Martina Voss: "Ich lebe den Leistungsgedanken vor"

Gut ein Jahr ist Martina Voss beim FCR 2001 Duisburg als Trainerin unter Vertrag. Innerhalb dieser Zeit ist es der 125-maligen Nationalspielerin gelungen, aus einem Team, das in den entscheidenden Situationen als wankelmütig galt, eine Spitzenmannschaft mit Siegerqualitäten zu formen. Am Samstag gewann der FCR das Hinspiel des UEFA-Pokals der Frauen beim russischen Kontrahenten Swesda-2005 Perm 6:0 (1:0).

Mit dem Einzug ins europäische Endspiel feierte der FCR 2001 seinen bislang größten Erfolg. Zudem steht die Mannschaft der viermaligen Europameisterin, die als Spielerin beim KBC und FCR Duisburg sowie dem TSV Siegen unter Vertrag stand und dabei viermal den DFB-Pokal und sechsmal die Deutsche Meisterschaft gewann, noch im Finale des DFB-Pokals. Ebenso zählt das Team zu den vier Spitzenteams der Frauen-Bundesliga, die den Kampf um die Meisterschaft in der aktuellen Saison so spannend wie nie machten.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteurin Annette Seitz spricht die 41-jährige, zweifache "Fußballerin des Jahres", die vor ihrem Engagement in Duisburg als Verbandstrainerin tätig war, über die Ursachen für den Erfolg, äußert sich zu den Chancen im UEFA-Cup und erlaubt ganz persönliche Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Frage: Der FCR 2001 Duisburg galt in den vergangenen Jahren immer auch als eine Mannschaft, der in wichtigen Spielen die Nerven versagten. In der aktuellen Saison ist das anders. Warum?

Martina Voss: Einerseits hat sich die Qualität der Mannschaft noch einmal erhöht, zum anderen hat sich aber auch jede einzelne Spielerin weiterentwickelt. Vor allem, was das Selbstbewusstsein angeht. Wenn ich etwa eine ganz junge Spielerin bringe, braucht die schon mal 20 Minuten, um in die Partie zu finden. Das ist ein ganz normaler Prozess. Und diesen Prozess haben wir in der aktuellen Saison auch als Mannschaft durchlebt. Wir sind von Woche zu Woche stärker geworden. Dabei hat uns das Vorrundenturnier im UEFA-Cup in der Ukraine sehr geholfen. Ich kann immer nur betonen, dass dieses Turnier weit weg von zu Hause ganz wichtig war. Als wir gegen drei Meisterteams gespielt haben, nicht wussten, was auf uns zukommt und diese dann dominierten - das hat uns sehr viel Selbstbewusstsein gegeben. Wir haben gesehen: Wir können mithalten, wir sind sogar besser, und das haben wir für die ganze Saison mitgenommen.

Frage: Nun steht das Hinspiel im Finale des UEFA-Pokals gegen Perm an. Welche Informationen haben Sie über diesen weithin unbekannten Gegner?

Voss: Perm ist eine sehr unangenehme Mannschaft, die zu Hause noch stärker ist als auswärts. Sie sind zweikampf- und spielstark, nach vorne mit zwei guten Stürmerinnen gefährlich, die aus dem Nichts Tore erzielen können. In der Defensive haben wir bei ihnen Schwächen ausgemacht, und die wollen wir ausnutzen. Gott sei Dank liegen unsere Stärken ja in der Offensive. Wir haben die Qualität, Tore zu schießen. Nicht nur durch Inka Grings, sondern auch durch andere. Wir wollen im Spielort Kasan, wie es uns schon im Halbfinale in Lyon gelungen ist, die Basis für den Erfolg legen und ein gutes Ergebnis erzielen. Auch wenn die Bedingungen - beispielsweise durch die lange Anreise - sicher nicht so einfach sind.

Frage: Perm wird nicht in seiner Heimstätte spielen, wo der Kunstrasenplatz nicht regelkonform ist, sondern im 500 Kilometer entfernten Kasan. Ist das ein Vorteil für Ihre Mannschaft?



