EM-Viertelfinale: "Wir entscheiden, wer als Sieger vom Platz geht"

Nach der souveränen EM-Gruppenphase der DFB-Frauen sprechen am freien Tag der Nationalspielerinnen auf der Pressekonferenz Assistenztrainer Jan-Ingwer Callsen-Bracker sowie Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, über Lea Schüller, das Viertelfinale gegen Österreich und das neurozentrierte Training. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen mitgeschrieben.

Joti Chatzialexiou über...

... Lea Schüllers Negativtest: Ich habe heute morgen ein glückliches Gesicht gesehen: Lea Schüller ist mir entgegengekommen. Sie ist Gott sei Dank endlich negativ getestet worden und ist zur Mannschaft gestoßen. Wir werden sie nun sorgfältig vorbereiten und sie Schritt für Schritt heranführen. Es ist wichtig, dass wir das Spiel gegen Österreich gewinnen, damit sie uns im weiteren Turnierverlauf weiterhelfen kann.

... Schüllers Aussichten für das Viertelfinale: Wir werden sie dazunehmen, wenn sie wirklich fit ist und unsere Untersuchungen abgeschlossen sind. Wir werden schauen, wie und mit welcher Intensität sie ins Training einsteigen kann. Wir müssen den ersten Schritt abwarten, bevor wir eine Aussage treffen, ob sie im Kader für das Viertelfinale sein kann. Das hängt von ihrem Wohlbefinden ab, aber wir sind guter Dinge, dass sie Schritt für Schritt herangeführt werden kann.

... den freien Tag für die Spielerinnen: Sie haben nicht hitzefrei, wir hätten ihnen so oder so frei gegeben. Wir wollten, dass sie nach der ersten Phase die Köpfe freibekommen. Die Turniervorbereitung und die Gruppenphase haben schon viele Körner gekostet. Es ist gut, mal 48 Stunden nicht ununterbrochen über Fußball nachdenken zu müssen.

... neurozentriertes Training: Ich bin Fan von diesem Training. Wir beschäftigen uns schon lange damit. Ich bin froh, dass Jan (Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Anm. d. Red.) im Team ist, weil er der einzige ehemalige Profi ist, der in dem Bereich tätig ist. Uns ist wichtig, dass unsere Experten ihre Themen mit Fußball verknüpfen. Es ist für uns eine glückliche Situation, dass er sich während seiner Karriere schon damit beschäftigt hat. Wir wollen dort im Frauenbereich Impulse setzen.

... das Viertelfinale gegen Österreich: Wir freuen uns auf das Nachbarschaftsduell. Es ist ein Derby, das wird sehr leidenschaftlich. Wir haben nach der Partie schon gesagt, es wird ein Spiel von Herz gegen Herz. Zwei leidenschaftlich spielende Mannschaften, die ein geschlossenes Team auf dem Platz bilden. Aber wir werden entscheiden, wer als Sieger vom Platz geht. Mit der Mentalität und unseren starken Spielerinnen sind wir Favorit. Das wollen wir beweisen und unser Spiel dem Gegner aufdrücken. Das wird das Ziel sein, dann gewinnen wir das Spiel auch.

... Veränderungen im Trainerteam: Wir versuchen, egal in welchem Bereich, uns kontinuierlich zu verbessern und zu reflektieren. Wir kommen häufig dafür zusammen. Es geht um eine gesunde Fehlerkultur innerhalb der Mannschaft. Das versuchen wir stetig zu entwickeln. Wir haben uns auch mit dem Trainerteam zusammengesetzt, um die Rollen zu schärfen. Ich habe bewusst ein großes Team zusammengestellt, weil wir individuell mit den Spielerinnen arbeiten wollen. Das ist die Zukunft des Fußballs. Es geht darum, Klarheit gegenüber den Spielerinnen zu schaffen. Das funktioniert sehr gut, auch in den Pausen zwischen den Spielen. Ich bin in der ersten Phase glücklich, dass die Trainingseinheiten und Spiele sehr gut waren. Es wird entscheidend sein, dass wir im Kopf klar sind und mit diesem positiven Spirit in die nächsten Spiele gehen.

