Pionierin Petra Landers: In ein paar Jahren nach Afrika

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Petra Landers (58), die beim ersten Frauenländerspiel der DFB-Historie auf dem Platz stand und mit der SSG 09 Bergisch Gladbach Geschichte geschrieben hat.

Eine Sache ist für Petra Landers ganz klar. Drei, vielleicht vier Jahre wird sie noch in Deutschland leben. Dann wird sie ihre Zelte hier abbrechen und ein neues Abenteuer beginnen. Petra Landers wird nach Afrika auswandern. Auf den Kontinent, der sie schon seit zehn Jahren fasziniert, in dem sie ein neues Leben beginnen will. Schon seit 2010 reist sie regelmäßig dorthin, mindestens einmal im Jahr. Sie war in Uganda, Ghana und Sambia, um den Mädchen- und Frauenfußball zu unterstützen. "Es ist die Leidenschaft zum Fußball der afrikanischen Mädchen und Frauen, die mich nach Afrika ziehen, da ich aus gleichem Grund Fußball gespielt habe", sagt Petra Landers.

"Ich finde es einfach großartig, wie herzlich ich in diesen Ländern immer wieder empfangen werde", sagt Petra Landers, die dort Trainingscamps und Workshops geleitet hat: "Mir ist es ein ganz großes Anliegen, meine Erfahrungen an die Menschen dort weiterzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass man im Leben alles erreichen kann, wenn man sich Ziele setzt. Das möchte ich gerne vermitteln." Bis Petra Landers allerdings dauerhaft nach Afrika zieht, wird es noch etwas dauern: "Vorher muss ich in Deutschland noch etwas Geld verdienen", sagt sie und muss dabei schmunzeln. Die heute 58-Jährige arbeitet in der Kindertagespflege. Sie betreut dort Kinder bis zum dritten Lebensjahr. Sie nennt es die "Pampers-Liga".

Wie vom "Amateurverein zum Champions-League-Sieger"

Diese außergewöhnlichen Zukunftspläne passen zu Petra Landers. Sie hatte schon immer ihre eigenen Ziele. Als sie selbst noch ein Kind war, mit acht Jahren, hatte sie nur Fußball in Kopf, hat oft auf der Straße mit ihren Freunden und Nachbarsjungen gekickt. Bis die Dunkelheit sie ins Haus trieb. Petra Landers ist mit dem Fußball groß geworden. Die Mittelfeldspielerin begann ihre Karriere im Jungen-Team des FC Bochum, ein Cousin hat sie anfangs dorthin vermittelt. Danach wechselte sie zum TuS Harpen. Sie war 13 Jahre alt und benötigte eine Ausnahmegenehmigung, um in der dortigen Frauenmannschaft mitzuspielen. 1981 gründete Petra Landers in Harpen ein Mädchenteam. Aber im selben Jahr verließ sie noch den Verein und schloss sich der SSG 09 Bergisch Gladbach an.

"Für mich war das ein riesiger Sprung. Ich kannte den Verein nur aus dem Fernsehen. Ich hatte bis dahin in der Verbandsliga gespielt und war plötzlich Teil der besten Mannschaft Deutschlands, vielleicht sogar der Welt. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und musste sofort schwimmen", sagt Petra Landers. "Das wäre heute so, als ob ich von einem Amateurverein zum Champions-League-Sieger kommen würde."

Dass Petra Landers tatsächlich in Bergisch Gladbach landete, war sogar eher ein Zufall. Ein Bekannter von ihr hatte für sie ein Probetraining organisiert und ihr empfohlen, sich dort doch einfach mal vorzustellen: "Plötzlich stand ich Anne Trabant gegenüber, die für mich immer ein Vorbild war. Aber offenbar habe ich sie während des Probetrainings überzeugen können. Denn sie hat mir sofort angeboten, Teil des Teams zu werden."

