Tommy Stroot: "In dieser Saison haben wir noch nichts erreicht"

Seine erste Saison als Cheftrainer beim Frauenteam des VfL Wolfsburg schloss Tommy Stroot (34) mit dem Double ab. Auch in der laufenden Spielzeit sind die "Wölfinnen" auf Titelkurs, liegen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, im DFB-Pokal und auch in der UEFA Women's Champions League ausgezeichnet im Rennen. Im DFB.de-Interview spricht der 34 Jahre alte Trainer mit Mitarbeiter Ralf Debat über Ziele und Zufriedenheit.

DFB.de: Mit dem Beginn des Trainingslagers in Portugal sind Sie mit Ihrem Team in die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte gestartet. Welche Schwerpunkte werden Sie bis zum Ligastart am 4. Februar beim SC Freiburg setzen, Herr Stroot?

Tommy Stroot: Da wir noch bis kurz vor Weihnachten gespielt hatten, war es mir zunächst wichtig, den Spielerinnen möglichst viele freie Tage zu ermöglichen, zumal schon die Pause im Sommer wegen der erfolgreichen Europameisterschaft extrem kurz war. Deshalb war die erste Januar-Woche noch komplett frei, wir haben jetzt erst hier in Portugal mit den Trainingseinheiten begonnen. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf der Detailarbeit. Alles, was wir schon während der Hinserie sehr gut gemacht haben, gilt es noch weiter zu verfeinern und damit den nächsten Schritt in unserer Weiterentwicklung zu machen.

DFB.de: Hinter Ihnen liegt mit dem VfL Wolfsburg ein nahezu perfektes Jahr, das nur schwer zu toppen sein wird. In welchen Bereichen sehen Sie dennoch Verbesserungspotenzial?

Stroot: Ich denke, dass wir beispielsweise noch flexibler und damit unberechenbarer für die jeweiligen Gegner werden können.

DFB.de: In der Liga und im DFB-Pokal gab es 2022 nur Siege - die 26 nationalen Pflichtspiele wurden ausnahmslos gewonnen. Hätten Sie eine solche Bilanz im Vorfeld für möglich gehalten?

Stroot: Es hört sich zunächst einmal unmöglich an. Und es war auch nicht unser erklärtes Ziel, jede Partie für uns zu entscheiden, wenn Sie das meinen. Klar, wir trainieren und arbeiten hart dafür, Spiele zu gewinnen. Aber gerade nach der EM war es eine riesige Herausforderung, sofort wieder stabile Leistungen zu bringen. Das ist uns gelungen, was alles andere als selbstverständlich ist. Wir sind schon stolz auf diese besondere Statistik. Aber wir sind deshalb nicht fertig. In dieser Saison haben wir noch nichts erreicht.

DFB.de: Welche Siege waren die schwierigsten oder die emotionalsten?

Stroot: Schwer zu sagen. Am beeindruckendsten war für mich vielleicht unser Auswärtserfolg bei Eintracht Frankfurt im März. Wir hatten damals nach dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale in London beim FC Arsenal lediglich 52 Stunden Zeit zur Vorbereitung und gewannen 4:1. Das war richtig stark.

DFB.de: Wie groß ist jetzt auch Ehrgeiz bei Ihnen und Ihren Spielerinnen, als erstes Team in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auch eine perfekte Saison mit 22 Siegen hinzulegen?

Stroot: Noch einmal: Wir hatten und haben nicht die Erwartung, jedes Bundesligaspiel gewinnen zu können. Das hat sich vielmehr von Spieltag zu Spieltag so entwickelt. Und das wird auch so bleiben. Grundsätzlich erscheint es total unrealistisch, eine komplette Saison ohne Punktverlust bleiben zu können. Irgendwann werden auch mal Rückschläge kommen. Mal sehen, wie weit wir diesen Zeitpunkt noch nach hinten schieben können.

DFB.de: Ist der FC Bayern München der einzige ernsthafte Konkurrent im Titelrennen, oder haben Sie noch andere Vereine auf der Rechnung?

Stroot: Wir haben elf Konkurrenten in der Liga, die uns alle fordern und uns das Leben schwermachen können. Darauf sind wir eingestellt. Tabellarisch gehe ich schon davon aus, dass neben uns der FC Bayern und Eintracht Frankfurt die besten Chancen besitzen, die Champions-League-Plätze zu erreichen.

DFB.de: Wie schaffen Sie es, dass Siege nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden?

