TSG-Trainer Ehrmann: "Wir haben die Latte weit nach oben gelegt"

Die TSG Hoffenheim ist die Überraschungsmannschaft der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Ehrmann belegt derzeit den zweiten Rang. Der 58-Jährige hat das Team aus der Oberliga bis ganz nach oben geführt. Im DFB.de-Interview erklärt der Trainer, wie das mit einigen großen und vielen kleinen Schritten möglich war - und ob die Qualifikation für die Champions League realistisch ist.

DFB.de: Herr Ehrmann, Sie starten mit elf Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage in die zweite Saisonhälfte. Hätten Sie diese Zwischenbilanz vor der Saison für möglich gehalten?

Jürgen Ehrmann: Wir hatten uns vorgenommen, dass wir uns im Vergleich zur Vorsaison verbessern wollen. Dass wir jetzt in der Winterpause bereits mehr Zähler haben als im vergangenen Jahr – und schon damals hatten wir einen Vereinsrekord aufgestellt -, ist natürlich einfach nur sensationell. Ich denke, damit konnte niemand wirklich rechnen. Das übertrifft unsere Erwartungen.

DFB.de: Was macht Ihre Mannschaft so stark?

Ehrmann: Der Kern spielt inzwischen schon einige Jahre lang zusammen. Die Mädels kennen unsere Philosophie in- und auswendig. Das zahlt sich aus. Außerdem ist der Zusammenhalt überragend. Wir haben einen guten Geist in der Truppe. Die Spielerinnen sind sehr ehrgeizig und fleißig und wollen sich in jedem Training weiterentwickeln. Das ist aus meiner Sicht ebenfalls ein wichtiger Faktor. Hinzu kommt, dass der Verein uns wirklich hervorragende Möglichkeiten bietet. Da heben wir uns von vielen Konkurrenten ab. Wir sind in vielen Bereichen sehr innovativ unterwegs. Das macht sich jetzt nach und nach bemerkbar.

DFB.de: Die meisten Auftritte Ihrer Mannschaft bisher waren sehr überzeugend.

Ehrmann: Wir haben 41 Tore geschossen, das entspricht einer Quote von mehr als drei Treffern pro Begegnung. Gleichzeitig haben wir nur neun Tore kassiert, also durchschnittlich weniger als eines pro Spiel. Das sind Zahlen, auf die wir stolz sein können, auf denen wir uns aber gleichzeitig nicht ausruhen werden. Wichtig sind für mich zudem die Statistiken der einzelnen Begegnungen: Wir hatten in fast jeder Partie – auch beim 0:3 gegen den VfL Wolfsburg – mehr Ballbesitz als der Gegner. Es gab nur eine Ausnahme. Und das war unser 1:0-Sieg gegen München. Da hatten wir keinen guten Tag. Als wir das gemerkt haben, haben wir einen Riegel vor unserem Tor aufgebaut. Wir brauchten jede Menge Glück und eine überragende Torhüterin, um diesen Sieg über die Zeit zu retten.

DFB.de: Wie wichtig ist Ihnen, dass Ihre Mannschaft so dominant auftritt?

Ehrmann: Ich werte das als gutes Zeichen. Das Spiel gegen Wolfsburg möchte ich an dieser Stelle gerne besonders hervorheben. Wir haben klar und verdient 0:3 verloren. Aber es war nicht so wie früher, als wir in jeder Hinsicht unterlegen waren und es dementsprechend nur eine Frage war, wie hoch die Niederlage ausfällt. In dieser Saison war es anders. Wir haben es gut gemacht, sind aber dann ausgekontert worden. Für mich war das dennoch ein Schritt nach vorne. Wir haben unsere Lehren aus dieser Niederlage gezogen.

DFB.de: Zum Start in die zweite Saisonhälfte am 14. Februar kommt der VfL Wolfsburg zu Ihnen nach Hoffenheim. Was ist da möglich?

Ehrmann: Wolfsburg ist die einzige Mannschaft, gegen die wir bisher noch nie einen Punkt holen konnten. Es war zwischendurch mal eng, aber die Chance auf ein Erfolgserlebnis hatten wir eigentlich nie. Das würden wir gerne endlich ändern. Wir möchten diesen schwarzen Fleck aus unserer Statistik rausbekommen.

DFB.de: Merken Sie, dass Ihre Mannschaft mittlerweile anders wahrgenommen wird?

Ehrmann: Natürlich. Die Gegner sehen uns inzwischen in einem anderen Licht. Jeder will uns schlagen, jeder ist gegen uns doppelt motiviert. Wir haben die Latte weit nach oben gelegt.

