Deutsches Fußballmuseum: Das Ergebnis - ein Erlebnis

Kleinste Details entscheiden bekanntlich über die größten Unternehmungen. Beim gerade entstehenden Deutschen Fußballmuseum, einem Bau von 89 Meter Länge und 20 Meter Höhe, ist das nicht anders.

Julian Oppmann weiß eine Geschichte davon zu erzählen: "Wir hatten den Elfmeterpunkt von 1990, in Acryl gegossen. Die Italiener versicherten uns, das sei ein Stück des Originalrasens. Andy Brehme habe genau von diesem Punkt aus getroffen. Wir waren glücklich. Aber wir waren auch misstrauisch." Eine Laboruntersuchung ergab: Das Rasenstück stammt nicht aus Rom. Eine Fälschung. Julian Oppmann ist einer der Kuratoren des Museums und hat die Museumsleitlinie mitentwickelt. Die Erlebnisqualität steht an erster Stelle. Aufgefordert durch modernste interaktive Ausstellungstechnik, soll der Besucher mitspielen. Und hinter jedem Exponat verbirgt sich eine Geschichte. Teilweise eine abenteuerliche, schon bei der Beschaffung: Das echte Rasenstück von 1990 musste also her, Oppmanns Jagd ging weiter. Und führte ihn zu Frank Farian. Der hatte vor 40 Jahren die Popgruppe Boney M. produziert und viel später bei einer Auktion den Elfmeterpunkt aus Rom ersteigert. Farian erklärte sich bereit, das Exponat an das Deutsche Fußballmuseum auszuleihen.

Auch sonst liegt der DFB voll im Plan. Die Insolvenz einer Baufirma hatte zu einer kurzen Verzögerung geführt, doch nach dem Richtfest Anfang April begann sofort der Innenausbau, das Museum kann für die budgetierten 36 Millionen Euro fertiggestellt werden. Wolfgang Niersbach verspricht: "Es wird uns gelingen, die Faszination des Fußballs hier zu erzählen und erlebbar zu machen." Der DFB-Präsident, seit der ersten Idee engster Begleiter des Projekts, ist ein Bauherr, Dortmunds Oberbürgermeister ein anderer. Ullrich Sierau sagt: "Das Ausstellungskonzept packt einen sofort. Vom ersten Moment an wird man vereinnahmt, man ist sofort in der Interaktion."

Der Anstoß

Spielerskulpturen und Lichtfeuer auf dem Vorplatz weisen den Weg zum Eingang. Dort angekommen, kann der Besucher in der Spielerkabine das Trikot seines Idols auswählen. Rein geht’s durch den Spielertunnel in den ersten Saal, die emotionale Inszenierung des ersten Titelgewinns beginnt. Die "Helden von Bern" umringen einen, in der Mitte pulsiert der Original- Finalball von 1954. Der übrigens erstmals aus gegerbtem Leder gefertigt wurde. Vier Jahre nach Bern, in Schweden 1958, bekam der Ball dann erstmals einen Namen: Topstar. Der Fußball entdeckte so langsam seine Wirtschaftskraft.

1. Halbzeit

Die obere Ausstellungsebene widmet sich großflächig der deutschen Nationalmannschaft.

Tatort Wembley

Der Zuschauer wird zum Ermittler. Aus wirklich jeder Perspektive kann er nachforschen, wo der Ball wann genau war. Jeder Besucher fällt ein Urteil: Tor oder kein Tor. Das tagesaktuelle Stimmergebnis kann man dann vergleichen mit dem Votum der Besucher des National Football Museum im englischen Manchester.

Müllers Drehschuss

Kurze Beine, mächtige Oberschenkel. "Kleines dickes Müller" spottete Bayerns Trainer "Tschik" Cajkovski über Gerd Müller. Solange, bis er ihn einsetzte. 365 Tore erzielte der Bomber in 427 Bundesliga-Spielen, 68 Tore in 62 Länderspielen. Sein letztes war sein wichtigstes, das 2:1 im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande. Eine eigene Station im Museumsrundgang ist diesem Moment gewidmet. Der Bewegungsablauf von Müllers Drehschuss wird eindrucksvoll inszeniert. 2015 feiert er seinen 70. Geburtstag, wie schön, dass rechtzeitig das Fußballmuseum eröffnet wird.