Stroot: Da müssen wir als Trainerteam gar nicht so sehr eingreifen. Es ist einfach die DNA unserer Mannschaft, jeden Wettkampf mit vollem Einsatz anzugehen, immer alles zu geben und unbedingt als Sieger vom Platz gehen zu wollen - in den Spielen, aber auch schon im Training. Diese wahnsinnige Mentalität und Gier zeichnen das Team aus.

DFB.de: Wann sind Sie als Trainer mit einer Partie mal zu 100 Prozent zufrieden?

Stroot: Es ist unsere erste Aufgabe und unser Job, Spiele zu gewinnen. Wenn dann auch noch eine besonders gute Art und Weise dazukommt, wenn es gelingt, Widerstände zu überwinden, dann freut es mich noch mehr. Zufrieden aber, würde ich sagen, sind wir vielleicht mal für 24 Stunden. Danach ist der Fokus schon auf die nächste Aufgabe gerichtet.

DFB.de: Im DFB-Pokal ist der VfL Wolfsburg inzwischen sogar seit mehr als acht Jahren oder insgesamt 42 Begegnungen ungeschlagen. Welchen Stellenwert hat dieser Titel im Vergleich zur Meisterschaft und Champions League?

Stroot: Jeder Titel hat seinen eigenen Stellenwert, jeder Erfolg ist etwas Besonderes. In der Meisterschaft benötigt man Konstanz und einen langen Atem. Im DFB-Pokal kommt es vor allem darauf an, immer hellwach zu sein, um sich nicht überraschen zu lassen. In der Champions League ist es durch Hin- und Rückspiel wieder eine andere Konstellation. Von daher sollten wir das nicht miteinander vergleichen, sondern versuchen, in jedem Wettbewerb das Bestmögliche herauszuholen.

DFB.de: Mal ehrlich: Würden Sie für den Triumph in der "Königsklasse" auf einen nationalen Titelgewinn verzichten?

Stroot: Klares Nein. Wer hat schon während seiner Karriere die Möglichkeit, Deutscher Meister oder DFB-Pokalsieger zu werden? Für zahlreiche Spielerinnen waren es im zurückliegenden Sommer beispielsweise die ersten beiden Titel. Auch jetzt sind einige dabei, für die es die erste Chance ist, die Meisterschaft oder den Pokal zu holen. Wir arbeiten doch dafür, um solche Erfolge zusammen zu erreichen. Dass wir nichts dagegen hätten, Champions-League-Sieger zu werden, versteht sich von selbst. Aber wir wissen alle auch, dass es ein sehr weiter und schwieriger Weg wird.

DFB.de: Im Frühjahr 2022 endete der Traum erst im Halbfinale. Stimmen Sie zu, dass Ihr Kader in dieser Saison noch einmal stärker besetzt ist, als es zuvor schon der Fall war?

Stroot: Ja, definitiv. Und es waren auch bewusste Entscheidungen, um das Team vor allem in der Breite noch weiter zu verstärken. Wir werden schließlich in drei Wettbewerben maximal gefordert und befinden uns außerdem in einer außergewöhnlichen Saison zwischen einem EM- und einem WM-Turnier, an dem viele unserer Spielerinnen teilnehmen werden.

DFB.de: Sind Sie deshalb manchmal sogar mehr Moderator als Trainer?

Stroot: Ich bin Trainer, aber Moderieren gehört zum Trainerjob ganz klar dazu. Nicht nur, aber auch besonders beim VfL Wolfsburg. Jeder Spielerin bei uns ist bewusst, worauf sie sich einlässt und wie groß die Konkurrenz in unserem Kader ist. Jede weiß aber auch, wie groß dadurch die Chance ist, um Titel mitzuspielen.

DFB.de: Mal konkret gefragt: Wie sagt man einer Nationalspielerin, dass sie nur auf der Bank sitzt?

Stroot: Das ist sehr individuell, da gibt es nicht den einen bestimmten Satz. In dieser Saison beispielsweise war bislang die Belastungssteuerung ein sehr großes Thema. Die Spielerinnen wissen, dass es nicht möglich ist, in allen drei Wettbewerben und noch dazu bei den jeweiligen Nationalmannschaften jedes Spiel bestreiten zu können. Es gehört zum höchsten Niveau dazu, so aufgestellt zu sein, dass jede auch mal Pausen bekommen kann.

DFB.de: Beziehen Sie die Spielerinnen in Ihre Überlegungen mit ein?

