Landers: Rekordversuch am Kilimandscharo

Petra Landers aus Bochum gehört zu den Pionierinnen, die 1982 beim ersten Frauenländerspiel des DFB, dem 5:1 in Koblenz gegen die Schweiz, mitgewirkt haben. Auch heute ist die Europameisterin von 1989 und mehrfache Deutsche Meisterin mit der SSG 09 Bergisch Gladbach noch im Fußball engagiert. Nicht als Trainerin in einem Verein, sondern auf sozialer Ebene.

Die 55-Jährige kümmert sich seit einigen Jahren in einem Fußballcamp um junge Mädchen in Sambias Hauptstadt Lusaka, dieser Tage fliegt sie wieder dort hin. Zuvor geht es mit Fußballerinnen aus aller Welt, darunter mehrere aktuelle ehemalige und aktuelle Nationalspielerinnen aus 19 Nationen aller Kontinente, in einer besonderen Expedition zu einem ganz speziellen Fußballspiel. Das soll knapp unterhalb des Gipfels des Kilimandscharo stattfinden, auf etwa 5800 Metern Höhe. Das "höchste Fußballspiel" der Geschichte, rekordverdächtig. Knapp unterhalb des Gipfels gibt es eine ebene Fläche, auf der schon im Cricket und Rugby gespielt wurde.

Am Mittwoch zieht Landers aus Bochum Richtung Basiscamp in Tansania, die komplette Gruppe bricht am Samstag mit ihrem Tross an Bergführern und Material zur Trekkingtour auf. Nach einwöchigem Anmarsch ist der 24. Juni als Spieltag ausersehen, die Partie über zweimal 45 Minuten soll die frühere FIFA-Schiedsrichterin Jacky Hurford Melksham aus Australien leiten, die 2011 das WM-Eröffnungsspiel in Berlin der DFB-Frauen gegen Kanada gepfiffen hatte. Im DFB.de-Interview spricht Petra Landers mit Mitarbeiter Rainer Hennies über ihre spannenden Projekte in Afrika.

DFB.de: Frau Landers, seit wann fasziniert Sie der Frauen- und Mädchenfußball in Afrika?

Petra Landers: 2014 habe ich das erste Mal beim Camp in Lusaka mitgemacht. Seitdem fliege ich jedes Jahr für eine Woche dort hin, jetzt also zum vierten Mal.

DFB.de: Wie entstand Ihr Kontakt nach Lusaka?

Landers: Beim Frauenfußball-Festival 2010 von Discover Football in Berlin war ich von der Mannschaft aus Sambia mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit sehr fasziniert. Ich hatte das Gefühl, das bin ich selbst, als die Spielerinnen fröhlich singend aufs Feld kamen. Deshalb habe ich mich später um Kontakte bemüht. In Lusaka habe ich bei einer Spielerin gewohnt, die dann die weiteren Verbindungen zu Fußballerinnen und Organisationen hergestellt hat, die Fußball für Mädchen ermöglichen und Camps anbieten. In denen geht es auch darum, die Mädels von der Straße mit all ihren Gefahren zu holen, sie gesundheitlich aufzuklären und von Drogen fern zu halten.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie bislang in Lusaka gemacht?

Landers: Die Mädels haben unglaubliche Lust auf Fußball. Diese Freude zu sehen, öffnet einem das Herz. Sambia ruft bei mir unbeschreibliche Gefühle hervor, wie die Mädchen unter unzumutbaren Bedingungen mitunter sogar barfuß dem Fußball nachjagen. Auf öffentlichen Plätzen, auf denen mitunter Steine herausragen oder tiefe Löcher zur Stolperfalle werden, und mit Fußballtoren, die mit ein paar Latten zusammengezimmert sind. Manchmal mit Bällen, die sie sich selbst zusammengebastelt haben aus verschiedenen Materialien, weil nicht immer ein richtiger Fußball vorhanden ist. Allein dieser Einsatz belegt, wie sehr die Mädchen den Fußball lieben. Deshalb liebe ich es, mit diesen Mädchen zu trainieren. Sie sind so dankbar, engagiert und mit dem Herzen bei der Sache. So etwas muss einfach unterstützt und gefördert werden.

DFB.de: Das klingt nach perspektivisch ausgerichteten Zielen.

Landers: Ja. Ich möchte nicht nur meine Erfahrung als Fußballerin weitergeben und nicht nur einmal im Jahr ein Fußballcamp anbieten, sondern möglichst ein nachhaltiges und langfristiges Projekt auf die Beine stellen. Inzwischen haben sich Kontakte zur Politik ergeben, die es vielleicht ermöglichen, im Norden Sambias ein Stück Land zu bekommen, auf dem man perspektivisch gesehen eine Mädchenfußballschule ansiedeln könnte.