Fünfmal Meister, einmal Pokalsieger

Petra Landers hat keine lange Anlaufzeit gebraucht, um sich zurechtzufinden. Sie war ziemlich schnell im Kader der SSG 09 Bergisch Gladbach, mit der sie fünfmal die deutsche Meisterschaft gewann und einmal den DFB-Pokal. "Wir waren zu jener Zeit das Aushängeschild im Frauenfußball", sagt Petra Landers. "Wir haben zwar bis auf etwas Fahrgeld nichts mit dem Fußball verdient. Aber die Bedingungen in Bergisch Gladbach waren einfach für damalige Verhältnisse schon sehr professionell, so dass wir dort unter hervorragenden Voraussetzungen trainieren und spielen konnten, da wir mit Anne Trabant eine sehr professionelle Trainerin hatten."

Ein Höhepunkt für Petra Landers und die SSG 09 war dabei ohne Zweifel die Teilnahme an der inoffiziellen Weltmeisterschaft in Taiwan im Jahr 1981. Über diese Zeit gibt es auch eine Dokumentation von John Seidler mit dem Titel "Das Wunder von Taipeh", die auch im Kino läuft. Da Deutschland zu dieser Zeit noch keine Frauen-Nationalmannschaft stellte, wurden die Bergisch Gladbacherinnen als amtierender deutscher Meister eingeladen – und gewannen 1981 und 1984 prompt den Titel, 1987 reichte es immerhin noch zu Rang drei. 

Neun Spiele in elf Tagen

"Diese Reisen nach Taiwan sind für mich auch im Rückblick wichtige Erfahrungen und werden unvergesslich bleiben", sagt Petra Landers. "Ich werde nie vergessen, wie wir nach fast 24-stündigem Flug dort aus der Maschine gestiegen sind und uns die extremen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit fast umgeschmissen hätten. Wir konnten kaum atmen, so krass war das."

Aber trotz dieser klimatisch schwierigen Voraussetzungen ließen die Bergisch Gladbacherinnen auch im internationalen Vergleich keinen Zweifel an ihrer totalen Dominanz aufkommen: "Das Pensum, das wir dort absolvieren mussten, war extrem. Wenn ich mich richtig erinnere, standen für uns innerhalb von elf Tagen neun Spiele auf dem Programm. Heutzutage ist das unvorstellbar. Aber damals haben wir es einfach durchgezogen und haben den Titel nach Deutschland geholt."

Gänsehaut bei der Nationalhymne

Ein Jahr später – am 10. November 1982 – gehörte sie dann zum Kader der DFB-Auswahl, beim ersten offiziellen Frauen-Länderspiel in der Geschichte des deutschen Fußballs bestreiten würde. Petra Landers und ihre Teamkolleginnen besiegten die Schweiz mit 5:1: "Wir haben lange für diesen Moment gekämpft. Als ich mit dem Nationaltrikot auf dem Platz stand und die deutsche Hymne lief, bekam ich Gänsehaut." Petra Landers bestritt bis zum Sommer 1991 insgesamt 15 Spiele für die DFB-Auswahl. Es hätten deutlich mehr sein können, wenn sie nicht immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden wäre. Zwischen 1984 und 1987 beispielsweise konnte sie drei Jahre lang wegen Schmerzen an den Adduktoren nicht spielen. Erst ein Physiotherapeut in Bergisch Gladbach fand die Ursache und konnte ihr helfen.

Aber Petra Landers hat sich nie von Rückschlägen unterkriegen lassen. Das beste Beispiel dafür ist die Europameisterschaft 1989. Das erste Hindernis war ihr Chef, der sie nicht zur Europameisterschaft lassen wollte, weil er selbst in Kur gehen wollte. "Aber ich habe mit einer Kündigung gedroht und er hat sich so umstimmen lassen", sagt Landers. Das zweite Hindernis war, dass sie sich vier Wochen vor dem Turnierstart das Kreuzband riss. Das Ende aller Titelträume für sie persönlich? Natürlich nicht. Petra Landers war trotzdem dabei und kam sogar beim Sieg im Halbfinale gegen Italien zum Einsatz: "Ich wollte nicht akzeptieren, dass eine Verletzung mir diese Europameisterschaft nimmt. Heutzutage wäre auch das unvorstellbar, aber ich habe die Sache mit getapten Knie durchgezogen." Der Lohn war ein Kaffeeservice und dass sie den Pokal in den Händen halten durfte. Deutschland gewann erstmals die Europameisterschaft: "Im Rückblick ist das für mich auch ein sehr bedeutender Titel, weil es wieder einmal eine Premiere war."

