Deutschland erreicht EM-Halbfinale nach Elfmeter-Krimi gegen Italien

Die Mannschaft darf nach einem historischen Sieg in einem dramatischen Elfmeterschießen weiter vom Titel bei der EURO 2016 in Frankreich träumen. Im Viertelfinale erkämpfte sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw in Bordeaux ein 7:6 (0:0, 1:1) gegen Italien und feierte damit den ersten Erfolg nach acht Spielen ohne Sieg (vier Remis, drei Niederlagen) gegen die Squadra Azzurra bei großen Turnieren.

Zuletzt hatte es bei der EM 2012 und bei der Heim-WM 2006 jeweils schmerzhafte Halbfinalniederlagen gegen Italien gegeben. Mesut Özil (65.) traf am Samstagabend zum 1:0, Leonardo Bonucci (78.) verwandelte einen Elfmeter nach einem Handspiel von Jerome Boateng zum Ausgleich. Im Elfmeterschießen schoss Jonas Hector den Weltmeister zum dritten Mal in Folge unter die letzten Vier bei einer EM. Dort geht es am Donnerstag (ab 21 Uhr) in Marseille gegen Gastgeber Frankreich oder Neuling Island - allerdings ohne Mats Hummels, der kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit (90.) seine zweite Gelbe Karte im Turnierverlauf sah.

Bis zu Hectors erlösendem Siegtreffer hatte die deutsche Auswahl Schwerstarbeit verrichten müssen. Italien, das auf dem Weg ins Viertelfinale Titelverteidiger Spanien ausgeschaltet hatte, erwies sich als der erwartet schwierige Gegner. Insbesondere in der ersten Halbzeit hatte die DFB-Auswahl teils große Mühe mit der starken italienischen Mannschaft von Trainer Antonio Conte, in der zweiten Halbzeit steigerte sich der Weltmeister und ging verdient in Führung. Der Ausgleich durch Bonucci hatte sich zu diesem Zeitpunkt nicht angedeutet, doch der Verteidiger von Juventus Turin behielt im Elfmeterduell mit Manuel Neuer die Nerven. Es ging in die Verlängerung, die trotz deutscher Überlegenheit torlos blieb. Dann avancierten Manuel Neuer mit zwei Paraden und Hector mit seinem Siegtreffer zum späten Matchwinner.

Löw bringt Höwedes für Draxler

38.764 Zuschauer in Bordeaux hatten eine spannende, ausgeglichene und umkämpfte Partie gesehen. Löw nahm im Vergleich zum souveränen 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei eine Änderung an seiner Startformation vor. Für Julian Draxler begann Benedikt Höwedes, er verteidigte an der Seite von Hummels und Boateng. Auf den Außen spielten Joshua Kimmich (rechts) und der Kölner Hector (links), die sich nach vorne immer wieder einschalteten. Bei italienischem Ballbesitz zogen sich die beiden weit zurück und bildeten eine Fünferkette. Diese Formation hatte Löw unter anderem beim 4:1 im letzten Aufeinandertreffen der beiden viermaligen Weltmeister Ende März in München erfolgreich eingesetzt. In den bisherigen vier Turnierspielen hatte Deutschland jeweils mit einer Viererketter gespielt.

Die Mannschaft benötigte in Bordeaux einige Minuten, um in den Rhythmus zu kommen - auch weil Löw bereits nach einer guten Viertelstunde den ersten personellen Wechsel vornehmen musste. Für den angeschlagenen Sami Khedira kam Bastian Schweinsteiger in die Partie und rückte auf die Position im defensiven Mittelfeld. Am Spielverlauf änderte aber auch die Einwechslung des Kapitäns zunächst wenig. Italien verteidigte gewohnt resolut - mal tiefstehend und abwartend, dann plötzlich schnell mit mehreren Spielern in der deutschen Hälfte. Mit dieser unberechenbaren Defensive hatte Deutschland zunächst Probleme, und weil Toni Kroos und Mesut Özil konsequent und früh gestört wurden, fehlte es dem deutschen Spiel meist an Präzision und der zündenden Idee.