DFB.de: Davor steht jetzt noch das weltweit viel beachtete Kilimandscharo-Projekt. Aktuelle und frühere Nationalspielerinnen wollen am Gipfel das höchstgelegene Fußballspiel der Welt austragen, Sie sind eine davon.

Landers: Als höchster Berg in Afrika verfügt dieser Vulkan natürlich über eine gewisse Magie. Dort hinaufzuwandern, um auf dem Plateau in rund 5800 Metern Höhe Fußball zu spielen, hat etwas ganz Spezielles. Das gab es noch nie. Deshalb wollen wir dieses Spiel über volle 90 Minuten auch ins Guinessbuch der Rekorde eintragen lassen.



Petra Landers aus Bochum gehört zu den Pionierinnen, die 1982 beim ersten Frauenländerspiel des DFB, dem 5:1 in Koblenz gegen die Schweiz, mitgewirkt haben. Auch heute ist die Europameisterin von 1989 und mehrfache Deutsche Meisterin mit der SSG 09 Bergisch Gladbach noch im Fußball engagiert. Nicht als Trainerin in einem Verein, sondern auf sozialer Ebene.

Die 55-Jährige kümmert sich seit einigen Jahren in einem Fußballcamp um junge Mädchen in Sambias Hauptstadt Lusaka, dieser Tage fliegt sie wieder dort hin. Zuvor geht es mit Fußballerinnen aus aller Welt, darunter mehrere aktuelle ehemalige und aktuelle Nationalspielerinnen aus 19 Nationen aller Kontinente, in einer besonderen Expedition zu einem ganz speziellen Fußballspiel. Das soll knapp unterhalb des Gipfels des Kilimandscharo stattfinden, auf etwa 5800 Metern Höhe. Das "höchste Fußballspiel" der Geschichte, rekordverdächtig. Knapp unterhalb des Gipfels gibt es eine ebene Fläche, auf der schon im Cricket und Rugby gespielt wurde.

Am Mittwoch zieht Landers aus Bochum Richtung Basiscamp in Tansania, die komplette Gruppe bricht am Samstag mit ihrem Tross an Bergführern und Material zur Trekkingtour auf. Nach einwöchigem Anmarsch ist der 24. Juni als Spieltag ausersehen, die Partie über zweimal 45 Minuten soll die frühere FIFA-Schiedsrichterin Jacky Hurford Melksham aus Australien leiten, die 2011 das WM-Eröffnungsspiel in Berlin der DFB-Frauen gegen Kanada gepfiffen hatte. Im DFB.de-Interview spricht Petra Landers mit Mitarbeiter Rainer Hennies über ihre spannenden Projekte in Afrika.

DFB.de: Frau Landers, seit wann fasziniert Sie der Frauen- und Mädchenfußball in Afrika?

Petra Landers: 2014 habe ich das erste Mal beim Camp in Lusaka mitgemacht. Seitdem fliege ich jedes Jahr für eine Woche dort hin, jetzt also zum vierten Mal.

DFB.de: Wie entstand Ihr Kontakt nach Lusaka?

Landers: Beim Frauenfußball-Festival 2010 von Discover Football in Berlin war ich von der Mannschaft aus Sambia mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit sehr fasziniert. Ich hatte das Gefühl, das bin ich selbst, als die Spielerinnen fröhlich singend aufs Feld kamen. Deshalb habe ich mich später um Kontakte bemüht. In Lusaka habe ich bei einer Spielerin gewohnt, die dann die weiteren Verbindungen zu Fußballerinnen und Organisationen hergestellt hat, die Fußball für Mädchen ermöglichen und Camps anbieten. In denen geht es auch darum, die Mädels von der Straße mit all ihren Gefahren zu holen, sie gesundheitlich aufzuklären und von Drogen fern zu halten.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie bislang in Lusaka gemacht?

Landers: Die Mädels haben unglaubliche Lust auf Fußball. Diese Freude zu sehen, öffnet einem das Herz. Sambia ruft bei mir unbeschreibliche Gefühle hervor, wie die Mädchen unter unzumutbaren Bedingungen mitunter sogar barfuß dem Fußball nachjagen. Auf öffentlichen Plätzen, auf denen mitunter Steine herausragen oder tiefe Löcher zur Stolperfalle werden, und mit Fußballtoren, die mit ein paar Latten zusammengezimmert sind. Manchmal mit Bällen, die sie sich selbst zusammengebastelt haben aus verschiedenen Materialien, weil nicht immer ein richtiger Fußball vorhanden ist. Allein dieser Einsatz belegt, wie sehr die Mädchen den Fußball lieben. Deshalb liebe ich es, mit diesen Mädchen zu trainieren. Sie sind so dankbar, engagiert und mit dem Herzen bei der Sache. So etwas muss einfach unterstützt und gefördert werden.