DFB.de: Wie gehen Sie mit diesem Erwartungsdruck um?

Ehrmann: Wir haben das Thema zum Start der Vorbereitung natürlich auch mit den Spielerinnen besprochen. Das ist aus meiner Sicht ganz wichtig. Für Mannschaften wie Wolfsburg oder Bayern ist es völlig normal, dass der Druck von außen mit den eigenen Erfolgen wächst. Für uns ist das eine ganz neue Situation. Eine ähnliche Konstellation hatten wir in der vergangenen Saison mit dem Halbfinale im DFB-Pokal. Für viele war es das Spiel des Jahres…

DFB.de: …das Sie dann 0:2 gegen den SC Freiburg verloren haben.

Ehrmann: Genau, weil wir unsere Leistung bis zum 0:2 überhaupt nicht auf den Platz bringen konnten. Das Problem war, dass wir uns selbst zu sehr unter Druck gesetzt und vom Finale in Köln geträumt haben. Damit haben wir uns unserer Stärken beraubt und sind ausgeschieden. Daraus haben wir viel gelernt. Vor allem sollte uns das eine Lehre für die noch ausstehenden neun Begegnungen sein. Wir sind nicht diejenigen, die plötzlich etwas zu verlieren haben. Wenn das so wäre, würden wir plötzlich ängstlich auftreten.

DFB.de: Wie gehen Sie hier vor? Sie haben immerhin beste Chancen, sich mit Hoffenheim erstmals für die Champions League zu qualifizieren.

Ehrmann: Stand jetzt ist das so. Wir sind Tabellenzweiter. Natürlich kreist das Thema ab und zu um uns herum. Das kann man gar nicht verhindern. Wir sind trotzdem relativ entspannt und sehen die Situation als große Chance an. Wir haben nichts zu verlieren, dabei bleibe ich.

DFB.de: Ist es nicht schöner, um Platz zwei anstatt um Rang sechs, sieben oder acht zu spielen?

Ehrmann: Natürlich ist das so. Das ist die Perspektive, die wir der Mannschaft aufzeigen wollen. Wir haben uns eine super Ausgangslage erarbeitet. Die wollen wir verteidigen. Aber wenn es nicht klappen sollte, geht die Welt nicht unter. Die neun Begegnungen, die für uns noch auf dem Programm stehen, sind echte Herausforderungen.

DFB.de: Nach dem Duell gegen Wolfsburg geht es gegen Essen, Freiburg und München.

Ehrmann: Wir wissen ganz genau, dass da echt schwere Brocken auf uns warten. Und wir wissen auch ganz genau, dass die Möglichkeit besteht, dass wir danach nicht mehr Zweiter sind, sondern hinter Wolfsburg und Bayern in der Verfolgerrolle. Es wäre blauäugig, wenn wir das nicht in Betracht ziehen würden. Auch auf diese mögliche Konstellation bereiten wir die Mannschaft vor. Wichtig ist, dass wir dann nicht den Kopf verlieren, sondern dranbleiben. Wenn wir in diesem Moment in einen Trauerzustand verfallen, dann ist es vorbei. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das passieren wird.

DFB.de: Was stimmt Sie so optimistisch?

Ehrmann: Die Mannschaft ist bisher super mit allen Rückschlägen umgegangen. In der Hinserie haben wir zum Beispiel gegen Frankfurt 0:2 zurückgelegen und am Ende noch ein 2:2 geholt. Oder kürzlich bei unserem eigenen Hallenturnier. Da haben wir bis zum Finale alles gewonnen und dann stand es im Endspiel plötzlich 1:4 gegen die SGS Essen. Aber der Wille der Spielerinnen war so groß, das Ding noch zu drehen, dass es tatsächlich geklappt hat. Am Ende haben wir 5:4 gewonnen und damit den Titel geholt. So tickt meine Mannschaft. Das macht mich stolz. Diesen Schwung müssen wir jetzt mitnehmen.

DFB.de: Woher kommt dieser Wille?

Ehrmann: Wir haben im Sommer einige Aktionen gestartet, die ich im Rückblick als sehr wichtig einstufe. Eine dieser Maßnahmen war, dass wir ein Camp besucht haben, in dem sich krebskranke Kinder und deren Geschwister erholen können. Dabei ist der Slogan "Niemals aufgeben" entstanden. Dieses Motto begleitet uns seitdem durch die Saison. Wir versuchen, immer positiv zu bleiben. Wenn uns das gelingt, werden wir die Runde sehr gut zu Ende spielen. Wo wir dann nach dem 22. Spieltag landen werden, kann ich absolut nicht prophezeien.