Jan-Ingwer Callsen-Bracker über...

... den Grundgedanken von neurozentriertem Training: Vorweg sei gesagt: Wir befinden uns im Leistungssport, das Gehirn ist das zentrale Steuerorgan für alle Leistungen. Die Hauptaufgabe des Gehirns ist es, Reize wahrzunehmen, zu verarbeiten und mit einer Handlung zu reagieren. Wenn wir mit der Umsetzung nicht zufrieden sind, hilft es, uns die Verarbeitung und Wahrnehmung der Reize anzuschauen und zu analysieren, wo es Potenziale oder Defizite gibt.

... die Umsetzung des neurozentrierten Trainings: Wir haben immer ein ganz klares Ziel in der Einzelsession. In der Regel ist das Ziel die Verbesserung der Bewegungsqualität und -effizienz. Dann wird der Status quo analysiert. Es geht generell um drei Systeme des Körpers: Das visuelle System, das Gleichgewichtssystem und die Körperwahrnehmung. Daran arbeiten wir. Es gibt drei bis fünf Übungen, die die jeweilige Spielerin mehrmals am Tag wiederholen soll, damit eine positive Veränderung adaptiert wird. Wir überprüfen ständig die Effizienz, denn darum geht es uns, damit wir möglichst viel auf dem Platz trainieren können.

... ein Beispiel für das Training: Wir wollen im Spiel schnelle Entscheidungen treffen. Da hilft es, gute Tiefenwahrnehmung zu haben. Beide Augen müssen ein gleiches Bild liefern und den gleichen Fokus haben. Sobald ein Auge etwas anderes meldet, sind die Bilder nicht identisch. Das Gehirn nimmt dann nur eine Funktion, die es für richtig hält. Dann leidet die Tiefenwahrnehmung und wir können beispielsweise die Ballbewegung nicht so gut berechnen. Wenn unsere Spielerinnen 30 km/h laufen, müssen, wenn eine Flanke kommt, das Gleichgewicht, die Körperwahrnehmung und die Augen zusammenspielen. Jede Abweichung führt zu einem sensorischen Konflikt, der von außen nicht zu sehen ist. Wenn aber alles zusammenspielt, haben wir den perfekten Output und treffen den Ball. Wenn wir dann wissen, woran es harpert, können wir es trainieren.

... den Grund für seine Beschäftigung mit dem Thema: Ich habe sehr jung mein Debüt bei Bayer Leverkusen gegeben, war U 20- und U 21-Nationalspieler. Es lief, wie es laufen sollte, ohne Verletzungen. Ich habe mich dann im Training durch ein Foul verletzt, danach sind Kompensationsmuster aufgetreten, sodass ich immer wieder ohne Fremdeinwirkung Verletzungen erlitten habe. Ich war sehr diszipliniert und ehrgeizig und habe alles gemacht, was möglich war, aber hatte nach jedem Spiel muskuläre Probleme. Ich habe lange gesucht und vieles ausprobiert, bis ich auf den neuronalen Ansatz gestoßen bin und mir gedacht habe: "Wow!" Ich hatte Schmerzen und habe sofort keine mehr. Ich war unbeweglich, jetzt bin ich beweglich. Ich habe dann in Augsburg angefangen, es zu machen, habe mich über die Jahre weitergebildet, konnte mich stabilisieren und habe jedes Spiel gemacht und wir haben es mit dem FC Augsburg bis in die Europa League geschafft.

... die Einführung der Methoden in der Mannschaft: Wenn etwas Neues kommt, will man immer erstmal aufklären. Das ist dann ein Impulsvortrag oder ein Workshop. Dann geht es darum, das auszuprobieren. Danach geht es darum, präsent zu sein und Angebote zu schaffen, damit die Spielerinnen neugierig werden und man ins Gespräch kommt. Oftmals möchten Spielerinnen, die Probleme haben, eine Lösung finden und suchen danach. Die sind in der Regel offener. So ist es jetzt auch. Du musst Ergebnisse liefern, damit Leute im Leistungssport mit dir arbeiten. Es ist immer ein Angebot, denn es bringt nichts, zu sagen: "Du musst das machen!"

