Monika Staab in Gambia: "Wege aufzeigen"

Die erfahrene Trainerin Monika Staab leitet im westafrikanischen Gambia seit dem Spätherbst 2018 zahlreiche Coaching-Kliniken, um vor Ort an der Verbesserung bisheriger Strukturen des Frauen- und Mädchenfußballs zu arbeiten. Dabei kann sie nicht nur auf die volle Unterstützung des gambischen Fußball-Verbandspräsidenten Lamin Kaba Bjao bauen, sondern auch auf die von Jugend- und Sportminister Hadrammeh Sibideh. Beide sind Partner des Langzeitprojektes, ins Leben gerufen vom Auswärtigen Amt sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seinem gambischen Pendant.

Staabs einheimische Mitarbeiterin ist Sainey Sissore, die selbst 2012 als damals jüngste Spielerin bei der U 17 Weltmeisterschaft in Aserbaidschan für Gambia auflief. Für das Entwicklungsprojekt hat die heute 20-Jährige ihre aktive Karriere an den Nagel gehängt, steht als Frauenfußballbeauftragte des Verbandes ganztägig zur Verfügung. Staab hat als Direktorin des "German Gambian Football Project" mit Sissore bereits einen Strategieplan für die nachhaltige Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußball in den nächsten fünf Jahre erstellt, der im Verband und Ministerium sehr positiv aufgenommen wurde.

"Wir sind noch Babies, die inzwischen krabbeln können"

Intensive Öffentlichkeitsarbeit mit zahlreichen Medienterminen sollen das Vorhaben, den Frauen- und Mädchenfußball in Gambia auf ein solides Fundament zu bringen, unterstützen. Symposien, Festivals, Trainings in Klubs und Girls-Akademien sollen eine positive Wahrnehmung des Projekts in der Bevölkerung schaffen. Weil Fußball in dem kleinen Land mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern Sportart Nummer eins ist und kickende Frauen und Mädchen akzeptiert werden, fördert der Gambische Fußball-Verband das Spielgeschehen seit rund zwei Jahren. Zwei funktionierende Ligen mit jeweils sechs Teams, die von November bis Mai spielen, sowie eine dritte Liga gibt es. Außerdem einen Pokalwettbewerb sowie erstmals einen Super-Cup vor Saisonbeginn als Vorspiel des Super-Cups der Männer.

Aber bei der letzten Auflage zwischen dem Polizeiteam Interior und den Red Scorpions (2:0) herrschte im Stadion gähnende Leere. Monika Staab fühlt sich oft an die eigene Situation vor 40 Jahren erinnert. Beim weiblichen Nachwuchs gibt es erhebliche Defizite in Ausbildung und Förderung. "Wir sind noch Babies, die inzwischen krabbeln können, aber aufstehen wollen", beschreibt Sissore Situation und Aufbruchstimmung.

"Wissen an die nächste Generation vermitteln"

Es fehlt an grundlegenden Dingen. Ausrüstung und Trainingsmittel (Bälle, Hütchen, Leibchen), eine Infrastruktur zur nachhaltigen Ausbildung von Mädchen durch Trainerinnen mit strukturierten Angeboten und Inhalten. Hier setzt Staabs Arbeit an: Trainingssteuerung, Methodik, Trainingsaufbau. Vor allem müssen mehr Trainerinnen ausgebildet werden, da es viele Vorbehalte seitens der Eltern gegenüber männlichen Trainern gibt, auch wenn die Bevölkerung als sehr aufgeschlossen und freundlich gilt.

Smiling Coast of Westafrica - das passt irgendwie gut zu Staabs Philosophie, den Spaß am Kicken zu vermitteln. "Erfolgsmomente, Glücksmomente und positives Feedback stärken das Selbstvertrauen", sagt die 60 Jahre alte Fußball-Lehrerin. "Und das braucht man, um durchs Leben zu gehen." Der Fußball bringe dieses Erleben.