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Gut ein Jahr ist Martina Voss beim FCR 2001 Duisburg als Trainerin unter Vertrag. Innerhalb dieser Zeit ist es der 125-maligen Nationalspielerin gelungen, aus einem Team, das in den entscheidenden Situationen als wankelmütig galt, eine Spitzenmannschaft mit Siegerqualitäten zu formen. Am Samstag gewann der FCR das Hinspiel des UEFA-Pokals der Frauen beim russischen Kontrahenten Swesda-2005 Perm 6:0 (1:0).

Mit dem Einzug ins europäische Endspiel feierte der FCR 2001 seinen bislang größten Erfolg. Zudem steht die Mannschaft der viermaligen Europameisterin, die als Spielerin beim KBC und FCR Duisburg sowie dem TSV Siegen unter Vertrag stand und dabei viermal den DFB-Pokal und sechsmal die Deutsche Meisterschaft gewann, noch im Finale des DFB-Pokals. Ebenso zählt das Team zu den vier Spitzenteams der Frauen-Bundesliga, die den Kampf um die Meisterschaft in der aktuellen Saison so spannend wie nie machten.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteurin Annette Seitz spricht die 41-jährige, zweifache "Fußballerin des Jahres", die vor ihrem Engagement in Duisburg als Verbandstrainerin tätig war, über die Ursachen für den Erfolg, äußert sich zu den Chancen im UEFA-Cup und erlaubt ganz persönliche Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Frage: Der FCR 2001 Duisburg galt in den vergangenen Jahren immer auch als eine Mannschaft, der in wichtigen Spielen die Nerven versagten. In der aktuellen Saison ist das anders. Warum?

Martina Voss: Einerseits hat sich die Qualität der Mannschaft noch einmal erhöht, zum anderen hat sich aber auch jede einzelne Spielerin weiterentwickelt. Vor allem, was das Selbstbewusstsein angeht. Wenn ich etwa eine ganz junge Spielerin bringe, braucht die schon mal 20 Minuten, um in die Partie zu finden. Das ist ein ganz normaler Prozess. Und diesen Prozess haben wir in der aktuellen Saison auch als Mannschaft durchlebt. Wir sind von Woche zu Woche stärker geworden. Dabei hat uns das Vorrundenturnier im UEFA-Cup in der Ukraine sehr geholfen. Ich kann immer nur betonen, dass dieses Turnier weit weg von zu Hause ganz wichtig war. Als wir gegen drei Meisterteams gespielt haben, nicht wussten, was auf uns zukommt und diese dann dominierten - das hat uns sehr viel Selbstbewusstsein gegeben. Wir haben gesehen: Wir können mithalten, wir sind sogar besser, und das haben wir für die ganze Saison mitgenommen.

Frage: Nun steht das Hinspiel im Finale des UEFA-Pokals gegen Perm an. Welche Informationen haben Sie über diesen weithin unbekannten Gegner?

Voss: Perm ist eine sehr unangenehme Mannschaft, die zu Hause noch stärker ist als auswärts. Sie sind zweikampf- und spielstark, nach vorne mit zwei guten Stürmerinnen gefährlich, die aus dem Nichts Tore erzielen können. In der Defensive haben wir bei ihnen Schwächen ausgemacht, und die wollen wir ausnutzen. Gott sei Dank liegen unsere Stärken ja in der Offensive. Wir haben die Qualität, Tore zu schießen. Nicht nur durch Inka Grings, sondern auch durch andere. Wir wollen im Spielort Kasan, wie es uns schon im Halbfinale in Lyon gelungen ist, die Basis für den Erfolg legen und ein gutes Ergebnis erzielen. Auch wenn die Bedingungen - beispielsweise durch die lange Anreise - sicher nicht so einfach sind.

Frage: Perm wird nicht in seiner Heimstätte spielen, wo der Kunstrasenplatz nicht regelkonform ist, sondern im 500 Kilometer entfernten Kasan. Ist das ein Vorteil für Ihre Mannschaft?