DFB.de: Sehen Sie irgendeinen Grund zur Sorge, dass Ihre Mannschaft plötzlich einbrechen könnte?

Ehrmann: Nein, überhaupt nicht. Aber es werden enge Spiele kommen. Die können dann für uns laufen, aber sie können auch gegen uns laufen. Ich bin ja inzwischen seit einigen Jahren in Hoffenheim Trainer. Aber ich habe noch nie eine so intensive Trainingsarbeit gesehen, wie in diesem Jahr.

DFB.de: Sie haben die Mannschaft in der Oberliga übernommen und nun bis in die Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geführt.

Ehrmann: Und das nahezu ohne externe Zugänge. Das zeigt, dass das gesamte Trainerteam und alle Beteiligten super Arbeit geleistet haben. Am Anfang haben wir große Schritte gemacht. Jetzt machen wir nur noch kleine Schritte, die aber viel mühseliger sind, als die großen am Anfang. Nun geht es darum, Stabilität in unsere Leistungen zu bringen.

DFB.de: Und geht es auch darum, die Mannschaft zusammenzuhalten?

Ehrmann: Auch das, und um die sinnvolle Ergänzung. Unsere Spielerinnen sind inzwischen auch für die absoluten Topteams interessant geworden. Aber ich habe den Eindruck, dass die Mädels wissen, welche Möglichkeiten sie bei uns haben.

DFB.de: Lena Lattwein hat schon verlängert.

Ehrmann: Sie ist ein super Beispiel. Lena ist eine ganz wichtige Spielerin für uns. Aber sie hat sich ganz bewusst für den Verbleib in Hoffenheim entschieden, weil sie weiß, was sie an der TSG hat. Wir sind sicher nicht einer der Vereine, die die höchsten Gehälter in Deutschland zahlen. Aber wir können mit ganz vielen anderen Aspekten punkten. Wir haben die modernsten Trainingsmöglichkeiten in Deutschland. Außerdem stimmen die Strukturen, um auch in der Schule, im Studium oder im Beruf erfolgreich zu sein. Das Umfeld in Hoffenheim ist einzigartig, das wissen die Spielerinnen zu schätzen.

[sw]

Die TSG Hoffenheim ist die Überraschungsmannschaft der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Ehrmann belegt derzeit den zweiten Rang. Der 58-Jährige hat das Team aus der Oberliga bis ganz nach oben geführt. Im DFB.de-Interview erklärt der Trainer, wie das mit einigen großen und vielen kleinen Schritten möglich war - und ob die Qualifikation für die Champions League realistisch ist.

DFB.de: Herr Ehrmann, Sie starten mit elf Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage in die zweite Saisonhälfte. Hätten Sie diese Zwischenbilanz vor der Saison für möglich gehalten?

Jürgen Ehrmann: Wir hatten uns vorgenommen, dass wir uns im Vergleich zur Vorsaison verbessern wollen. Dass wir jetzt in der Winterpause bereits mehr Zähler haben als im vergangenen Jahr – und schon damals hatten wir einen Vereinsrekord aufgestellt -, ist natürlich einfach nur sensationell. Ich denke, damit konnte niemand wirklich rechnen. Das übertrifft unsere Erwartungen.

DFB.de: Was macht Ihre Mannschaft so stark?

Ehrmann: Der Kern spielt inzwischen schon einige Jahre lang zusammen. Die Mädels kennen unsere Philosophie in- und auswendig. Das zahlt sich aus. Außerdem ist der Zusammenhalt überragend. Wir haben einen guten Geist in der Truppe. Die Spielerinnen sind sehr ehrgeizig und fleißig und wollen sich in jedem Training weiterentwickeln. Das ist aus meiner Sicht ebenfalls ein wichtiger Faktor. Hinzu kommt, dass der Verein uns wirklich hervorragende Möglichkeiten bietet. Da heben wir uns von vielen Konkurrenten ab. Wir sind in vielen Bereichen sehr innovativ unterwegs. Das macht sich jetzt nach und nach bemerkbar.

DFB.de: Die meisten Auftritte Ihrer Mannschaft bisher waren sehr überzeugend.