DFB.de: Das klingt nach perspektivisch ausgerichteten Zielen.

Landers: Ja. Ich möchte nicht nur meine Erfahrung als Fußballerin weitergeben und nicht nur einmal im Jahr ein Fußballcamp anbieten, sondern möglichst ein nachhaltiges und langfristiges Projekt auf die Beine stellen. Inzwischen haben sich Kontakte zur Politik ergeben, die es vielleicht ermöglichen, im Norden Sambias ein Stück Land zu bekommen, auf dem man perspektivisch gesehen eine Mädchenfußballschule ansiedeln könnte.

DFB.de: Davor steht jetzt noch das weltweit viel beachtete Kilimandscharo-Projekt. Aktuelle und frühere Nationalspielerinnen wollen am Gipfel das höchstgelegene Fußballspiel der Welt austragen, Sie sind eine davon.

Landers: Als höchster Berg in Afrika verfügt dieser Vulkan natürlich über eine gewisse Magie. Dort hinaufzuwandern, um auf dem Plateau in rund 5800 Metern Höhe Fußball zu spielen, hat etwas ganz Spezielles. Das gab es noch nie. Deshalb wollen wir dieses Spiel über volle 90 Minuten auch ins Guinessbuch der Rekorde eintragen lassen.

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DFB.de: Das ist aber nicht der Hauptgrund, dort hochzusteigen?

Landers: Nein. Es geht uns bei diesem Projekt darum zu zeigen, dass Frauen das können. Wir wollen mit dieser spektakulären Aktion Aufmerksamkeit generieren und auf die allgemeine Problematik hinweisen, dass Frauen in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und im Sport auf der Welt den Männern noch längst nicht gleichgestellt sind. Wir wollen das Selbstbewusstsein der Frauen stärken, ihnen zeigen, dass sie mehr wert sind und mehr können, als ihnen derzeit gestattet wird. Ziel ist es, Bewusstsein für die Ungleichheit im Fußball zu schaffen. Bis heute werden Frauen und Mädchen in einigen Regionen der Welt komplett am Spielen gehindert, fast überall sonst finden sich strukturelle Barrieren. Von Gleichberechtigung kann also keine Rede sein.

DFB.de: Und Ihr persönliches Motiv...

Landers: ... liegt genau darin, durch mein Mitmachen dieses Anliegen zu unterstützen.

DFB.de: Also keine Abenteuerlust?

Landers: Nicht wirklich. Als Privatperson hätte ich nie das Verlangen gehabt, den Kilimandscharo zu besteigen. Warum auch?

DFB.de: Sie sind mit 55 die älteste Fußballerin dieser internationalen Gruppe. Wie geht das?

Landers: Durch intensives Training in monatelanger Vorbereitung. In mir ist durch dieses Kilmandscharo-Projekt noch mal richtig großer Ehrgeiz entstanden, meine Fitness neu zu stärken. Das Kicken selbst verlernt man ja nicht. Aber jetzt der Berg - es ist schon eine besondere Herausforderung, ob ich das in meinem Alter schaffe. Man wird es sehen, zum Beispiel mit der Höhenluft. Ich glaube, es ist vielleicht sogar ganz nützlich, dass ich so etwas wie die Mutter der Kompanie bin. Außerdem werden wir durch medizinische Begleitung gut betreut.

DFB.de: Was macht das Lampenfieber?

Landers: Die Spannung steigt mit jedem Tag. Aber ich glaube, man brennt erst so richtig vor Ort, wenn man tatsächlich vor dem Berg steht, die Tour losgeht, wir dann irgendwann oben ankommen und das Spielfeld vorbereiten.

DFB.de: Wer übernimmt eigentlich die Kosten?

Landers: Das Projekt EqualPlayingField hat sich in einem weltweiten Crowdfunding um Sponsoren bemüht, die die Kosten abmildern. Außerdem konnte man die teilnehmende Fußballerinnen durch Spendengelder unterstützen. Die verbleibenden Kosten zahlen wir selbst. Das ist eine nicht ganz billige Angelegenheit.

DFB.de: Welchen Nutzen kann man in Deutschland daraus ziehen, wenn internationale Fußballerinnen den höchsten Berg Afrikas besteigen, um dort Fußball zu spielen?

Landers: Zuerst geht es mir um die Unterstützung der anderen, die wirklich tagtäglich vor eklatanten Problemen stehen, ihren Sport überhaupt ausüben zu können. Es gibt weltweit noch sehr viel Entwicklungspotenzial. Auch bei uns in Deutschland kann sicherlich noch das oder andere feinjustiert werden. Aber im Vordergrund stehen alle benachteiligten Mädchen und Frauen, die wir durch diese Aktion ideell stärken wollen.

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