Sport findet bislang in den Lehrplänen nur wenig Berücksichtigung. Nur wenige Sportlehrer, noch weniger Sportlehrerinnen, kennen sich mit fußballinteressierten Mädchen aus. Mehrtägige Kurse, vor allen an Grundschulen, sollen Abhilfe schaffen. "Ihr vermittelt euer neu erworbenes Wissen an die nächste Generation", gibt Staab den frisch angelernten Pädagoginnen stets auf den Weg. "Ich sehe das als Herausforderung, etwas zu erreichen. Dafür gebe ich alles. Zwar kann ich Gambia nicht verändern, aber ich kann Wege aufzeigen."

Durch Fußball Erfolgserlebnisse erfahren

Fußball für Mädchen könne einen großen Beitrag leisten, dieselben Chancen wie Jungs zu bekommen, dadurch Erfolgserlebnisse und ganz andere Voraussetzungen im Leben zu erfahren. Eine besondere Förderung des Mädchenfußballs könne die weibliche Rolle in der Gesellschaft positiv beeinflussen.

Über Staabs Girls Festivals für Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren und Grassroot-Programme in ganz Gambia wird die Öffentlichkeit inzwischen auf den Mädchchenfußball aufmerksam. Was nicht ohne Folgen bleibt. So ist ein Papier unterzeichnet, Fußball für Mädchen in den Lehrplan von Grundschulen zu bringen. "Dieses Memorandum of Understanding war sehr wichtig, um eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Schulen zu ermöglichen", erklärt Staab.

Der Fußball-Verband habe das bereits seit 2015 versucht. "Wir haben jetzt in einer Region Mädchen aus den Grundschulen selektiert, die dann während des Sportunterrichts Fußball trainieren", sagt sie. "Dieses Programm wollen wir in allen sieben Regionen Gambias einführen." Beim Kickoff am 11. Februar, so Staab, "haben wir mehr als 150 Mädchen glücklich gemacht." 

[rh]

Die erfahrene Trainerin Monika Staab leitet im westafrikanischen Gambia seit dem Spätherbst 2018 zahlreiche Coaching-Kliniken, um vor Ort an der Verbesserung bisheriger Strukturen des Frauen- und Mädchenfußballs zu arbeiten. Dabei kann sie nicht nur auf die volle Unterstützung des gambischen Fußball-Verbandspräsidenten Lamin Kaba Bjao bauen, sondern auch auf die von Jugend- und Sportminister Hadrammeh Sibideh. Beide sind Partner des Langzeitprojektes, ins Leben gerufen vom Auswärtigen Amt sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seinem gambischen Pendant.

Staabs einheimische Mitarbeiterin ist Sainey Sissore, die selbst 2012 als damals jüngste Spielerin bei der U 17 Weltmeisterschaft in Aserbaidschan für Gambia auflief. Für das Entwicklungsprojekt hat die heute 20-Jährige ihre aktive Karriere an den Nagel gehängt, steht als Frauenfußballbeauftragte des Verbandes ganztägig zur Verfügung. Staab hat als Direktorin des "German Gambian Football Project" mit Sissore bereits einen Strategieplan für die nachhaltige Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußball in den nächsten fünf Jahre erstellt, der im Verband und Ministerium sehr positiv aufgenommen wurde.

"Wir sind noch Babies, die inzwischen krabbeln können"

Intensive Öffentlichkeitsarbeit mit zahlreichen Medienterminen sollen das Vorhaben, den Frauen- und Mädchenfußball in Gambia auf ein solides Fundament zu bringen, unterstützen. Symposien, Festivals, Trainings in Klubs und Girls-Akademien sollen eine positive Wahrnehmung des Projekts in der Bevölkerung schaffen. Weil Fußball in dem kleinen Land mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern Sportart Nummer eins ist und kickende Frauen und Mädchen akzeptiert werden, fördert der Gambische Fußball-Verband das Spielgeschehen seit rund zwei Jahren. Zwei funktionierende Ligen mit jeweils sechs Teams, die von November bis Mai spielen, sowie eine dritte Liga gibt es. Außerdem einen Pokalwettbewerb sowie erstmals einen Super-Cup vor Saisonbeginn als Vorspiel des Super-Cups der Männer.

