anfing. Doch diesmal war sein Abstecher zum VfB Stuttgart nicht von Erfolg gekrönt. Im Jahre 2005 war ein fünfter Platz nicht gut genug für die Schwaben und wieder kam es zur vorzeitigen Vertragsauflösung nach Saisonende. Seitdem, und das überrascht, hat Sammer nie mehr als Trainer gearbeitet. In den Annalen stehen 170 Bundesligaspiele, genau die Hälfte hat er gewonnen, weniger als ein Viertel verloren (41).

Erfolgsgarant beim FC Bayern

Aber Sammer suchte sich andere Arbeitsfelder im Fußball. War Kolumnist für die Welt am Sonntag, stieg 2006 beim DFB als Sportdirektor ein, wo er bis 2012 blieb. Die Versuchung war zu groß, als der FC Bayern rief. Auch wenn es zuweilen kritische Anmerkungen über seinen Anteil an den Erfolgen gab, erlebte er grandiose Jahre. Allen voran mit dem Triple 2013. Seit Sammer zu den Bayern kam, sind sie jedes Jahr Meister geworden.

Mit seinem Ehrgeiz und seiner Verbissenheit passte er bestens zu dem Verein, der angeblich das Siegergen in sich trägt. Sein Ausscheiden am 10. Juli 2016 erfolgte auch aus gesundheitlichen Gründen und aus freien Stücken. Dieser Tage sieht man den Mann, der sich mit Journalisten vor laufender Kamera so manches Wortgefecht geführt hat, verstärkt im Fernsehen - als Bundesligaexperte von Eurosport. Keine schlechte Wahl.

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