Özil bringt Deutschland in Führung - Bonucci gleicht aus

Immer wieder zog sich Italien weit zurück, dann begann für Deutschland das Geduldsspiel um den Strafraum herum. Der Weltmeister suchte unermüdlich nach Lücken im aufmerksamen Defensivverbund um Torhüter Gianluigi Buffon. Doch echte Torchancen sprangen so zunächst kaum heraus. Hummels versuchte es daher mit einem hohen Zuspiel auf Mario Gomez, der Stümer kam aber nicht ganz an den Ball (20.). Dennoch erarbeiteten sich die Deutschen in der Folge ein Übergewicht, nach Ballverlusten schalteten sich schnell und konsequent um, und sie jubelten wenig später über den vermeintlichen Führungstreffer: Schweinsteiger hatte per Kopf getroffen (27.), Schiedsrichter Viktor Kassai (Ungarn) jedoch zuvor ein Foulspiel des Kapitäns gesehen.

Das Spiel blieb eng, Deutschland suchte nach Lücken, Italien lauerte auf Fehler - und beide scheuten das Risiko. Erst kurz vor der Pause wurde es wieder gefährlich. Doch zunächst köpfte Gomez bedrängt über das Tor (41.), dann kam Thomas Müller (42.) im Getümmel im italienischen Strafraum eher zufällig an den Ball und traf ihn nicht richtig. Auf der Gegenseite hätte Stefano Sturaro (44.) fast getroffen, Boateng verhinderte das Gegentor sehenswert.

Es wirkte wie ein Warnschuss: Nach der Pause drehte Deutschland auf und drängte Italien weit zurück. Müller hatte den Führungstreffer nach einem starken Zuspiel von Gomez bereits auf dem Fuß, doch Alessandro Florenzi wehrte den Schuss des Münchners spektakulär ab (54.). Wenig später war es dann so weit: Gomez trieb den Ball über die linke Seite nach vorne, verzögerte das Tempo und spielte den startenden Hector genau im richtigen Moment frei. Der Kölner bediente Özil, der aus wenigen Metern zum umjubelten Führungstreffer traf. Wenig später hätte sich Gomez für seine starke Leistung belohnen können, doch er scheiterte im Eins gegen Eins mit der Hacke am glänzend reagierenden Buffon (68.).

Hector behält die Nerven und schießt Deutschland weiter

Kurz darauf war Löw erneut zu einem Wechsel gezwungen. Gomez musste verletzt vom Feld, Draxler kam für ihn ins Spiel. Trotz des erneuten ungeplanten Wechsels hatte Deutschland das Spiel im Griff und schien bereits auf dem sicheren Weg ins Halbfinale, doch dann berührte Boateng den Ball im Strafraum unglücklich mit der Hand. Bonucci verwandelte den berechtigten Strafstoß und rettete den Finalisten von 2012 in die Verlängerung. Dort investierte Deutschland mehr, der Weltmeister wollte das Spiel unbedingt vor dem Elfmeterschießen entscheiden. Draxler (107.) hatte die große Chance, er schoss jedoch mit dem Rücken zum Tor knapp drüber. Auch Özil versuchte es (119.) - Buffon war zur Stelle. 

Es folgte die denkwürdige Entscheidung im Elfmeterschießen mit gleich sieben vergebenen Versuchen. Löw und Conte redeten nach 120 intensiven Minuten auf ihre Teams ein. Lorenzo Insigne eröffnete auf den italienischen Block und traf - Kroos glich nervenstark aus. Dann schoss Simone Zaza über das Tor, und auch Müller vergab. Andrea Barzagli verwandelte souverän, Özil traf nur den Pfosten. Doch auch Graziano Pelle versagten die Nerven, Draxler glich aus. Dann rettete Neuer gegen Bonucci, und Schweinsteiger schoss über das Tor. Emanule Giaccherini schoss Italien wieder in Front, auch Hummels traf. So auch Marco Parolo, Kimmich, Mattia De Sciglio und Boateng. Dann rettete Neuer gegen Matteo Darmian - und Hector blieb ganz cool.

