"Lehren ziehen und es nun besser machen"

Bayer 04 Leverkusen gegen SC Freiburg ist am Sonntag (ab 14 Uhr) nicht nur das Duell zweier bisher punktloser Teams in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Beide Mannschaften werden auch von neuen Trainern betreut. Im DFB.de-Interview sprechen Achim Feifel (Leverkusen) und Daniel Kraus (Freiburg) über Ziele und Herausforderungen mit ihren neuen Klubs.

DFB.de: Herr Kraus, Herr Feifel, nachdem Ihre Mannschaften zum Auftakt verloren haben: Wie wichtig ist dieses Duell für Sie?

Daniel Kraus: Wir haben beim 1:3 gegen den FC Bayern ordentlich gespielt und hätten mit etwas Glück auch einen Punkt mitnehmen können. Uns hat zudem ein wenig die Cleverness gefehlt. Auf die Leistung lässt sich auf jeden Fall aufbauen. In Leverkusen wollen wir jetzt definitiv etwas Zählbares holen, am liebsten drei Punkte. Aber mein Kollege wird nach deren 1:3 in Essen ähnliche Ziele verfolgen. Ich freue mich, dass Achim Feifel zurück ist im deutschen Frauenfußball.

Achim Feifel: Es ist für uns sicher kein richtungsweisendes Spiel. Wir sprechen über eine Begegnung am zweiten Spieltag. Da müssen wir den Druck nicht größer machen, als er sowieso schon ist. Klar ist, dass auch wir möglichst schnell in die Erfolgsspur kommen und die ersten Punkte holen wollen. Ob das gegen einen Konkurrenten wie den SC Freiburg klappt, werden wir am Sonntagnachmittag wissen. Grundsätzlich erwarte ich Freiburg ähnlich stark wie Essen – und dort haben wir am vergangenen Wochenende verdientermaßen verloren. Essen hatte die besseren Möglichkeiten. Wir haben uns in einigen Situationen nicht schlau angestellt – besonders mit den ersten 30 Minuten haben wir es überhaupt nicht gut gemacht. Da haben wir geschlafen und nicht das gemacht, was wir vorher besprochen hatten. Das darf auf diesem Niveau nicht passieren. Das wird bestraft.

DFB.de: Was kritisieren Sie konkret?

Feifel: Wir wollten den Gegner bei dessen Ballbesitz konsequent unter Druck setzen. Aber wir waren zu passiv und zaghaft. Die Spielerinnen waren nur Begleiterinnen. So dürfen wir nicht auftreten. Ich möchte sie als Zweikämpferinnen sehen. Ich stelle mir vor, dass wir aktiv und aggressiv auftreten – natürlich ohne unfair zu sein. Da wollen wir hin. Aus den Fehlern, die wir gemacht haben, wollen und werden wir unsere Lehren ziehen und es nun besser machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kraus: Ich habe mir das Spiel von Leverkusen gegen Essen angesehen. Mit Milena Nikolic und Ivana Rudelic verfügen sie über zwei schnelle Spielerinnen in der Offensive. Dazu kommen Lena Uebach und Gianna Rackow, die auch immer gefährlich sein können. Sie haben ein gutes Umschaltspiel. Davor habe ich meine Mannschaft gewarnt. Wir müssen hellwach sein, sonst können wir große Probleme bekommen. Aber wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen können, werden wir Lösungen finden, um die Partie für uns zu entscheiden. Davon bin ich überzeugt.

Feifel: Freiburg zählt für mich zu den Teams, die in die Top vier kommen werden. Sie sind sehr spielstark. Wenn wir ihre Aktionen nicht stoppen und ihnen zu viel Raum lassen, werden wir in Schwierigkeiten kommen. Dann können wir sie im letzten Viertel kaum noch verteidigen. Vergangene Saison war Freiburg zwar nur Siebter, aber in den Jahren davor waren sie immer ganz oben mit dabei. Ich bin sicher, dass sie mit diesem Kader wieder eine ähnliche Rolle spielen werden.

DFB.de: Herr Kraus, Herr Feifel, Sie sind beide neu zu Ihrem jeweiligen Verein gekommen. Wie sind Sie aufgenommen worden?

Kraus: Sehr gut, sowohl von der Mannschaft als auch von den Verantwortlichen. Die Spielerinnen sind total motiviert und wollen neue Dinge lernen. Wir sind gerade in der Phase, bestimmte Abläufe zu automatisieren. Insgesamt habe ich mich schon gut eingelebt, die Region und die Landschaft sind natürlich toll.