Zeit-Raum

115 Exponate zu 115 Jahren Deutscher Fußball-Bund – Schlaglichter, die die packende Entwicklung hin zum größten nationalen Sportfachverband der Welt beleuchten. Etwa eine zeitgenössische Ansicht des Leipziger Mariengartens. Hier trafen sich am 28. Januar 1900 die Vertreter von 86 Vereinen. „Ob und wie ist eine Einigung sämtlicher Fußballvereine Deutschlands möglich?“, stand auf der Tagesordnung. Zwei Stunden wurde diskutiert, Historiker spekulieren, der Hunger habe zur Abstimmung gedrängt. 64 zu 22 fiel das Votum aus, der DFB war gegründet.

Ball-Tempel

Bälle und Schuhe aus rund 150 Jahren Fußballgeschichte sind hier ausgestellt.

Mainschow

Die zentrale Inszenierung des Museums, ein Ort voll magischer Bilder und Töne. Gemeinsam erleben die Besucher eine emotionale Darstellung der großen Momente der Nationalmannschaft, die auch immer zu prägenden Momenten des Landes wurden. Wirtschaftswunder und wiedergewonnenes Selbstbewusstsein, der mündige Profi, Spielgestalter aus der Tiefe des Raumes, die wiedervereinte Nationalmannschaft, "Die Welt zu Gast bei Freunden". Wer Fußball versteht, versteht auch deutsche Geschichte etwas besser. In der Schatzkammer erwarten den Fan die größten Reliquien des deutschen Fußballs.

Die Welt des Vereinsfußballs

Fußball ist mehr als WM-Triumphe. Das gesamte erste Obergeschoss ist also der Bundesliga und dem Pokalwettbewerb gewidmet. Auf einer ewigen Bundesligatabelle läuft im Zeitraffer das Auf und Ab der Jahrzehnte. Ein Ausstellungsraum ist den TV-Formaten gewidmet, inklusive einer Sprecherkabine. Mutige Besucher testen, ob in ihnen der nächste Rudi Michel, Marcel Reif oder Béla Réthy steckt.

Hall of Fame

Mitglieder der Ruhmeshalle des Deutschen Fußballs werden zunächst nur wenige herausragende Spieler- und Trainerpersönlichkeiten sein. Das wird sich schnell ändern. Eine Jury aus Fußballexperten wird jedes Jahr weitere Legenden in die "Hall of Fame" wählen.

[dfb/th]

Kleinste Details entscheiden bekanntlich über die größten Unternehmungen. Beim gerade entstehenden Deutschen Fußballmuseum, einem Bau von 89 Meter Länge und 20 Meter Höhe, ist das nicht anders.

Julian Oppmann weiß eine Geschichte davon zu erzählen: "Wir hatten den Elfmeterpunkt von 1990, in Acryl gegossen. Die Italiener versicherten uns, das sei ein Stück des Originalrasens. Andy Brehme habe genau von diesem Punkt aus getroffen. Wir waren glücklich. Aber wir waren auch misstrauisch." Eine Laboruntersuchung ergab: Das Rasenstück stammt nicht aus Rom. Eine Fälschung. Julian Oppmann ist einer der Kuratoren des Museums und hat die Museumsleitlinie mitentwickelt. Die Erlebnisqualität steht an erster Stelle. Aufgefordert durch modernste interaktive Ausstellungstechnik, soll der Besucher mitspielen. Und hinter jedem Exponat verbirgt sich eine Geschichte. Teilweise eine abenteuerliche, schon bei der Beschaffung: Das echte Rasenstück von 1990 musste also her, Oppmanns Jagd ging weiter. Und führte ihn zu Frank Farian. Der hatte vor 40 Jahren die Popgruppe Boney M. produziert und viel später bei einer Auktion den Elfmeterpunkt aus Rom ersteigert. Farian erklärte sich bereit, das Exponat an das Deutsche Fußballmuseum auszuleihen.

Auch sonst liegt der DFB voll im Plan. Die Insolvenz einer Baufirma hatte zu einer kurzen Verzögerung geführt, doch nach dem Richtfest Anfang April begann sofort der Innenausbau, das Museum kann für die budgetierten 36 Millionen Euro fertiggestellt werden. Wolfgang Niersbach verspricht: "Es wird uns gelingen, die Faszination des Fußballs hier zu erzählen und erlebbar zu machen." Der DFB-Präsident, seit der ersten Idee engster Begleiter des Projekts, ist ein Bauherr, Dortmunds Oberbürgermeister ein anderer. Ullrich Sierau sagt: "Das Ausstellungskonzept packt einen sofort. Vom ersten Moment an wird man vereinnahmt, man ist sofort in der Interaktion."