[dfb]

Die Mannschaft darf nach einem historischen Sieg in einem dramatischen Elfmeterschießen weiter vom Titel bei der EURO 2016 in Frankreich träumen. Im Viertelfinale erkämpfte sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw in Bordeaux ein 7:6 (0:0, 1:1) gegen Italien und feierte damit den ersten Erfolg nach acht Spielen ohne Sieg (vier Remis, drei Niederlagen) gegen die Squadra Azzurra bei großen Turnieren.

Zuletzt hatte es bei der EM 2012 und bei der Heim-WM 2006 jeweils schmerzhafte Halbfinalniederlagen gegen Italien gegeben. Mesut Özil (65.) traf am Samstagabend zum 1:0, Leonardo Bonucci (78.) verwandelte einen Elfmeter nach einem Handspiel von Jerome Boateng zum Ausgleich. Im Elfmeterschießen schoss Jonas Hector den Weltmeister zum dritten Mal in Folge unter die letzten Vier bei einer EM. Dort geht es am Donnerstag (ab 21 Uhr) in Marseille gegen Gastgeber Frankreich oder Neuling Island - allerdings ohne Mats Hummels, der kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit (90.) seine zweite Gelbe Karte im Turnierverlauf sah.

Bis zu Hectors erlösendem Siegtreffer hatte die deutsche Auswahl Schwerstarbeit verrichten müssen. Italien, das auf dem Weg ins Viertelfinale Titelverteidiger Spanien ausgeschaltet hatte, erwies sich als der erwartet schwierige Gegner. Insbesondere in der ersten Halbzeit hatte die DFB-Auswahl teils große Mühe mit der starken italienischen Mannschaft von Trainer Antonio Conte, in der zweiten Halbzeit steigerte sich der Weltmeister und ging verdient in Führung. Der Ausgleich durch Bonucci hatte sich zu diesem Zeitpunkt nicht angedeutet, doch der Verteidiger von Juventus Turin behielt im Elfmeterduell mit Manuel Neuer die Nerven. Es ging in die Verlängerung, die trotz deutscher Überlegenheit torlos blieb. Dann avancierten Manuel Neuer mit zwei Paraden und Hector mit seinem Siegtreffer zum späten Matchwinner.

Löw bringt Höwedes für Draxler

38.764 Zuschauer in Bordeaux hatten eine spannende, ausgeglichene und umkämpfte Partie gesehen. Löw nahm im Vergleich zum souveränen 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei eine Änderung an seiner Startformation vor. Für Julian Draxler begann Benedikt Höwedes, er verteidigte an der Seite von Hummels und Boateng. Auf den Außen spielten Joshua Kimmich (rechts) und der Kölner Hector (links), die sich nach vorne immer wieder einschalteten. Bei italienischem Ballbesitz zogen sich die beiden weit zurück und bildeten eine Fünferkette. Diese Formation hatte Löw unter anderem beim 4:1 im letzten Aufeinandertreffen der beiden viermaligen Weltmeister Ende März in München erfolgreich eingesetzt. In den bisherigen vier Turnierspielen hatte Deutschland jeweils mit einer Viererketter gespielt.

Die Mannschaft benötigte in Bordeaux einige Minuten, um in den Rhythmus zu kommen - auch weil Löw bereits nach einer guten Viertelstunde den ersten personellen Wechsel vornehmen musste. Für den angeschlagenen Sami Khedira kam Bastian Schweinsteiger in die Partie und rückte auf die Position im defensiven Mittelfeld. Am Spielverlauf änderte aber auch die Einwechslung des Kapitäns zunächst wenig. Italien verteidigte gewohnt resolut - mal tiefstehend und abwartend, dann plötzlich schnell mit mehreren Spielern in der deutschen Hälfte. Mit dieser unberechenbaren Defensive hatte Deutschland zunächst Probleme, und weil Toni Kroos und Mesut Özil konsequent und früh gestört wurden, fehlte es dem deutschen Spiel meist an Präzision und der zündenden Idee.

