Breuer: "Platz zehn wäre großartiger Erfolg"

Er ist zurück: Der 1. FC Köln hat den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga geschafft. Zweimal stieg die Mannschaft im Anschluss direkt wieder ab. Ein drittes Mal soll es dieses Szenario nicht geben, sagt FC-Trainer Willi Breuer im DFB.de-Interview. Der 64-Jährige weiß, wie schwer die Aufgabe wird. Aber er hat konkrete Ideen, wie es gelingen soll.

DFB.de: Herr Breuer, zuletzt ist Ihre Mannschaft praktisch zum Aufstieg gestürmt. Wann war Ihnen klar, dass es zurück in die Bundesliga gehen wird?

Willi Breuer: Erst relativ spät. Unser Sieg am 19. Spieltag bei VfL Wolfsburg II war für mich wirklich ein Ausrufezeichen. Ausschlaggebend war nicht nur, dass wir dort 4:2 gewonnen haben, sondern wie wir da aufgetreten sind. Das war beeindruckend. Da war mir klar, dass es nach oben gehen würde. Unser großer Vorteil war aber natürlich, dass die Konkurrenz auch nicht wirklich stabil aufgetreten ist. In unserer Saison gab es ebenfalls einige Höhen und Tiefen. Letztlich haben wir unser Ziel schon vor dem letzten Spieltag erreicht. Das 2:3 am letzten Spieltag war aus meiner Sicht überflüssig, aber zum Glück nicht mehr entscheidend.

DFB.de: War der Aufstieg tatsächlich von Anfang das Ziel?

Breuer: Nein, nicht wirklich. Einige Leistungen der Mannschaft habe ich sehr kritisch gesehen. Wir hatten Phasen dabei, in denen wir auf keinen Fall wie ein Aufsteiger aufgetreten sind. Im Rückblick muss man das aber etwas einordnen: Nach unserem Abstieg im vergangenen Sommer hatten wir zwölf Abgänge. Neue Spielerinnen haben wir nur aus dem eigenen Nachwuchs und aus unserer zweiten Mannschaft dazu bekommen. Zur Rückrunde haben sich uns mit Sonja Giraud und Yuka Hirano zwei Spielerinnen angeschlossen, die uns qualitativ wirklich sehr nach vorne gebracht haben. Weil wir das vorher nicht absehen konnten, war der Aufstieg nicht das ausgegebene Saisonziel. Wir wollten uns konsolidieren und die jungen Spielerinnen heranführen. Dass am Ende alles perfekt zusammen gepasst hat, ist umso erfreulicher. Wir haben rechtzeitig die Kurve bekommen.

DFB.de: Oder kommt Ihnen der Aufstieg womöglich sogar ein Jahr zu früh?

Breuer: Da muss man etwas differenzieren. Wenn ich noch ein ganz junger Trainer wäre, wäre die Euphorie natürlich riesig. Die Bundesliga ist schließlich die ganz große Bühne. Möglicherweise wäre es für manche junge Spielerinnen besser gewesen, noch ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga zu spielen. Man sieht ja immer wieder, wie groß die Unterschiede zwischen den beiden Spielklassen sind. Als Aufsteiger muss man höllisch aufpassen, nicht direkt gnadenlos unter die Räder zu kommen. Auf uns wartet nun eine ganz, ganz komplizierte Aufgabe. Es geht nur um Platz zehn.

DFB.de: Wie gehen die Spielerinnen mit dem Aufstieg um?

Breuer: Ganz unterschiedlich. Wir haben Spielerinnen wie Kristina Hild und Anna Kirschbaum dabei, die beide Abstiege miterlebt haben. Die können gut einschätzen, was auf uns zukommt. Was ich damit sagen will: Insgesamt überwiegen natürlich Freude und Euphorie. Aber wir gehen die Aufgabe auch mit einer riesigen Portion Respekt an. Es muss alles passen. Alle wissen, dass es nur um Platz zehn geht. Das wäre ein großartiger Erfolg, den ich höher einschätzen würde, als jeden Aufstieg.

DFB.de: Wie wollen Sie das schaffen?

Breuer: Wenn wir eine realistische Chance haben wollen, brauchen wir auch die eine oder andere erfahrene Spielerin. Sonst wird es nicht funktionieren. Aber ich spüre die Rückendeckung innerhalb des Vereins. Wir sind zweimal aufgestiegen und zweimal direkt wieder abgestiegen. Ein drittes Mal wollen wir dieses Szenario vermeiden. Wir möchten uns gerne in der Bundesliga etablieren. Der Vorstand hat auch diesen Anspruch und entsprechend werden wir jetzt versuchen, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Wir bemühen uns sehr intensiv um starke Verstärkungen. Aber das ist als Aufsteiger keine einfache Angelegenheit.

DFB.de: Warum ist es so kompliziert, gute Spielerinnen zu verpflichten?