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Nach der souveränen EM-Gruppenphase der DFB-Frauen sprechen am freien Tag der Nationalspielerinnen auf der Pressekonferenz Assistenztrainer Jan-Ingwer Callsen-Bracker sowie Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, über Lea Schüller, das Viertelfinale gegen Österreich und das neurozentrierte Training. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen mitgeschrieben.

Joti Chatzialexiou über...

... Lea Schüllers Negativtest: Ich habe heute morgen ein glückliches Gesicht gesehen: Lea Schüller ist mir entgegengekommen. Sie ist Gott sei Dank endlich negativ getestet worden und ist zur Mannschaft gestoßen. Wir werden sie nun sorgfältig vorbereiten und sie Schritt für Schritt heranführen. Es ist wichtig, dass wir das Spiel gegen Österreich gewinnen, damit sie uns im weiteren Turnierverlauf weiterhelfen kann.

... Schüllers Aussichten für das Viertelfinale: Wir werden sie dazunehmen, wenn sie wirklich fit ist und unsere Untersuchungen abgeschlossen sind. Wir werden schauen, wie und mit welcher Intensität sie ins Training einsteigen kann. Wir müssen den ersten Schritt abwarten, bevor wir eine Aussage treffen, ob sie im Kader für das Viertelfinale sein kann. Das hängt von ihrem Wohlbefinden ab, aber wir sind guter Dinge, dass sie Schritt für Schritt herangeführt werden kann.

... den freien Tag für die Spielerinnen: Sie haben nicht hitzefrei, wir hätten ihnen so oder so frei gegeben. Wir wollten, dass sie nach der ersten Phase die Köpfe freibekommen. Die Turniervorbereitung und die Gruppenphase haben schon viele Körner gekostet. Es ist gut, mal 48 Stunden nicht ununterbrochen über Fußball nachdenken zu müssen.

... neurozentriertes Training: Ich bin Fan von diesem Training. Wir beschäftigen uns schon lange damit. Ich bin froh, dass Jan (Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Anm. d. Red.) im Team ist, weil er der einzige ehemalige Profi ist, der in dem Bereich tätig ist. Uns ist wichtig, dass unsere Experten ihre Themen mit Fußball verknüpfen. Es ist für uns eine glückliche Situation, dass er sich während seiner Karriere schon damit beschäftigt hat. Wir wollen dort im Frauenbereich Impulse setzen.

... das Viertelfinale gegen Österreich: Wir freuen uns auf das Nachbarschaftsduell. Es ist ein Derby, das wird sehr leidenschaftlich. Wir haben nach der Partie schon gesagt, es wird ein Spiel von Herz gegen Herz. Zwei leidenschaftlich spielende Mannschaften, die ein geschlossenes Team auf dem Platz bilden. Aber wir werden entscheiden, wer als Sieger vom Platz geht. Mit der Mentalität und unseren starken Spielerinnen sind wir Favorit. Das wollen wir beweisen und unser Spiel dem Gegner aufdrücken. Das wird das Ziel sein, dann gewinnen wir das Spiel auch.

... Veränderungen im Trainerteam: Wir versuchen, egal in welchem Bereich, uns kontinuierlich zu verbessern und zu reflektieren. Wir kommen häufig dafür zusammen. Es geht um eine gesunde Fehlerkultur innerhalb der Mannschaft. Das versuchen wir stetig zu entwickeln. Wir haben uns auch mit dem Trainerteam zusammengesetzt, um die Rollen zu schärfen. Ich habe bewusst ein großes Team zusammengestellt, weil wir individuell mit den Spielerinnen arbeiten wollen. Das ist die Zukunft des Fußballs. Es geht darum, Klarheit gegenüber den Spielerinnen zu schaffen. Das funktioniert sehr gut, auch in den Pausen zwischen den Spielen. Ich bin in der ersten Phase glücklich, dass die Trainingseinheiten und Spiele sehr gut waren. Es wird entscheidend sein, dass wir im Kopf klar sind und mit diesem positiven Spirit in die nächsten Spiele gehen.

Jan-Ingwer Callsen-Bracker über...

