Werder-Rückkehrerin Sanders: "Das Gefühl, gebraucht zu werden"

Sie gilt im Kampf um den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga als große Hoffnungsträgerin. Stefanie Sanders (24), zuletzt Doublegewinnerin mit dem FC Rosengard in Schweden, geht ab sofort wieder für ihren Ausbildungsverein SV Werder Bremen auf Torejagd. Im DFB.de-Interview spricht die frühere Junioren-Nationalstürmerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre Rückkehr.

DFB.de: Seit knapp zwei Wochen sind Sie zurück beim SV Werder Bremen. Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke beschreiben, Frau Sanders?

Stefanie Sanders: Sehr gut. Dass ich hier schon fast alles vorher kannte, macht es natürlich noch ein wenig einfacher, mich wieder zurechtzufinden. Das Training macht Spaß, etwa die Hälfte unseres Teams kannte ich ebenfalls schon. Daher war es ein guter Start.

DFB.de: Hat sich denn seit Ihrem Abschied im Jahr 2017 nicht viel verändert?

Sanders: Die Mannschaft hat sich schon wesentlich verändert. Aus dem damaligen Team sind noch vier Spielerinnen übrig. Was aber die Trainings- und die sonstigen Rahmenbedingungen angeht, sind die Unterschiede nicht so groß.

DFB.de: Sie wurden im Nachwuchs des SV Werder ausgebildet, schafften den Sprung in den Bundesligakader. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Sanders: Sehr viel. Ich durfte hier meine ersten Erfahrungen als Fußballerin sammeln, war mit dem U 17-Team sehr erfolgreich und wurde auch zur Bundesligaspielerin. Diese Erlebnisse haben mich geprägt und verbinden mich stark mit dem Verein.

DFB.de: Sie gewannen zuletzt mit dem FC Rosengard das Double in Schweden, spielten in der Champions League. Warum haben Sie sich dennoch für den Wechsel nach Bremen entschieden?

Sanders: Der sportliche Hauptgrund ist, dass ich wieder mehr Spielzeit sammeln und damit einen wesentlichen Beitrag dazu leisten möchte, dass die Mannschaft ihr Ziel erreicht. Das ist beim SV Werder der Klassenverbleib. Dass ich mich in Bremen gut auskenne und mich hier immer sehr wohl gefühlt habe, sprach ebenfalls für die Rückkehr.

DFB.de: Welche Rolle hat die Nähe zu Ihrer Heimat in der Lüneburger Heide gespielt?

Sanders: Es ist immer gut, nicht weit von zu Hause entfernt zu sein. Von Bremen aus bin ich in etwa nach einer Stunde Fahrzeit bei meiner Familie.

DFB.de: Der SV Werder ist in dieser Saison noch sieglos und schon sechs Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Sanders: Nein, nicht wirklich. Klar, wir wissen alle, dass wir uns in einer sportlich sehr schwierigen Situation befinden. Das macht aber auch gerade den Reiz aus, unser Ziel dennoch zu erreichen. Persönlich habe ich das Gefühl, dass ich gebraucht werde und dem Team helfen kann.

DFB.de: Mit Ihrer Verpflichtung sind große Erwartungen verknüpft. Wie gehen Sie damit um?

Sanders: Das belastet mich jetzt nicht zusätzlich, wenn Sie oder die Medien das meinen. Ich habe selbst die Erwartung an mich, mein Bestes zu geben, um die Mannschaft zu unterstützen.

DFB.de: Sehen Sie sich auch als Hoffnungsträgerin?

Sanders: Ich würde mich selbst ganz bestimmt nicht so bezeichnen. Ich werte es aber mal als positives Zeichen, wenn ich von anderen so gesehen werde.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Qualität des Teams insgesamt ein?

Sanders: Die Mannschaft besitzt mit Sicherheit das Potential, um in der Liga zu bleiben. Obwohl noch kein Sieg gelang, hat das Team bereits gezeigt, dass es mithalten kann. Nahezu sämtliche Partien waren sehr eng. Daher sehe ich gute Chancen, dass wir uns nach der Winterpause aus dieser Lage befreien können.

DFB.de: In den ersten zehn Saisonspielen gelangen gerade einmal sechs Tore. Wie wollen Sie das ändern?