Breuer: Weil die Nachfrage immer größer wird. Wir konkurrieren auf dem Markt nicht mehr nur mit elf anderen Mannschaften aus Deutschland, sondern zum Beispiel auch mit Klubs aus England oder Spanien. Ich hätte gerne eine dänische Nationalspielerin verpflichtet. Diese hat jedoch einen Wechsel in die Premier League vorgezogen. Aber wir machen weiter. Und ich bin absolut davon überzeugt, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft stellen werden. Leverkusen hat es uns in dieser Saison vorgemacht, dass man als Aufsteiger den Klassenverbleib schaffen kann.

DFB.de: Müssen Sie sich dann auf dem Transfermarkt eine andere Nische suchen?

Breuer: Genau diesen Weg versuchen wir zu gehen. Ich habe gute Kontakte zu Colin Bell. Er ist Nationaltrainer von Irland und hat vielleicht die eine oder andere Spielerin, die uns helfen kann. Wir brauchen in der kommenden Saison die Mentalität, die die Mädels von der Insel mitbringen – bissig, zweikampfstark, total motiviert. Wir müssen immer an unsere Grenze gehen. Über das fußballerische Element werden wir den Klassenverbleib kaum schaffen können. Ich denke, das ist keine gewagte Prognose.

DFB.de: Ist der Klassenverbleib auch deshalb so wichtig, um den Frauenfußball beim FC weiter zu etablieren?

Breuer: Ja, ganz klar. Die Bereitschaft dazu ist da. Als 1. FC Köln sollte es unser Anspruch sein, in der Bundesliga zu spielen. Es geht nicht darum, um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Aber das ewige Pendeln zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga sollte meiner Einschätzung nach jetzt langsam ein Ende haben. Einen weiteren Abstieg wollen wir uns alle wirklich ersparen. Den Frust kann niemand gebrauchen. Und ich ganz persönlich kann auch gut darauf verzichten – zumal ich jetzt in mein letztes Trainerjahr gehen werde. Ich werde im November 65 Jahre alt. 2020 sollte dann ein jüngerer Trainer die Mannschaft übernehmen – möglichst als Erstligist.

DFB.de: Der Klassenverbleib mit dem 1. FC Köln wäre dann ein toller Abschluss Ihrer Trainerkarriere.

Breuer: Es wäre großartig, wenn es so kommen würde. Ich habe viel Zeit und Herzblut in den Frauenfußball beim 1. FC Köln investiert. Wenn wir die Sache jetzt zu einem Happy End bringen könnten, wäre ich glücklich.

[sw]

Er ist zurück: Der 1. FC Köln hat den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga geschafft. Zweimal stieg die Mannschaft im Anschluss direkt wieder ab. Ein drittes Mal soll es dieses Szenario nicht geben, sagt FC-Trainer Willi Breuer im DFB.de-Interview. Der 64-Jährige weiß, wie schwer die Aufgabe wird. Aber er hat konkrete Ideen, wie es gelingen soll.

DFB.de: Herr Breuer, zuletzt ist Ihre Mannschaft praktisch zum Aufstieg gestürmt. Wann war Ihnen klar, dass es zurück in die Bundesliga gehen wird?

Willi Breuer: Erst relativ spät. Unser Sieg am 19. Spieltag bei VfL Wolfsburg II war für mich wirklich ein Ausrufezeichen. Ausschlaggebend war nicht nur, dass wir dort 4:2 gewonnen haben, sondern wie wir da aufgetreten sind. Das war beeindruckend. Da war mir klar, dass es nach oben gehen würde. Unser großer Vorteil war aber natürlich, dass die Konkurrenz auch nicht wirklich stabil aufgetreten ist. In unserer Saison gab es ebenfalls einige Höhen und Tiefen. Letztlich haben wir unser Ziel schon vor dem letzten Spieltag erreicht. Das 2:3 am letzten Spieltag war aus meiner Sicht überflüssig, aber zum Glück nicht mehr entscheidend.

DFB.de: War der Aufstieg tatsächlich von Anfang das Ziel?

Breuer: Nein, nicht wirklich. Einige Leistungen der Mannschaft habe ich sehr kritisch gesehen. Wir hatten Phasen dabei, in denen wir auf keinen Fall wie ein Aufsteiger aufgetreten sind. Im Rückblick muss man das aber etwas einordnen: Nach unserem Abstieg im vergangenen Sommer hatten wir zwölf Abgänge. Neue Spielerinnen haben wir nur aus dem eigenen Nachwuchs und aus unserer zweiten Mannschaft dazu bekommen. Zur Rückrunde haben sich uns mit Sonja Giraud und Yuka Hirano zwei Spielerinnen angeschlossen, die uns qualitativ wirklich sehr nach vorne gebracht haben. Weil wir das vorher nicht absehen konnten, war der Aufstieg nicht das ausgegebene Saisonziel. Wir wollten uns konsolidieren und die jungen Spielerinnen heranführen. Dass am Ende alles perfekt zusammen gepasst hat, ist umso erfreulicher. Wir haben rechtzeitig die Kurve bekommen.

