20 Jahre EM-Sieg: Dramatik, Tränen, Triumph

Vor 20 Jahren zählte DFB-Redakteurin Annette Seitz zu jenen Zuschauern, die im Siegener Leimbachstadion beim EM-Halbfinale der Frauen zwischen der DFB-Auswahl und Italien dabei waren. Ein Ereignis, das bis heute fasziniert.

Die Begegnung verlangte auch den Zuschauern alles ab. Am Ende stand es 5:4 nach Elfmeterschießen für die deutsche Mannschaft, die anschließend zum ersten Mal den EM-Titel gewann. Ein Augenzeugenbericht zu Beginn der DFB.de-Serie "20 Jahre Frauen-EM-Titel".

Toben, Tränen, Titel feiern

Ich war dabei. Habe die Tränen von Marion Isbert gesehen. Und hemmungslos mitgeheult. Habe geschrien, getobt, geklatscht, bis mir die Hände weh taten. Und wildfremde Menschen umarmt. Wie all die anderen, die am 28. Juni 1989 unvergessliche Momente miterleben durften.

Bewegt hat uns dieses Erlebnis irgendwie alle. Denn jeder, der die Geschehnisse während des EM-Halbfinales im Siegener Leimbachstadion hautnah verfolgte, bekommt noch heute eine Gänsehaut, wenn er sich daran erinnert.

Großer Andrang vor den Kassenhäuschen

Doch der Reihe nach. Eine kleine Gruppe engagierter Bezirksoberliga-Fußballerinnen machte sich an einem sonnigen Tag im Juni 1989 auf den Weg nach Siegen. Wann hatte man schon einmal die Möglichkeit, Größen wie Silvia Neid, Martina Voss oder Heidi Mohr live zu erleben? Und dazu noch bei einem EM-Halbfinale dabei zu sein? Kam ja nicht so oft vor in jenen Tagen, in denen Frauenfußball noch von „Damen“ gespielt wurde und eine Partie nur über zwei mal 40 Minuten lief.

Es herrschte gewaltiger Andrang vor dem Stadion und es hat einige Zeit gedauert, bis wir schließlich drin waren. Auf der Gegentribüne haben wir uns platziert, mit Tausenden von anderen, die Stimmung war gut. So gut, dass meine Wenigkeit sich die erste Deutschland-Fahne ihres Lebens gekauft hat. Das gute Stück – man möchte es historisch nennen – besteht aus 100 Prozent Baumwolle und ist bis heute intakt. Die Fahne wird allerdings nur bei besonderen Anlässen aus ihrem abgedunkelten Lager herausgeholt. Zuletzt beim WM-Sieg unserer DFB-Auswahl 2007.



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Vor 20 Jahren zählte DFB-Redakteurin Annette Seitz zu jenen Zuschauern, die im Siegener Leimbachstadion beim EM-Halbfinale der Frauen zwischen der DFB-Auswahl und Italien dabei waren. Ein Ereignis, das bis heute fasziniert.

Die Begegnung verlangte auch den Zuschauern alles ab. Am Ende stand es 5:4 nach Elfmeterschießen für die deutsche Mannschaft, die anschließend zum ersten Mal den EM-Titel gewann. Ein Augenzeugenbericht zu Beginn der DFB.de-Serie "20 Jahre Frauen-EM-Titel".

Toben, Tränen, Titel feiern

Ich war dabei. Habe die Tränen von Marion Isbert gesehen. Und hemmungslos mitgeheult. Habe geschrien, getobt, geklatscht, bis mir die Hände weh taten. Und wildfremde Menschen umarmt. Wie all die anderen, die am 28. Juni 1989 unvergessliche Momente miterleben durften.

Bewegt hat uns dieses Erlebnis irgendwie alle. Denn jeder, der die Geschehnisse während des EM-Halbfinales im Siegener Leimbachstadion hautnah verfolgte, bekommt noch heute eine Gänsehaut, wenn er sich daran erinnert.

Großer Andrang vor den Kassenhäuschen

Doch der Reihe nach. Eine kleine Gruppe engagierter Bezirksoberliga-Fußballerinnen machte sich an einem sonnigen Tag im Juni 1989 auf den Weg nach Siegen. Wann hatte man schon einmal die Möglichkeit, Größen wie Silvia Neid, Martina Voss oder Heidi Mohr live zu erleben? Und dazu noch bei einem EM-Halbfinale dabei zu sein? Kam ja nicht so oft vor in jenen Tagen, in denen Frauenfußball noch von „Damen“ gespielt wurde und eine Partie nur über zwei mal 40 Minuten lief.

Es herrschte gewaltiger Andrang vor dem Stadion und es hat einige Zeit gedauert, bis wir schließlich drin waren. Auf der Gegentribüne haben wir uns platziert, mit Tausenden von anderen, die Stimmung war gut. So gut, dass meine Wenigkeit sich die erste Deutschland-Fahne ihres Lebens gekauft hat. Das gute Stück – man möchte es historisch nennen – besteht aus 100 Prozent Baumwolle und ist bis heute intakt. Die Fahne wird allerdings nur bei besonderen Anlässen aus ihrem abgedunkelten Lager herausgeholt. Zuletzt beim WM-Sieg unserer DFB-Auswahl 2007.

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Elfmeter-Heldin Marion Isbert

Ich war also gut ausgestattet. Die Fahne hielt, die Sonnencreme auch, die Stimmung war bestens und wurde noch besser, als Silvia Neid das 1:0 erzielte, trübte sich allerdings ein wenig ein, als der Ausgleich fiel. Dennoch, der Puls war auch noch in der Verlängerung im unbedenklichen Bereich. Bis zum Elfmeterschießen.

Danach war vieles nicht mehr so wie vorher. Denn wir alle, die wir dort im Siegener Leimbachstadion ausharrten und es kaum fassen konnten, als Marion Isbert zunächst den ersten Elfmeter hielt, den zweiten und auch den dritten – wir alle werden diese Minuten nie mehr vergessen. Eingebrannt ins Gedächtnis sind vor allem jene Sekunden, als die Torfrau der DFB-Auswahl sich beim allerletzten Strafstoß den Ball selbst auf den Punkt legte.

Grenzenloser Jubel nach dem Sieg

Jawohl. Marion Isbert, die Überirdische, hält mal eben in einem EM-Halbfinale drei Elfmeter und tritt dann auch noch selbst an, um zu vollstrecken. Fassungslosigkeit im Stadion. Isbert legt die Kugel hin - Isbert läuft an - Isbert verwandelt - Deutschland im EM-Finale! Und es brachen alle Dämme.

Ich bin dann irgendwann wieder zu mir gekommen. Aus dem Freudentaumel aufgewacht. Und ziemlich beseelt nach Hause gefahren. Die Fahne haben wir aus dem Fenster des Autos gehalten. Und jedem Passanten zugerufen: „Wir sind im Finale!“

Wie gesagt, nach diesem Erlebnis war vieles nicht mehr so, wie davor. Zumindest nicht als Fußballerin. Danach haben wir irgendwie anders gespielt. Motivierter, kraftvoller, mutiger. Weil wir gesehen haben, wie es geht. Wie Frauenfußball begeistert. Das tut er übrigens bis heute.