Corinne Diacre formt Frankreichs WM-Team

Seit September ist Corinne Diacre Cheftrainerin der französischen Frauen-Nationalmannschaft. Die 43-Jährige, die mit ihrem Team am Freitag (ab 17.55 Uhr, live in der ARD) auf die DFB-Frauen trifft, kommt mit einem komplett neuen Trainerstab nach Bielefeld. Philippe Joly arbeitet nun als Assistent, Michel Ettore ist für die Torhüterinnen zuständig und Anthony Grech-Angelini hat den Posten als Fitnesscoach inne. Zwischen 1993 und 2005 hat Diacre selbst 121 Länderspiele bestritten, ab 2007 war sie Assistentin unter Bruno Bini, trainierte zudem von 2010 bis 2013 die Frauen des ASJ Soyaux in der nationalen Liga, in der sie 20 Jahre lang bis zu ihrem Kreuzbandriss gespielt hatte.

Im Frühjahr 2014 hatte sie als erste Französin das höchste nationale Trainerdiplom erworben, mit dem sie auch professionelle Männerteams trainieren darf. Daraufhin wurde Diacre Ende Juni vom Zweitligisten Clermont Foot verpflichtet und frühzeitig für zwei weitere Jahre bis 2018 gebunden. Die Fachzeitung France Football zeichnete Clermonts Coach sogar als Zweitligatrainer des Jahres aus. Im Verein profitierte sie von der überraschenden Absage der Portugiesin Helena Costa, die kurz nach Vertragsunterzeichnung gemeint hatte, dass es vielleicht doch nicht der richtige Job für sie sei. Mit der Erfahrung als Coach der Frauen des Katar und des Iran sowie zuvor als Scout für die Profis von Benifica Lissabon und Celtic Glasgow gehört Costa nun zum Scoutingteam von Eintracht Frankfurt.

Fokus auf Heim-WM 2019

Bereits im September 2016 wollte der französische Fußballverband Diacre zur Nachfolgerin von Frauentrainer Philippe Bergeroo machen. "Man geht im September nicht von Bord seines Schiffes", lehnte sie damals ab, um ein Jahr später dann doch mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet auf den glücklosen Olivier Echouafni bei den FFF-Frauen zu folgen. Verbandspräsident Noel Legraet hatte Diacre aus dem Vereinsvertrag herausgekauft. "Corinne hat viel Erfahrung und verfolgt eine langfristige Strategie, bei der die Vorbereitung auf die Heim-WM 2019 erstes Ziel ist“, erklärte er gegenüber dem Monatsmagazin der FIFA. Nichts Geringeres als der Titel wird angepeilt, nachdem Frankreich zuletzt bei den EM-Turnieren 2013 und 2017, der WM 2015 und Olympia 2016 jeweils im Viertelfinale ausgeschieden ist.

Die Erwartungshaltung an den Weltranglistendritten ist eine klar formulierte Sehnsucht, vom 7. Juni bis 7. Juli 2019 auf eigenem Boden die Rolle als Mitfavorit auf den Titel auf dem Rasen zu bestätigen - was bislang nur selten gelang, obwohl "Les Bleues" in den vergangenen Jahren in der Weltrangliste stets oben mitmischen und auch im letzten Sommer als titelreif eingeschätzt wurden. Größte Erfolge sind bislang die Siege beim interkontinentalen Zwölf-Nationen-Turnier um den Cyprus-Cup 2012 und 2014 sowie beim letztjährigen SheBelieves Cup mit vier Nationen in den USA.

Diacre als Vorreiterin

Corinne Diacre übrigens, die als Verteidigerin an einer Welt- und zwei Europameisterschaften teilgenommen hat und mehrere Jahre die Kapitänsbinde trug, war einst die erste Französin mit 100 Länderspielen. Sie war zeitweise Frankreichs Rekord-Nationalspielerin und ist nach Elisabeth Loisel zweite Frau auf dem Posten des/der Cheftrainers/in. Loisel war das zehn Jahre lang, bis 2007 Bruno Bini - heute Coach der chinesischen Frauen - übernahm. Im vergangenen Jahr wurde Loisel mit Frankreich Militärweltmeisterin.

Da der WM-Gastgeber keine Qualifikationsspiele bestreiten muss, gibt es jede Menge zumeist hochkarätige Testspiele bis zur WM. Vier davon hat das Team unter Diacre bereits absolviert und gewonnen: 1:0 gegen Chile, 3:1 gegen Spanien, 1:0 gegen England und 8:0 gegen Ghana. Der Zuschauerzuspruch ist riesig, zuletzt kamen 17.000 Zuschauer gegen Ghana nach Reims. Gegen England waren über 20.000 Fans in Valenciennes. Viviane Asseyi von Olympique Marseille war die einzige Torschützin, es war der erste Treffer der 23-Jährigen in ihrem 17. Länderspiel. Gegen Ghana ließ sie zwei weitere Treffer folgen. Beim 8:0 debütierten Estelle Cascarino von Olympique Lyon und Charlotte Lorgere von EA Guingamp. Aminata Diallo von Paris St. Germain bestritt ihren zweiten Einsatz, Lea Le Garrec von EA Guingamp den dritten. Oulimata Sarr vom OSC Lille und Marion Torrent vom HSC Montpellier kamen zu ihrem vierten Spiel, Valerie Gauvin (ebenfalls Montpellier) zu ihrem fünften. Sie alle sollen sich entwickeln und 2019 nach dem Titel greifen.

