Leupolz: "Für uns geht es um alles"

DFB.de: Was hat Sie bei den zwei Comebacks besonders motiviert? Wie oft haben Sie an goldene Olympiamomente gedacht?

Leupolz: Gar nicht. Ich schaue nie zurück, blicke immer nach vorne. Das habe ich auch während der Verletzungsphase immer getan. Ich wollte so schnell wie möglich fit werden. Beim ersten Comeback hatte ich die Champions League vor Augen, in der wir zu diesem Zeitpunkt noch gespielt haben. Jetzt habe ich die EM im Blick.

DFB.de: Welche Rolle spielte ihr Freund Kevin Schmidt in dieser Zeit? Er ist selbst Handball-Profi und konnte sicher gut zur Seite stehen - wie gut genau?

Leupolz: Ich bin sehr froh und dankbar, dass er mir immer zur Seite steht. Er hatte auch schon viele Verletzungen und kennt sich damit aus. Er war meine Ansprechperson, wenn es mal eine schwierige Phase war. Er hat oft gesagt: "Mach jetzt diese Übung!" Oder: "Mach den Lauf, damit du wieder fit bist!" Und keine zwei Sekunden später hatte ich die Laufschuhe am Fuß. Auf der anderen Seite hat er auch gemerkt, wenn ich mal eine Pause brauchte, und mich aufgefangen.

DFB.de: Also war er quasi ihr Personal Coach?

Leupolz: Ja, das kann man so sagen. (lacht) Er war sicherlich meine größte Unterstützung.

DFB.de: Ihr nächstes großes Ziel ist die EM im Sommer in Holland. Bundestrainerin Steffi Jones hat angekündigt, dass sie keine Freifahrtscheine verteilen und nur fitte Spielerinnen mitnehmen wird. Wie sehr glauben Sie an Ihr EM-Ticket?

Leupolz: Ich glaube, einen Freifahrtschein möchte auch keine Spielerin. Jede möchte mit Leistung überzeugen. Fakt ist, dass ich mich in der Liga wegen meiner langen Verletzungspause bisher noch nicht wieder auf Toplevel zeigen konnte. Allerdings ist bis zur EM auch noch Zeit. Ich fühle mich gut, das Knie hält. Ich bin guter Dinge, dass es jetzt weiter bergauf geht, um dann schon bald wieder bei 100 Prozent zu sein. Ob es dann reicht, muss die Bundestrainerin entscheiden.

DFB.de: Lautet das Ziel der Olympiasiegerinnen nun EM-Gold?

Leupolz: Ja! Wir sind amtierende Europameisterinnen und Olympiasiegerinnen. Klar, es gab einen Umbruch im Kader, aber wir haben die Qualität dazu. EM-Gold ist unser Ziel.

DFB.de: Sie sind ein Gesicht des deutschen Frauenfußballs und haben eine große Anhängerschaft in den sozialen Netzwerken. Im Followerranking der aktiven deutschen Sportlerinnen auf Instagram sind Sie nach den Tennisspielerinnen Sabine Lisicki und Angelique Kerber sogar die Nummer drei. Wie viel Spaß macht Ihnen diese Rolle?

Leupolz: Die Followerzahlen an sich sind nicht entscheidend für mich, aber ich freue mich natürlich über den Zuspruch. Für mich ist es wichtig, meine Fans auf dem Laufenden zu halten, und dafür gebe ich auch gerne mal Einblicke abseits des Sports. Es kommt scheinbar ganz gut an und macht mir auch sehr viel Spaß. Der Frauenfußball ist da vielleicht sogar fannäher als der Männerfußball.

DFB.de: "Melanie Leupolz" ist bereits eine Marke. Hinter Ihnen steht ein professionelles Management, auch in dieser Hinsicht sind Sie eine Vorreiterin. Inwieweit ist eine solche Vermarktung fester Bestandteil des modernen Frauenfußballs?

Leupolz: Mittlerweile gehört das dazu, ansonsten wären die vielen Anfragen abseits des Fußballs kaum zu händeln. Dieses Feld hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Auch weil der Frauenfußball immer mehr Ansehen und Akzeptanz bekommt. Das ist einerseits sehr schön für uns, andererseits muss man sich da im Umfeld schon professionell aufstellen, um die gebotenen Chancen zu nutzen und auch den Anforderungen außerhalb des Platzes gerecht zu werden.