Voss: Nein. Perm hat in diesem Stadion schon ab dem Viertelfinale gespielt, sie kennen die Bedingungen. Für sie ist es ein Heimspiel. Es werden bis zu 10.000 Zuschauer erwartet, die die Mannschaft anfeuern werden. Zudem steht mit Perm erstmals eine russische Mannschaft im UEFA-Pokal-Finale. Das ist für sie mindestens genau so etwas Großes wie für uns.

Frage: Ist die Schwere der Aufgabe vergleichbar mit dem Halbfinale gegen Lyon? Die Französinnen wurden ja im Vorfeld sehr hoch gehandelt.

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Voss: Perm ist ins Finale eingezogen und hat auf dem Weg dorthin starke Gegner geschlagen. Die müssen ja was können. Sie werden allerdings ganz anders auftreten als Lyon. Sie sind viel kompakter, agieren im Vergleich zu Lyon mannschaftlich wesentlich geschlossener. Das macht sie so gefährlich. Die Spielerinnen gehören zum größten Teil der russischen Nationalmannschaft an, das heißt, sie kennen sich sehr gut und sind eingespielt. Lyon hat für mich die Schwäche gehabt, nicht als Mannschaft aufzutreten. Und das hat sich für uns als klarer Vorteil erwiesen. Das wird gegen Perm anders sein.

Frage: Was für eine Art Fußballspiel erwarten Sie?

Voss: Im Mittelfeld wird der Gegner sehr kompakt stehen. Ich glaube, sie gehen mit dem Motto ins Finale, hinten generell erst einmal dicht zu machen, gut zu stehen und auf Fehler von uns zu lauern. So war es auch gegen Umea im Halbfinale. Die Schwedinnen hatten wesentlich mehr Spielanteile und Torchancen, sie bestimmten die Begegnung - aber sie sind trotzdem ausgeschieden.

Frage: Also sind Sie gewarnt?

Voss: Auf jeden Fall. Wir haben Respekt, aber keine Angst. Ich weiß allerdings, dass wir eine realistische Chance auf den Titel haben. Der Schlüssel liegt für mich im Hinspiel.

Frage: Für die meisten Spielerinnen dürfte dieses Endspiel der Höhepunkt ihrer Laufbahn sein. Für Sie auch? Schließlich haben Sie als Spielerin schon sehr viele Titel geholt.

Voss: Das stimmt. Aber ich bin jetzt Trainerin. Das Ganze hat für mich jetzt eine ganz andere Bedeutung. Denn ich bin in völlig andere Organisationsprozesse eingebunden. Man muss ganz anders vorbereiten, mitdenken und planen. Ich betrachte mich - obwohl ich vor meiner Tätigkeit in Duisburg neun Jahre Trainerin bei einem Verband war - als Vereinstrainerin noch als Neuling. Ich habe auch viel gelernt in diesem einen Jahr beim FCR. Für mich ist das ein absolutes Highlight. Und dass wir das jetzt schon erleben, macht mich sehr stolz.

Frage: Zumal Sie ja in zwei Endspielen stehen: Neben dem UEFA-Cup-Finale noch im DFB-Pokalendspiel am 30. Mai. Welche Bedeutung hat das Duell mit Potsdam im Olympiastadion Berlin für Sie?

Voss: Das ist für mich die Bestätigung meiner Arbeit und Zielsetzung. Ich habe vor knapp einem Jahr den Verantwortlichen des FCR einen Drei-Jahres-Plan vorgelegt, in dem am Ende auch ein Titel stehen sollte. Jetzt haben wir schon im ersten Jahr die Möglichkeit, ein oder zwei Titel zu holen. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Für mich ist es aber zudem die Bestätigung meiner ganz persönlichen Leistung. Für die Gedanken, die ich mir mache, die Entscheidungen, die manches Mal auch aus dem Bauch heraus getroffen wurden. Ich glaube, ich habe einen ganz großen Vorteil: Ich bin authentisch, weil ich das alles schon als Spielerin erlebt habe. Ich lebe den Leistungsdanken und Leistungswillen vor, auch jetzt noch.