Ehrmann: Wir haben 41 Tore geschossen, das entspricht einer Quote von mehr als drei Treffern pro Begegnung. Gleichzeitig haben wir nur neun Tore kassiert, also durchschnittlich weniger als eines pro Spiel. Das sind Zahlen, auf die wir stolz sein können, auf denen wir uns aber gleichzeitig nicht ausruhen werden. Wichtig sind für mich zudem die Statistiken der einzelnen Begegnungen: Wir hatten in fast jeder Partie – auch beim 0:3 gegen den VfL Wolfsburg – mehr Ballbesitz als der Gegner. Es gab nur eine Ausnahme. Und das war unser 1:0-Sieg gegen München. Da hatten wir keinen guten Tag. Als wir das gemerkt haben, haben wir einen Riegel vor unserem Tor aufgebaut. Wir brauchten jede Menge Glück und eine überragende Torhüterin, um diesen Sieg über die Zeit zu retten.

DFB.de: Wie wichtig ist Ihnen, dass Ihre Mannschaft so dominant auftritt?

Ehrmann: Ich werte das als gutes Zeichen. Das Spiel gegen Wolfsburg möchte ich an dieser Stelle gerne besonders hervorheben. Wir haben klar und verdient 0:3 verloren. Aber es war nicht so wie früher, als wir in jeder Hinsicht unterlegen waren und es dementsprechend nur eine Frage war, wie hoch die Niederlage ausfällt. In dieser Saison war es anders. Wir haben es gut gemacht, sind aber dann ausgekontert worden. Für mich war das dennoch ein Schritt nach vorne. Wir haben unsere Lehren aus dieser Niederlage gezogen.

DFB.de: Zum Start in die zweite Saisonhälfte am 14. Februar kommt der VfL Wolfsburg zu Ihnen nach Hoffenheim. Was ist da möglich?

Ehrmann: Wolfsburg ist die einzige Mannschaft, gegen die wir bisher noch nie einen Punkt holen konnten. Es war zwischendurch mal eng, aber die Chance auf ein Erfolgserlebnis hatten wir eigentlich nie. Das würden wir gerne endlich ändern. Wir möchten diesen schwarzen Fleck aus unserer Statistik rausbekommen.

DFB.de: Merken Sie, dass Ihre Mannschaft mittlerweile anders wahrgenommen wird?

Ehrmann: Natürlich. Die Gegner sehen uns inzwischen in einem anderen Licht. Jeder will uns schlagen, jeder ist gegen uns doppelt motiviert. Wir haben die Latte weit nach oben gelegt.

DFB.de: Wie gehen Sie mit diesem Erwartungsdruck um?

Ehrmann: Wir haben das Thema zum Start der Vorbereitung natürlich auch mit den Spielerinnen besprochen. Das ist aus meiner Sicht ganz wichtig. Für Mannschaften wie Wolfsburg oder Bayern ist es völlig normal, dass der Druck von außen mit den eigenen Erfolgen wächst. Für uns ist das eine ganz neue Situation. Eine ähnliche Konstellation hatten wir in der vergangenen Saison mit dem Halbfinale im DFB-Pokal. Für viele war es das Spiel des Jahres…

DFB.de: …das Sie dann 0:2 gegen den SC Freiburg verloren haben.

Ehrmann: Genau, weil wir unsere Leistung bis zum 0:2 überhaupt nicht auf den Platz bringen konnten. Das Problem war, dass wir uns selbst zu sehr unter Druck gesetzt und vom Finale in Köln geträumt haben. Damit haben wir uns unserer Stärken beraubt und sind ausgeschieden. Daraus haben wir viel gelernt. Vor allem sollte uns das eine Lehre für die noch ausstehenden neun Begegnungen sein. Wir sind nicht diejenigen, die plötzlich etwas zu verlieren haben. Wenn das so wäre, würden wir plötzlich ängstlich auftreten.

DFB.de: Wie gehen Sie hier vor? Sie haben immerhin beste Chancen, sich mit Hoffenheim erstmals für die Champions League zu qualifizieren.

Ehrmann: Stand jetzt ist das so. Wir sind Tabellenzweiter. Natürlich kreist das Thema ab und zu um uns herum. Das kann man gar nicht verhindern. Wir sind trotzdem relativ entspannt und sehen die Situation als große Chance an. Wir haben nichts zu verlieren, dabei bleibe ich.

DFB.de: Ist es nicht schöner, um Platz zwei anstatt um Rang sechs, sieben oder acht zu spielen?

Ehrmann: Natürlich ist das so. Das ist die Perspektive, die wir der Mannschaft aufzeigen wollen. Wir haben uns eine super Ausgangslage erarbeitet. Die wollen wir verteidigen. Aber wenn es nicht klappen sollte, geht die Welt nicht unter. Die neun Begegnungen, die für uns noch auf dem Programm stehen, sind echte Herausforderungen.