DFB.de: Wie wollen Sie Ihre Rolle nutzen, um den deutschen Frauenfußball voranzubringen?

Leupolz: Mir ist es besonders wichtig, die kleinen Mädels zu erreichen, die sich für Fußball interessieren und Fußball spielen wollen – so wie ich früher. Für diese Talente möchte ich gerne ein Vorbild sein und ihnen zeigen, wie viel Spaß dieser Sport macht. Ich versuche, wirklich jede Post, die ich erhalte, zu beantworten und den Jugendlichen Tipps zu geben, um sie so für den Frauenfußball zu begeistern.

[sn]


Melanie Leupolz kämpft am Sonntag (ab 14 Uhr) mit dem FC Bayern München im Saisonfinale gegen Essen um die Champions-League-Qualifikation. Für die Nationalspielerin soll es der dritte Einsatz nach ihrer Verletzungspause sein. Insgesamt war sie fast ein halbes Jahr durch einen Innenbandriss und einen neuerlichen Teilabriss des Innenbandes im rechten Knie außer Gefecht gesetzt und musste zusehen, wie ihr Team aus dem DFB-Pokal und der Champions League ausschied. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Nele Schenker spricht die 23 Jahre alte Olympiasiegerin über ihr Comeback, die Gründe für die titellose Bayern-Saison und ihre nächsten großen Ziele.

DFB.de: Am letzten Spieltag geht es für den FC Bayern noch um die Teilnahme an der Champions League. Verspüren Sie eher Druck oder eine besondere Motivation?

Melanie Leupolz: Es ist eine ganz besondere Motivation für mich, auch wenn natürlich Druck da ist. Solche Endspiele sind genau die Spiele, für die wir täglich trainieren und die am meisten Spaß machen. An der Champions League in der kommenden Saison teilzunehmen, wäre enorm wichtig für uns. Wir freuen uns sehr darauf, diese Chance noch zu haben.

DFB.de: Potsdam bekommt es mit Aufsteiger Duisburg zu tun, während Ihr Team auf Essen trifft. "Matchball Bayern" - wie soll Ihr Aufschlag konkret aussehen?

Leupolz: Wir haben sicherlich den schwierigeren Gegner, wir müssen voll auf uns schauen. Essen ist ein sehr unangenehmer Gegner, sie haben viele talentierte und junge Spielerinnen, die Lust aufs Fußballspielen haben. Sie haben zuletzt Leverkusen mit 7:1 geschlagen - das war beeindruckend. Für Essen geht es um nichts mehr, für uns um alles. Wir müssen hochmotiviert ins Spiel gehen, alles reinwerfen und 100 Prozent geben. Wenn wir nur ein bisschen weniger geben als in Potsdam, wird es schwierig.

DFB.de: Beim 4:0 in Potsdam haben Sie den Siegeswillen und Hunger, den man phasenweise in der zweiten Saisonhälfte hatte vermissen lassen, wieder gezeigt. Wie viel Kraft hat der Sieg für den Showdown gegeben?

Leupolz: Dieser Sieg in Potsdam hat uns gezeigt, dass wir es noch können. In den beiden Meisterjahren hat uns diese Aggressivität besonders ausgezeichnet. In den vergangenen Wochen haben wir den Willen und Hunger nicht ganz so auf den Platz gebracht, in Potsdam haben wir diese Stärke tatsächlich wiedergefunden. Es ging um alles oder nichts, Champions League - ja oder nein. Diese Alles-oder-nichts-Mentalität müssen wir jetzt auch im nächsten Finale gegen Essen wieder zeigen.

DFB.de: Auffällig ist, dass Bayern von den sechs Topduellen gegen Wolfsburg, Frankfurt und Potsdam nur zwei gewonnen hat. Hat Bayern in Potsdam wieder gelernt, da zu sein, wenn es darauf ankommt?

Leupolz: Letztendlich geht es darum, immer da zu sein - nicht nur, wenn es darauf ankommt. Das haben wir in dieser Saison leider nicht immer geschafft, weshalb wir in dieser Saison unseren Meistertitel auch nicht verteidigen können, so gerne wir das auch getan hätten. Aber es ist gut zu sehen, dass wir in Potsdam einen wichtigen Schritt in unserer Entwicklung gemacht haben.