Sanders: Dass wir unsere Torausbeute deutlich steigern müssen, versteht sich von selbst. Wir sollten uns von der Statistik aber auf keinen Fall einschüchtern lassen, sondern an uns glauben. Wenn sich erste Erfolgserlebnisse einstellen, dann wird auch das Selbstvertrauen nach und nach anwachsen.

DFB.de: Macht das 5:0 im ersten Testspiel gegen den ambitionierten Regionalliga Nordost-Tabellenführer FC Viktoria Berlin neuen Mut?

Sanders: Es war mit Sicherheit schon mal ein guter Anfang. Wir hatten viele verschiedene Torschützinnen, das steigert das Selbstbewusstsein. Darauf können wir aufbauen.

DFB.de: Was in Bremen möglich ist, zeigte unter anderem die Rekordkulisse von mehr als 20.000 Zuschauer*innen beim 1:2 im Heimspiel gegen den SC Freiburg. Haben Sie das verfolgt?

Sanders: Ich habe das Spiel in der Tat im TV gesehen. Es war für alle Beteiligten eine coole Sache, vor einer solchen Kulisse zu spielen. Es herrschte eine Superstimmung im Stadion. Und das, wohl das Ergebnis am Ende nicht positiv ausgefallen ist.

DFB.de: Wie wichtig wäre auch vor diesem Hintergrund der Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse?

Sanders: Sehr wichtig. Wir alle würden so etwas sehr gerne noch häufiger erleben. Werder ist ein großer Verein und erfährt große Aufmerksamkeit. Umso mehr muss es unser Anspruch sein, den Klassenverbleib zu schaffen.

DFB.de: Wie viele Tore wollen Sie dazu beitragen?

Sanders: Wenn wir es am Ende schaffen, dann ist mir das völlig egal, wie viele Treffer es werden. (lacht) Sie setze mich auch nicht unter Druck, indem ich mir eine bestimmte Marke an Toren vornehme. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn mir der eine oder andere Treffer gelingen sollte.

DFB.de: Während Ihrer Karriere waren Sie schon in den USA und Schweden aktiv. In beiden Ländern hat der Frauenfußball ebenfalls einen sehr hohen Stellenwert. Was haben Sie von Ihren Auslandsstationen vor allem mitgenommen?

Sanders: Überall nimmt man etwas mit, sammelt wertvolle Erfahrungen. In den USA war es meine erste Station im Ausland, da war alles neu für mich. Der Fußball in den Staaten ist noch einmal deutlich athletischer als bei uns. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Beim FC Rosengard in Schweden habe ich in einer herausragenden Mannschaft gespielt - zusammen mit zahlreichen erfahrenen Spielerinnen. Auch davon habe ich sehr profitiert.

DFB.de: Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Sanders: Schwer zu sagen. Der Gewinn der ersten Meisterschaft war aber definitiv etwas ganz Besonderes für mich. Auch das 2:1-Siegtor im Pokalfinale 2022 gegen BK Häcken war schon ein sehr cooles Erlebnis.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, später als Fußballerin noch weitere Länder kennenzulernen?

Sanders: Ausschließen würde ich es auf jeden Fall nicht. Ich lerne grundsätzlich sehr gerne etwas Neues kennen.

DFB.de: Würden Sie jungen Spielerinnen raten, ins Ausland zu wechseln?

Sanders: Es ist sicherlich nicht jeder Mensch der richtige Typ dafür. Wenn man aber Bock darauf hat und eine solche Möglichkeit bekommt, dann sollte man sie auch nutzen. Ich kenne jedenfalls keine Spielerin, die diesen Schritt bereut hat.

DFB.de: Im Nachwuchsbereich haben Sie sämtliche Juniorinnen-Nationalmannschaften durchlaufen, wurden unter anderem Torschützenkönigin bei der U 17-Europameisterschaft. Lebt der Traum noch, eines Tages auch für die DFB-Frauen aufzulaufen?

Sanders: Es ist und bleibt ein Traum. Ich müsste lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aktuell geht es für mich aber darum, Spielzeit zu sammeln, konstante Leistungen zu bringen und mit Werder in der Bundesliga zu bleiben. Das ist erst einmal das Wichtigste und dann sieht man ja, was passiert.

