England-Expertin Coco Schröder: "Das Team tritt gut organisiert auf"

Coco Schröder kennt sich im englischen Frauenfußball aus. Seit 2013 spielt die ehemalige Jugendnationalspielerin für den FC Liverpool. Mit dem englischen Meister bereitet sie sich derzeit auf die am nächsten Wochenende beginnende Saison vor. Und erlebt daher die WM in England. Im Interview mit DFB.de spricht Coco Schröder über den Hype, Prinz William, David Beckham und Strukturen.

DFB.de: Frau Schröder, wie gut ist die englische Nationalmannschaft?

Coco Schröder: Man kann sehen, dass sich der Frauenfußball gut entwickelt. Was die Nationalmannschaft angeht, erkennt man die Handschrift von Trainer Mark Sampson. Er hat viel im taktischen Bereich mit den Spielerinnen gearbeitet. Das Team tritt gut organisiert und strukturiert auf.

DFB.de: Womit ist dieser Schub zu erklären?

Coco Schröder: Das kommt ja nicht von ungefähr. England gehört ja schon eine ganze Weile zur europäischen Spitze. Der Verband fördert den Frauenfußball vorbildlich. Aber auch die Vereine ziehen mit. Und das wird auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen und entsprechend honoriert.

DFB.de: In England ist auffällig, dass sich viele renommierte Klubs – zum Beispiel Arsenal, Chelsea, Liverpool oder Manchester City – im Frauenfußball engagieren. Woher kommt das?

Coco Schröder: Ich denke, man verfolgt in England die Entwicklung des Frauenfußballs sehr genau. Man sieht, welche Erfolge zum Beispiel der deutsche Frauenfußball feiert. Sowohl mit der Nationalmannschaft als auch auf Klubebene. Dorthin zu kommen, ist ein Ziel. Das spricht die Leute hier an, das motiviert sie.

DFB.de: Profitieren die Frauen von den Einrichtungen, die für die Männer geschaffen wurden und können somit auf hochprofessionelle Strukturen zurückgreifen?

Coco Schröder: Ja, indirekt. Die Profis haben schon ihr eigenes Trainingsgelände. Wir hatten vorher an der Jugendakademie trainiert, was auch schon sehr gut ist. Mittlerweile haben wir unser eigenes Stadion und eigene Trainingsplätze. Aber Man City zum Beispiel hat komplett neu gebaut und dabei ein Heimat für alle ihre Vereinsmannschaften geschaffen. Da ist alles unter einem Dach.

DFB.de: Von der Infrastruktur her, was für ein Standard wird den Spielerinnen in England im Vergleich zur Frauen-Bundesliga geboten?

Coco Schröder: Wenn man Liverpool mit dem SC Bad Neuenahr vergleicht, finde ich jetzt die bessere Struktur vor.



Coco Schröder kennt sich im englischen Frauenfußball aus. Seit 2013 spielt die ehemalige Jugendnationalspielerin für den FC Liverpool. Mit dem englischen Meister bereitet sie sich derzeit auf die am nächsten Wochenende beginnende Saison vor. Und erlebt daher die WM in England. Im Interview mit DFB.de spricht Coco Schröder über den Hype, Prinz William, David Beckham und Strukturen.

DFB.de: Frau Schröder, wie gut ist die englische Nationalmannschaft?

Coco Schröder: Man kann sehen, dass sich der Frauenfußball gut entwickelt. Was die Nationalmannschaft angeht, erkennt man die Handschrift von Trainer Mark Sampson. Er hat viel im taktischen Bereich mit den Spielerinnen gearbeitet. Das Team tritt gut organisiert und strukturiert auf.

DFB.de: Womit ist dieser Schub zu erklären?

Coco Schröder: Das kommt ja nicht von ungefähr. England gehört ja schon eine ganze Weile zur europäischen Spitze. Der Verband fördert den Frauenfußball vorbildlich. Aber auch die Vereine ziehen mit. Und das wird auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen und entsprechend honoriert.

DFB.de: In England ist auffällig, dass sich viele renommierte Klubs – zum Beispiel Arsenal, Chelsea, Liverpool oder Manchester City – im Frauenfußball engagieren. Woher kommt das?

