Kerstin Stegemann: "Wird eine sehr schwer Aufgabe für uns"

Der Terminkalender im internationalen Frauenfußball lässt den Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft keine Atempause. Im WM-Jahr steigt die DFB-Auswahl nun mit der Partie gegen die Niederlande am Donnerstag, 12. April, ab 15.55 Uhr (live im ZDF) im Wattenscheider Lohrheidestadion in die Qualifikation für die EURO 2009 in Finnland ein. Kein Problem für Kerstin Stegemann. Die Nationalspielerin vom FFC Heike Rheine behält den Überblick. Und die 29-Jährige schaut zudem über den Tellerrand hinaus und blickt in die Zukunft, wie sie im "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer zeigt.

Frage: Kerstin Stegemann, wie geht das EM-Qualifikationsspiel am Donnerstag gegen die Niederlande aus?

Kerstin Stegemann: Ich denke, die Zuschauer können sich auf ein spannendes Spiel mit einem knappen Ergebnis freuen, an dessen Ende wir die Nase aber vorne haben werden.

Frage: Aus welchem Grund?

Kerstin Stegemann: Die Niederländerinnen werden uns das Leben schwer machen. Ich vermute, dass sie hinten kompakt stehen und auf Konter lauern werden. Von daher gilt es für uns, dass zu machen, was wir beim Algarve Cup nicht geschafft haben: ein Tor. Wir haben in Portugal fast alle Spiele dominiert, nur zu wenig Treffer erzielt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das passiert schon einmal in einer Begegnung, aber in einem ganzen Turnier kam das noch nie vor.

Frage: Was für eine Leistung erwarten Sie von der deutschen Mannschaft?

Kerstin Stegemann: Jede Spielerin will die Leistungen vom Algarve Cup wettmachen. Es gab zwar keine, die das Turnier auf die leichte Schulter genommen hat, aber irgendwie war der Wurm drin. Seither sind aber vier Wochen vergangenen, in denen wir intensiv gearbeitet haben. Jetzt wollen wir wieder zeigen, dass wir Fußball spielen können. Die Partie gegen die Niederlande soll ein Anfang sein.

Frage: Was erwarten Sie von den Niederlanden?

Kerstin Stegemann: Die Niederländerinnen werden hochmotiviert sein. Sie spielen gegen den amtierenden Welt- und Europameister, und dem will jeder Gegner einen auswischen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass sie nichts zu verlieren haben. Zumal sie auch noch auswärts spielen. Wie schwer es ist, gegen die Niederlande zu spielen, hat man beim 0:0 in Berlin vor zweieinhalb Jahren gesehen. Je länger sie es schaffen, kein Gegentor zu kassieren, desto mehr baut sie das auf. Ich bin überzeugt, dass das eine sehr schwere Aufgabe für uns wird. Außerdem sind die Spiele zwischen Deutschland und den Niederlanden ja immer von einer nachbarschaftlichen Rivalität geprägt.

Frage: Die Niederlande hat mit 1:0 gegen England und 2:0 gegen Italien gewonnen. Gegen diese beiden Nationen konnte die DFB-Auswahl zuletzt nicht siegen. Welche Bedeutung messen Sie diesem Umstand bei?

Kerstin Stegemann: Beim ersten Vereinstraining nach dem Algarve Cup haben mich meine niederländischen Mitspielerinnen darauf aufmerksam gemacht. Da kamen einige Sprüche von ihnen. So nach dem Motto: Wie kann man nur gegen Italien verlieren. Das hat aber auch sein Gutes, denn so bin ich jetzt supermotiviert für das Spiel am Donnerstag.

Frage: Kriegen Sie es über Ihre niederländischen Mitspielerinnen mit, wie sich der Frauenfußball dort derzeit entwickelt?

Kerstin Stegemann: Ja, seit Vera Pauw Nationaltrainerin der Niederlande ist, bewegt sich da einiges. Die niederländische Nationalmannschaft hat sehr viele Lehrgangs-Maßnahmen. Fast wöchentlich wird das Team zu Trainingseinheiten zusammengetrommelt. Sie bestreiten auch ziemlich viele Länderspiele. Damit sind zudem die Ansprüche gestiegen. Die Niederländerinnen haben klar das Ziel formuliert, endlich mal an einem großen Turnier teilnehmen zu wollen – die EURO 2009 wäre die nächste Gelegenheit für sie. Außerdem planen sie die Einführung einer Profi-Liga. Das sind alles Zeichen dafür, dass der Frauenfußball in den Niederlanden einen immer größeren Stellenwert erhält.

