WM-Vierter 1991: Blech beim Debüt

Am Sonntag (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) startet die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada - in Ottawa geht es gegen die Elfenbeinküste. Es ist die siebte Frauen-WM, die Turniere werden seit 1991 im Vierjahresrhythmus ausgetragen. Vor dem Auftakt lässt DFB.de die bisherigen Endrunden aus Sicht des zweimaligen Titelträgers Deutschland Revue passieren. Heute: die erste Frauen-WM 1991 in China.

Das erste offizielle WM-Turnier unter Regie der FIFA wurde im November 1991 (16. bis 30. November) in der Volksrepublik China ausgetragen und zog in der Provinz Guangdong massenweise begeisterte Zuschauer an. 510.000 Fans hatte die FIFA für die 26 Partien hochgerechnet. Zwölf Länder kämpften im Süden Chinas in drei Vierergruppen mit anschließenden Viertelfinals, Halbfinals und dem Endspiel vor 65.000 Zuschauern im Tianhe-Stadion von Guangzhou um den Titel, machten den neuen Wettbewerb zu einem durchschlagenden Erfolg. 49 Nationen hatten die Qualifikation aufgenommen. Inzwischen sind es fast dreimal so viele.

Gespielt wurde damals noch über zweimal 40 Minuten. Die Spielleitungen lagen weitgehend in männlicher Hand. Eine einzige WM-Begegnung wurde von einer Frau gepfiffen, und zwar das Spiel um Platz drei von der Brasilianerin Claudia Vasconcellos. Zudem wurden sechs Frauen als Assistentinnen getestet. Gertrud Regus, Verwaltungsangestellte aus Hallstadt bei Bamberg, stand sogar im Finale an der Linie.

Deutschland verliert Spiel um Platz drei, gewinnt aber Fairplaywertung

Das Endspiel gewannen die USA mit 2:1 gegen Norwegen. Das US-Team vollendete damit eienn wahren Sturmlauf durch das Turnier. Michelle Akers, Carin Jennings und April Heinrichs erzielten als "triple-edged sword" 20 der insgesamt 25 US-Tore, einschließlich aller fünf Treffer (Jennings 3, Heinrichs 2) beim 5:2-Halbfinalsieg gegen Deutschland. Das von Gero Bisanz trainierte DFB-Team belegte am Ende Platz vier nach dem etwas enttäuschenden 0:4 gegen Schweden im Spiel um Bronze, gewann aber zumindest die Fairplaywertung.

Hinter US-Stürmerin Michelle Akers holte sich Heidi Mohr mit sieben Toren den "Silbernen Schuh" als zweitbeste Torschützin. Die blonde Torjägerin des TuS Niederkirchen entwickelte sich trotz ihrer Wortkargheit zu einer Art Star. Weil das chinesische Essen nicht gerade ihr Fall war, gab es daheim nach der Rückkehr 20 Kilo Weihnachtsgebäck. Schon in China wirkte die ein oder andere Sonderration Salami und ein Extralaib Brot aus den DFB-Vorräten als Nervennahrung für die sensible Torjägerin, die sonst keine Nerven kannte.



Am Sonntag (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) startet die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada - in Ottawa geht es gegen die Elfenbeinküste. Es ist die siebte Frauen-WM, die Turniere werden seit 1991 im Vierjahresrhythmus ausgetragen. Vor dem Auftakt lässt DFB.de die bisherigen Endrunden aus Sicht des zweimaligen Titelträgers Deutschland Revue passieren. Heute: die erste Frauen-WM 1991 in China.

Das erste offizielle WM-Turnier unter Regie der FIFA wurde im November 1991 (16. bis 30. November) in der Volksrepublik China ausgetragen und zog in der Provinz Guangdong massenweise begeisterte Zuschauer an. 510.000 Fans hatte die FIFA für die 26 Partien hochgerechnet. Zwölf Länder kämpften im Süden Chinas in drei Vierergruppen mit anschließenden Viertelfinals, Halbfinals und dem Endspiel vor 65.000 Zuschauern im Tianhe-Stadion von Guangzhou um den Titel, machten den neuen Wettbewerb zu einem durchschlagenden Erfolg. 49 Nationen hatten die Qualifikation aufgenommen. Inzwischen sind es fast dreimal so viele.

Gespielt wurde damals noch über zweimal 40 Minuten. Die Spielleitungen lagen weitgehend in männlicher Hand. Eine einzige WM-Begegnung wurde von einer Frau gepfiffen, und zwar das Spiel um Platz drei von der Brasilianerin Claudia Vasconcellos. Zudem wurden sechs Frauen als Assistentinnen getestet. Gertrud Regus, Verwaltungsangestellte aus Hallstadt bei Bamberg, stand sogar im Finale an der Linie.