DFB.de: Sie haben aufgrund Ihrer Verletzungspausen viele Spiele von der Tribüne aus sehen müssen, damit aber auch die Chance gehabt, Ihr Team mal von außen betrachten zu können. Wieso hat es in dieser Saison nicht zur dritten Meisterschaft in Folge gereicht?

Leupolz: Es mag abgedroschen klingen, aber wir müssen besonders unsere Zweikampfstärke wieder mehr abrufen und mehr Kreativität und Spielfreude an den Tag legen. Uns ist in dieser Saison so ein wenig die Leichtigkeit abhanden gekommen. Nach unseren beiden Meisterschaften haben sich die Teams auf uns eingestellt und geben 110 Prozent gegen uns, denn jedes Spiel gegen uns ist sie ein Topspiel. Sicherlich haben auch die für uns noch ungewohnte Dreifachbelastung und unser großes Verletzungspech Auswirkungen gehabt, aber ich möchte diese Dinge nicht als Ausrede nutzen.

DFB.de: Mit Winterzugang Fridolina Rölfo sowie Jovana Damnjanović und Jill Roord werden drei weitere ausländische Nationalspielerinnen das Team in Zukunft verstärken. U-Nationalspielerinnen wie Anna Gerhardt und Sydney Lohmann rücken nach, einige Abgänge stehen auch schon fest. Wie notwendig ist der angestrebte Kaderumbruch für die internationalen Ambitionen des Vereins?

Leupolz: Das ist natürlich immer die Entscheidung der sportlichen Leitung. Aber ich habe das Gefühl, dass dieser Umbruch - wie Sie ihn nennen - im Sommer zu einer guten Zeit kommt. Junge Spielerinnen, die so richtig Lust auf den Fußball haben, tun einer Mannschaft immer sehr gut. Aber auch erfahrene Spielerinnen sind enorm wichtig, wenn wir unsere hochgesteckten Ziele auch in Zukunft erreichen wollen. Die Mischung und Mentalität der Mannschaft werden entscheidend sein. Es hat uns immer ausgezeichnet, als Team zu kämpfen und alles zu geben. Ich erwarte einen neuen Konkurrenzkampf im Team, weil neue Spielerinnen immer einen frischen Wind reinbringen. Darauf freue ich mich jetzt schon.

DFB.de: Sie haben kürzlich Ihr Comeback in Gladbach gefeiert, auch in Potsdam sind Sie eingewechselt worden. Wie glücklich sind Sie, zurück zu sein? Und bei wie viel Prozent befinden Sie sich?

Leupolz: Ich freue mich riesig zurückzusein. Ich habe mich sehr schnell wieder zurechtgefunden, und es hat wieder einen Riesenspaß gemacht, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen. Ich bin überglücklich, dass es gleich wieder so gut läuft. Ich bin aber sicherlich noch nicht wieder bei 100 Prozent, dazu fehlt mir einfach noch ein bisschen Spielpraxis.

DFB.de: Unterm Strich werden Sie in Ihrer sechsten Bundesligasaison auf maximal zehn Einsätze kommen. Das sind so wenig wie noch nie. War es die bisher schwierigste Zeit Ihrer Karriere?

Leupolz: Ja, auf jeden Fall, das war die bisher schwierigste Saison, auch mental war es nicht immer einfach. Ich war zuvor noch nie wirklich verletzt. Der Innenbandriss war die erste große Verletzung - und dann habe ich mir das Band direkt noch mal angerissen.

###more###

DFB.de: Was hat Sie bei den zwei Comebacks besonders motiviert? Wie oft haben Sie an goldene Olympiamomente gedacht?

Leupolz: Gar nicht. Ich schaue nie zurück, blicke immer nach vorne. Das habe ich auch während der Verletzungsphase immer getan. Ich wollte so schnell wie möglich fit werden. Beim ersten Comeback hatte ich die Champions League vor Augen, in der wir zu diesem Zeitpunkt noch gespielt haben. Jetzt habe ich die EM im Blick.

DFB.de: Welche Rolle spielte ihr Freund Kevin Schmidt in dieser Zeit? Er ist selbst Handball-Profi und konnte sicher gut zur Seite stehen - wie gut genau?