Petra Landers spielte zwei Jahre lang mit getapten Knie weiter bis es 1991 vier Wochen vor der Europameisterschaft überstrapaziert war. Dadurch verpasste sie die EURO 1991 und die erste offizielle Weltmeisterschaft 1991 in China. Danach musste sie ihre Karriere beenden, spielte zum Ausklang im Bochumer Verein Vorwärts Kornharpen noch fünf Jahre in den unteren Ligen teilweise als Spieler*innentrainerin.

Fußball auf dem Kilimandscharo

Auch heute noch lässt sie der Fußball nicht los. Beispielsweise gehörte Petra Landers zu 32 Fußballspielerinnen aus 20 Nationen, die im Juni 2017 in einer Höhe von 5729 Metern auf dem Kilimandscharo ein Fußballspiel bestritten. Sie erzielten mit dieser Aktion im Rahmen der Organisation "Equal Playing Field" nicht nur einen neuen Weltrekord, sondern sie warben gleichzeitig für mehr Respekt und Gleichstellung für Mädchen und Frauen im Sport. Petra Landers war dabei die älteste Spielerin. 

Dass der Fußball auch heute noch ihre große Leidenschaft ist, zeigt zudem die Tatsache, dass Petra Landers regelmäßig in der Retromannschaft mit Ex-Nationalspielerinnen aktiv ist. Wenn es für sie zeitlich möglich ist, verfolgt sie natürlich auch die Spiele in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und der Nationalmannschaft. "In diesem Jahr feiert übrigens nicht nur der Frauenfußball in Deutschland seinen 50. Geburtstag", sagt Petra Landers. "Gleiches gilt für mich. Denn ich habe mit acht Jahren mit dem Fußball begonnen – genau vor 50 Jahren."

[sw]

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Petra Landers (58), die beim ersten Frauenländerspiel der DFB-Historie auf dem Platz stand und mit der SSG 09 Bergisch Gladbach Geschichte geschrieben hat.

Eine Sache ist für Petra Landers ganz klar. Drei, vielleicht vier Jahre wird sie noch in Deutschland leben. Dann wird sie ihre Zelte hier abbrechen und ein neues Abenteuer beginnen. Petra Landers wird nach Afrika auswandern. Auf den Kontinent, der sie schon seit zehn Jahren fasziniert, in dem sie ein neues Leben beginnen will. Schon seit 2010 reist sie regelmäßig dorthin, mindestens einmal im Jahr. Sie war in Uganda, Ghana und Sambia, um den Mädchen- und Frauenfußball zu unterstützen. "Es ist die Leidenschaft zum Fußball der afrikanischen Mädchen und Frauen, die mich nach Afrika ziehen, da ich aus gleichem Grund Fußball gespielt habe", sagt Petra Landers.

"Ich finde es einfach großartig, wie herzlich ich in diesen Ländern immer wieder empfangen werde", sagt Petra Landers, die dort Trainingscamps und Workshops geleitet hat: "Mir ist es ein ganz großes Anliegen, meine Erfahrungen an die Menschen dort weiterzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass man im Leben alles erreichen kann, wenn man sich Ziele setzt. Das möchte ich gerne vermitteln." Bis Petra Landers allerdings dauerhaft nach Afrika zieht, wird es noch etwas dauern: "Vorher muss ich in Deutschland noch etwas Geld verdienen", sagt sie und muss dabei schmunzeln. Die heute 58-Jährige arbeitet in der Kindertagespflege. Sie betreut dort Kinder bis zum dritten Lebensjahr. Sie nennt es die "Pampers-Liga".