Coco Schröder: Ich denke, man verfolgt in England die Entwicklung des Frauenfußballs sehr genau. Man sieht, welche Erfolge zum Beispiel der deutsche Frauenfußball feiert. Sowohl mit der Nationalmannschaft als auch auf Klubebene. Dorthin zu kommen, ist ein Ziel. Das spricht die Leute hier an, das motiviert sie.

DFB.de: Profitieren die Frauen von den Einrichtungen, die für die Männer geschaffen wurden und können somit auf hochprofessionelle Strukturen zurückgreifen?

Coco Schröder: Ja, indirekt. Die Profis haben schon ihr eigenes Trainingsgelände. Wir hatten vorher an der Jugendakademie trainiert, was auch schon sehr gut ist. Mittlerweile haben wir unser eigenes Stadion und eigene Trainingsplätze. Aber Man City zum Beispiel hat komplett neu gebaut und dabei ein Heimat für alle ihre Vereinsmannschaften geschaffen. Da ist alles unter einem Dach.

DFB.de: Von der Infrastruktur her, was für ein Standard wird den Spielerinnen in England im Vergleich zur Frauen-Bundesliga geboten?

Coco Schröder: Wenn man Liverpool mit dem SC Bad Neuenahr vergleicht, finde ich jetzt die bessere Struktur vor.

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DFB.de: In welchen Punkten?

Coco Schröder: Wir Spielerinnen sind alle Profis. Wir trainieren häufig zweimal auf Tag. Alle Spielerinnen können auch vormittags trainieren. Wir machen hier viel mit Videoanalyse. Die Heimspiele werden aufgenommen. Genauso die Begegnungen unserer Gegner. Die medizinische Betreuung ist umfassend. Wir müssen zum Beispiel vor jedem Training Urin abgeben, darüber wird geprüft, ob wir genug getrunken haben. Ach, da gibt es schon einige Beispiele. Das regelmäßige Eisbad gehört auch zum Standard.

DFB.de: Kann man das Spielniveau vergleichen zwischen England und Deutschland?

Coco Schröder: Das ist schwer zu vergleichen! Die deutschen Spielerinnen waren stets taktisch besser geschult. Dadurch, dass in England in jüngster Vergangenheit großer Wert darauf gelegt wurde, haben sie aufgeholt. Dafür wird in England aggressiver gespielt als in Deutschland. Von der Athletik her ist man auf gleicher Höhe. Also, von daher würde ich mich freuen, wenn wir mit dem FC Liverpool in der kommenden Saison in der Champions League auf ein deutsches Team zu treffen. Das würde ein sehr interessanter Vergleich werden.

DFB.de: Zurück zur englischen Nationalmannschaft: Wer sind die Leistungsträgerinnen?

Coco Schröder: Auf jeden Fall gehört meine Team-Kollegin Fara Williams dazu. Allein durch ihre Erfahrung. Lucy Bronze ist auch eine Stütze. Sie spielt hinten rechts. Spielführerin Steph Houghton gehört zu den Leadern. Vorne halte ich von Jodie Taylor einiges. Sie war verletzt, aber kommt jetzt wieder.

DFB.de: Wie ist die Resonanz auf den Einzug ins Halbfinale in England?

Coco Schröder: Es wurde gejubelt. Überrascht ist man nicht wirklich. Man traut dem Team einiges zu, weil man weiß, wie gut die Spielerinnen ausgebildet sind, welche Qualität in der Mannschaft steckt. Das öffentliche Interesse ist mit Fortschreiten des Turniers immer größer geworden. Nach der Niederlage im Halbfinale gegen Japan war hier der Tenor, dass es zwar schade sei, dass es mit dem Endspiel nicht geklappt hat, aber dennoch ist man stolz.

DFB.de: Und es zieht wahrscheinlich auch, wenn Prinz William die Mannschaft unterstützt.

Coco Schröder: Natürlich. Auch David Beckham hat sich gemeldet und das Team unterstützt. Und andere ehemalige männliche Nationalspieler auch.

DFB.de: Kann man das schon einen Hype nennen?

Coco Schröder: Ich finde schon.

DFB.de: Wie wird das Spiel um Platz drei ausgehen?

Coco Schröder: Schwere Frage. Es könnte ein Faktor sein, dass England einen Tag weniger zur Erholung hat als das deutsche Team. Ich glaube, die DFB-Auswahl wird gewinnen. Aber kampflos werden die Engländerinnen den Deutschen das Feld auf keinen Fall überlassen. Jeder will mit einer Medaille von der WM heimkehren.