Leupolz: Ich bin sehr froh und dankbar, dass er mir immer zur Seite steht. Er hatte auch schon viele Verletzungen und kennt sich damit aus. Er war meine Ansprechperson, wenn es mal eine schwierige Phase war. Er hat oft gesagt: "Mach jetzt diese Übung!" Oder: "Mach den Lauf, damit du wieder fit bist!" Und keine zwei Sekunden später hatte ich die Laufschuhe am Fuß. Auf der anderen Seite hat er auch gemerkt, wenn ich mal eine Pause brauchte, und mich aufgefangen.

DFB.de: Also war er quasi ihr Personal Coach?

Leupolz: Ja, das kann man so sagen. (lacht) Er war sicherlich meine größte Unterstützung.

DFB.de: Ihr nächstes großes Ziel ist die EM im Sommer in Holland. Bundestrainerin Steffi Jones hat angekündigt, dass sie keine Freifahrtscheine verteilen und nur fitte Spielerinnen mitnehmen wird. Wie sehr glauben Sie an Ihr EM-Ticket?

Leupolz: Ich glaube, einen Freifahrtschein möchte auch keine Spielerin. Jede möchte mit Leistung überzeugen. Fakt ist, dass ich mich in der Liga wegen meiner langen Verletzungspause bisher noch nicht wieder auf Toplevel zeigen konnte. Allerdings ist bis zur EM auch noch Zeit. Ich fühle mich gut, das Knie hält. Ich bin guter Dinge, dass es jetzt weiter bergauf geht, um dann schon bald wieder bei 100 Prozent zu sein. Ob es dann reicht, muss die Bundestrainerin entscheiden.

DFB.de: Lautet das Ziel der Olympiasiegerinnen nun EM-Gold?

Leupolz: Ja! Wir sind amtierende Europameisterinnen und Olympiasiegerinnen. Klar, es gab einen Umbruch im Kader, aber wir haben die Qualität dazu. EM-Gold ist unser Ziel.

DFB.de: Sie sind ein Gesicht des deutschen Frauenfußballs und haben eine große Anhängerschaft in den sozialen Netzwerken. Im Followerranking der aktiven deutschen Sportlerinnen auf Instagram sind Sie nach den Tennisspielerinnen Sabine Lisicki und Angelique Kerber sogar die Nummer drei. Wie viel Spaß macht Ihnen diese Rolle?

Leupolz: Die Followerzahlen an sich sind nicht entscheidend für mich, aber ich freue mich natürlich über den Zuspruch. Für mich ist es wichtig, meine Fans auf dem Laufenden zu halten, und dafür gebe ich auch gerne mal Einblicke abseits des Sports. Es kommt scheinbar ganz gut an und macht mir auch sehr viel Spaß. Der Frauenfußball ist da vielleicht sogar fannäher als der Männerfußball.

DFB.de: "Melanie Leupolz" ist bereits eine Marke. Hinter Ihnen steht ein professionelles Management, auch in dieser Hinsicht sind Sie eine Vorreiterin. Inwieweit ist eine solche Vermarktung fester Bestandteil des modernen Frauenfußballs?

Leupolz: Mittlerweile gehört das dazu, ansonsten wären die vielen Anfragen abseits des Fußballs kaum zu händeln. Dieses Feld hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Auch weil der Frauenfußball immer mehr Ansehen und Akzeptanz bekommt. Das ist einerseits sehr schön für uns, andererseits muss man sich da im Umfeld schon professionell aufstellen, um die gebotenen Chancen zu nutzen und auch den Anforderungen außerhalb des Platzes gerecht zu werden.

DFB.de: Wie wollen Sie Ihre Rolle nutzen, um den deutschen Frauenfußball voranzubringen?

Leupolz: Mir ist es besonders wichtig, die kleinen Mädels zu erreichen, die sich für Fußball interessieren und Fußball spielen wollen – so wie ich früher. Für diese Talente möchte ich gerne ein Vorbild sein und ihnen zeigen, wie viel Spaß dieser Sport macht. Ich versuche, wirklich jede Post, die ich erhalte, zu beantworten und den Jugendlichen Tipps zu geben, um sie so für den Frauenfußball zu begeistern.

###more###