... den Grundgedanken von neurozentriertem Training: Vorweg sei gesagt: Wir befinden uns im Leistungssport, das Gehirn ist das zentrale Steuerorgan für alle Leistungen. Die Hauptaufgabe des Gehirns ist es, Reize wahrzunehmen, zu verarbeiten und mit einer Handlung zu reagieren. Wenn wir mit der Umsetzung nicht zufrieden sind, hilft es, uns die Verarbeitung und Wahrnehmung der Reize anzuschauen und zu analysieren, wo es Potenziale oder Defizite gibt.

... die Umsetzung des neurozentrierten Trainings: Wir haben immer ein ganz klares Ziel in der Einzelsession. In der Regel ist das Ziel die Verbesserung der Bewegungsqualität und -effizienz. Dann wird der Status quo analysiert. Es geht generell um drei Systeme des Körpers: Das visuelle System, das Gleichgewichtssystem und die Körperwahrnehmung. Daran arbeiten wir. Es gibt drei bis fünf Übungen, die die jeweilige Spielerin mehrmals am Tag wiederholen soll, damit eine positive Veränderung adaptiert wird. Wir überprüfen ständig die Effizienz, denn darum geht es uns, damit wir möglichst viel auf dem Platz trainieren können.

... ein Beispiel für das Training: Wir wollen im Spiel schnelle Entscheidungen treffen. Da hilft es, gute Tiefenwahrnehmung zu haben. Beide Augen müssen ein gleiches Bild liefern und den gleichen Fokus haben. Sobald ein Auge etwas anderes meldet, sind die Bilder nicht identisch. Das Gehirn nimmt dann nur eine Funktion, die es für richtig hält. Dann leidet die Tiefenwahrnehmung und wir können beispielsweise die Ballbewegung nicht so gut berechnen. Wenn unsere Spielerinnen 30 km/h laufen, müssen, wenn eine Flanke kommt, das Gleichgewicht, die Körperwahrnehmung und die Augen zusammenspielen. Jede Abweichung führt zu einem sensorischen Konflikt, der von außen nicht zu sehen ist. Wenn aber alles zusammenspielt, haben wir den perfekten Output und treffen den Ball. Wenn wir dann wissen, woran es harpert, können wir es trainieren.

... den Grund für seine Beschäftigung mit dem Thema: Ich habe sehr jung mein Debüt bei Bayer Leverkusen gegeben, war U 20- und U 21-Nationalspieler. Es lief, wie es laufen sollte, ohne Verletzungen. Ich habe mich dann im Training durch ein Foul verletzt, danach sind Kompensationsmuster aufgetreten, sodass ich immer wieder ohne Fremdeinwirkung Verletzungen erlitten habe. Ich war sehr diszipliniert und ehrgeizig und habe alles gemacht, was möglich war, aber hatte nach jedem Spiel muskuläre Probleme. Ich habe lange gesucht und vieles ausprobiert, bis ich auf den neuronalen Ansatz gestoßen bin und mir gedacht habe: "Wow!" Ich hatte Schmerzen und habe sofort keine mehr. Ich war unbeweglich, jetzt bin ich beweglich. Ich habe dann in Augsburg angefangen, es zu machen, habe mich über die Jahre weitergebildet, konnte mich stabilisieren und habe jedes Spiel gemacht und wir haben es mit dem FC Augsburg bis in die Europa League geschafft.

... die Einführung der Methoden in der Mannschaft: Wenn etwas Neues kommt, will man immer erstmal aufklären. Das ist dann ein Impulsvortrag oder ein Workshop. Dann geht es darum, das auszuprobieren. Danach geht es darum, präsent zu sein und Angebote zu schaffen, damit die Spielerinnen neugierig werden und man ins Gespräch kommt. Oftmals möchten Spielerinnen, die Probleme haben, eine Lösung finden und suchen danach. Die sind in der Regel offener. So ist es jetzt auch. Du musst Ergebnisse liefern, damit Leute im Leistungssport mit dir arbeiten. Es ist immer ein Angebot, denn es bringt nichts, zu sagen: "Du musst das machen!"

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