Popp: "Der DFB muss ein Vorbild sein"

Beleidigungen, Abwertung der erbrachten Leistung, Nicht-Berücksichtigung, Unsichtbarmachung, Bagatellisierung des Erlebten: Die Liste der Erfahrungen, die Frauen machen müssen - nicht nur, aber auch im Fußball  - könnte noch weitergeführt werden. Unter der Überschrift "Geschlechtliche Vielfalt II: Frauen und Sexismus im Fußball" kamen daher Frauen mitten aus dem Fußball zu Wort und berichteten den Verantwortungsträger*innen der LV-Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen über das, was ihnen so alles widerfährt - auf und neben dem Platz. 

Los ging's mit einem Impulsvortrag der Kriminologin Dr. Thaya Vester, die sich intensiv mit Diskriminierung im Amateurfußball auseinandersetzt. Eindrücklich schilderte die Wissenschaftlerin der Universität Tübingen den Fall einer Schiedsrichterin, die während des Spiels massiv beleidigt und sexistisch angegangen wurde. Der Vorfall machte dabei nicht nur die Gefühlswelt und Herausforderungen der Schiedsrichterin deutlich, sondern zeigte auch, wie schwierig und kompliziert Aufklärung und Sanktionierung werden kann. Im Anschluss daran präsentierte Vester Befragungsergebnisse zur Häufigkeit von Diskriminierungserfahrungen von Schiedsrichterinnen, die verdeutlichten, wie verbreitet solche Vorfälle tatsächlich sind.

Viele Herausforderungen für Verbände

Dass das Erlebte der Schiedsrichterin kein Einzelfall ist und Sexismus keinesfalls nur Unparteiische betrifft, konnten die Gäste auf dem Podium aus eigener Erfahrung bestätigen. Moderiert von Sonja Alger vom DFB, berichteten die FIFA-Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein, Nationalspielerin Alexandra Popp, Jugendleiterin Yasmin Ranjbare sowie die ehemalige Profi-Torhüterin und Trainerin Kathrin Längert von ihren Erlebnissen. 

So berichtete Riem Hussein von ähnlichen Vorfällen in ihrer Karriere und auch Alexandra Popp, die zu Beginn ihrer Karriere gemeinsam mit Jungs gespielt hat, musste sich viel zu oft abfällige Kommentare etwa von Eltern anhören. Doch auch ganz pragmatische Probleme begegnen ihnen immer wieder im (Fußball-)Alltag. Yasmin Ranjbare dazu: "Zwar empfehlen wir bei Hansa 07 unseren Trainer*innen oft Online-Trainingsmaterial, zum Beispiel auch vom DFB, allerdings sind dort Frauen und Mädchen nur selten abgebildet. Weder als Übungsleiterinnen noch als Spielerinnen - das fördert leider nicht unbedingt die Identifikation oder gefühlte Teilhabemöglichkeiten. Gleiches gilt für Lehrgangsmaterial in der Ausbildung." 

Ein grundlegendes Problem, das Kathrin Längert auch aus ihrer Trainerinnenausbildung kennt: "Frauen sind dort kaum vertreten. Weder als Teilnehmerin, noch als Ausbilderin und auch inhaltlich werden sie kaum behandelt." Herausforderungen, denen sich die Verbände stellen müssen und möchten. 

Im letzten Teil der Veranstaltung ging es daher um die zentrale Frage: "Was können Verbände tun, um Sexismus abzubauen und Betroffene zu unterstützen?" Die Teilnehmer*innen diskutierten verschiedene Ansätze in Kleingruppen. Eine elementare Aufgabe bleibt, die Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsfälle der Landesverbände bekannter und leichter auffindbar zu machen, damit sich Betroffene auch ermutigt fühlen, sich an diese zu wenden. 