Aber bei der letzten Auflage zwischen dem Polizeiteam Interior und den Red Scorpions (2:0) herrschte im Stadion gähnende Leere. Monika Staab fühlt sich oft an die eigene Situation vor 40 Jahren erinnert. Beim weiblichen Nachwuchs gibt es erhebliche Defizite in Ausbildung und Förderung. "Wir sind noch Babies, die inzwischen krabbeln können, aber aufstehen wollen", beschreibt Sissore Situation und Aufbruchstimmung.

"Wissen an die nächste Generation vermitteln"

Es fehlt an grundlegenden Dingen. Ausrüstung und Trainingsmittel (Bälle, Hütchen, Leibchen), eine Infrastruktur zur nachhaltigen Ausbildung von Mädchen durch Trainerinnen mit strukturierten Angeboten und Inhalten. Hier setzt Staabs Arbeit an: Trainingssteuerung, Methodik, Trainingsaufbau. Vor allem müssen mehr Trainerinnen ausgebildet werden, da es viele Vorbehalte seitens der Eltern gegenüber männlichen Trainern gibt, auch wenn die Bevölkerung als sehr aufgeschlossen und freundlich gilt.

Smiling Coast of Westafrica - das passt irgendwie gut zu Staabs Philosophie, den Spaß am Kicken zu vermitteln. "Erfolgsmomente, Glücksmomente und positives Feedback stärken das Selbstvertrauen", sagt die 60 Jahre alte Fußball-Lehrerin. "Und das braucht man, um durchs Leben zu gehen." Der Fußball bringe dieses Erleben.

Sport findet bislang in den Lehrplänen nur wenig Berücksichtigung. Nur wenige Sportlehrer, noch weniger Sportlehrerinnen, kennen sich mit fußballinteressierten Mädchen aus. Mehrtägige Kurse, vor allen an Grundschulen, sollen Abhilfe schaffen. "Ihr vermittelt euer neu erworbenes Wissen an die nächste Generation", gibt Staab den frisch angelernten Pädagoginnen stets auf den Weg. "Ich sehe das als Herausforderung, etwas zu erreichen. Dafür gebe ich alles. Zwar kann ich Gambia nicht verändern, aber ich kann Wege aufzeigen."

Durch Fußball Erfolgserlebnisse erfahren

Fußball für Mädchen könne einen großen Beitrag leisten, dieselben Chancen wie Jungs zu bekommen, dadurch Erfolgserlebnisse und ganz andere Voraussetzungen im Leben zu erfahren. Eine besondere Förderung des Mädchenfußballs könne die weibliche Rolle in der Gesellschaft positiv beeinflussen.

Über Staabs Girls Festivals für Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren und Grassroot-Programme in ganz Gambia wird die Öffentlichkeit inzwischen auf den Mädchchenfußball aufmerksam. Was nicht ohne Folgen bleibt. So ist ein Papier unterzeichnet, Fußball für Mädchen in den Lehrplan von Grundschulen zu bringen. "Dieses Memorandum of Understanding war sehr wichtig, um eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Schulen zu ermöglichen", erklärt Staab.

Der Fußball-Verband habe das bereits seit 2015 versucht. "Wir haben jetzt in einer Region Mädchen aus den Grundschulen selektiert, die dann während des Sportunterrichts Fußball trainieren", sagt sie. "Dieses Programm wollen wir in allen sieben Regionen Gambias einführen." Beim Kickoff am 11. Februar, so Staab, "haben wir mehr als 150 Mädchen glücklich gemacht." 

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