Silvia Neid: "Auf direktem Weg nach Schweden"

[bild1]

Für Silvia Neid beginnt das Jahr 2012 mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft mit dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei am Mittwoch (ab 16 Uhr, live in der ARD). Zum Start ins neue Jahr lässt die Bundestrainerin keinen Zweifel daran, dass die DFB-Auswahl mit drei Punkten aus Izmir zurückreisen soll.

Welche Ziele sie zudem verfolgt, sagt die 47-Jährige, die in Izmir wegen einer Sperre aus dem Spanien-Spiel nicht auf der Trainerbank sitzen darf, im DFB-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer.

DFB.de: Silvia Neid, neben dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei - welche Schwerpunkte haben Sie für dieses Jahr gesetzt?

Silvia Neid: Natürlich wird es unser erstes Ziel sein, uns für die EURO 2013 in Schweden zu qualifizieren. Das wollen wir möglichst auf direktem Weg schaffen. Außerdem wollen wir uns in diesem Jahr als Mannschaft weiterentwickeln. Wir haben einige jüngere und neue Spielerinnen dabei, die wir ins Team integrieren wollen. Und zum dritten schaue ich ganz gespannt auf die U 20-Weltmeisterschaft im August und September in Japan. Wir hoffen natürlich, weiterhin aus unseren Nachwuchsmannschaften Spielerinnen nach oben ziehen zu können.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Partie gegen die Türkei in Izmir?

Neid: Zunächst einmal freue ich mich, dass es hier wärmer ist als in Deutschland (lacht). Außerdem wünsche ich mir für die Begegnung einen großen Platz, so dass wir das Spiel gut in die Breite und Tiefe aufbauen können. Ich gehe nämlich davon aus, dass die Türkinnen sehr kompakt in der Defensive stehen werden. Wir haben zwei Spiele von ihnen auf DVD gesehen, beide Begegnung mit Rumänien in der EM-Qualifikation. Die erste Partie haben sie 1:7, die zweite 1:2 verloren. Beim zweiten Spiel hatten sie mit einer Viererkette und einer Libera dahinter agiert. Da es beim zweiten Spiel besser in der Defensive geklappt hat, gehe ich davon aus, dass sie sich gegen uns erneut sehr tief hinten reinstellen werden.

DFB.de: Was bedeutet das für Ihre Taktik?

Neid: Dass wir Breite und Tiefe schaffen müssen. Das erfordert Kombinationssicherheit, wir müssen die Räume finden, uns gut bewegen, immer aus dem Deckungsschatten herauskommen und natürlich den Abschluss suchen. Für uns ist natürlich klar, dass wir die drei Punkte holen wollen, das ist gar keine Frage.

DFB.de: Kommt Ihnen der Termin dieses Spiels gelegen?

Neid: Ich denke, dass unsere Spielerinnen gut vorbereitet sind. Sie trainieren ja schon seit einigen Wochen in ihren Vereinen. Was fehlen wird, ist natürlich ein bisschen Spielpraxis. Aber ich erhoffe mir noch einige gute Trainingseinheiten. Wir sind ja seit Freitag zusammen. Ich sehe es einfach positiv. Die Spielerinnen freuen sich nach der Winterpause wieder auf den Ball und ein Pflichtspiel. Es wird vielleicht nicht alles rund laufen, aber ganz so holprig darf es auch nicht sein.

DFB.de: Woran wollen Sie in diesem Jahr arbeiten?

Neid: Grundsätzlich lautet unser Ziel, weiterhin zur Weltspitze zu gehören. Wir müssen schauen, dass wir insgesamt in unserem Kombinationsspiel präziser werden. Außerdem wollen wir eine gute Mischung aus Kurzpass- und weiträumigen Spiel finden. Unser Abwehrverhalten fand ich im vergangenen Jahr gut, das Niveau wollen wir beibehalten. Aber dennoch ist es unser Ziel, uns insgesamt weiterzuentwickeln, jede Spielerin individuell, aber auch als Mannschaft. Was wir jetzt schon seit September versuchen: uns nicht zurückzuziehen, wenn wir vorne einen Ball verloren haben, sondern sofort zu versuchen, ihn zurückzuerobern. Dieses Verhalten wollen wir weiter forcieren. Das würde unser taktisches Repertoire erweitern.

DFB.de: Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang Führungsspielerinnen? Gerade nach der WM sind einige zurückgetreten, die in der Hierarchie oben standen.

Neid: Eine Hierarchie entsteht. Das hat ja auch etwas mit Leistung zu tun. Auffällig ist nach der WM, nachdem Birgit Prinz, Ariane Hingst und Kerstin Garefrekes aufgehört haben, dass Celia Okoyino da Mbabi, obwohl sie noch sehr jung ist, sehr präsent ist. Oder auch Melanie Behringer, die sich immer mehr einbringt. Nadine Angerer macht das sowieso. Saskia Bartusiaks Stimme und Meinung haben Gewicht. Auch bei Babett Peter merkt man, dass die Rollen neu verteilt werden. Ich finde, eine Hierarchie muss es in jeder Mannschaft geben. Es muss Leute geben, die den Ton angeben.

