Karlsruher FV: Julius Hirschs Heimatverein

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des damals so genannten Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der Karlsruher FV.

1894 gegründet, zählte der Karlsruher FV in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg zu den Spitzenmannschaften Deutschlands. Er feierte achtmal die Süddeutsche, 1910 sogar die Deutsche Meisterschaft. Eine wichtige Säule des Erfolgs war ein begnadeter junger Mann. Julius Hirsch wurde 1892 als siebtes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Mit zehn Jahren trat er dem Karlsruher FV bei, der damals einer der erfolgreichsten Vereine Deutschlands war. Schon mit 18 Jahren wurde Julius, genannt "Juller" Hirsch Mitglied der ersten Mannschaft und gewann 1910 mit dem KFV die Deutsche Meisterschaft.

Mit gerade einmal 19 Jahren wurde Hirsch 1911 zum ersten Mal in die deutsche Nationalmannschaft berufen und nahm 1912 an den Olympischen Spielen in Stockholm teil. Nach seinem Militärdienst wechselte Julius Hirsch 1914 zur Spielvereinigung Fürth, mit der er im selben Jahr erneut die Deutsche Meisterschaft gewann.

Ausschluss jüdischer Sportler aus Vereinen

Er diente im Ersten Weltkrieg als Soldat und erhielt 1916 das Eiserne Kreuz II. Klasse sowie die Bayerische Dienstauszeichnung. Im Unterschied zu seinem Bruder Leopold, der 1916 gefallen war, überlebte Julius "Juller" Hirsch den Krieg. 1919 kehrte er nach Karlsruhe zurück. Er arbeitete in der Firma seines Vaters, in der er mit seinem Bruder Max Hirsch 1926 Gesellschafter wurde. 1923 hatte er seine Laufbahn als aktiver Fußballer beendet, blieb seinem KFV aber weiter als Jugendtrainer verbunden. Der Linksaußen, dessen Markenzeichen ein enorm harter Schuss war, konnte auf eine erfolgreiche Karriere als Fußballspieler zurückblicken. In sieben Länderspielen hatte er vier Tore erzielt, neben den zwei Meistertiteln noch viermal die Süddeutsche Meisterschaft errungen.

Am 10. April 1933 muss für Julius Hirsch eine Welt zusammengebrochen sein. Er las in der Zeitung, dass die süddeutschen Spitzenvereine beschlossen hatten, jüdische Mitglieder auszuschließen. Darunter war auch sein Verein, der Karlsruher FV. Am selben Tag schrieb er an seinen Verein: "Ich gehöre dem KFV seit dem Jahre 1902 an und habe demselben meine schwache Kraft zur Verfügung gestellt. Leider muss ich nun bewegten Herzens meinem lieben KFV meinen Austritt anzeigen. Nicht unerwähnt möchte ich aber lassen, dass es in dem heute so gehassten Prügelkinde der deutschen Nation auch anständige Menschen und vielleicht noch viel mehr national denkende und auch durch die Tat bewiesene und durch Herzblut vergossene deutsche Juden gibt (...)"

Das Leben des Julius Hirsch steht beispielhaft für die Ausgrenzung zahlreicher jüdischer Sportler aus der deutschen Gesellschaft, weshalb der DFB seit 2005 den Julius-Hirsch-Preis verleiht, mit dem Vereine, Projekte und Initiativen ausgezeichnet werden, die sich in öffentlich wahrnehmbarer Form für Demokratie und Menschenrechte und gegen Antisemitismus, Rassismus, Extremismus und Gewalt wenden. In einer Begleitschrift der Jury heißt es: "Unter dem Druck des menschenverachtenden Nazi-Regimes haben sich der DFB und seine Vereine von diesen Helden und Pionieren abgewandt und sie damit ihrem Schicksal ausgeliefert. Per DFB-Dekret aus dem April 1933 mussten die jüdischen und kommunistischen Mitglieder ihre Heimatvereine verlassen. Viele von ihnen wurden ermordet. Nie wieder darf so etwas geschehen."

Karlsruher FV: Neustart in der Kreisklasse C

Zwei Jahre nach der Machtergreifung Hitlers wurde der Tschammer-Pokal zum ersten Mal ausgetragen. Zu den 63 teilnehmenden Teams zählte auch der KFV. In der ersten Pokalrunde scheitere der Klub jedoch an der Sportvereinigung Feuerbach mit 0:1. In seinem bis heute letzten Pokalauftritt gelang in der ersten Runde ein 4:1 gegen den SC Bajuwaren München, in der zweiten Runde musste sich der Karlsruher FV allerdings dem TSV Fortuna Düsseldorf mit 0:2 geschlagen geben.

Von den sportlich erfolgreichen Zeiten des frühen 20. Jahrhunderts ist der badische Klub inzwischen weit entfernt. Nach finanziellen Problemen wurde der Verein 2004 vom Spielbetrieb ausgeschlossen, erst 2007 wagte der KFV einen Neustart in der Kreisklasse C. Die vergangene Saison schloss er auf dem vorletzten Platz ab.

