"Frei Schnauze": Ariane Hingst schwärmt bei US-Sender von DFB-Frauen

Ariane Hingst bewegt sich auf feindlichem Terrain. Schon seit Beginn der Frauen-WM in Kanada hält die zweimalige Weltmeisterin die deutsche Fahne beim US-Sender FOX hoch. Dort begleitet die 35-Jährige das Turnier als Studio-Analystin und erklärt den USA, wie wunderbar das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ist. Im DFB.de-Interview spricht Ariane Hingst über lange Tage im TV-Studio und ihre Prognose für das Halbfinale gegen die USA am frühen Mittwochmorgen (1 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport).

DFB.de: Frau Hingst, Sie haben sich ausgiebig über den Sieg der deutschen Frauen gegen Frankreich gefreut. Und das im amerikanischen Fernsehen. Waren Sie sich nicht bewusst, dass die Kameras liefen?

Ariane Hingst: Nein. Wir haben volles Programm. Wir sind vor den Spielen auf Sendung, machen Halbzeit-Analysen und berichten nach dem Schlusspfiff vollumfänglich. Das heißt, wir schauen die Spiele im Studio, die laufen da auf den Monitoren. Und anscheinend war beim Viertelfinale noch eine Kamera an (lacht).

DFB.de: Wie sind Sie zu dem Job bei FOX Sports gekommen?

Ariane Hingst: FOX hatte von Anfang an geplant, seine Studio-Crew bei der Frauen-WM international zu besetzen. Der Sender hatte sich deswegen mit Tatjana Haenni von der FIFA in Verbindung gesetzt. Von daher waren einige Namen im Gespräch. Ich kam dann in die nähere Auswahl, weil auch der ehemalige US-Trainer Toni DiCicco mich nannte.

DFB.de: Wie ging es weiter?

Ariane Hingst: Ich bin vom Sender kontaktiert worden und zu einer Art Casting eingeladen worden. Wir hatten am Donnerstag telefoniert und am Montag bin ich nach Los Angeles geflogen. Die haben einfach geschaut, wie ich im Fernsehen rüberkomme. Es wurden alle Setups durchgespielt. Im Studio, am Spielfeldrand, in der Talkrunde. Es ging auch darum zu überprüfen, wie die Atmosphäre ist, wie die Chemie zwischen den Leuten ist. Ob das alles funktioniert. Dann war das alles ganz gut und ich habe den Vertrag bekommen.

DFB.de: Wie sieht Ihr Arbeitstag während der WM aus?

Ariane Hingst: In der ersten Woche hieß es um 5.30 Uhr Abholung am Hotel und um 23 Uhr wieder zurück. Das war heftig. FOX hat alle Spiele gezeigt. Selbst die Parallelspiele wurden alle live gesendet. Und wir sind nur eine Studio-Crew, die alles abdeckt. Und wenn dann mal vier Spiele an einem Tag anstanden, war das schon ein strammes Programm. Da ist man von morgens bis abends im Studio. Weil die zusätzlich auch noch eine Tonight-Show gemacht haben, das ist eine Highlight-Show, da wird dann auch mal was Lustiges gemacht. Ich durfte da auch häufiger hingehen, weil die Leute vom Sender der Meinung waren, dass ich das ganz ordentlich gemacht habe.

DFB.de: Wie sehr sind Sie von den Kollegen bezüglich des heutigen Halbfinals zwischen der DFB-Auswahl und den USA gelöchert worden?

Ariane Hingst: Das geht eigentlich. Wir reden intensiv in den Sendungen darüber. Aber es geht im Prinzip um Meinungsaustausch. Die Amerikanerinnen werden natürlich sehr genau unter die Lupe genommen. Es geht viel darum, wie sie spielen müssen, um die Deutschen zu schlagen. Umgekehrt werde ich gefragt, wie müssen die Deutschen spielen, um die Amis zu schlagen. Es geht also weniger darum, mir Insider-Infos zu entlocken, als vielmehr eine gute Diskussionsrunde zu haben.

DFB.de: Sprechen Sie auch über das Halbfinale 2003?

Ariane Hingst: Ja, klar. Das war zum Beispiel am Sonntag ein großes Thema. In diesem Zug wird dann auch die Statistik belastet. Und die besagt, dass die USA seit diesem Halbfinale 2003 nicht mehr gegen die DFB-Auswahl verloren haben. Aber umgekehrt werden auch Bilder von unseren Titelgewinnen 2003 und 2007 gezeigt.

DFB.de: Und Sie verhalten sich dann sachlich, höflich und zurückhaltend?