Am 27. November geht es in Bordeaux gegen Schweden, am 20. Januar in Marseille gegen Italien und ab Ende Februar zur dritten Auflage des SheBelievesCup mit Gastgeber USA, England und Deutschland. Ein strammes Programm. Frankreichs Gerüst bilden aber weiterhin das routinierte Abwehrduo Laura Georges (184 Spiele) und Wendie Renard (96), im Mittelfeld Elise Bussaglia (177), Eugenie Le Sommer (145) und Gaetane Thiney (141), Angreiferin Marie Laure Delie (120) und Torhüterin Sarah Bouhaddy (127).

Doppelaufgabe für Georges

Besonders interessant ist Georges. Denn die 33-Jährige ist auch Frauenfußball-Botschafterin für die UEFA und seit März dieses Jahres sogar Generalsekretärin des französischen Fußballverbandes. Seit 2013 spielt sie für Paris St. Germain, sammelte zuvor sechs Jahre bei Olympique Lyon jede Menge Titel. 2019 soll die vierte WM-Teilnahme für die Innenverteidigerin, deren Wurzeln auf der Karibik-Insel Guadeloupe liegen, werden. An "Le Roc", so ihr Spitzname, führt einfach kein Weg vorbei. Georges gilt als schier unüberwindliche und tragende Säule im französischen Team, ein Fels in der Brandung eben.

Der Name habe anfangs eher genervt, schmeichele heute aber, sagt die auf dem Platz als recht kantig bekannte Spielerin. "Der Felsen ist ein sehr starkes Symbol und steht für Solidität. Das passt und beschreibt auch mentale Stärke: Ich verliere nie die Haltung, ich gebe niemals auf." Bis zum nationalen Rekord von Sandrine Soubeyrand, 198 Länderspiele, ist es für "Le Roc" nicht mehr allzu weit. Gut möglich, das Laura Georges als sechste Europäerin die 200er-Marke knackt, so wie dereinst beim DFB Birgit Prinz, die sich mit 214 Länderspielen Europas Krone mit der Schwedin Therese Sjögran teilt.

[rh]

Seit September ist Corinne Diacre Cheftrainerin der französischen Frauen-Nationalmannschaft. Die 43-Jährige, die mit ihrem Team am Freitag (ab 17.55 Uhr, live in der ARD) auf die DFB-Frauen trifft, kommt mit einem komplett neuen Trainerstab nach Bielefeld. Philippe Joly arbeitet nun als Assistent, Michel Ettore ist für die Torhüterinnen zuständig und Anthony Grech-Angelini hat den Posten als Fitnesscoach inne. Zwischen 1993 und 2005 hat Diacre selbst 121 Länderspiele bestritten, ab 2007 war sie Assistentin unter Bruno Bini, trainierte zudem von 2010 bis 2013 die Frauen des ASJ Soyaux in der nationalen Liga, in der sie 20 Jahre lang bis zu ihrem Kreuzbandriss gespielt hatte.

Im Frühjahr 2014 hatte sie als erste Französin das höchste nationale Trainerdiplom erworben, mit dem sie auch professionelle Männerteams trainieren darf. Daraufhin wurde Diacre Ende Juni vom Zweitligisten Clermont Foot verpflichtet und frühzeitig für zwei weitere Jahre bis 2018 gebunden. Die Fachzeitung France Football zeichnete Clermonts Coach sogar als Zweitligatrainer des Jahres aus. Im Verein profitierte sie von der überraschenden Absage der Portugiesin Helena Costa, die kurz nach Vertragsunterzeichnung gemeint hatte, dass es vielleicht doch nicht der richtige Job für sie sei. Mit der Erfahrung als Coach der Frauen des Katar und des Iran sowie zuvor als Scout für die Profis von Benifica Lissabon und Celtic Glasgow gehört Costa nun zum Scoutingteam von Eintracht Frankfurt.

Fokus auf Heim-WM 2019

Bereits im September 2016 wollte der französische Fußballverband Diacre zur Nachfolgerin von Frauentrainer Philippe Bergeroo machen. "Man geht im September nicht von Bord seines Schiffes", lehnte sie damals ab, um ein Jahr später dann doch mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet auf den glücklosen Olivier Echouafni bei den FFF-Frauen zu folgen. Verbandspräsident Noel Legraet hatte Diacre aus dem Vereinsvertrag herausgekauft. "Corinne hat viel Erfahrung und verfolgt eine langfristige Strategie, bei der die Vorbereitung auf die Heim-WM 2019 erstes Ziel ist“, erklärte er gegenüber dem Monatsmagazin der FIFA. Nichts Geringeres als der Titel wird angepeilt, nachdem Frankreich zuletzt bei den EM-Turnieren 2013 und 2017, der WM 2015 und Olympia 2016 jeweils im Viertelfinale ausgeschieden ist.