Der Anstoß

Spielerskulpturen und Lichtfeuer auf dem Vorplatz weisen den Weg zum Eingang. Dort angekommen, kann der Besucher in der Spielerkabine das Trikot seines Idols auswählen. Rein geht’s durch den Spielertunnel in den ersten Saal, die emotionale Inszenierung des ersten Titelgewinns beginnt. Die "Helden von Bern" umringen einen, in der Mitte pulsiert der Original- Finalball von 1954. Der übrigens erstmals aus gegerbtem Leder gefertigt wurde. Vier Jahre nach Bern, in Schweden 1958, bekam der Ball dann erstmals einen Namen: Topstar. Der Fußball entdeckte so langsam seine Wirtschaftskraft.

1. Halbzeit

Die obere Ausstellungsebene widmet sich großflächig der deutschen Nationalmannschaft.

Tatort Wembley

Der Zuschauer wird zum Ermittler. Aus wirklich jeder Perspektive kann er nachforschen, wo der Ball wann genau war. Jeder Besucher fällt ein Urteil: Tor oder kein Tor. Das tagesaktuelle Stimmergebnis kann man dann vergleichen mit dem Votum der Besucher des National Football Museum im englischen Manchester.

Müllers Drehschuss

Kurze Beine, mächtige Oberschenkel. "Kleines dickes Müller" spottete Bayerns Trainer "Tschik" Cajkovski über Gerd Müller. Solange, bis er ihn einsetzte. 365 Tore erzielte der Bomber in 427 Bundesliga-Spielen, 68 Tore in 62 Länderspielen. Sein letztes war sein wichtigstes, das 2:1 im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande. Eine eigene Station im Museumsrundgang ist diesem Moment gewidmet. Der Bewegungsablauf von Müllers Drehschuss wird eindrucksvoll inszeniert. 2015 feiert er seinen 70. Geburtstag, wie schön, dass rechtzeitig das Fußballmuseum eröffnet wird.

Zeit-Raum

115 Exponate zu 115 Jahren Deutscher Fußball-Bund – Schlaglichter, die die packende Entwicklung hin zum größten nationalen Sportfachverband der Welt beleuchten. Etwa eine zeitgenössische Ansicht des Leipziger Mariengartens. Hier trafen sich am 28. Januar 1900 die Vertreter von 86 Vereinen. „Ob und wie ist eine Einigung sämtlicher Fußballvereine Deutschlands möglich?“, stand auf der Tagesordnung. Zwei Stunden wurde diskutiert, Historiker spekulieren, der Hunger habe zur Abstimmung gedrängt. 64 zu 22 fiel das Votum aus, der DFB war gegründet.

Ball-Tempel

Bälle und Schuhe aus rund 150 Jahren Fußballgeschichte sind hier ausgestellt.

Mainschow

Die zentrale Inszenierung des Museums, ein Ort voll magischer Bilder und Töne. Gemeinsam erleben die Besucher eine emotionale Darstellung der großen Momente der Nationalmannschaft, die auch immer zu prägenden Momenten des Landes wurden. Wirtschaftswunder und wiedergewonnenes Selbstbewusstsein, der mündige Profi, Spielgestalter aus der Tiefe des Raumes, die wiedervereinte Nationalmannschaft, "Die Welt zu Gast bei Freunden". Wer Fußball versteht, versteht auch deutsche Geschichte etwas besser. In der Schatzkammer erwarten den Fan die größten Reliquien des deutschen Fußballs.

Die Welt des Vereinsfußballs

Fußball ist mehr als WM-Triumphe. Das gesamte erste Obergeschoss ist also der Bundesliga und dem Pokalwettbewerb gewidmet. Auf einer ewigen Bundesligatabelle läuft im Zeitraffer das Auf und Ab der Jahrzehnte. Ein Ausstellungsraum ist den TV-Formaten gewidmet, inklusive einer Sprecherkabine. Mutige Besucher testen, ob in ihnen der nächste Rudi Michel, Marcel Reif oder Béla Réthy steckt.

Hall of Fame

Mitglieder der Ruhmeshalle des Deutschen Fußballs werden zunächst nur wenige herausragende Spieler- und Trainerpersönlichkeiten sein. Das wird sich schnell ändern. Eine Jury aus Fußballexperten wird jedes Jahr weitere Legenden in die "Hall of Fame" wählen.