Schult: "Ich brauche diesen Tunnel nicht"

Torhüterin Almuth Schult ist im Team der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der EURO 2017 in den Niederlanden gesetzt. Für Bundestrainerin Steffi Jones ist die 26-Jährige ein wichtiger Bestandteil der zentralen Achse mit Babett Peter, Sara Däbritz und Dzsenifer Marozsan. Das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigte Schult mit fehlerlosen Leistungen gegen Schweden und Italien, in denen sie jeweils gerade zum Ende des Spiels mit guten Paraden zur Stelle war. Im DFB.de-Interview spricht die Wolfsburgerin mit Redakteur Norman Arnold über Gedanken während eines Spiels, Paraden und Aufbauspiel sowie das letzte Gruppenspiel heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und auf Eurosport) in Utrecht gegen Russland.

DFB.de: Frau Schult, ab wann kommt bei Ihnen die Anspannung vor einem Spiel?

Almuth Schult: Ich versuche, gar nicht angespannt zu sein. Am besten ist es, wenn einfach alles läuft. Sobald ich aufgeregt bin, geht irgendetwas schief.

DFB.de: Also waren Sie bei den bisherigen EM-Spielen nicht sehr aufgeregt...?

Schult: Bis jetzt war alles gut, ich hoffe das bleibt auch so. Damit geht auch jeder anders um, ich persönlich brauche diesen Tunnel nicht. Ich sauge lieber die Atmosphäre auf, schaue mir die Fans an, genieße es, wenn schon beim Aufwärmen Stimmung im Stadion ist.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck von den bisherigen Spielen bei der EM?

Schult: Die Gastgeber haben gute Stadien ausgewählt - nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Es können viele Zuschauer aus Deutschland kommen, und man freut sich natürlich, wenn man Unterstützung aus der Heimat hat. Für Familien, die normalerweise unser Klientel sind, ist es allerdings schwierig vorbeizukommen, wenn ein Spiel erst um 22.30 Uhr zu Ende ist und sie dann noch nach Hause fahren müssen. Die späten Anstoßzeiten sind aber super fürs Fernsehen, es verfolgen viele Zuschauer unsere Spiele am Bildschirm.

DFB.de: Wie bewerten Sie Ihre Leistungen bisher?

Schult: Ich glaube, dass ich in den entscheidenden Situationen da war. Natürlich war nicht alles Gold, was glänzt. Ich war nicht komplett zufrieden mit ein paar Pässen. Außerdem hat es mich geärgert, dass mir im Italien-Spiel ein Flankenball aus der Hand gefallen ist. Ich bin da sehr perfektionistisch veranlagt, und es wäre schön, wenn alles klappt. Ich weiß aber, dass nicht immer alles funktionieren kann - und bis jetzt hat es ausgereicht, ich konnte meinen Teil dazu beitragen, die Punkte zu holen.



Torhüterin Almuth Schult ist im Team der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der EURO 2017 in den Niederlanden gesetzt. Für Bundestrainerin Steffi Jones ist die 26-Jährige ein wichtiger Bestandteil der zentralen Achse mit Babett Peter, Sara Däbritz und Dzsenifer Marozsan. Das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigte Schult mit fehlerlosen Leistungen gegen Schweden und Italien, in denen sie jeweils gerade zum Ende des Spiels mit guten Paraden zur Stelle war. Im DFB.de-Interview spricht die Wolfsburgerin mit Redakteur Norman Arnold über Gedanken während eines Spiels, Paraden und Aufbauspiel sowie das letzte Gruppenspiel heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und auf Eurosport) in Utrecht gegen Russland.

DFB.de: Frau Schult, ab wann kommt bei Ihnen die Anspannung vor einem Spiel?

Almuth Schult: Ich versuche, gar nicht angespannt zu sein. Am besten ist es, wenn einfach alles läuft. Sobald ich aufgeregt bin, geht irgendetwas schief.

DFB.de: Also waren Sie bei den bisherigen EM-Spielen nicht sehr aufgeregt...?

Schult: Bis jetzt war alles gut, ich hoffe das bleibt auch so. Damit geht auch jeder anders um, ich persönlich brauche diesen Tunnel nicht. Ich sauge lieber die Atmosphäre auf, schaue mir die Fans an, genieße es, wenn schon beim Aufwärmen Stimmung im Stadion ist.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck von den bisherigen Spielen bei der EM?