Stroot: Klar. Transparenz ist mir und dem gesamten Trainerteam sehr wichtig. Wir sind ständig mit den Spielerinnen im Austausch, führen zahlreiche Gespräche. Das ist aber aus meiner Sicht auch völlig normal und nichts Besonderes.

DFB.de: Wie empfinden Sie die deutlich gestiegene Aufmerksamkeit nach der Europameisterschaft in England? Machen beispielsweise die zusätzlichen Aufgaben und Termine Ihnen die Aufgabe als Trainer vielleicht sogar schwieriger?

Stroot: Wir haben natürlich ein Auge darauf, dass es neben dem Platz nicht zu viel wird, dass der Fokus in erster Linie auf unseren sportlichen Aufgaben liegt. Da mache ich mir bei unseren Spielerinnen aber auch überhaupt keine Sorgen. Grundsätzlich spüren wir alle die Verantwortung, die äußerst positive Entwicklung im Frauenfußball mit unseren Persönlichkeiten weiter voranzutreiben.

DFB.de: Wie wichtig war Ihnen, dass auch die weiteren Mitglieder Ihres Trainerteams dem Verein ebenfalls bis 2025 erhalten bleiben?

Stroot: Sehr wichtig. Wir haben zusammen vor eineinhalb Jahren ein gemeinsames Projekt gestartet, sind noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung. Deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, dass alle an Bord bleiben. Das spricht auch für unsere gute Zusammenarbeit.

DFB.de: Das Trainerteam ist sehr divers besetzt. Ist es da nicht auch manchmal schwierig, Chef zu sein?

Stroot: Im Gegenteil! Die Diversität ist mir besonders wichtig. Wir diskutieren und lassen auch verschiedene Meinungen zu, um dann am Ende die jeweils beste Entscheidung für das Team zu treffen. Wir haben nicht nur im Kader, sondern auch im Trainerstab eine hohe Qualität. Jede und jeder bringt seine Fähigkeiten optimal ein.

DFB.de: Wer ist Ihr wichtigste*r Ansprechpartner*in?

Stroot: Wenn ich diese Frage beantworten könnte, dann würden wir ja irgendwelche Grenzen ziehen, die es nicht gibt. Wir alle sprechen und arbeiten auf Augenhöhe. Da gibt es keine Ich-AGs.

[mspw]

Seine erste Saison als Cheftrainer beim Frauenteam des VfL Wolfsburg schloss Tommy Stroot (34) mit dem Double ab. Auch in der laufenden Spielzeit sind die "Wölfinnen" auf Titelkurs, liegen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, im DFB-Pokal und auch in der UEFA Women's Champions League ausgezeichnet im Rennen. Im DFB.de-Interview spricht der 34 Jahre alte Trainer mit Mitarbeiter Ralf Debat über Ziele und Zufriedenheit.

DFB.de: Mit dem Beginn des Trainingslagers in Portugal sind Sie mit Ihrem Team in die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte gestartet. Welche Schwerpunkte werden Sie bis zum Ligastart am 4. Februar beim SC Freiburg setzen, Herr Stroot?

Tommy Stroot: Da wir noch bis kurz vor Weihnachten gespielt hatten, war es mir zunächst wichtig, den Spielerinnen möglichst viele freie Tage zu ermöglichen, zumal schon die Pause im Sommer wegen der erfolgreichen Europameisterschaft extrem kurz war. Deshalb war die erste Januar-Woche noch komplett frei, wir haben jetzt erst hier in Portugal mit den Trainingseinheiten begonnen. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf der Detailarbeit. Alles, was wir schon während der Hinserie sehr gut gemacht haben, gilt es noch weiter zu verfeinern und damit den nächsten Schritt in unserer Weiterentwicklung zu machen.

DFB.de: Hinter Ihnen liegt mit dem VfL Wolfsburg ein nahezu perfektes Jahr, das nur schwer zu toppen sein wird. In welchen Bereichen sehen Sie dennoch Verbesserungspotenzial?

Stroot: Ich denke, dass wir beispielsweise noch flexibler und damit unberechenbarer für die jeweiligen Gegner werden können.

DFB.de: In der Liga und im DFB-Pokal gab es 2022 nur Siege - die 26 nationalen Pflichtspiele wurden ausnahmslos gewonnen. Hätten Sie eine solche Bilanz im Vorfeld für möglich gehalten?