Förderung von Vielfalt in Verbandsstrukturen

Ein bereits vieldiskutiertes Thema ist zudem die Förderung der Vielfalt in den Verbandsstrukturen. Noch zu oft sind Betroffene auf sich allein gestellt. Weibliche Ansprechpersonen unter den Schiedsrichter*innen-Obleuten, in den Sportgerichten sowie in den Anlaufstellen sind daher unverzichtbar. Ebenso wichtig: Die Förderung von Zivilcourage von Zuschauer*innen und Schulungen von Sicherheitspersonal und Ordner*innen, damit diese sexistisches Verhalten erkennen und intervenieren können. 

Riem Hussein berichtet von einem Beispiel, wie erfolgreiche Intervention aussehen kann: "Als es bei einem Spiel, das ich geleitet habe, zu sexistischen Äußerungen von einem Zuschauer kam, sind direkt zwei Polizisten eingeschritten, haben den Zuschauer der Anlage verwiesen und ihm Platzverbot verteilt. Im Anschluss hat sich der Verein bei mir entschuldigt."  

Die Podiumsgäste hatten klare Vorstellungen, was sich ändern sollte. Die ehemalige Torhüterin des FC Bayern München, Kathrin Längert, dazu: "Es muss vor allem die Wertschätzung und Anerkennung für Frauen im Fußball und ihre Leistungen auf allen Ebenen gesteigert werden." Dies fängt bereits mit vermeintlich kleinen Dingen an - wie etwa, dass Berichte über Frauen im Fußball - wenn überhaupt - nicht nur auf den letzten Seiten von Sportmagazinen vorkommen. Das Trainingsmaterial sollte ausdrücklich auch Frauen und Mädchen als Trainerinnen und Spielerinnen ansprechen. 

Und auch der Auftrag an den DFB ist klar. Olympiasiegerin Alexandra Popp ist sich sicher: "Der DFB steht für Werte wie Vielfalt und fordert sie auch ein. Doch damit dies auch tatsächlich im Fußball gelebt wird, braucht es Vorbilder. Und solch ein Vorbild kann und muss der DFB sein."

[ls]

Beleidigungen, Abwertung der erbrachten Leistung, Nicht-Berücksichtigung, Unsichtbarmachung, Bagatellisierung des Erlebten: Die Liste der Erfahrungen, die Frauen machen müssen - nicht nur, aber auch im Fußball  - könnte noch weitergeführt werden. Unter der Überschrift "Geschlechtliche Vielfalt II: Frauen und Sexismus im Fußball" kamen daher Frauen mitten aus dem Fußball zu Wort und berichteten den Verantwortungsträger*innen der LV-Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen über das, was ihnen so alles widerfährt - auf und neben dem Platz. 

Los ging's mit einem Impulsvortrag der Kriminologin Dr. Thaya Vester, die sich intensiv mit Diskriminierung im Amateurfußball auseinandersetzt. Eindrücklich schilderte die Wissenschaftlerin der Universität Tübingen den Fall einer Schiedsrichterin, die während des Spiels massiv beleidigt und sexistisch angegangen wurde. Der Vorfall machte dabei nicht nur die Gefühlswelt und Herausforderungen der Schiedsrichterin deutlich, sondern zeigte auch, wie schwierig und kompliziert Aufklärung und Sanktionierung werden kann. Im Anschluss daran präsentierte Vester Befragungsergebnisse zur Häufigkeit von Diskriminierungserfahrungen von Schiedsrichterinnen, die verdeutlichten, wie verbreitet solche Vorfälle tatsächlich sind.

Viele Herausforderungen für Verbände

Dass das Erlebte der Schiedsrichterin kein Einzelfall ist und Sexismus keinesfalls nur Unparteiische betrifft, konnten die Gäste auf dem Podium aus eigener Erfahrung bestätigen. Moderiert von Sonja Alger vom DFB, berichteten die FIFA-Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein, Nationalspielerin Alexandra Popp, Jugendleiterin Yasmin Ranjbare sowie die ehemalige Profi-Torhüterin und Trainerin Kathrin Längert von ihren Erlebnissen. 