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Özil bringt Deutschland in Führung - Bonucci gleicht aus

Immer wieder zog sich Italien weit zurück, dann begann für Deutschland das Geduldsspiel um den Strafraum herum. Der Weltmeister suchte unermüdlich nach Lücken im aufmerksamen Defensivverbund um Torhüter Gianluigi Buffon. Doch echte Torchancen sprangen so zunächst kaum heraus. Hummels versuchte es daher mit einem hohen Zuspiel auf Mario Gomez, der Stümer kam aber nicht ganz an den Ball (20.). Dennoch erarbeiteten sich die Deutschen in der Folge ein Übergewicht, nach Ballverlusten schalteten sich schnell und konsequent um, und sie jubelten wenig später über den vermeintlichen Führungstreffer: Schweinsteiger hatte per Kopf getroffen (27.), Schiedsrichter Viktor Kassai (Ungarn) jedoch zuvor ein Foulspiel des Kapitäns gesehen.

Das Spiel blieb eng, Deutschland suchte nach Lücken, Italien lauerte auf Fehler - und beide scheuten das Risiko. Erst kurz vor der Pause wurde es wieder gefährlich. Doch zunächst köpfte Gomez bedrängt über das Tor (41.), dann kam Thomas Müller (42.) im Getümmel im italienischen Strafraum eher zufällig an den Ball und traf ihn nicht richtig. Auf der Gegenseite hätte Stefano Sturaro (44.) fast getroffen, Boateng verhinderte das Gegentor sehenswert.

Es wirkte wie ein Warnschuss: Nach der Pause drehte Deutschland auf und drängte Italien weit zurück. Müller hatte den Führungstreffer nach einem starken Zuspiel von Gomez bereits auf dem Fuß, doch Alessandro Florenzi wehrte den Schuss des Münchners spektakulär ab (54.). Wenig später war es dann so weit: Gomez trieb den Ball über die linke Seite nach vorne, verzögerte das Tempo und spielte den startenden Hector genau im richtigen Moment frei. Der Kölner bediente Özil, der aus wenigen Metern zum umjubelten Führungstreffer traf. Wenig später hätte sich Gomez für seine starke Leistung belohnen können, doch er scheiterte im Eins gegen Eins mit der Hacke am glänzend reagierenden Buffon (68.).

Hector behält die Nerven und schießt Deutschland weiter

Kurz darauf war Löw erneut zu einem Wechsel gezwungen. Gomez musste verletzt vom Feld, Draxler kam für ihn ins Spiel. Trotz des erneuten ungeplanten Wechsels hatte Deutschland das Spiel im Griff und schien bereits auf dem sicheren Weg ins Halbfinale, doch dann berührte Boateng den Ball im Strafraum unglücklich mit der Hand. Bonucci verwandelte den berechtigten Strafstoß und rettete den Finalisten von 2012 in die Verlängerung. Dort investierte Deutschland mehr, der Weltmeister wollte das Spiel unbedingt vor dem Elfmeterschießen entscheiden. Draxler (107.) hatte die große Chance, er schoss jedoch mit dem Rücken zum Tor knapp drüber. Auch Özil versuchte es (119.) - Buffon war zur Stelle. 

Es folgte die denkwürdige Entscheidung im Elfmeterschießen mit gleich sieben vergebenen Versuchen. Löw und Conte redeten nach 120 intensiven Minuten auf ihre Teams ein. Lorenzo Insigne eröffnete auf den italienischen Block und traf - Kroos glich nervenstark aus. Dann schoss Simone Zaza über das Tor, und auch Müller vergab. Andrea Barzagli verwandelte souverän, Özil traf nur den Pfosten. Doch auch Graziano Pelle versagten die Nerven, Draxler glich aus. Dann rettete Neuer gegen Bonucci, und Schweinsteiger schoss über das Tor. Emanule Giaccherini schoss Italien wieder in Front, auch Hummels traf. So auch Marco Parolo, Kimmich, Mattia De Sciglio und Boateng. Dann rettete Neuer gegen Matteo Darmian - und Hector blieb ganz cool.