Stroot: Es hört sich zunächst einmal unmöglich an. Und es war auch nicht unser erklärtes Ziel, jede Partie für uns zu entscheiden, wenn Sie das meinen. Klar, wir trainieren und arbeiten hart dafür, Spiele zu gewinnen. Aber gerade nach der EM war es eine riesige Herausforderung, sofort wieder stabile Leistungen zu bringen. Das ist uns gelungen, was alles andere als selbstverständlich ist. Wir sind schon stolz auf diese besondere Statistik. Aber wir sind deshalb nicht fertig. In dieser Saison haben wir noch nichts erreicht.

DFB.de: Welche Siege waren die schwierigsten oder die emotionalsten?

Stroot: Schwer zu sagen. Am beeindruckendsten war für mich vielleicht unser Auswärtserfolg bei Eintracht Frankfurt im März. Wir hatten damals nach dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale in London beim FC Arsenal lediglich 52 Stunden Zeit zur Vorbereitung und gewannen 4:1. Das war richtig stark.

DFB.de: Wie groß ist jetzt auch Ehrgeiz bei Ihnen und Ihren Spielerinnen, als erstes Team in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auch eine perfekte Saison mit 22 Siegen hinzulegen?

Stroot: Noch einmal: Wir hatten und haben nicht die Erwartung, jedes Bundesligaspiel gewinnen zu können. Das hat sich vielmehr von Spieltag zu Spieltag so entwickelt. Und das wird auch so bleiben. Grundsätzlich erscheint es total unrealistisch, eine komplette Saison ohne Punktverlust bleiben zu können. Irgendwann werden auch mal Rückschläge kommen. Mal sehen, wie weit wir diesen Zeitpunkt noch nach hinten schieben können.

DFB.de: Ist der FC Bayern München der einzige ernsthafte Konkurrent im Titelrennen, oder haben Sie noch andere Vereine auf der Rechnung?

Stroot: Wir haben elf Konkurrenten in der Liga, die uns alle fordern und uns das Leben schwermachen können. Darauf sind wir eingestellt. Tabellarisch gehe ich schon davon aus, dass neben uns der FC Bayern und Eintracht Frankfurt die besten Chancen besitzen, die Champions-League-Plätze zu erreichen.

DFB.de: Wie schaffen Sie es, dass Siege nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden?

Stroot: Da müssen wir als Trainerteam gar nicht so sehr eingreifen. Es ist einfach die DNA unserer Mannschaft, jeden Wettkampf mit vollem Einsatz anzugehen, immer alles zu geben und unbedingt als Sieger vom Platz gehen zu wollen - in den Spielen, aber auch schon im Training. Diese wahnsinnige Mentalität und Gier zeichnen das Team aus.

DFB.de: Wann sind Sie als Trainer mit einer Partie mal zu 100 Prozent zufrieden?

Stroot: Es ist unsere erste Aufgabe und unser Job, Spiele zu gewinnen. Wenn dann auch noch eine besonders gute Art und Weise dazukommt, wenn es gelingt, Widerstände zu überwinden, dann freut es mich noch mehr. Zufrieden aber, würde ich sagen, sind wir vielleicht mal für 24 Stunden. Danach ist der Fokus schon auf die nächste Aufgabe gerichtet.

DFB.de: Im DFB-Pokal ist der VfL Wolfsburg inzwischen sogar seit mehr als acht Jahren oder insgesamt 42 Begegnungen ungeschlagen. Welchen Stellenwert hat dieser Titel im Vergleich zur Meisterschaft und Champions League?

Stroot: Jeder Titel hat seinen eigenen Stellenwert, jeder Erfolg ist etwas Besonderes. In der Meisterschaft benötigt man Konstanz und einen langen Atem. Im DFB-Pokal kommt es vor allem darauf an, immer hellwach zu sein, um sich nicht überraschen zu lassen. In der Champions League ist es durch Hin- und Rückspiel wieder eine andere Konstellation. Von daher sollten wir das nicht miteinander vergleichen, sondern versuchen, in jedem Wettbewerb das Bestmögliche herauszuholen.

DFB.de: Mal ehrlich: Würden Sie für den Triumph in der "Königsklasse" auf einen nationalen Titelgewinn verzichten?

Stroot: Klares Nein. Wer hat schon während seiner Karriere die Möglichkeit, Deutscher Meister oder DFB-Pokalsieger zu werden? Für zahlreiche Spielerinnen waren es im zurückliegenden Sommer beispielsweise die ersten beiden Titel. Auch jetzt sind einige dabei, für die es die erste Chance ist, die Meisterschaft oder den Pokal zu holen. Wir arbeiten doch dafür, um solche Erfolge zusammen zu erreichen. Dass wir nichts dagegen hätten, Champions-League-Sieger zu werden, versteht sich von selbst. Aber wir wissen alle auch, dass es ein sehr weiter und schwieriger Weg wird.