DFB.de: Werfen wir den Blick noch etwas weiter voraus. Was planen Sie für den Algarve Cup?

Neid: Das Schöne am Algarve Cup ist, dass wir zum einen einiges ausprobieren und zum anderen uns für die EM-Qualifikationsspiele gegen Spanien und die Schweiz einspielen können. Grundsätzlich freue ich mich, dass wir in Portugal die Gelegenheit bekommen, gegen starke Gegner zu spielen. Dadurch haben wir Vergleiche auf hohem Niveau. Das gilt auch für das Spiel mit den Isländerinnen, die standen im vergangenen Jahr im Finale. Grundsätzlich ist es immer gut, längere Zeit zusammen zu sein.

DFB.de: Ist der Turniersieg das Ziel?

Neid: Natürlich wollen wir immer gewinnen. Aber beim Algarve Cup sind die Ergebnisse zunächst einmal zweitrangig. Sollten wir jedoch bis ins Finale kommen, wäre das umso schöner.

DFB.de: Wie werden Sie die Olympischen Spiele in diesem Sommer verfolgen?

Neid: Ich werde mir auf jeden Fall die Medaillenspiele anschauen. Vielleicht sehe ich mir auch die Halbfinals an, das muss ich aber noch einmal checken.

DFB.de: Werden Sie auch bei der U 20-WM in Japan vor Ort sein?

Neid: Ja, aber das ist noch nicht im Detail geplant. Eventuell bin ich ab dem Viertelfinale dabei.

[bild2]

DFB.de: Wie haben Sie es aufgefasst, dass Ihre ehemalige Kollegin Martina Voss-Tecklenburg Nationaltrainerin der Schweiz geworden ist?

Neid: Ganz ehrlich: Ich habe mich für sie gefreut! Es ist einfach schön, Nationaltrainerin zu sein. Das neue Amt wird eine Herausforderung für sie sein. Ich glaube, dass sie in der Schweiz einen guten Job machen wird. Ich denke, sie wird die gute Arbeit fortführen, die Beatrice von Siebenthal vor ihr geleistet hat.

DFB.de: Wird es komisch für sie sein, gegen ein Team zu spielen, das von einer Deutschen trainiert wird?

Neid: Ja, wenn man jemanden besonders gut kennt, ist das etwas Besonderes. Das ist auch bei Carolina Morace immer so gewesen, die kenne ich gut. Und wenn wir gegen ihre Mannschaften - Italien oder Kanada - gespielt haben, wollte ich auf gar keinen Fall gegen sie verlieren (lacht). Aber ich glaube, das geht anderen auch so.

[nb]

[bild1]

Für Silvia Neid beginnt das Jahr 2012 mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft mit dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei am Mittwoch (ab 16 Uhr, live in der ARD). Zum Start ins neue Jahr lässt die Bundestrainerin keinen Zweifel daran, dass die DFB-Auswahl mit drei Punkten aus Izmir zurückreisen soll.

Welche Ziele sie zudem verfolgt, sagt die 47-Jährige, die in Izmir wegen einer Sperre aus dem Spanien-Spiel nicht auf der Trainerbank sitzen darf, im DFB-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer.

DFB.de: Silvia Neid, neben dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei - welche Schwerpunkte haben Sie für dieses Jahr gesetzt?

Silvia Neid: Natürlich wird es unser erstes Ziel sein, uns für die EURO 2013 in Schweden zu qualifizieren. Das wollen wir möglichst auf direktem Weg schaffen. Außerdem wollen wir uns in diesem Jahr als Mannschaft weiterentwickeln. Wir haben einige jüngere und neue Spielerinnen dabei, die wir ins Team integrieren wollen. Und zum dritten schaue ich ganz gespannt auf die U 20-Weltmeisterschaft im August und September in Japan. Wir hoffen natürlich, weiterhin aus unseren Nachwuchsmannschaften Spielerinnen nach oben ziehen zu können.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Partie gegen die Türkei in Izmir?

Neid: Zunächst einmal freue ich mich, dass es hier wärmer ist als in Deutschland (lacht). Außerdem wünsche ich mir für die Begegnung einen großen Platz, so dass wir das Spiel gut in die Breite und Tiefe aufbauen können. Ich gehe nämlich davon aus, dass die Türkinnen sehr kompakt in der Defensive stehen werden. Wir haben zwei Spiele von ihnen auf DVD gesehen, beide Begegnung mit Rumänien in der EM-Qualifikation. Die erste Partie haben sie 1:7, die zweite 1:2 verloren. Beim zweiten Spiel hatten sie mit einer Viererkette und einer Libera dahinter agiert. Da es beim zweiten Spiel besser in der Defensive geklappt hat, gehe ich davon aus, dass sie sich gegen uns erneut sehr tief hinten reinstellen werden.

DFB.de: Was bedeutet das für Ihre Taktik?

Neid: Dass wir Breite und Tiefe schaffen müssen. Das erfordert Kombinationssicherheit, wir müssen die Räume finden, uns gut bewegen, immer aus dem Deckungsschatten herauskommen und natürlich den Abschluss suchen. Für uns ist natürlich klar, dass wir die drei Punkte holen wollen, das ist gar keine Frage.

