Annike Krahn zur U 20-WM: "Jedes Spiel genießen"

DFB.de: Und wie ging es weiter?

Krahn: Im Halbfinale haben wir dann gegen die USA gespielt. Das war ein Spiel, das ich auch nicht so schnell vergessen werde. Wir haben 3:1 gewonnen. Ich hatte nach elf Minuten das 1:0 für uns gemacht. Und in der 16. Minute dann das 1:1. Das ist so etwas Kurioses, das passiert einem nur einmal im Leben. Letztlich haben wir aber gut gespielt. Im Finale sind wir dann auf China getroffen und haben 2:0 gewonnen. Alles in allem war das schon ein sehr tolles Erlebnis.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen sind Sie damals ins Turnier gegangen?

Krahn: Im Sommer davor hatten wir die U 19-Europameisterschaft in Finnland gespielt. Da sind wir sehr dominant durch das Turnier gegangen, haben echt gut gespielt, sind aber im Finale total eingebrochen, haben einen richtig, richtig schlechten Tag erwischt und deswegen haben wir 1:2 gegen Spanien verloren. Das war eine ganz bittere Erfahrung. Von daher sind wir zur WM gefahren und haben gesagt: Mal gucken, was da passiert. Natürlich wollten wir mindestens ins Viertelfinale. Aber im Vorfeld haben wir nicht unbedingt gedacht, dass wir Weltmeister werden.

DFB.de: Wie wichtig war die Erfahrung bei der EURO, und welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Krahn: Als Mannschaft war das schon eine wichtige Erfahrung. Man hat gesehen, dass man nicht immer nur gewinnen kann, dass es manchmal auf die Tagesform ankommt und dass es keinerlei Garantie gibt auch das letzte Spiel eines Turniers zu gewinnen, selbst wenn man zuvor so dominant aufgetreten ist. Ich glaube schon, dass das alle Spielerinnen ein Stück weit geprägt hat.

DFB.de: Was hat die WM-Mannschaft von damals ausgemacht?

Krahn: Wir hatten einen ziemlich ausgeglichen besetzten Kader. Da gab es nicht nur die elf Spielerinnen, die auf dem Platz standen, sondern da mussten auch sehr gute auf der Bank Platz nehmen. Es gab viele Spielerinnen, die ein Tor erzielen konnten. Wir hatten die U 19-EM fast in der gleichen Besetzung gespielt. Das hat alles für uns gesprochen.



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Annike Krahn ist eine hochdekorierte Spielerin. Die Verteidigerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gehörte der DFB-Auswahl an, die die Weltmeisterschaft 2007, die Europameisterschaft 2009 und Bronze bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking gewann.

Die beeindruckende Titelsammlung wird abgerundet durch den Gewinn der U 19-Weltmeisterschaft 2004 in Thailand. Annike Krahn führte die Juniorinnen-Nationalmannschaft damals als Spielführerin an. Vor dem Start der U 20-Weltmeisterschaft heute in Deutschland erinnert sie im DFB.DE-Exklusivinterview mit Redakteur Niels Barnhofer an dieses Turnier und ordnet dessen Bedeutung für ihren weiteren Karriereverlauf ein.

DFB.de: Annike Krahn, welche Erinnerungen haben Sie an die U 19-Weltmeisterschaft 2004?

Annike Krahn: Ganz viele. Ich habe neulich erst mit Anja Mittag darüber gesprochen. Es ist uns aufgefallen, dass ziemlich viele Bilder und Situationen hängen geblieben sind. Allein schon in Thailand gewesen zu sein, war etwas Besonderes. Ich erinnere mich, dass wir beim ersten Training einen Klimaschock bekommen haben. Wir waren im November dort, sind bei zehn Grad in Deutschland losgeflogen und bei 35 Grad und einer hohen Luftfeuchtigkeit dort angekommen.

DFB.de: Woran erinnern Sie sich aus sportlicher Sicht spontan?

Krahn: Auch an die Spiele haben wir ganz viele Erinnerungen. Ich kann mich noch gut an das dritte Vorrundenspiel gegen Kanada erinnern. Da waren wir schon qualifiziert für das Viertelfinale. Wir haben zur Pause mit 3:0 geführt, haben dann in der Halbzeit einige Male gewechselt, und auf einmal stand es 3:3.

DFB.de: Was war das nächste Highlight?

Krahn: Nigeria im Viertelfinale. Wir lagen durch einen Stellungsfehler von mir mit 0:1 zurück. Dann hat Anja Mittag kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt. In der Verlängerung ging es rauf und runter. Am Ende haben wir im Elfmeterschießen gewonnen. Besonders gut kann ich mich an die anschließende Videobesprechung erinnern. Es war die längste, die ich mitmachen durfte. Damals ging das wirklich noch mit Video, mit Vor- und Zurückspulen. Das Spiel dauerte ja 120 Minuten plus Elfmeterschießen, und wir haben dann wirklich auch zwei Stunden dort gesessen und das Spiel analysiert - aber das Elfmeterschießen wollten wir zum Schluss dann doch noch mal sehen.

DFB.de: Und wie ging es weiter?

Krahn: Im Halbfinale haben wir dann gegen die USA gespielt. Das war ein Spiel, das ich auch nicht so schnell vergessen werde. Wir haben 3:1 gewonnen. Ich hatte nach elf Minuten das 1:0 für uns gemacht. Und in der 16. Minute dann das 1:1. Das ist so etwas Kurioses, das passiert einem nur einmal im Leben. Letztlich haben wir aber gut gespielt. Im Finale sind wir dann auf China getroffen und haben 2:0 gewonnen. Alles in allem war das schon ein sehr tolles Erlebnis.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen sind Sie damals ins Turnier gegangen?