DFB.de: Im Frühjahr 2022 endete der Traum erst im Halbfinale. Stimmen Sie zu, dass Ihr Kader in dieser Saison noch einmal stärker besetzt ist, als es zuvor schon der Fall war?

Stroot: Ja, definitiv. Und es waren auch bewusste Entscheidungen, um das Team vor allem in der Breite noch weiter zu verstärken. Wir werden schließlich in drei Wettbewerben maximal gefordert und befinden uns außerdem in einer außergewöhnlichen Saison zwischen einem EM- und einem WM-Turnier, an dem viele unserer Spielerinnen teilnehmen werden.

DFB.de: Sind Sie deshalb manchmal sogar mehr Moderator als Trainer?

Stroot: Ich bin Trainer, aber Moderieren gehört zum Trainerjob ganz klar dazu. Nicht nur, aber auch besonders beim VfL Wolfsburg. Jeder Spielerin bei uns ist bewusst, worauf sie sich einlässt und wie groß die Konkurrenz in unserem Kader ist. Jede weiß aber auch, wie groß dadurch die Chance ist, um Titel mitzuspielen.

DFB.de: Mal konkret gefragt: Wie sagt man einer Nationalspielerin, dass sie nur auf der Bank sitzt?

Stroot: Das ist sehr individuell, da gibt es nicht den einen bestimmten Satz. In dieser Saison beispielsweise war bislang die Belastungssteuerung ein sehr großes Thema. Die Spielerinnen wissen, dass es nicht möglich ist, in allen drei Wettbewerben und noch dazu bei den jeweiligen Nationalmannschaften jedes Spiel bestreiten zu können. Es gehört zum höchsten Niveau dazu, so aufgestellt zu sein, dass jede auch mal Pausen bekommen kann.

DFB.de: Beziehen Sie die Spielerinnen in Ihre Überlegungen mit ein?

Stroot: Klar. Transparenz ist mir und dem gesamten Trainerteam sehr wichtig. Wir sind ständig mit den Spielerinnen im Austausch, führen zahlreiche Gespräche. Das ist aber aus meiner Sicht auch völlig normal und nichts Besonderes.

DFB.de: Wie empfinden Sie die deutlich gestiegene Aufmerksamkeit nach der Europameisterschaft in England? Machen beispielsweise die zusätzlichen Aufgaben und Termine Ihnen die Aufgabe als Trainer vielleicht sogar schwieriger?

Stroot: Wir haben natürlich ein Auge darauf, dass es neben dem Platz nicht zu viel wird, dass der Fokus in erster Linie auf unseren sportlichen Aufgaben liegt. Da mache ich mir bei unseren Spielerinnen aber auch überhaupt keine Sorgen. Grundsätzlich spüren wir alle die Verantwortung, die äußerst positive Entwicklung im Frauenfußball mit unseren Persönlichkeiten weiter voranzutreiben.

DFB.de: Wie wichtig war Ihnen, dass auch die weiteren Mitglieder Ihres Trainerteams dem Verein ebenfalls bis 2025 erhalten bleiben?

Stroot: Sehr wichtig. Wir haben zusammen vor eineinhalb Jahren ein gemeinsames Projekt gestartet, sind noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung. Deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, dass alle an Bord bleiben. Das spricht auch für unsere gute Zusammenarbeit.

DFB.de: Das Trainerteam ist sehr divers besetzt. Ist es da nicht auch manchmal schwierig, Chef zu sein?

Stroot: Im Gegenteil! Die Diversität ist mir besonders wichtig. Wir diskutieren und lassen auch verschiedene Meinungen zu, um dann am Ende die jeweils beste Entscheidung für das Team zu treffen. Wir haben nicht nur im Kader, sondern auch im Trainerstab eine hohe Qualität. Jede und jeder bringt seine Fähigkeiten optimal ein.

DFB.de: Wer ist Ihr wichtigste*r Ansprechpartner*in?

Stroot: Wenn ich diese Frage beantworten könnte, dann würden wir ja irgendwelche Grenzen ziehen, die es nicht gibt. Wir alle sprechen und arbeiten auf Augenhöhe. Da gibt es keine Ich-AGs.

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