Schult: Die Gastgeber haben gute Stadien ausgewählt - nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Es können viele Zuschauer aus Deutschland kommen, und man freut sich natürlich, wenn man Unterstützung aus der Heimat hat. Für Familien, die normalerweise unser Klientel sind, ist es allerdings schwierig vorbeizukommen, wenn ein Spiel erst um 22.30 Uhr zu Ende ist und sie dann noch nach Hause fahren müssen. Die späten Anstoßzeiten sind aber super fürs Fernsehen, es verfolgen viele Zuschauer unsere Spiele am Bildschirm.

DFB.de: Wie bewerten Sie Ihre Leistungen bisher?

Schult: Ich glaube, dass ich in den entscheidenden Situationen da war. Natürlich war nicht alles Gold, was glänzt. Ich war nicht komplett zufrieden mit ein paar Pässen. Außerdem hat es mich geärgert, dass mir im Italien-Spiel ein Flankenball aus der Hand gefallen ist. Ich bin da sehr perfektionistisch veranlagt, und es wäre schön, wenn alles klappt. Ich weiß aber, dass nicht immer alles funktionieren kann - und bis jetzt hat es ausgereicht, ich konnte meinen Teil dazu beitragen, die Punkte zu holen.

###more###

DFB.de: In beiden Spielen waren Sie in einer entscheidenden Phase mit Rettungstaten zur Stelle. Lassen Sie solche Szenen im Nachhinein noch mal Revue passieren?

Schult: Es laufen immer Szenen im Kopf ab. Manche kommen auch immer wieder. Wenn ich einen Rückpass von links bekomme und die Stürmerin nachläuft, wird mir auch immer der Patzer aus dem Brasilien-Spiel vor Augen geführt. Solche Sachen vergisst man nicht, vor allem die negativen Dinge. Wenn die Szenen dann im Kopf ablaufen, versucht man zu analysieren, was man besser hätte machen können.

DFB.de: Geht das auch in die andere Richtung? Sind Sie nun optimistischer, wenn ein langer Freistoß aus dem Halbfeld auf Sie zugeflogen kommt wie im Italien-Spiel?

Schult: Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel man in einer Sekunde denken kann. Bei dem Freistoß von Italien, der aufs Tor kam, habe ich gedacht, noch während der Ball flog: "Ach du Scheiße, jetzt musst du dich beeilen, der wird ganz schön gefährlich." Wenn man diesen Satz ausspricht, ist er viel länger als in Gedanken. Ich versuche aber eher, mich davon nicht so sehr beeinflussen zu lassen.

DFB.de: Warum?

Schult: Für mich ist jede Situation neu. Ich habe schon positive und negative Situationen erlebt. Einen Patzer muss ich genauso abhaken wie eine tolle Parade. Es bringt mir nichts, wenn ich einen Ball gut halte und beim nächsten daneben greife. Ich gehe jede Situation neu an, freue mich aber natürlich, wenn ich gut im Spiel bin.

DFB.de: Was möchten Sie in Sachen Passspiel noch verbessern?

Schult: Es ist einfach eine Sache der Gewohnheit und des Trainings. In der Analyse sehe ich, wo ein freier Raum ist und wo man genau hinschauen müsste, in welche Richtung ich mich vororientieren sollte. Von wo kommt der Pass? Mit welcher Geschwindigkeit? Läuft die Stürmerin nach? Bewegt sich meine Abwehrspielerin aus dem Deckungsschatten heraus? Das sind Dinge, die man auf dem Platz nacheinander abhakt. Entweder man ist schnell genug und findet eine Lücke, oder man muss die Entscheidung treffen, den Ball herauszuschlagen.

DFB.de: Werden Sie gegen Russland auch wieder zu Rettungstaten gezwungen sein, oder wird die Mannschaft den Gegner vom Tor fernhalten können?

Schult: Sie haben mit Jelena Danilowa eine herausragende Stürmerin, die schon gegen Italien gezeigt hat, wie gefährlich sie ist, wenn sie sich dreht und abschließt. Man muss immer aufpassen. Egal, gegen wen man spielt, irgendwann kommt ein Ball aufs Tor. Ich hoffe aber natürlich, dass die Abwehr ihn vorher abfängt und dass wir so spielbestimmend sind und in Führung gehen können. Aber Russland ist gefährlich, das wissen wir. Alle Mannschaften wollen gegen den amtierenden Europameister noch ein paar Prozente mehr geben. Wir werden dagegenhalten und hoffentlich dieses Spiel gewinnen, dann ist alles gut.

###more###