WM 1995: Vizeweltmeister in Schweden

Am Sonntag (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) startet die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada - in Ottawa geht es gegen die Elfenbeinküste. Es ist die siebte Frauen-WM, die Turniere werden seit 1991 im Vierjahresrhythmus ausgetragen. Vor dem Auftakt lässt DFB.de die bisherigen Endrunden aus Sicht des zweimaligen Titelträgers Deutschland Revue passieren. Heute: die zweite WM 1995 in Schweden.

Vom 5. bis 18. Juni 1995 kamen die Spielerinnen der besten zwölf Mannschaften der Welt in Schweden nicht nur zusammen, um den Weltmeistertitel, sondern außerdem um die Qualifikation für das erste Olympia-Turnier im Folgejahr 1996 in den USA durchzuführen. Schweden 1995 war eine bunte Mischung aus WM-Feeling mit provinziellem Anstrich in Stockholm wie auch in den kleineren Städten Gävle, Helsingborg, Karlstad und Västeras, inmitten der typisch schwedischen Atmosphäre des Mittsommers mit seinen zahlreichen Feiern und dem Wikingermädchen Fiffi als blaugelbem Maskottchen.

"Det är nu – wi sprängar gränsenera", zu deutsch: "Jetzt geht's los – wir sprengen Grenzen" lautete der Titel der Pop-Hymne zur WM als Programm schlechthin für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs und des wachsenden Selbstbewusstseins der Sportlerinnen. Marianne Flynner, Susanne Alvengren und Asa Jinder, bekannte Musikerinnen aus dem skandinavischen Folk und Country-Genre, hatten die Single eingespielt, die es sogar in die schwedischen Charts schaffte.

Formell blieb es bei gleichem Modus wie zum Debüt mit 26 Spielen, dieses mal jedoch über 2x45 Minuten. Die FIFA experimentierte zudem mit der Auszeit. Was von den Teams wenig genutzt und letztlich auch nicht ins Regelwerk eingeführt wurde. In Schweden, das lange Zeit eine Vorreiterrolle im Frauenfußball inne hatte, wurde nach dem gut besuchten Finale eine Gesamtzuschauerzahl von etwas über 112.000 verzeichnen. Höher als vorab erwartet.

Krimi gegen Schweden, Gala gegen Brasilien

Vor mehr als 17.000 Fans, die sich auch vom Dauerregen nicht aus dem Rasunda-Stadion von Solna vertreiben ließen, erzielten Hege Riise und Marianne Pettersen im Endspiel die Tore für Norwegen, das sich vor vier Jahren noch mit Silber hatte begnügen müssen. Manuela Goller zwischen den deutschen Pfosten wurde in der 37. und 40. Minute bezwungen, sodass sich ihr Team im Kampf um den Titel mit 0:2 geschlagen geben musste. Norwegen hatte zuvor im Halbfinale Titelträger USA mit 2:1 besiegt, die deutsche Elf im zweiten Halbfinalspiel durch einen späten Treffer von Bettina Wiegmann (88.) Chinas lange Zeit schier unüberwindbare Mauer doch noch mit 1:0 überwunden. Die USA holte Bronze.

Die Schiedsrichtergespanne setzten sich aus 14 Frauen und elf Männern zusammen, wobei die Schwedin Ingrid Jonsson als Unparteiische das Finale leitete. Für den DFB gehörte Christine Frai zum Team der Referees. Die Speditionskauffrau aus Bremen war Linienrichterin bei den Gruppenspielen der USA gegen China und Dänemark sowie Norwegens gegen Kanada.

Für das DFB-Team von Gero Bisanz begann das Turnier mit einem mühsamen 1:0 über Japan. Torschützin war Silvia Neid. Es folgte ein echter Krimi gegen die Gastgeberinnen in Karlstad. Das Bisanz-Team führte zur Pause nach Treffern von Bettina Wiegmann und Uschi Lohn schon mit 2:0. Doch dann wurde es in der Schlussphase noch richtig dramatisch. Zunächst verkürzten die Tre Kronors, glichen aus und erzielten vier Minuten vor dem Abpfiff sogar noch den Siegtreffer.

Jetzt war das DFB-Team in Zugzwang gegen Brasilien. In Karlstad gelang ein überzeugendes einem 6:1 über den Südamerika-Meister. Birgit Prinz, Maren Meinert, Bettina Wiegmann, Heisdi Mohr (2) und Anouschka Berhard sorgten für das deutsche Sixpack.



Am Sonntag (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) startet die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada - in Ottawa geht es gegen die Elfenbeinküste. Es ist die siebte Frauen-WM, die Turniere werden seit 1991 im Vierjahresrhythmus ausgetragen. Vor dem Auftakt lässt DFB.de die bisherigen Endrunden aus Sicht des zweimaligen Titelträgers Deutschland Revue passieren. Heute: die zweite WM 1995 in Schweden.