Feifel: Ich habe zuletzt die männliche U 16 des Hamburger SV betreut. Aber ich habe seit jeher eine enge Beziehung zum Frauenfußball. Deshalb war mir klar, dass ich dorthin früher oder später zurück möchte. Die Anfrage aus Leverkusen hat mich vom ersten Tag gereizt. Ich bin froh, die Mannschaft jetzt betreuen zu können.

DFB.de: Herr Kraus, Sie waren zuvor in Jena und in Essen – beide sind reine Frauenvereine. Freiburg hat nun eine Lizenzmannschaft bei den Männern im Rücken. Wie gehen Sie damit um?

Kraus: Das war einer der Gründe, warum ich nach Freiburg gekommen bin. Ich möchte gerne diese Konstellation kennenlernen. Wie ist es, wenn man einen Lizenzverein im Rücken hat? Freiburg ist ein Verein, für den man gerne arbeitet. Die Nachwuchsarbeit in der Freiburger Fußballschule ist vorbildlich, da wollen wir die Zusammenarbeit verbessern. Es wird grundsätzlich auf Kontinuität gesetzt, wie man an Christian Streich erkennen kann. Das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Der Klub kommt sehr sympathisch rüber. Als die Anfrage von Birgit Bauer kam, musste ich nicht lange überlegen. In Jena haben wir immer um das Überleben gekämpft, Essen haben wir aus dem Mittelfeld in die Spitzengruppe geführt, jetzt wollen wir mit Freiburg die nächsten Schritte machen.

DFB.de: Wie sehen diese Schritte aus? Vor zwei Jahren hat Freiburg die großen Teams aus Wolfsburg und München ordentlich geärgert. Ist so etwas noch mal möglich?

Kraus: Das glaube ich nicht. So weit sind wir noch nicht. Bayern München und der VfL Wolfsburg haben andere Möglichkeiten. Ich bin gespannt, was der 1. FFC Frankfurt macht, wenn die sich nach der Saison der Eintracht anschließen. Nehmen die dann Geld in die Hand und greifen richtig an? Für uns geht es darum, dass wir uns in der oberen Tabellenhälfte dauerhaft etablieren. Wir wollen den Freiburger Weg weitergehen.

DFB.de: Wie sieht der aus?

Kraus: Junge Talente auszubilden, diese an die Bundesliga-Mannschaft heranführen und möglichst zu Nationalspielerinnen zu machen. Natürlich brauchen wir auch die eine oder andere erfahrene Spielerin. Dann ist vielleicht unter perfekten Voraussetzungen nochmal Platz drei möglich. Wenn wir von mehr sprechen würden, wäre das heute aus meiner Sicht unrealistisch.

DFB.de: Was ist mit dem DFB-Pokal? Im vergangenen Jahr stand der SC Freiburg im Finale.

Kraus: Alle im Verein schwärmen von diesem Tag. Wenn die Verantwortlichen und die Spielerinnen davon erzählen, dann glänzen deren Augen. Der Klub ist in den Jahren davor fast immer im Halbfinale gescheitert. Dieses Endspiel hat ein Trauma besiegt. Wir wollen gerne nochmal nach Köln. Alle anderen haben jedoch das gleiche Ziel, zwei werden es am Ende schaffen. Natürlich brauchen wir dafür etwas Losglück. Aber es ist möglich.

DFB.de: Herr Feifel, mit welchen Zielen gehen Sie nach dem Klassenerhalt auf den letzten Drücker in der vergangenen Saison an Start? Geht es wieder nur um Platz zehn?

Feifel: Davon reden wir gar nicht. Für uns ist es wichtig, dass wir uns eine andere Spielweise als in der jüngeren Vergangenheit aneignen. Wir wollen anders auftreten. Mein Anspruch ist es in jeder Begegnung, dass wir zumindest die Möglichkeit haben, etwas zu holen. Gegen jeden Gegner. Klar liegt da noch etwas Arbeit vor uns. Aber mit diesem Ziel bin ich hier angetreten. Und davon gehe ich nach einer Niederlage zum Auftakt auch nicht ab.

DFB.de: Also haben Sie kein konkretes Saisonziel ausgegeben?