Frage: Sind Sie der Meinung, dass der Frauenfußball in der Weltspitze immer enger zusammen rückt?

Kerstin Stegemann: Ja, auf jeden Fall.

Frage: In welchen Bereichen holen die anderen Nationen vornehmlich auf?

Kerstin Stegemann: Früher waren die US-Amerikanerinnen das Nonplusultra in Sachen Athletik. Heute sieht man einige Mannschaften, die in dieser Rubrik mithalten können. Den Unterschied macht jetzt daher die Taktik aus, wie das Zusammenspiel auf dem Feld funktioniert.

Frage: Wo gibt es denn bei Ihnen noch Ressourcen, die Sie ausnutzen können?

Kerstin Stegemann: Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in China werde ich nach Abschluss der Bundesliga-Saison mehr positionsspezifisch arbeiten können. Für die Nationalmannschaft bin ich dann nur noch die rechte Verteidigerin. Während der Spielzeit spiele ich beim FFC Heike Rheine auch noch im zentralen defensiven Mittelfeld und gelegentlich auch in der Mitte der Viererkette.

Frage: Wie groß ist Ihr Ehrgeiz?

Kerstin Stegemann: Manchmal viel zu groß.

Frage: Wie groß ist denn der Reiz, 2011 eine Weltmeisterschaft im eigenen Land zu spielen?

Kerstin Stegemann: Der Reiz ist groß. Aber ich setze mir die Teilnahme an der WM 2011 nicht zum Ziel. Ich schaue nur von Jahr zu Jahr. Das sind auch die Lehren aus der Saison 2004/2005, als ich viel mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Damals hatte ich eine gewisse Zeit gebraucht, um wieder fit zu werden. Und wenn ich bis dahin fit bleiben sollte, möchte ich es nicht ausschließen, dass ich dann noch einmal eine WM spiele. Aber im Endeffekt liegt diese Entscheidung ohnehin bei der Trainerin.

Weitere Informationen zur Frauen-Nationalmannschaft finden Sie hier.

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Der Terminkalender im internationalen Frauenfußball lässt den Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft keine Atempause. Im WM-Jahr steigt die DFB-Auswahl nun mit der Partie gegen die Niederlande am Donnerstag, 12. April, ab 15.55 Uhr (live im ZDF) im Wattenscheider Lohrheidestadion in die Qualifikation für die EURO 2009 in Finnland ein. Kein Problem für Kerstin Stegemann. Die Nationalspielerin vom FFC Heike Rheine behält den Überblick. Und die 29-Jährige schaut zudem über den Tellerrand hinaus und blickt in die Zukunft, wie sie im "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer zeigt.

Frage: Kerstin Stegemann, wie geht das EM-Qualifikationsspiel am Donnerstag gegen die Niederlande aus?

Kerstin Stegemann: Ich denke, die Zuschauer können sich auf ein spannendes Spiel mit einem knappen Ergebnis freuen, an dessen Ende wir die Nase aber vorne haben werden.

Frage: Aus welchem Grund?

Kerstin Stegemann: Die Niederländerinnen werden uns das Leben schwer machen. Ich vermute, dass sie hinten kompakt stehen und auf Konter lauern werden. Von daher gilt es für uns, dass zu machen, was wir beim Algarve Cup nicht geschafft haben: ein Tor. Wir haben in Portugal fast alle Spiele dominiert, nur zu wenig Treffer erzielt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das passiert schon einmal in einer Begegnung, aber in einem ganzen Turnier kam das noch nie vor.

Frage: Was für eine Leistung erwarten Sie von der deutschen Mannschaft?

Kerstin Stegemann: Jede Spielerin will die Leistungen vom Algarve Cup wettmachen. Es gab zwar keine, die das Turnier auf die leichte Schulter genommen hat, aber irgendwie war der Wurm drin. Seither sind aber vier Wochen vergangenen, in denen wir intensiv gearbeitet haben. Jetzt wollen wir wieder zeigen, dass wir Fußball spielen können. Die Partie gegen die Niederlande soll ein Anfang sein.

Frage: Was erwarten Sie von den Niederlanden?