Die Erwartungshaltung an den Weltranglistendritten ist eine klar formulierte Sehnsucht, vom 7. Juni bis 7. Juli 2019 auf eigenem Boden die Rolle als Mitfavorit auf den Titel auf dem Rasen zu bestätigen - was bislang nur selten gelang, obwohl "Les Bleues" in den vergangenen Jahren in der Weltrangliste stets oben mitmischen und auch im letzten Sommer als titelreif eingeschätzt wurden. Größte Erfolge sind bislang die Siege beim interkontinentalen Zwölf-Nationen-Turnier um den Cyprus-Cup 2012 und 2014 sowie beim letztjährigen SheBelieves Cup mit vier Nationen in den USA.

Diacre als Vorreiterin

Corinne Diacre übrigens, die als Verteidigerin an einer Welt- und zwei Europameisterschaften teilgenommen hat und mehrere Jahre die Kapitänsbinde trug, war einst die erste Französin mit 100 Länderspielen. Sie war zeitweise Frankreichs Rekord-Nationalspielerin und ist nach Elisabeth Loisel zweite Frau auf dem Posten des/der Cheftrainers/in. Loisel war das zehn Jahre lang, bis 2007 Bruno Bini - heute Coach der chinesischen Frauen - übernahm. Im vergangenen Jahr wurde Loisel mit Frankreich Militärweltmeisterin.

Da der WM-Gastgeber keine Qualifikationsspiele bestreiten muss, gibt es jede Menge zumeist hochkarätige Testspiele bis zur WM. Vier davon hat das Team unter Diacre bereits absolviert und gewonnen: 1:0 gegen Chile, 3:1 gegen Spanien, 1:0 gegen England und 8:0 gegen Ghana. Der Zuschauerzuspruch ist riesig, zuletzt kamen 17.000 Zuschauer gegen Ghana nach Reims. Gegen England waren über 20.000 Fans in Valenciennes. Viviane Asseyi von Olympique Marseille war die einzige Torschützin, es war der erste Treffer der 23-Jährigen in ihrem 17. Länderspiel. Gegen Ghana ließ sie zwei weitere Treffer folgen. Beim 8:0 debütierten Estelle Cascarino von Olympique Lyon und Charlotte Lorgere von EA Guingamp. Aminata Diallo von Paris St. Germain bestritt ihren zweiten Einsatz, Lea Le Garrec von EA Guingamp den dritten. Oulimata Sarr vom OSC Lille und Marion Torrent vom HSC Montpellier kamen zu ihrem vierten Spiel, Valerie Gauvin (ebenfalls Montpellier) zu ihrem fünften. Sie alle sollen sich entwickeln und 2019 nach dem Titel greifen.

Am 27. November geht es in Bordeaux gegen Schweden, am 20. Januar in Marseille gegen Italien und ab Ende Februar zur dritten Auflage des SheBelievesCup mit Gastgeber USA, England und Deutschland. Ein strammes Programm. Frankreichs Gerüst bilden aber weiterhin das routinierte Abwehrduo Laura Georges (184 Spiele) und Wendie Renard (96), im Mittelfeld Elise Bussaglia (177), Eugenie Le Sommer (145) und Gaetane Thiney (141), Angreiferin Marie Laure Delie (120) und Torhüterin Sarah Bouhaddy (127).

Doppelaufgabe für Georges

Besonders interessant ist Georges. Denn die 33-Jährige ist auch Frauenfußball-Botschafterin für die UEFA und seit März dieses Jahres sogar Generalsekretärin des französischen Fußballverbandes. Seit 2013 spielt sie für Paris St. Germain, sammelte zuvor sechs Jahre bei Olympique Lyon jede Menge Titel. 2019 soll die vierte WM-Teilnahme für die Innenverteidigerin, deren Wurzeln auf der Karibik-Insel Guadeloupe liegen, werden. An "Le Roc", so ihr Spitzname, führt einfach kein Weg vorbei. Georges gilt als schier unüberwindliche und tragende Säule im französischen Team, ein Fels in der Brandung eben.

Der Name habe anfangs eher genervt, schmeichele heute aber, sagt die auf dem Platz als recht kantig bekannte Spielerin. "Der Felsen ist ein sehr starkes Symbol und steht für Solidität. Das passt und beschreibt auch mentale Stärke: Ich verliere nie die Haltung, ich gebe niemals auf." Bis zum nationalen Rekord von Sandrine Soubeyrand, 198 Länderspiele, ist es für "Le Roc" nicht mehr allzu weit. Gut möglich, das Laura Georges als sechste Europäerin die 200er-Marke knackt, so wie dereinst beim DFB Birgit Prinz, die sich mit 214 Länderspielen Europas Krone mit der Schwedin Therese Sjögran teilt.

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