[mspw]

Sie gilt im Kampf um den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga als große Hoffnungsträgerin. Stefanie Sanders (24), zuletzt Doublegewinnerin mit dem FC Rosengard in Schweden, geht ab sofort wieder für ihren Ausbildungsverein SV Werder Bremen auf Torejagd. Im DFB.de-Interview spricht die frühere Junioren-Nationalstürmerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre Rückkehr.

DFB.de: Seit knapp zwei Wochen sind Sie zurück beim SV Werder Bremen. Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke beschreiben, Frau Sanders?

Stefanie Sanders: Sehr gut. Dass ich hier schon fast alles vorher kannte, macht es natürlich noch ein wenig einfacher, mich wieder zurechtzufinden. Das Training macht Spaß, etwa die Hälfte unseres Teams kannte ich ebenfalls schon. Daher war es ein guter Start.

DFB.de: Hat sich denn seit Ihrem Abschied im Jahr 2017 nicht viel verändert?

Sanders: Die Mannschaft hat sich schon wesentlich verändert. Aus dem damaligen Team sind noch vier Spielerinnen übrig. Was aber die Trainings- und die sonstigen Rahmenbedingungen angeht, sind die Unterschiede nicht so groß.

DFB.de: Sie wurden im Nachwuchs des SV Werder ausgebildet, schafften den Sprung in den Bundesligakader. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Sanders: Sehr viel. Ich durfte hier meine ersten Erfahrungen als Fußballerin sammeln, war mit dem U 17-Team sehr erfolgreich und wurde auch zur Bundesligaspielerin. Diese Erlebnisse haben mich geprägt und verbinden mich stark mit dem Verein.

DFB.de: Sie gewannen zuletzt mit dem FC Rosengard das Double in Schweden, spielten in der Champions League. Warum haben Sie sich dennoch für den Wechsel nach Bremen entschieden?

Sanders: Der sportliche Hauptgrund ist, dass ich wieder mehr Spielzeit sammeln und damit einen wesentlichen Beitrag dazu leisten möchte, dass die Mannschaft ihr Ziel erreicht. Das ist beim SV Werder der Klassenverbleib. Dass ich mich in Bremen gut auskenne und mich hier immer sehr wohl gefühlt habe, sprach ebenfalls für die Rückkehr.

DFB.de: Welche Rolle hat die Nähe zu Ihrer Heimat in der Lüneburger Heide gespielt?

Sanders: Es ist immer gut, nicht weit von zu Hause entfernt zu sein. Von Bremen aus bin ich in etwa nach einer Stunde Fahrzeit bei meiner Familie.

DFB.de: Der SV Werder ist in dieser Saison noch sieglos und schon sechs Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Sanders: Nein, nicht wirklich. Klar, wir wissen alle, dass wir uns in einer sportlich sehr schwierigen Situation befinden. Das macht aber auch gerade den Reiz aus, unser Ziel dennoch zu erreichen. Persönlich habe ich das Gefühl, dass ich gebraucht werde und dem Team helfen kann.

DFB.de: Mit Ihrer Verpflichtung sind große Erwartungen verknüpft. Wie gehen Sie damit um?

Sanders: Das belastet mich jetzt nicht zusätzlich, wenn Sie oder die Medien das meinen. Ich habe selbst die Erwartung an mich, mein Bestes zu geben, um die Mannschaft zu unterstützen.

DFB.de: Sehen Sie sich auch als Hoffnungsträgerin?

Sanders: Ich würde mich selbst ganz bestimmt nicht so bezeichnen. Ich werte es aber mal als positives Zeichen, wenn ich von anderen so gesehen werde.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Qualität des Teams insgesamt ein?

Sanders: Die Mannschaft besitzt mit Sicherheit das Potential, um in der Liga zu bleiben. Obwohl noch kein Sieg gelang, hat das Team bereits gezeigt, dass es mithalten kann. Nahezu sämtliche Partien waren sehr eng. Daher sehe ich gute Chancen, dass wir uns nach der Winterpause aus dieser Lage befreien können.

DFB.de: In den ersten zehn Saisonspielen gelangen gerade einmal sechs Tore. Wie wollen Sie das ändern?