Kerstin Stegemann: Die Niederländerinnen werden hochmotiviert sein. Sie spielen gegen den amtierenden Welt- und Europameister, und dem will jeder Gegner einen auswischen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass sie nichts zu verlieren haben. Zumal sie auch noch auswärts spielen. Wie schwer es ist, gegen die Niederlande zu spielen, hat man beim 0:0 in Berlin vor zweieinhalb Jahren gesehen. Je länger sie es schaffen, kein Gegentor zu kassieren, desto mehr baut sie das auf. Ich bin überzeugt, dass das eine sehr schwere Aufgabe für uns wird. Außerdem sind die Spiele zwischen Deutschland und den Niederlanden ja immer von einer nachbarschaftlichen Rivalität geprägt.

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Frage: Die Niederlande hat mit 1:0 gegen England und 2:0 gegen Italien gewonnen. Gegen diese beiden Nationen konnte die DFB-Auswahl zuletzt nicht siegen. Welche Bedeutung messen Sie diesem Umstand bei?

Kerstin Stegemann: Beim ersten Vereinstraining nach dem Algarve Cup haben mich meine niederländischen Mitspielerinnen darauf aufmerksam gemacht. Da kamen einige Sprüche von ihnen. So nach dem Motto: Wie kann man nur gegen Italien verlieren. Das hat aber auch sein Gutes, denn so bin ich jetzt supermotiviert für das Spiel am Donnerstag.

Frage: Kriegen Sie es über Ihre niederländischen Mitspielerinnen mit, wie sich der Frauenfußball dort derzeit entwickelt?

Kerstin Stegemann: Ja, seit Vera Pauw Nationaltrainerin der Niederlande ist, bewegt sich da einiges. Die niederländische Nationalmannschaft hat sehr viele Lehrgangs-Maßnahmen. Fast wöchentlich wird das Team zu Trainingseinheiten zusammengetrommelt. Sie bestreiten auch ziemlich viele Länderspiele. Damit sind zudem die Ansprüche gestiegen. Die Niederländerinnen haben klar das Ziel formuliert, endlich mal an einem großen Turnier teilnehmen zu wollen – die EURO 2009 wäre die nächste Gelegenheit für sie. Außerdem planen sie die Einführung einer Profi-Liga. Das sind alles Zeichen dafür, dass der Frauenfußball in den Niederlanden einen immer größeren Stellenwert erhält.

Frage: Sind Sie der Meinung, dass der Frauenfußball in der Weltspitze immer enger zusammen rückt?

Kerstin Stegemann: Ja, auf jeden Fall.

Frage: In welchen Bereichen holen die anderen Nationen vornehmlich auf?

Kerstin Stegemann: Früher waren die US-Amerikanerinnen das Nonplusultra in Sachen Athletik. Heute sieht man einige Mannschaften, die in dieser Rubrik mithalten können. Den Unterschied macht jetzt daher die Taktik aus, wie das Zusammenspiel auf dem Feld funktioniert.

Frage: Wo gibt es denn bei Ihnen noch Ressourcen, die Sie ausnutzen können?

Kerstin Stegemann: Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in China werde ich nach Abschluss der Bundesliga-Saison mehr positionsspezifisch arbeiten können. Für die Nationalmannschaft bin ich dann nur noch die rechte Verteidigerin. Während der Spielzeit spiele ich beim FFC Heike Rheine auch noch im zentralen defensiven Mittelfeld und gelegentlich auch in der Mitte der Viererkette.

Frage: Wie groß ist Ihr Ehrgeiz?

Kerstin Stegemann: Manchmal viel zu groß.

Frage: Wie groß ist denn der Reiz, 2011 eine Weltmeisterschaft im eigenen Land zu spielen?

Kerstin Stegemann: Der Reiz ist groß. Aber ich setze mir die Teilnahme an der WM 2011 nicht zum Ziel. Ich schaue nur von Jahr zu Jahr. Das sind auch die Lehren aus der Saison 2004/2005, als ich viel mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Damals hatte ich eine gewisse Zeit gebraucht, um wieder fit zu werden. Und wenn ich bis dahin fit bleiben sollte, möchte ich es nicht ausschließen, dass ich dann noch einmal eine WM spiele. Aber im Endeffekt liegt diese Entscheidung ohnehin bei der Trainerin.

Weitere Informationen zur Frauen-Nationalmannschaft finden Sie hier.