Wie vom "Amateurverein zum Champions-League-Sieger"

Diese außergewöhnlichen Zukunftspläne passen zu Petra Landers. Sie hatte schon immer ihre eigenen Ziele. Als sie selbst noch ein Kind war, mit acht Jahren, hatte sie nur Fußball in Kopf, hat oft auf der Straße mit ihren Freunden und Nachbarsjungen gekickt. Bis die Dunkelheit sie ins Haus trieb. Petra Landers ist mit dem Fußball groß geworden. Die Mittelfeldspielerin begann ihre Karriere im Jungen-Team des FC Bochum, ein Cousin hat sie anfangs dorthin vermittelt. Danach wechselte sie zum TuS Harpen. Sie war 13 Jahre alt und benötigte eine Ausnahmegenehmigung, um in der dortigen Frauenmannschaft mitzuspielen. 1981 gründete Petra Landers in Harpen ein Mädchenteam. Aber im selben Jahr verließ sie noch den Verein und schloss sich der SSG 09 Bergisch Gladbach an.

"Für mich war das ein riesiger Sprung. Ich kannte den Verein nur aus dem Fernsehen. Ich hatte bis dahin in der Verbandsliga gespielt und war plötzlich Teil der besten Mannschaft Deutschlands, vielleicht sogar der Welt. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und musste sofort schwimmen", sagt Petra Landers. "Das wäre heute so, als ob ich von einem Amateurverein zum Champions-League-Sieger kommen würde."

Dass Petra Landers tatsächlich in Bergisch Gladbach landete, war sogar eher ein Zufall. Ein Bekannter von ihr hatte für sie ein Probetraining organisiert und ihr empfohlen, sich dort doch einfach mal vorzustellen: "Plötzlich stand ich Anne Trabant gegenüber, die für mich immer ein Vorbild war. Aber offenbar habe ich sie während des Probetrainings überzeugen können. Denn sie hat mir sofort angeboten, Teil des Teams zu werden."

Fünfmal Meister, einmal Pokalsieger

Petra Landers hat keine lange Anlaufzeit gebraucht, um sich zurechtzufinden. Sie war ziemlich schnell im Kader der SSG 09 Bergisch Gladbach, mit der sie fünfmal die deutsche Meisterschaft gewann und einmal den DFB-Pokal. "Wir waren zu jener Zeit das Aushängeschild im Frauenfußball", sagt Petra Landers. "Wir haben zwar bis auf etwas Fahrgeld nichts mit dem Fußball verdient. Aber die Bedingungen in Bergisch Gladbach waren einfach für damalige Verhältnisse schon sehr professionell, so dass wir dort unter hervorragenden Voraussetzungen trainieren und spielen konnten, da wir mit Anne Trabant eine sehr professionelle Trainerin hatten."

Ein Höhepunkt für Petra Landers und die SSG 09 war dabei ohne Zweifel die Teilnahme an der inoffiziellen Weltmeisterschaft in Taiwan im Jahr 1981. Über diese Zeit gibt es auch eine Dokumentation von John Seidler mit dem Titel "Das Wunder von Taipeh", die auch im Kino läuft. Da Deutschland zu dieser Zeit noch keine Frauen-Nationalmannschaft stellte, wurden die Bergisch Gladbacherinnen als amtierender deutscher Meister eingeladen – und gewannen 1981 und 1984 prompt den Titel, 1987 reichte es immerhin noch zu Rang drei. 

Neun Spiele in elf Tagen

"Diese Reisen nach Taiwan sind für mich auch im Rückblick wichtige Erfahrungen und werden unvergesslich bleiben", sagt Petra Landers. "Ich werde nie vergessen, wie wir nach fast 24-stündigem Flug dort aus der Maschine gestiegen sind und uns die extremen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit fast umgeschmissen hätten. Wir konnten kaum atmen, so krass war das."

Aber trotz dieser klimatisch schwierigen Voraussetzungen ließen die Bergisch Gladbacherinnen auch im internationalen Vergleich keinen Zweifel an ihrer totalen Dominanz aufkommen: "Das Pensum, das wir dort absolvieren mussten, war extrem. Wenn ich mich richtig erinnere, standen für uns innerhalb von elf Tagen neun Spiele auf dem Programm. Heutzutage ist das unvorstellbar. Aber damals haben wir es einfach durchgezogen und haben den Titel nach Deutschland geholt."