Sanders: Dass wir unsere Torausbeute deutlich steigern müssen, versteht sich von selbst. Wir sollten uns von der Statistik aber auf keinen Fall einschüchtern lassen, sondern an uns glauben. Wenn sich erste Erfolgserlebnisse einstellen, dann wird auch das Selbstvertrauen nach und nach anwachsen.

DFB.de: Macht das 5:0 im ersten Testspiel gegen den ambitionierten Regionalliga Nordost-Tabellenführer FC Viktoria Berlin neuen Mut?

Sanders: Es war mit Sicherheit schon mal ein guter Anfang. Wir hatten viele verschiedene Torschützinnen, das steigert das Selbstbewusstsein. Darauf können wir aufbauen.

DFB.de: Was in Bremen möglich ist, zeigte unter anderem die Rekordkulisse von mehr als 20.000 Zuschauer*innen beim 1:2 im Heimspiel gegen den SC Freiburg. Haben Sie das verfolgt?

Sanders: Ich habe das Spiel in der Tat im TV gesehen. Es war für alle Beteiligten eine coole Sache, vor einer solchen Kulisse zu spielen. Es herrschte eine Superstimmung im Stadion. Und das, wohl das Ergebnis am Ende nicht positiv ausgefallen ist.

DFB.de: Wie wichtig wäre auch vor diesem Hintergrund der Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse?

Sanders: Sehr wichtig. Wir alle würden so etwas sehr gerne noch häufiger erleben. Werder ist ein großer Verein und erfährt große Aufmerksamkeit. Umso mehr muss es unser Anspruch sein, den Klassenverbleib zu schaffen.

DFB.de: Wie viele Tore wollen Sie dazu beitragen?

Sanders: Wenn wir es am Ende schaffen, dann ist mir das völlig egal, wie viele Treffer es werden. (lacht) Sie setze mich auch nicht unter Druck, indem ich mir eine bestimmte Marke an Toren vornehme. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn mir der eine oder andere Treffer gelingen sollte.

DFB.de: Während Ihrer Karriere waren Sie schon in den USA und Schweden aktiv. In beiden Ländern hat der Frauenfußball ebenfalls einen sehr hohen Stellenwert. Was haben Sie von Ihren Auslandsstationen vor allem mitgenommen?

Sanders: Überall nimmt man etwas mit, sammelt wertvolle Erfahrungen. In den USA war es meine erste Station im Ausland, da war alles neu für mich. Der Fußball in den Staaten ist noch einmal deutlich athletischer als bei uns. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Beim FC Rosengard in Schweden habe ich in einer herausragenden Mannschaft gespielt - zusammen mit zahlreichen erfahrenen Spielerinnen. Auch davon habe ich sehr profitiert.

DFB.de: Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Sanders: Schwer zu sagen. Der Gewinn der ersten Meisterschaft war aber definitiv etwas ganz Besonderes für mich. Auch das 2:1-Siegtor im Pokalfinale 2022 gegen BK Häcken war schon ein sehr cooles Erlebnis.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, später als Fußballerin noch weitere Länder kennenzulernen?

Sanders: Ausschließen würde ich es auf jeden Fall nicht. Ich lerne grundsätzlich sehr gerne etwas Neues kennen.

DFB.de: Würden Sie jungen Spielerinnen raten, ins Ausland zu wechseln?

Sanders: Es ist sicherlich nicht jeder Mensch der richtige Typ dafür. Wenn man aber Bock darauf hat und eine solche Möglichkeit bekommt, dann sollte man sie auch nutzen. Ich kenne jedenfalls keine Spielerin, die diesen Schritt bereut hat.

DFB.de: Im Nachwuchsbereich haben Sie sämtliche Juniorinnen-Nationalmannschaften durchlaufen, wurden unter anderem Torschützenkönigin bei der U 17-Europameisterschaft. Lebt der Traum noch, eines Tages auch für die DFB-Frauen aufzulaufen?

Sanders: Es ist und bleibt ein Traum. Ich müsste lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aktuell geht es für mich aber darum, Spielzeit zu sammeln, konstante Leistungen zu bringen und mit Werder in der Bundesliga zu bleiben. Das ist erst einmal das Wichtigste und dann sieht man ja, was passiert.

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