Ariane Hingst: (lacht) Überhaupt nicht! Ich bin total pro Germany. Das kommt auch richtig gut bei den Amis rüber. Ich sage denen auch permanent, wie geil die deutsche Mannschaft ist und dass die eh‘ Weltmeister wird. Das sind die ja nicht gewohnt, dass da so eine Deutsche daher kommt und ihnen sagt, dass wir viel besser sind. Ich kann frei Schnauze reden und meine Meinung zum Ausdruck bringen. Aber ich sage das ja auch nicht nur so platt daher, sondern bringe dafür Argumente.

DFB.de: Das heißt: Wie lautet Ihre Prognose für das Spiel heute Nacht?

Ariane Hingst: Oh, es wird wieder eine ganz enge Kiste. Aber unter dem Strich hoffe ich, dass das deutsche Team den besseren Tag erwischt und als Sieger vom Platz geht.

DFB.de: Dann argumentieren Sie doch mal. Wo liegen die Stärken der deutschen Mannschaft?

Ariane Hingst: Ganz klar das Angriffsspiel. Von der kompletten Mannschaft. Sie ist immer dann stark, wenn sie hohes Pressing spielen kann. Das ist ihr gegen die Französinnen gar nicht gelungen und deshalb hatte sie auch so einen schweren Stand. Wenn es gegen die Amerikanerinnen wieder besser gelingt, hat die DFB-Auswahl ganz klare Vorteile. Vom taktischen Verhalten liegen die Deutschen deutlich vorne. Wenn sie das abrufen können, werden sie gewinnen.

DFB.de: Und die Amerikanerinnen?

Ariane Hingst: Bisher sehr gut in der Defensive in diesem Turnier. Insofern wird es sowieso ein superspannendes Duell. Probleme hatten sie, was das Toreschießen angeht. Das Angriffsspiel läuft noch nicht.

DFB.de: Freuen Sie sich dann schon, die deutschen Spielerinnen in Vancouver zu treffen?

Ariane Hingst: Eigentlich schon. Aber ich werde nicht im Stadion sein können. Ich arbeite die komplette WM im Studio. So wird das auch beim Endspiel sein.

DFB.de: Aber es klingt so, als sei das für Sie dennoch eine tolle Erfahrung?

Ariane Hingst: Absolut! Das ist ein geiler Job. Mir geht es richtig gut. Ich habe meinen Spaß. Es ist eine supergeile Gruppe hier. Es ist eine super Möglichkeit. Gerade auch für die Zukunft. Ich habe neue Leute kennengelernt. Vielleicht will FOX mich auch mal wieder buchen. Das wäre natürlich genial.

[nb]

Ariane Hingst bewegt sich auf feindlichem Terrain. Schon seit Beginn der Frauen-WM in Kanada hält die zweimalige Weltmeisterin die deutsche Fahne beim US-Sender FOX hoch. Dort begleitet die 35-Jährige das Turnier als Studio-Analystin und erklärt den USA, wie wunderbar das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ist. Im DFB.de-Interview spricht Ariane Hingst über lange Tage im TV-Studio und ihre Prognose für das Halbfinale gegen die USA am frühen Mittwochmorgen (1 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport).

DFB.de: Frau Hingst, Sie haben sich ausgiebig über den Sieg der deutschen Frauen gegen Frankreich gefreut. Und das im amerikanischen Fernsehen. Waren Sie sich nicht bewusst, dass die Kameras liefen?

Ariane Hingst: Nein. Wir haben volles Programm. Wir sind vor den Spielen auf Sendung, machen Halbzeit-Analysen und berichten nach dem Schlusspfiff vollumfänglich. Das heißt, wir schauen die Spiele im Studio, die laufen da auf den Monitoren. Und anscheinend war beim Viertelfinale noch eine Kamera an (lacht).

DFB.de: Wie sind Sie zu dem Job bei FOX Sports gekommen?

Ariane Hingst: FOX hatte von Anfang an geplant, seine Studio-Crew bei der Frauen-WM international zu besetzen. Der Sender hatte sich deswegen mit Tatjana Haenni von der FIFA in Verbindung gesetzt. Von daher waren einige Namen im Gespräch. Ich kam dann in die nähere Auswahl, weil auch der ehemalige US-Trainer Toni DiCicco mich nannte.

DFB.de: Wie ging es weiter?

Ariane Hingst: Ich bin vom Sender kontaktiert worden und zu einer Art Casting eingeladen worden. Wir hatten am Donnerstag telefoniert und am Montag bin ich nach Los Angeles geflogen. Die haben einfach geschaut, wie ich im Fernsehen rüberkomme. Es wurden alle Setups durchgespielt. Im Studio, am Spielfeldrand, in der Talkrunde. Es ging auch darum zu überprüfen, wie die Atmosphäre ist, wie die Chemie zwischen den Leuten ist. Ob das alles funktioniert. Dann war das alles ganz gut und ich habe den Vertrag bekommen.