Vom 5. bis 18. Juni 1995 kamen die Spielerinnen der besten zwölf Mannschaften der Welt in Schweden nicht nur zusammen, um den Weltmeistertitel, sondern außerdem um die Qualifikation für das erste Olympia-Turnier im Folgejahr 1996 in den USA durchzuführen. Schweden 1995 war eine bunte Mischung aus WM-Feeling mit provinziellem Anstrich in Stockholm wie auch in den kleineren Städten Gävle, Helsingborg, Karlstad und Västeras, inmitten der typisch schwedischen Atmosphäre des Mittsommers mit seinen zahlreichen Feiern und dem Wikingermädchen Fiffi als blaugelbem Maskottchen.

"Det är nu – wi sprängar gränsenera", zu deutsch: "Jetzt geht's los – wir sprengen Grenzen" lautete der Titel der Pop-Hymne zur WM als Programm schlechthin für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs und des wachsenden Selbstbewusstseins der Sportlerinnen. Marianne Flynner, Susanne Alvengren und Asa Jinder, bekannte Musikerinnen aus dem skandinavischen Folk und Country-Genre, hatten die Single eingespielt, die es sogar in die schwedischen Charts schaffte.

Formell blieb es bei gleichem Modus wie zum Debüt mit 26 Spielen, dieses mal jedoch über 2x45 Minuten. Die FIFA experimentierte zudem mit der Auszeit. Was von den Teams wenig genutzt und letztlich auch nicht ins Regelwerk eingeführt wurde. In Schweden, das lange Zeit eine Vorreiterrolle im Frauenfußball inne hatte, wurde nach dem gut besuchten Finale eine Gesamtzuschauerzahl von etwas über 112.000 verzeichnen. Höher als vorab erwartet.

Krimi gegen Schweden, Gala gegen Brasilien

Vor mehr als 17.000 Fans, die sich auch vom Dauerregen nicht aus dem Rasunda-Stadion von Solna vertreiben ließen, erzielten Hege Riise und Marianne Pettersen im Endspiel die Tore für Norwegen, das sich vor vier Jahren noch mit Silber hatte begnügen müssen. Manuela Goller zwischen den deutschen Pfosten wurde in der 37. und 40. Minute bezwungen, sodass sich ihr Team im Kampf um den Titel mit 0:2 geschlagen geben musste. Norwegen hatte zuvor im Halbfinale Titelträger USA mit 2:1 besiegt, die deutsche Elf im zweiten Halbfinalspiel durch einen späten Treffer von Bettina Wiegmann (88.) Chinas lange Zeit schier unüberwindbare Mauer doch noch mit 1:0 überwunden. Die USA holte Bronze.

Die Schiedsrichtergespanne setzten sich aus 14 Frauen und elf Männern zusammen, wobei die Schwedin Ingrid Jonsson als Unparteiische das Finale leitete. Für den DFB gehörte Christine Frai zum Team der Referees. Die Speditionskauffrau aus Bremen war Linienrichterin bei den Gruppenspielen der USA gegen China und Dänemark sowie Norwegens gegen Kanada.

Für das DFB-Team von Gero Bisanz begann das Turnier mit einem mühsamen 1:0 über Japan. Torschützin war Silvia Neid. Es folgte ein echter Krimi gegen die Gastgeberinnen in Karlstad. Das Bisanz-Team führte zur Pause nach Treffern von Bettina Wiegmann und Uschi Lohn schon mit 2:0. Doch dann wurde es in der Schlussphase noch richtig dramatisch. Zunächst verkürzten die Tre Kronors, glichen aus und erzielten vier Minuten vor dem Abpfiff sogar noch den Siegtreffer.

Jetzt war das DFB-Team in Zugzwang gegen Brasilien. In Karlstad gelang ein überzeugendes einem 6:1 über den Südamerika-Meister. Birgit Prinz, Maren Meinert, Bettina Wiegmann, Heisdi Mohr (2) und Anouschka Berhard sorgten für das deutsche Sixpack.

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Schmidts Vermächtnis

Das Viertelfinale in Vesteras war mit 3:0 gegen England unproblematisch. Martina Voss vor der Pause, Maren Meinert und Heidi Mohr nach dem Seitenwechsel sorgten für die Tore, die den Weg in die Medaillenränge öffneten. Mohr war mit fünf Treffern wie schon vier Jahre zuvor erneut erfolgreichste Schützin im DFB-Team.

Das Regenfinale von Solna wurde Horst Schmidt zum Vermächtnis. Während alle auf der Bank versuchten, trocken zu bleiben, harrte er unbeirrt im Regen stehend aus. Am liebsten hätte er das Spiel höchstpersönlich gewendet. Er, der seit den Anfängen der 70er Jahre zum Mentor für die Fußballfrauen beim DFB geworden war und stolz am Ende das WM-Silber genoss, wusste, dass dieses WM-Finale sein letztes sein würde. Wenige Wochen später war trotz Chemotherapie alles vorbei. Der Krebs hatte Schmidt besiegt.