Krahn: Im Sommer davor hatten wir die U 19-Europameisterschaft in Finnland gespielt. Da sind wir sehr dominant durch das Turnier gegangen, haben echt gut gespielt, sind aber im Finale total eingebrochen, haben einen richtig, richtig schlechten Tag erwischt und deswegen haben wir 1:2 gegen Spanien verloren. Das war eine ganz bittere Erfahrung. Von daher sind wir zur WM gefahren und haben gesagt: Mal gucken, was da passiert. Natürlich wollten wir mindestens ins Viertelfinale. Aber im Vorfeld haben wir nicht unbedingt gedacht, dass wir Weltmeister werden.

DFB.de: Wie wichtig war die Erfahrung bei der EURO, und welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Krahn: Als Mannschaft war das schon eine wichtige Erfahrung. Man hat gesehen, dass man nicht immer nur gewinnen kann, dass es manchmal auf die Tagesform ankommt und dass es keinerlei Garantie gibt auch das letzte Spiel eines Turniers zu gewinnen, selbst wenn man zuvor so dominant aufgetreten ist. Ich glaube schon, dass das alle Spielerinnen ein Stück weit geprägt hat.

DFB.de: Was hat die WM-Mannschaft von damals ausgemacht?

Krahn: Wir hatten einen ziemlich ausgeglichen besetzten Kader. Da gab es nicht nur die elf Spielerinnen, die auf dem Platz standen, sondern da mussten auch sehr gute auf der Bank Platz nehmen. Es gab viele Spielerinnen, die ein Tor erzielen konnten. Wir hatten die U 19-EM fast in der gleichen Besetzung gespielt. Das hat alles für uns gesprochen.

DFB.de: Mittlerweile spielen mit Ihnen, Simone Laudehr, Lena Goeßling, Celia Okoyino da Mbabi, Anja Mittag und Melanie Behringer sechs Spielerinnen aus dem Kader von 2004 in der Frauen-Nationalmannschaft. War das damals schon absehbar?

Krahn: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich habe mir selbst über das Thema Nationalmannschaft damals keine großen Gedanken gemacht. Ich glaube, Anja Mittag hatte zu diesem Zeitpunkt schon mal an einem Lehrgang der A-Nationalmannschaft teilgenommen. Insofern hatte man das mitgekriegt, wie so eine Entwicklung aussehen könnte, aber dass jetzt sechs Spielerinnen nach oben kommen, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

DFB.de: Wie wichtig war die U 19-WM 2004 für Ihre weitere Karriere?

Krahn: So ein Turnier im U-Bereich ist für die Entwicklung und die Erfahrung unheimlich wichtig. Man lernt die Abfolgen bei einem solchen Turnier kennen. Man gewinnt Turniererfahrung. Man kann in diesen Wochen sehr viel lernen. Sei es im Umgang miteinander, sei es durch Spielanalysen, vielleicht lernt man sich auch selbst besser kennen.

DFB.de: Eine besondere Erfahrung war sicherlich auch, als Spielführerin den Siegerpokal in Empfang nehmen zu dürfen.

Krahn: Das war natürlich schon etwas Besonderes. Dass die Trainerin mir so viel Vertrauen entgegenbringt und mich zur Spielführerin ernennt, ist schon eine Ehre. Und wenn man dann noch bei solch einem Turnier den Pokal als Erste in die Hand bekommt, ist das schon etwas Tolles. Aber letztlich stehe ich in diesem Moment auch nur für die Mannschaft.

DFB.de: Wenn man das ganze Paket der Erfahrungen bei der U 19-WM 2004 zusammennimmt: Welche Empfehlung können Sie der deutschen U 20-Nationalmannschaft vor der Heim-WM geben?

Krahn: Man sollte alle Momente mitnehmen, die man mitnehmen kann. Man muss jedes Spiel genießen. Man muss diese WM und ihre Atmosphäre einfach intensiv miterleben.

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DFB.de: Was trauen Sie der deutschen Mannschaft bei der heute beginnenden U 20-WM zu?

Krahn: Sehr viel. In der Vorbereitung haben sie noch nicht die Leistung abgerufen, die sie spielen können. Dessen ungeachtet, hat das Team ein enormes Potenzial. Im Kader stehen sehr viele Bundesliga-erfahrene Spielerinnen. Mit Kim Kulig, Bianca Schmidt und Alexandra Popp sind zudem drei dabei, die schon in der Frauen-Nationalmannschaft zum Einsatz kamen. Insofern denke ich schon, dass sie es weit bringen können.

DFB.de: Sie erleben die WM aber auch aus einem ganz anderen Blickwinkel mit.

Krahn: Genau, ich arbeite im WM-Büro der Stadt Bochum. Wir kooperieren da mit der Außenstelle des WM-Organisationskomitees. Da geht es jetzt erst einmal um die U 20-WM und im kommenden Jahr um die Frauen-WM. Ich bin im Bereich Förderung des Frauenfußballs auf lokaler Ebene tätig. Dabei geht es um die Ausbildung und Heranführung von Mädchen an den Fußball. Zum Beispiel gibt es ein Talentförderprojekt, das ich in diesem Zusammenhang mit betreue. Da geht es um Kooperationen von Schulen und Vereinen. Dabei wird Mädchen angeboten, einmal in der Woche nach der Schule von qualifizierten Trainern trainiert zu werden. Das Angebot richtet sich an Mädchen, die nicht in Vereinen spielen.