So berichtete Riem Hussein von ähnlichen Vorfällen in ihrer Karriere und auch Alexandra Popp, die zu Beginn ihrer Karriere gemeinsam mit Jungs gespielt hat, musste sich viel zu oft abfällige Kommentare etwa von Eltern anhören. Doch auch ganz pragmatische Probleme begegnen ihnen immer wieder im (Fußball-)Alltag. Yasmin Ranjbare dazu: "Zwar empfehlen wir bei Hansa 07 unseren Trainer*innen oft Online-Trainingsmaterial, zum Beispiel auch vom DFB, allerdings sind dort Frauen und Mädchen nur selten abgebildet. Weder als Übungsleiterinnen noch als Spielerinnen - das fördert leider nicht unbedingt die Identifikation oder gefühlte Teilhabemöglichkeiten. Gleiches gilt für Lehrgangsmaterial in der Ausbildung." 

Ein grundlegendes Problem, das Kathrin Längert auch aus ihrer Trainerinnenausbildung kennt: "Frauen sind dort kaum vertreten. Weder als Teilnehmerin, noch als Ausbilderin und auch inhaltlich werden sie kaum behandelt." Herausforderungen, denen sich die Verbände stellen müssen und möchten. 

Im letzten Teil der Veranstaltung ging es daher um die zentrale Frage: "Was können Verbände tun, um Sexismus abzubauen und Betroffene zu unterstützen?" Die Teilnehmer*innen diskutierten verschiedene Ansätze in Kleingruppen. Eine elementare Aufgabe bleibt, die Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsfälle der Landesverbände bekannter und leichter auffindbar zu machen, damit sich Betroffene auch ermutigt fühlen, sich an diese zu wenden. 

Förderung von Vielfalt in Verbandsstrukturen

Ein bereits vieldiskutiertes Thema ist zudem die Förderung der Vielfalt in den Verbandsstrukturen. Noch zu oft sind Betroffene auf sich allein gestellt. Weibliche Ansprechpersonen unter den Schiedsrichter*innen-Obleuten, in den Sportgerichten sowie in den Anlaufstellen sind daher unverzichtbar. Ebenso wichtig: Die Förderung von Zivilcourage von Zuschauer*innen und Schulungen von Sicherheitspersonal und Ordner*innen, damit diese sexistisches Verhalten erkennen und intervenieren können. 

Riem Hussein berichtet von einem Beispiel, wie erfolgreiche Intervention aussehen kann: "Als es bei einem Spiel, das ich geleitet habe, zu sexistischen Äußerungen von einem Zuschauer kam, sind direkt zwei Polizisten eingeschritten, haben den Zuschauer der Anlage verwiesen und ihm Platzverbot verteilt. Im Anschluss hat sich der Verein bei mir entschuldigt."  

Die Podiumsgäste hatten klare Vorstellungen, was sich ändern sollte. Die ehemalige Torhüterin des FC Bayern München, Kathrin Längert, dazu: "Es muss vor allem die Wertschätzung und Anerkennung für Frauen im Fußball und ihre Leistungen auf allen Ebenen gesteigert werden." Dies fängt bereits mit vermeintlich kleinen Dingen an - wie etwa, dass Berichte über Frauen im Fußball - wenn überhaupt - nicht nur auf den letzten Seiten von Sportmagazinen vorkommen. Das Trainingsmaterial sollte ausdrücklich auch Frauen und Mädchen als Trainerinnen und Spielerinnen ansprechen. 

Und auch der Auftrag an den DFB ist klar. Olympiasiegerin Alexandra Popp ist sich sicher: "Der DFB steht für Werte wie Vielfalt und fordert sie auch ein. Doch damit dies auch tatsächlich im Fußball gelebt wird, braucht es Vorbilder. Und solch ein Vorbild kann und muss der DFB sein."

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