Feifel: Ich bin überhaupt nicht ein Freund davon, so weit in die Zukunft zu schauen. Ich weiß, dass es nicht gerne gehört wird, aber ich blicke wirklich immer nur auf das nächste Spiel. Das ist die Aufgabe, die wir lösen können. Alles andere nicht. Wir wollen gegen jeden Gegner bestehen können und frühzeitig unsere Punkte holen, um am Ende gar nicht erst unter ganz großen Druck zu kommen. Aus meiner Erfahrung ist das der richtige Weg.

DFB.de: Sie waren lange Trainer der Frauen des Hamburger SV. Danach waren sie in Russland tätig und unter Bernd Schröder Assistent bei Turbine Potsdam. Zuletzt waren Sie dann wie bereits angesprochen im männlichen Nachwuchs des Hamburger SV beschäftigt. Warum jetzt wieder der Frauenfußball?

Feifel: Weil es eine reizvolle Aufgabe ist und man viel bewegen kann. Der Kontakt zu Leverkusen bestand schon länger. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um hier einzusteigen. Ich war nie raus und habe alles sehr genau verfolgt.

DFB.de: In Ihrer Vita sticht besonders Ihr Engagement beim FK Rossijanka in Russland heraus. Welche Erfahrungen haben Sie von dort mitgebracht?

Feifel: Es war extrem lehrreich für mich. FK Rossijanka war zu jener Zeit der Topklub in Russland. Wir hatten einige einheimischer Spielerinnen. Aber der Großteil des Kaders bestand aus internationalen Kräften. Wir hatten Mädels aus Südafrika, Kamerun, Nigeria, Schweden und noch einigen anderen Ländern dabei. Alleine schon die Sprache war eine echte Herausforderung. Die Russinnen konnten schlecht Englisch, mit den Ausländerinnen hingegen konnte ich nur Englisch sprechen. Bei uns waren einige Dolmetscher im Einsatz. Alle Spielerinnen waren Vollprofis und haben mit dem Fußball ihr Geld verdient. Das war schon toll und eine echte Herausforderung. Mich hat der fremde Kulturkreis fasziniert. Schwer war es teilweise mit den Hürden, die wir nehmen mussten. Aber ich möchte die Zeit in Russland auf keinen Fall missen. Sie hat mich sehr nach vorne gebracht.

[sw]

Bayer 04 Leverkusen gegen SC Freiburg ist am Sonntag (ab 14 Uhr) nicht nur das Duell zweier bisher punktloser Teams in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Beide Mannschaften werden auch von neuen Trainern betreut. Im DFB.de-Interview sprechen Achim Feifel (Leverkusen) und Daniel Kraus (Freiburg) über Ziele und Herausforderungen mit ihren neuen Klubs.

DFB.de: Herr Kraus, Herr Feifel, nachdem Ihre Mannschaften zum Auftakt verloren haben: Wie wichtig ist dieses Duell für Sie?

Daniel Kraus: Wir haben beim 1:3 gegen den FC Bayern ordentlich gespielt und hätten mit etwas Glück auch einen Punkt mitnehmen können. Uns hat zudem ein wenig die Cleverness gefehlt. Auf die Leistung lässt sich auf jeden Fall aufbauen. In Leverkusen wollen wir jetzt definitiv etwas Zählbares holen, am liebsten drei Punkte. Aber mein Kollege wird nach deren 1:3 in Essen ähnliche Ziele verfolgen. Ich freue mich, dass Achim Feifel zurück ist im deutschen Frauenfußball.

Achim Feifel: Es ist für uns sicher kein richtungsweisendes Spiel. Wir sprechen über eine Begegnung am zweiten Spieltag. Da müssen wir den Druck nicht größer machen, als er sowieso schon ist. Klar ist, dass auch wir möglichst schnell in die Erfolgsspur kommen und die ersten Punkte holen wollen. Ob das gegen einen Konkurrenten wie den SC Freiburg klappt, werden wir am Sonntagnachmittag wissen. Grundsätzlich erwarte ich Freiburg ähnlich stark wie Essen – und dort haben wir am vergangenen Wochenende verdientermaßen verloren. Essen hatte die besseren Möglichkeiten. Wir haben uns in einigen Situationen nicht schlau angestellt – besonders mit den ersten 30 Minuten haben wir es überhaupt nicht gut gemacht. Da haben wir geschlafen und nicht das gemacht, was wir vorher besprochen hatten. Das darf auf diesem Niveau nicht passieren. Das wird bestraft.