[dfb]

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des damals so genannten Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der Karlsruher FV.

1894 gegründet, zählte der Karlsruher FV in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg zu den Spitzenmannschaften Deutschlands. Er feierte achtmal die Süddeutsche, 1910 sogar die Deutsche Meisterschaft. Eine wichtige Säule des Erfolgs war ein begnadeter junger Mann. Julius Hirsch wurde 1892 als siebtes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Mit zehn Jahren trat er dem Karlsruher FV bei, der damals einer der erfolgreichsten Vereine Deutschlands war. Schon mit 18 Jahren wurde Julius, genannt "Juller" Hirsch Mitglied der ersten Mannschaft und gewann 1910 mit dem KFV die Deutsche Meisterschaft.

Mit gerade einmal 19 Jahren wurde Hirsch 1911 zum ersten Mal in die deutsche Nationalmannschaft berufen und nahm 1912 an den Olympischen Spielen in Stockholm teil. Nach seinem Militärdienst wechselte Julius Hirsch 1914 zur Spielvereinigung Fürth, mit der er im selben Jahr erneut die Deutsche Meisterschaft gewann.

Ausschluss jüdischer Sportler aus Vereinen

Er diente im Ersten Weltkrieg als Soldat und erhielt 1916 das Eiserne Kreuz II. Klasse sowie die Bayerische Dienstauszeichnung. Im Unterschied zu seinem Bruder Leopold, der 1916 gefallen war, überlebte Julius "Juller" Hirsch den Krieg. 1919 kehrte er nach Karlsruhe zurück. Er arbeitete in der Firma seines Vaters, in der er mit seinem Bruder Max Hirsch 1926 Gesellschafter wurde. 1923 hatte er seine Laufbahn als aktiver Fußballer beendet, blieb seinem KFV aber weiter als Jugendtrainer verbunden. Der Linksaußen, dessen Markenzeichen ein enorm harter Schuss war, konnte auf eine erfolgreiche Karriere als Fußballspieler zurückblicken. In sieben Länderspielen hatte er vier Tore erzielt, neben den zwei Meistertiteln noch viermal die Süddeutsche Meisterschaft errungen.

Am 10. April 1933 muss für Julius Hirsch eine Welt zusammengebrochen sein. Er las in der Zeitung, dass die süddeutschen Spitzenvereine beschlossen hatten, jüdische Mitglieder auszuschließen. Darunter war auch sein Verein, der Karlsruher FV. Am selben Tag schrieb er an seinen Verein: "Ich gehöre dem KFV seit dem Jahre 1902 an und habe demselben meine schwache Kraft zur Verfügung gestellt. Leider muss ich nun bewegten Herzens meinem lieben KFV meinen Austritt anzeigen. Nicht unerwähnt möchte ich aber lassen, dass es in dem heute so gehassten Prügelkinde der deutschen Nation auch anständige Menschen und vielleicht noch viel mehr national denkende und auch durch die Tat bewiesene und durch Herzblut vergossene deutsche Juden gibt (...)"

Das Leben des Julius Hirsch steht beispielhaft für die Ausgrenzung zahlreicher jüdischer Sportler aus der deutschen Gesellschaft, weshalb der DFB seit 2005 den Julius-Hirsch-Preis verleiht, mit dem Vereine, Projekte und Initiativen ausgezeichnet werden, die sich in öffentlich wahrnehmbarer Form für Demokratie und Menschenrechte und gegen Antisemitismus, Rassismus, Extremismus und Gewalt wenden. In einer Begleitschrift der Jury heißt es: "Unter dem Druck des menschenverachtenden Nazi-Regimes haben sich der DFB und seine Vereine von diesen Helden und Pionieren abgewandt und sie damit ihrem Schicksal ausgeliefert. Per DFB-Dekret aus dem April 1933 mussten die jüdischen und kommunistischen Mitglieder ihre Heimatvereine verlassen. Viele von ihnen wurden ermordet. Nie wieder darf so etwas geschehen."

Karlsruher FV: Neustart in der Kreisklasse C

Zwei Jahre nach der Machtergreifung Hitlers wurde der Tschammer-Pokal zum ersten Mal ausgetragen. Zu den 63 teilnehmenden Teams zählte auch der KFV. In der ersten Pokalrunde scheitere der Klub jedoch an der Sportvereinigung Feuerbach mit 0:1. In seinem bis heute letzten Pokalauftritt gelang in der ersten Runde ein 4:1 gegen den SC Bajuwaren München, in der zweiten Runde musste sich der Karlsruher FV allerdings dem TSV Fortuna Düsseldorf mit 0:2 geschlagen geben.

Von den sportlich erfolgreichen Zeiten des frühen 20. Jahrhunderts ist der badische Klub inzwischen weit entfernt. Nach finanziellen Problemen wurde der Verein 2004 vom Spielbetrieb ausgeschlossen, erst 2007 wagte der KFV einen Neustart in der Kreisklasse C. Die vergangene Saison schloss er auf dem vorletzten Platz ab.

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