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DFB.de: Wie sieht Ihr Arbeitstag während der WM aus?

Ariane Hingst: In der ersten Woche hieß es um 5.30 Uhr Abholung am Hotel und um 23 Uhr wieder zurück. Das war heftig. FOX hat alle Spiele gezeigt. Selbst die Parallelspiele wurden alle live gesendet. Und wir sind nur eine Studio-Crew, die alles abdeckt. Und wenn dann mal vier Spiele an einem Tag anstanden, war das schon ein strammes Programm. Da ist man von morgens bis abends im Studio. Weil die zusätzlich auch noch eine Tonight-Show gemacht haben, das ist eine Highlight-Show, da wird dann auch mal was Lustiges gemacht. Ich durfte da auch häufiger hingehen, weil die Leute vom Sender der Meinung waren, dass ich das ganz ordentlich gemacht habe.

DFB.de: Wie sehr sind Sie von den Kollegen bezüglich des heutigen Halbfinals zwischen der DFB-Auswahl und den USA gelöchert worden?

Ariane Hingst: Das geht eigentlich. Wir reden intensiv in den Sendungen darüber. Aber es geht im Prinzip um Meinungsaustausch. Die Amerikanerinnen werden natürlich sehr genau unter die Lupe genommen. Es geht viel darum, wie sie spielen müssen, um die Deutschen zu schlagen. Umgekehrt werde ich gefragt, wie müssen die Deutschen spielen, um die Amis zu schlagen. Es geht also weniger darum, mir Insider-Infos zu entlocken, als vielmehr eine gute Diskussionsrunde zu haben.

DFB.de: Sprechen Sie auch über das Halbfinale 2003?

Ariane Hingst: Ja, klar. Das war zum Beispiel am Sonntag ein großes Thema. In diesem Zug wird dann auch die Statistik belastet. Und die besagt, dass die USA seit diesem Halbfinale 2003 nicht mehr gegen die DFB-Auswahl verloren haben. Aber umgekehrt werden auch Bilder von unseren Titelgewinnen 2003 und 2007 gezeigt.

DFB.de: Und Sie verhalten sich dann sachlich, höflich und zurückhaltend?

Ariane Hingst: (lacht) Überhaupt nicht! Ich bin total pro Germany. Das kommt auch richtig gut bei den Amis rüber. Ich sage denen auch permanent, wie geil die deutsche Mannschaft ist und dass die eh‘ Weltmeister wird. Das sind die ja nicht gewohnt, dass da so eine Deutsche daher kommt und ihnen sagt, dass wir viel besser sind. Ich kann frei Schnauze reden und meine Meinung zum Ausdruck bringen. Aber ich sage das ja auch nicht nur so platt daher, sondern bringe dafür Argumente.

DFB.de: Das heißt: Wie lautet Ihre Prognose für das Spiel heute Nacht?

Ariane Hingst: Oh, es wird wieder eine ganz enge Kiste. Aber unter dem Strich hoffe ich, dass das deutsche Team den besseren Tag erwischt und als Sieger vom Platz geht.

DFB.de: Dann argumentieren Sie doch mal. Wo liegen die Stärken der deutschen Mannschaft?

Ariane Hingst: Ganz klar das Angriffsspiel. Von der kompletten Mannschaft. Sie ist immer dann stark, wenn sie hohes Pressing spielen kann. Das ist ihr gegen die Französinnen gar nicht gelungen und deshalb hatte sie auch so einen schweren Stand. Wenn es gegen die Amerikanerinnen wieder besser gelingt, hat die DFB-Auswahl ganz klare Vorteile. Vom taktischen Verhalten liegen die Deutschen deutlich vorne. Wenn sie das abrufen können, werden sie gewinnen.

DFB.de: Und die Amerikanerinnen?

Ariane Hingst: Bisher sehr gut in der Defensive in diesem Turnier. Insofern wird es sowieso ein superspannendes Duell. Probleme hatten sie, was das Toreschießen angeht. Das Angriffsspiel läuft noch nicht.

DFB.de: Freuen Sie sich dann schon, die deutschen Spielerinnen in Vancouver zu treffen?

Ariane Hingst: Eigentlich schon. Aber ich werde nicht im Stadion sein können. Ich arbeite die komplette WM im Studio. So wird das auch beim Endspiel sein.

DFB.de: Aber es klingt so, als sei das für Sie dennoch eine tolle Erfahrung?

Ariane Hingst: Absolut! Das ist ein geiler Job. Mir geht es richtig gut. Ich habe meinen Spaß. Es ist eine supergeile Gruppe hier. Es ist eine super Möglichkeit. Gerade auch für die Zukunft. Ich habe neue Leute kennengelernt. Vielleicht will FOX mich auch mal wieder buchen. Das wäre natürlich genial.