DFB.de: Was kritisieren Sie konkret?

Feifel: Wir wollten den Gegner bei dessen Ballbesitz konsequent unter Druck setzen. Aber wir waren zu passiv und zaghaft. Die Spielerinnen waren nur Begleiterinnen. So dürfen wir nicht auftreten. Ich möchte sie als Zweikämpferinnen sehen. Ich stelle mir vor, dass wir aktiv und aggressiv auftreten – natürlich ohne unfair zu sein. Da wollen wir hin. Aus den Fehlern, die wir gemacht haben, wollen und werden wir unsere Lehren ziehen und es nun besser machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kraus: Ich habe mir das Spiel von Leverkusen gegen Essen angesehen. Mit Milena Nikolic und Ivana Rudelic verfügen sie über zwei schnelle Spielerinnen in der Offensive. Dazu kommen Lena Uebach und Gianna Rackow, die auch immer gefährlich sein können. Sie haben ein gutes Umschaltspiel. Davor habe ich meine Mannschaft gewarnt. Wir müssen hellwach sein, sonst können wir große Probleme bekommen. Aber wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen können, werden wir Lösungen finden, um die Partie für uns zu entscheiden. Davon bin ich überzeugt.

Feifel: Freiburg zählt für mich zu den Teams, die in die Top vier kommen werden. Sie sind sehr spielstark. Wenn wir ihre Aktionen nicht stoppen und ihnen zu viel Raum lassen, werden wir in Schwierigkeiten kommen. Dann können wir sie im letzten Viertel kaum noch verteidigen. Vergangene Saison war Freiburg zwar nur Siebter, aber in den Jahren davor waren sie immer ganz oben mit dabei. Ich bin sicher, dass sie mit diesem Kader wieder eine ähnliche Rolle spielen werden.

DFB.de: Herr Kraus, Herr Feifel, Sie sind beide neu zu Ihrem jeweiligen Verein gekommen. Wie sind Sie aufgenommen worden?

Kraus: Sehr gut, sowohl von der Mannschaft als auch von den Verantwortlichen. Die Spielerinnen sind total motiviert und wollen neue Dinge lernen. Wir sind gerade in der Phase, bestimmte Abläufe zu automatisieren. Insgesamt habe ich mich schon gut eingelebt, die Region und die Landschaft sind natürlich toll.

Feifel: Ich habe zuletzt die männliche U 16 des Hamburger SV betreut. Aber ich habe seit jeher eine enge Beziehung zum Frauenfußball. Deshalb war mir klar, dass ich dorthin früher oder später zurück möchte. Die Anfrage aus Leverkusen hat mich vom ersten Tag gereizt. Ich bin froh, die Mannschaft jetzt betreuen zu können.

DFB.de: Herr Kraus, Sie waren zuvor in Jena und in Essen – beide sind reine Frauenvereine. Freiburg hat nun eine Lizenzmannschaft bei den Männern im Rücken. Wie gehen Sie damit um?

Kraus: Das war einer der Gründe, warum ich nach Freiburg gekommen bin. Ich möchte gerne diese Konstellation kennenlernen. Wie ist es, wenn man einen Lizenzverein im Rücken hat? Freiburg ist ein Verein, für den man gerne arbeitet. Die Nachwuchsarbeit in der Freiburger Fußballschule ist vorbildlich, da wollen wir die Zusammenarbeit verbessern. Es wird grundsätzlich auf Kontinuität gesetzt, wie man an Christian Streich erkennen kann. Das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Der Klub kommt sehr sympathisch rüber. Als die Anfrage von Birgit Bauer kam, musste ich nicht lange überlegen. In Jena haben wir immer um das Überleben gekämpft, Essen haben wir aus dem Mittelfeld in die Spitzengruppe geführt, jetzt wollen wir mit Freiburg die nächsten Schritte machen.

DFB.de: Wie sehen diese Schritte aus? Vor zwei Jahren hat Freiburg die großen Teams aus Wolfsburg und München ordentlich geärgert. Ist so etwas noch mal möglich?

Kraus: Das glaube ich nicht. So weit sind wir noch nicht. Bayern München und der VfL Wolfsburg haben andere Möglichkeiten. Ich bin gespannt, was der 1. FFC Frankfurt macht, wenn die sich nach der Saison der Eintracht anschließen. Nehmen die dann Geld in die Hand und greifen richtig an? Für uns geht es darum, dass wir uns in der oberen Tabellenhälfte dauerhaft etablieren. Wir wollen den Freiburger Weg weitergehen.