Deutschland verliert Spiel um Platz drei, gewinnt aber Fairplaywertung

Das Endspiel gewannen die USA mit 2:1 gegen Norwegen. Das US-Team vollendete damit eienn wahren Sturmlauf durch das Turnier. Michelle Akers, Carin Jennings und April Heinrichs erzielten als "triple-edged sword" 20 der insgesamt 25 US-Tore, einschließlich aller fünf Treffer (Jennings 3, Heinrichs 2) beim 5:2-Halbfinalsieg gegen Deutschland. Das von Gero Bisanz trainierte DFB-Team belegte am Ende Platz vier nach dem etwas enttäuschenden 0:4 gegen Schweden im Spiel um Bronze, gewann aber zumindest die Fairplaywertung.

Hinter US-Stürmerin Michelle Akers holte sich Heidi Mohr mit sieben Toren den "Silbernen Schuh" als zweitbeste Torschützin. Die blonde Torjägerin des TuS Niederkirchen entwickelte sich trotz ihrer Wortkargheit zu einer Art Star. Weil das chinesische Essen nicht gerade ihr Fall war, gab es daheim nach der Rückkehr 20 Kilo Weihnachtsgebäck. Schon in China wirkte die ein oder andere Sonderration Salami und ein Extralaib Brot aus den DFB-Vorräten als Nervennahrung für die sensible Torjägerin, die sonst keine Nerven kannte.

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Silvia Neid erzielt erstes deutsches WM-Tor

In der Gruppe C blieb das DFB-Team ohne Gegentor. Nigeria wurde zum Auftakt in Jiangmen mit 4:0 geschlagen. Dabei verewigte sich die heutige Bundestrainerin Silvia Neid in den Geschichtsbüchern mit dem ersten WM-Tor für Deutschland überhaupt. Verletzungsbedingt kam jedoch auch das Aus für die Spielmacherin aus Siegen in Jiangmen, wo der Weg aus der Kabine auf den Platz mitten durch die VIP-Tribüne führte. Anschließend hieß es in Zhongshan 3:0 gegen Taiwan und 2:0 gegen Italien. Der Gruppensieg wurde gemeinsam auf dem Hotelflur gefeiert. Die Italienerinnen wollten ihre Weinvorräte nicht wieder mit nach Europa nehmen, hieß es.

Im Viertelfinale gelang den Deutschen das 2:1 über Dänemark erst in der Verlängerung. Bettina Wiegmann per Strafstoß und Heidi Mohr in der Extrazeit, zwei Minuten vor dem Abpfiff per Kopf, trafen für die DFB-Auswahl, die somit bei der ersten WM-Teilnahme auch gleich im Halbfinale stand. Danach wollte nichts mehr klappen, es folgten die erwähnten Niederlagen gegen die USA und Schweden.

Mit Fahrradklingen zum Sieg getrieben

Kuriosität am Rande der Spiele in Zhongshan: Gegen Taiwan hatte die Handvoll mitgereister Fans Fahrradklingeln als Lärminstrumente zum Anfeuern gekauft. Ein Hauch von China neben den mitgebrachten beiden Trommeln. Woraufhin die Einheimischen bei der nächsten Partie für eine höchst ungewohnte Geräuschkulisse sorgten: Gegen Italien klingelten Tausende Chinesen das DFB-Team zum Sieg.

Schmankerl gegen Nigeria: Die deutsche Hymne wurde erst in der Halbzeitpause gespielt, weil sich die Musikkassette vom offiziellen Probehören zu Spielbeginn noch in der Jackentasche von DFB-Missionschef Horst Schmidt befunden hatte. Zuvor schon war das Bisanz-Team die Attraktion schlechthin in Jiangmen. Tausende Neugierige kamen auf ihren Fahrrädern zum Training für exklusive Blicke, das Fernsehen übertrug die Übungsstunden live. Bereits bei der Ankunft am Flughafen waren die Kameras präsent, und das gesamte Team trällerte unter Chorleiter Bisanz den entzückten Chinesen "Hoch auf dem gelben Wagen" zur Begrüßung. Fast so melodisch wie WM-Maskottchen Lingling, das auf einer 45-minütigen Musikkassette "Scale the heights" zwitscherte - niemand flötete so anmutig wie diese farbenprächtige Amsel aus dem Reich der Mitte

Bemerkenswert: Ganze drei freiberufliche Schreiber bildeten den Journalistentross. Ohne Mobiltelefone und Internet, stattdessen gegen viel Bares wurden damals die Berichte aus Hotels und eigens installierten Stadionzellen in die Heimat übermittelt. Fotos benötigten mehrere Tage mit dem DHL-Flieger. Mit der Post hätte es zu lang gedauert, auch wenn die chinesische Post Ersttagsbriefe aufgelegt hatte, erwerbbar nur für Ausländer.