DFB.de: Kommt Ihnen der Termin dieses Spiels gelegen?

Neid: Ich denke, dass unsere Spielerinnen gut vorbereitet sind. Sie trainieren ja schon seit einigen Wochen in ihren Vereinen. Was fehlen wird, ist natürlich ein bisschen Spielpraxis. Aber ich erhoffe mir noch einige gute Trainingseinheiten. Wir sind ja seit Freitag zusammen. Ich sehe es einfach positiv. Die Spielerinnen freuen sich nach der Winterpause wieder auf den Ball und ein Pflichtspiel. Es wird vielleicht nicht alles rund laufen, aber ganz so holprig darf es auch nicht sein.

DFB.de: Woran wollen Sie in diesem Jahr arbeiten?

Neid: Grundsätzlich lautet unser Ziel, weiterhin zur Weltspitze zu gehören. Wir müssen schauen, dass wir insgesamt in unserem Kombinationsspiel präziser werden. Außerdem wollen wir eine gute Mischung aus Kurzpass- und weiträumigen Spiel finden. Unser Abwehrverhalten fand ich im vergangenen Jahr gut, das Niveau wollen wir beibehalten. Aber dennoch ist es unser Ziel, uns insgesamt weiterzuentwickeln, jede Spielerin individuell, aber auch als Mannschaft. Was wir jetzt schon seit September versuchen: uns nicht zurückzuziehen, wenn wir vorne einen Ball verloren haben, sondern sofort zu versuchen, ihn zurückzuerobern. Dieses Verhalten wollen wir weiter forcieren. Das würde unser taktisches Repertoire erweitern.

DFB.de: Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang Führungsspielerinnen? Gerade nach der WM sind einige zurückgetreten, die in der Hierarchie oben standen.

Neid: Eine Hierarchie entsteht. Das hat ja auch etwas mit Leistung zu tun. Auffällig ist nach der WM, nachdem Birgit Prinz, Ariane Hingst und Kerstin Garefrekes aufgehört haben, dass Celia Okoyino da Mbabi, obwohl sie noch sehr jung ist, sehr präsent ist. Oder auch Melanie Behringer, die sich immer mehr einbringt. Nadine Angerer macht das sowieso. Saskia Bartusiaks Stimme und Meinung haben Gewicht. Auch bei Babett Peter merkt man, dass die Rollen neu verteilt werden. Ich finde, eine Hierarchie muss es in jeder Mannschaft geben. Es muss Leute geben, die den Ton angeben.

DFB.de: Werfen wir den Blick noch etwas weiter voraus. Was planen Sie für den Algarve Cup?

Neid: Das Schöne am Algarve Cup ist, dass wir zum einen einiges ausprobieren und zum anderen uns für die EM-Qualifikationsspiele gegen Spanien und die Schweiz einspielen können. Grundsätzlich freue ich mich, dass wir in Portugal die Gelegenheit bekommen, gegen starke Gegner zu spielen. Dadurch haben wir Vergleiche auf hohem Niveau. Das gilt auch für das Spiel mit den Isländerinnen, die standen im vergangenen Jahr im Finale. Grundsätzlich ist es immer gut, längere Zeit zusammen zu sein.

DFB.de: Ist der Turniersieg das Ziel?

Neid: Natürlich wollen wir immer gewinnen. Aber beim Algarve Cup sind die Ergebnisse zunächst einmal zweitrangig. Sollten wir jedoch bis ins Finale kommen, wäre das umso schöner.

DFB.de: Wie werden Sie die Olympischen Spiele in diesem Sommer verfolgen?

Neid: Ich werde mir auf jeden Fall die Medaillenspiele anschauen. Vielleicht sehe ich mir auch die Halbfinals an, das muss ich aber noch einmal checken.

DFB.de: Werden Sie auch bei der U 20-WM in Japan vor Ort sein?

Neid: Ja, aber das ist noch nicht im Detail geplant. Eventuell bin ich ab dem Viertelfinale dabei.

[bild2]

DFB.de: Wie haben Sie es aufgefasst, dass Ihre ehemalige Kollegin Martina Voss-Tecklenburg Nationaltrainerin der Schweiz geworden ist?

Neid: Ganz ehrlich: Ich habe mich für sie gefreut! Es ist einfach schön, Nationaltrainerin zu sein. Das neue Amt wird eine Herausforderung für sie sein. Ich glaube, dass sie in der Schweiz einen guten Job machen wird. Ich denke, sie wird die gute Arbeit fortführen, die Beatrice von Siebenthal vor ihr geleistet hat.

DFB.de: Wird es komisch für sie sein, gegen ein Team zu spielen, das von einer Deutschen trainiert wird?

Neid: Ja, wenn man jemanden besonders gut kennt, ist das etwas Besonderes. Das ist auch bei Carolina Morace immer so gewesen, die kenne ich gut. Und wenn wir gegen ihre Mannschaften - Italien oder Kanada - gespielt haben, wollte ich auf gar keinen Fall gegen sie verlieren (lacht). Aber ich glaube, das geht anderen auch so.