DFB.de: Wie sieht der aus?

Kraus: Junge Talente auszubilden, diese an die Bundesliga-Mannschaft heranführen und möglichst zu Nationalspielerinnen zu machen. Natürlich brauchen wir auch die eine oder andere erfahrene Spielerin. Dann ist vielleicht unter perfekten Voraussetzungen nochmal Platz drei möglich. Wenn wir von mehr sprechen würden, wäre das heute aus meiner Sicht unrealistisch.

DFB.de: Was ist mit dem DFB-Pokal? Im vergangenen Jahr stand der SC Freiburg im Finale.

Kraus: Alle im Verein schwärmen von diesem Tag. Wenn die Verantwortlichen und die Spielerinnen davon erzählen, dann glänzen deren Augen. Der Klub ist in den Jahren davor fast immer im Halbfinale gescheitert. Dieses Endspiel hat ein Trauma besiegt. Wir wollen gerne nochmal nach Köln. Alle anderen haben jedoch das gleiche Ziel, zwei werden es am Ende schaffen. Natürlich brauchen wir dafür etwas Losglück. Aber es ist möglich.

DFB.de: Herr Feifel, mit welchen Zielen gehen Sie nach dem Klassenerhalt auf den letzten Drücker in der vergangenen Saison an Start? Geht es wieder nur um Platz zehn?

Feifel: Davon reden wir gar nicht. Für uns ist es wichtig, dass wir uns eine andere Spielweise als in der jüngeren Vergangenheit aneignen. Wir wollen anders auftreten. Mein Anspruch ist es in jeder Begegnung, dass wir zumindest die Möglichkeit haben, etwas zu holen. Gegen jeden Gegner. Klar liegt da noch etwas Arbeit vor uns. Aber mit diesem Ziel bin ich hier angetreten. Und davon gehe ich nach einer Niederlage zum Auftakt auch nicht ab.

DFB.de: Also haben Sie kein konkretes Saisonziel ausgegeben?

Feifel: Ich bin überhaupt nicht ein Freund davon, so weit in die Zukunft zu schauen. Ich weiß, dass es nicht gerne gehört wird, aber ich blicke wirklich immer nur auf das nächste Spiel. Das ist die Aufgabe, die wir lösen können. Alles andere nicht. Wir wollen gegen jeden Gegner bestehen können und frühzeitig unsere Punkte holen, um am Ende gar nicht erst unter ganz großen Druck zu kommen. Aus meiner Erfahrung ist das der richtige Weg.

DFB.de: Sie waren lange Trainer der Frauen des Hamburger SV. Danach waren sie in Russland tätig und unter Bernd Schröder Assistent bei Turbine Potsdam. Zuletzt waren Sie dann wie bereits angesprochen im männlichen Nachwuchs des Hamburger SV beschäftigt. Warum jetzt wieder der Frauenfußball?

Feifel: Weil es eine reizvolle Aufgabe ist und man viel bewegen kann. Der Kontakt zu Leverkusen bestand schon länger. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um hier einzusteigen. Ich war nie raus und habe alles sehr genau verfolgt.

DFB.de: In Ihrer Vita sticht besonders Ihr Engagement beim FK Rossijanka in Russland heraus. Welche Erfahrungen haben Sie von dort mitgebracht?

Feifel: Es war extrem lehrreich für mich. FK Rossijanka war zu jener Zeit der Topklub in Russland. Wir hatten einige einheimischer Spielerinnen. Aber der Großteil des Kaders bestand aus internationalen Kräften. Wir hatten Mädels aus Südafrika, Kamerun, Nigeria, Schweden und noch einigen anderen Ländern dabei. Alleine schon die Sprache war eine echte Herausforderung. Die Russinnen konnten schlecht Englisch, mit den Ausländerinnen hingegen konnte ich nur Englisch sprechen. Bei uns waren einige Dolmetscher im Einsatz. Alle Spielerinnen waren Vollprofis und haben mit dem Fußball ihr Geld verdient. Das war schon toll und eine echte Herausforderung. Mich hat der fremde Kulturkreis fasziniert. Schwer war es teilweise mit den Hürden, die wir nehmen mussten. Aber ich möchte die Zeit in Russland auf keinen Fall missen. Sie hat mich sehr nach vorne gebracht.

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