Gänsehaut bei der Nationalhymne

Ein Jahr später – am 10. November 1982 – gehörte sie dann zum Kader der DFB-Auswahl, beim ersten offiziellen Frauen-Länderspiel in der Geschichte des deutschen Fußballs bestreiten würde. Petra Landers und ihre Teamkolleginnen besiegten die Schweiz mit 5:1: "Wir haben lange für diesen Moment gekämpft. Als ich mit dem Nationaltrikot auf dem Platz stand und die deutsche Hymne lief, bekam ich Gänsehaut." Petra Landers bestritt bis zum Sommer 1991 insgesamt 15 Spiele für die DFB-Auswahl. Es hätten deutlich mehr sein können, wenn sie nicht immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden wäre. Zwischen 1984 und 1987 beispielsweise konnte sie drei Jahre lang wegen Schmerzen an den Adduktoren nicht spielen. Erst ein Physiotherapeut in Bergisch Gladbach fand die Ursache und konnte ihr helfen.

Aber Petra Landers hat sich nie von Rückschlägen unterkriegen lassen. Das beste Beispiel dafür ist die Europameisterschaft 1989. Das erste Hindernis war ihr Chef, der sie nicht zur Europameisterschaft lassen wollte, weil er selbst in Kur gehen wollte. "Aber ich habe mit einer Kündigung gedroht und er hat sich so umstimmen lassen", sagt Landers. Das zweite Hindernis war, dass sie sich vier Wochen vor dem Turnierstart das Kreuzband riss. Das Ende aller Titelträume für sie persönlich? Natürlich nicht. Petra Landers war trotzdem dabei und kam sogar beim Sieg im Halbfinale gegen Italien zum Einsatz: "Ich wollte nicht akzeptieren, dass eine Verletzung mir diese Europameisterschaft nimmt. Heutzutage wäre auch das unvorstellbar, aber ich habe die Sache mit getapten Knie durchgezogen." Der Lohn war ein Kaffeeservice und dass sie den Pokal in den Händen halten durfte. Deutschland gewann erstmals die Europameisterschaft: "Im Rückblick ist das für mich auch ein sehr bedeutender Titel, weil es wieder einmal eine Premiere war."

Petra Landers spielte zwei Jahre lang mit getapten Knie weiter bis es 1991 vier Wochen vor der Europameisterschaft überstrapaziert war. Dadurch verpasste sie die EURO 1991 und die erste offizielle Weltmeisterschaft 1991 in China. Danach musste sie ihre Karriere beenden, spielte zum Ausklang im Bochumer Verein Vorwärts Kornharpen noch fünf Jahre in den unteren Ligen teilweise als Spieler*innentrainerin.

Fußball auf dem Kilimandscharo

Auch heute noch lässt sie der Fußball nicht los. Beispielsweise gehörte Petra Landers zu 32 Fußballspielerinnen aus 20 Nationen, die im Juni 2017 in einer Höhe von 5729 Metern auf dem Kilimandscharo ein Fußballspiel bestritten. Sie erzielten mit dieser Aktion im Rahmen der Organisation "Equal Playing Field" nicht nur einen neuen Weltrekord, sondern sie warben gleichzeitig für mehr Respekt und Gleichstellung für Mädchen und Frauen im Sport. Petra Landers war dabei die älteste Spielerin. 

Dass der Fußball auch heute noch ihre große Leidenschaft ist, zeigt zudem die Tatsache, dass Petra Landers regelmäßig in der Retromannschaft mit Ex-Nationalspielerinnen aktiv ist. Wenn es für sie zeitlich möglich ist, verfolgt sie natürlich auch die Spiele in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und der Nationalmannschaft. "In diesem Jahr feiert übrigens nicht nur der Frauenfußball in Deutschland seinen 50. Geburtstag", sagt Petra Landers. "Gleiches gilt für mich. Denn ich habe mit acht Jahren mit dem Fußball begonnen – genau vor 50 Jahren."

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