DFB.de: Oder kommt Ihnen der Aufstieg womöglich sogar ein Jahr zu früh?

Breuer: Da muss man etwas differenzieren. Wenn ich noch ein ganz junger Trainer wäre, wäre die Euphorie natürlich riesig. Die Bundesliga ist schließlich die ganz große Bühne. Möglicherweise wäre es für manche junge Spielerinnen besser gewesen, noch ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga zu spielen. Man sieht ja immer wieder, wie groß die Unterschiede zwischen den beiden Spielklassen sind. Als Aufsteiger muss man höllisch aufpassen, nicht direkt gnadenlos unter die Räder zu kommen. Auf uns wartet nun eine ganz, ganz komplizierte Aufgabe. Es geht nur um Platz zehn.

DFB.de: Wie gehen die Spielerinnen mit dem Aufstieg um?

Breuer: Ganz unterschiedlich. Wir haben Spielerinnen wie Kristina Hild und Anna Kirschbaum dabei, die beide Abstiege miterlebt haben. Die können gut einschätzen, was auf uns zukommt. Was ich damit sagen will: Insgesamt überwiegen natürlich Freude und Euphorie. Aber wir gehen die Aufgabe auch mit einer riesigen Portion Respekt an. Es muss alles passen. Alle wissen, dass es nur um Platz zehn geht. Das wäre ein großartiger Erfolg, den ich höher einschätzen würde, als jeden Aufstieg.

DFB.de: Wie wollen Sie das schaffen?

Breuer: Wenn wir eine realistische Chance haben wollen, brauchen wir auch die eine oder andere erfahrene Spielerin. Sonst wird es nicht funktionieren. Aber ich spüre die Rückendeckung innerhalb des Vereins. Wir sind zweimal aufgestiegen und zweimal direkt wieder abgestiegen. Ein drittes Mal wollen wir dieses Szenario vermeiden. Wir möchten uns gerne in der Bundesliga etablieren. Der Vorstand hat auch diesen Anspruch und entsprechend werden wir jetzt versuchen, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Wir bemühen uns sehr intensiv um starke Verstärkungen. Aber das ist als Aufsteiger keine einfache Angelegenheit.

DFB.de: Warum ist es so kompliziert, gute Spielerinnen zu verpflichten?

Breuer: Weil die Nachfrage immer größer wird. Wir konkurrieren auf dem Markt nicht mehr nur mit elf anderen Mannschaften aus Deutschland, sondern zum Beispiel auch mit Klubs aus England oder Spanien. Ich hätte gerne eine dänische Nationalspielerin verpflichtet. Diese hat jedoch einen Wechsel in die Premier League vorgezogen. Aber wir machen weiter. Und ich bin absolut davon überzeugt, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft stellen werden. Leverkusen hat es uns in dieser Saison vorgemacht, dass man als Aufsteiger den Klassenverbleib schaffen kann.

DFB.de: Müssen Sie sich dann auf dem Transfermarkt eine andere Nische suchen?

Breuer: Genau diesen Weg versuchen wir zu gehen. Ich habe gute Kontakte zu Colin Bell. Er ist Nationaltrainer von Irland und hat vielleicht die eine oder andere Spielerin, die uns helfen kann. Wir brauchen in der kommenden Saison die Mentalität, die die Mädels von der Insel mitbringen – bissig, zweikampfstark, total motiviert. Wir müssen immer an unsere Grenze gehen. Über das fußballerische Element werden wir den Klassenverbleib kaum schaffen können. Ich denke, das ist keine gewagte Prognose.

DFB.de: Ist der Klassenverbleib auch deshalb so wichtig, um den Frauenfußball beim FC weiter zu etablieren?

Breuer: Ja, ganz klar. Die Bereitschaft dazu ist da. Als 1. FC Köln sollte es unser Anspruch sein, in der Bundesliga zu spielen. Es geht nicht darum, um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Aber das ewige Pendeln zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga sollte meiner Einschätzung nach jetzt langsam ein Ende haben. Einen weiteren Abstieg wollen wir uns alle wirklich ersparen. Den Frust kann niemand gebrauchen. Und ich ganz persönlich kann auch gut darauf verzichten – zumal ich jetzt in mein letztes Trainerjahr gehen werde. Ich werde im November 65 Jahre alt. 2020 sollte dann ein jüngerer Trainer die Mannschaft übernehmen – möglichst als Erstligist.

DFB.de: Der Klassenverbleib mit dem 1. FC Köln wäre dann ein toller Abschluss Ihrer Trainerkarriere.

Breuer: Es wäre großartig, wenn es so kommen würde. Ich habe viel Zeit und Herzblut in den Frauenfußball beim 1. FC Köln investiert. Wenn wir die Sache jetzt zu einem Happy End bringen könnten, wäre ich glücklich.

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