DFB.de: Nach dem Duell gegen Wolfsburg geht es gegen Essen, Freiburg und München.

Ehrmann: Wir wissen ganz genau, dass da echt schwere Brocken auf uns warten. Und wir wissen auch ganz genau, dass die Möglichkeit besteht, dass wir danach nicht mehr Zweiter sind, sondern hinter Wolfsburg und Bayern in der Verfolgerrolle. Es wäre blauäugig, wenn wir das nicht in Betracht ziehen würden. Auch auf diese mögliche Konstellation bereiten wir die Mannschaft vor. Wichtig ist, dass wir dann nicht den Kopf verlieren, sondern dranbleiben. Wenn wir in diesem Moment in einen Trauerzustand verfallen, dann ist es vorbei. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das passieren wird.

DFB.de: Was stimmt Sie so optimistisch?

Ehrmann: Die Mannschaft ist bisher super mit allen Rückschlägen umgegangen. In der Hinserie haben wir zum Beispiel gegen Frankfurt 0:2 zurückgelegen und am Ende noch ein 2:2 geholt. Oder kürzlich bei unserem eigenen Hallenturnier. Da haben wir bis zum Finale alles gewonnen und dann stand es im Endspiel plötzlich 1:4 gegen die SGS Essen. Aber der Wille der Spielerinnen war so groß, das Ding noch zu drehen, dass es tatsächlich geklappt hat. Am Ende haben wir 5:4 gewonnen und damit den Titel geholt. So tickt meine Mannschaft. Das macht mich stolz. Diesen Schwung müssen wir jetzt mitnehmen.

DFB.de: Woher kommt dieser Wille?

Ehrmann: Wir haben im Sommer einige Aktionen gestartet, die ich im Rückblick als sehr wichtig einstufe. Eine dieser Maßnahmen war, dass wir ein Camp besucht haben, in dem sich krebskranke Kinder und deren Geschwister erholen können. Dabei ist der Slogan "Niemals aufgeben" entstanden. Dieses Motto begleitet uns seitdem durch die Saison. Wir versuchen, immer positiv zu bleiben. Wenn uns das gelingt, werden wir die Runde sehr gut zu Ende spielen. Wo wir dann nach dem 22. Spieltag landen werden, kann ich absolut nicht prophezeien.

DFB.de: Sehen Sie irgendeinen Grund zur Sorge, dass Ihre Mannschaft plötzlich einbrechen könnte?

Ehrmann: Nein, überhaupt nicht. Aber es werden enge Spiele kommen. Die können dann für uns laufen, aber sie können auch gegen uns laufen. Ich bin ja inzwischen seit einigen Jahren in Hoffenheim Trainer. Aber ich habe noch nie eine so intensive Trainingsarbeit gesehen, wie in diesem Jahr.

DFB.de: Sie haben die Mannschaft in der Oberliga übernommen und nun bis in die Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geführt.

Ehrmann: Und das nahezu ohne externe Zugänge. Das zeigt, dass das gesamte Trainerteam und alle Beteiligten super Arbeit geleistet haben. Am Anfang haben wir große Schritte gemacht. Jetzt machen wir nur noch kleine Schritte, die aber viel mühseliger sind, als die großen am Anfang. Nun geht es darum, Stabilität in unsere Leistungen zu bringen.

DFB.de: Und geht es auch darum, die Mannschaft zusammenzuhalten?

Ehrmann: Auch das, und um die sinnvolle Ergänzung. Unsere Spielerinnen sind inzwischen auch für die absoluten Topteams interessant geworden. Aber ich habe den Eindruck, dass die Mädels wissen, welche Möglichkeiten sie bei uns haben.

DFB.de: Lena Lattwein hat schon verlängert.

Ehrmann: Sie ist ein super Beispiel. Lena ist eine ganz wichtige Spielerin für uns. Aber sie hat sich ganz bewusst für den Verbleib in Hoffenheim entschieden, weil sie weiß, was sie an der TSG hat. Wir sind sicher nicht einer der Vereine, die die höchsten Gehälter in Deutschland zahlen. Aber wir können mit ganz vielen anderen Aspekten punkten. Wir haben die modernsten Trainingsmöglichkeiten in Deutschland. Außerdem stimmen die Strukturen, um auch in der Schule, im Studium oder im Beruf erfolgreich zu sein. Das Umfeld in Hoffenheim ist einzigartig, das wissen die Spielerinnen zu schätzen.

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