Kayikci: "Es wird Woche für Woche besser"

Hasret Kayikci ist wieder da. Fast ein Jahr war die deutsche Nationalspielerin wegen eines Knorpelschadens und daraus resultierender körperlicher Probleme ausgefallen. Inzwischen hat die 27-Jährige ihr Comeback gegeben, am Sonntag (ab 14 Uhr) tritt sie mit dem SC Freiburg in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim an. Im DFB.de-Interview ordnet Kayikci die Bedeutung des badischen Derbys ein.

DFB.de: Frau Kayikci, wie wichtig war für Sie und Ihre Kolleginnen der erste Saisonsieg am vergangenen Wochenende?

Hasret Kayikci: Wir waren alle total erleichtert. Es war ein hartes Stück Arbeit. Duisburg hat mit Fünferkette und davor mit vier defensiv orientierten Mittelfeldspielerinnen agiert. Irgendwann war klar, dass wir das Spiel nur mit einer Standardsituation für uns entscheiden können. Zum Glück ist es so gekommen.

DFB.de: Gegen München kann man verlieren. Ein Punkt aus den beiden Begegnungen gegen Leverkusen und Sand waren für Ihre Ansprüche zu wenig. Sehen Sie es auch so?

Kayikci: Ja, genau so ordnen wir es auch ein. Umso wichtiger waren die drei Zähler in Duisburg.

DFB.de: Sind die Ansprüche von außen im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen?

Kayikci: Ja, sicher. Aber das ist ja auch ein gutes Zeichen. Wir haben uns diesen Stellenwert mit unseren Leistungen in den vergangenen Jahren erarbeitet. Aber für uns ist es nicht entscheidend, was Außenstehende und die Öffentlichkeit erwarten. Wichtig ist unsere eigene Erwartungshaltung. Und wenn man sich unseren Kader anschaut, haben wir großes Potenzial. Und das haben wir bisher nur ansatzweise ausgenutzt. Deshalb sind wir auch nicht zufrieden.

DFB.de: Wie erklären Sie sich diesen nicht zufriedenstellenden Auftakt?

Kayikci: Es kommen verschiedene Faktoren zusammen. Der entscheidende ist aus meiner Sicht, dass wir in den vergangenen zwei Jahren jeweils große Umbrüche im Kader hatten. Dazu kam der Wechsel des Trainers, der uns neue Impulse eingebracht hat, aber an dessen Philosophie und Spielweise wir uns natürlich auch gewöhnen mussten. Und zu guter Letzt haben wir einige Spielerinnen im Kader, die lange nicht gespielt haben.

DFB.de: Sie zum Beispiel.

Kayikci: Genau. Ich selbst bin noch nicht wieder bei 100 Prozent. Aber auch Kim Fellhauer war lange nicht dabei. Ihr Fall ist besonders bitter. Sie war gerade zurück und hat sich direkt wieder das Kreuzband gerissen. Auch Carolin Schiewe, Jobina Lahr und Clara Schöne waren lange nicht dabei und kommen jetzt nach und nach zurück. Das alles soll keine Ausrede sein. Aber damit fehlt uns natürlich Qualität. Viele junge Spielerinnen müssen nun Verantwortung übernehmen.

DFB.de: Welche Rolle nehmen Sie in dieser jungen Mannschaft ein?

Kayikci: Natürlich gehöre ich zu den älteren Spielerinnen und versuche, Verantwortung zu übernehmen. Aber es ist gerade eine komplizierte Situation für mich. Ich war ein Jahr lang verletzt und versuche nun, den Anschluss wieder herzustellen und körperlich wieder mein Topniveau zu erreichen. Ein wenig fehlt noch bis dorthin. Aber es wird Woche für Woche besser. Ich möchte so schnell wie möglich wieder das Level erreichen, das ich vor eineinhalb Jahren hatte.

DFB.de: Was fehlt auf Ihrem Weg zurück noch?

Kayikci: Auf jeden Fall das Tempo. Im Kopf weiß ich immer schon, was ich als nächstes machen will. Aber die Beine und Füße reagieren teilweise noch etwas langsam.

DFB.de: Ist das aus Ihrer Sicht nicht normal, nach einer so langen Pause?

Kayikci: Auf jeden Fall. Ich hatte ja schon mehrere schwere Verletzungen. Es dauert einfach, bis die Automatismen wieder greifen.

DFB.de: Denken Sie im Spiel auch noch darüber nach, ob Sie in diesen Zweikampf gehen oder ob Sie es besser lassen?

Kayikci: Nein, überhaupt nicht. Das ist nicht das Problem. Ich kann es Ihnen anhand eines konkreten Beispiels erklären: Der Ball wird in den Raum gespielt und normalerweise wäre ich schon längst gestartet. Im Moment ist es eher so, dass ich zu spät reagiere und den Ball deshalb nicht bekomme. Das sind Kleinigkeiten, die sich bald wieder erledigt haben werden.

DFB.de: Wann kam wieder der Durchbruch?

Kayikci: Ich hatte mir im Sommer vor einem Jahr die Weisheitszähne rausmachen lassen. Dadurch haben sich wahrscheinlich meine Statik und meine Körperhaltung verändert. Dazu kam die bekannte Geschichte mit dem Knie. Die Kombination aus alldem hat zu den Problemen geführt. Als wir das endlich wussten, konnten wir auch die entsprechenden Maßnahmen einleiten. Ich arbeite mittlerweile viel an der Rücken- und Beinmuskulatur, um die Fehlstellung zu korrigieren.

DFB.de: Wie glücklich waren Sie, als Sie erstmals wieder mit der Mannschaft auf dem Platz stehen konnten?

Kayikci: Es war ein großartiges Gefühl. Erst die Trainingseinheiten in der Vorbereitung, dann die ersten Testspiele und nun die Begegnungen in der Bundesliga – erst wenn man lange nicht dabei war, weiß man wieder, wie einem das alles gefehlt hat. Ich bin einfach nur froh, wieder ein Teil des Teams zu sein. Ich war zwar immer nah an der Mannschaft dran. Aber am Ende ist es doch ein großer Unterschied, ob man zusammen auf dem Platz um den Sieg spielt oder ob man das alles nur von der Tribüne aus verfolgen kann. Nur wenn man wirklich dabei war und seinen Anteil an Erfolg oder Misserfolg hatte, kann man die Erlebnisse auch in der Gruppe teilen. Ich bin froh, dass ich nicht mehr zuschauen muss. Ich freue mich auf jede Partie, die nun ansteht.

DFB.de: Nun kommt das Duell gegen die TSG Hoffenheim.

Kayikci: Das ist eine echte Herausforderung für uns. Hoffenheim ist im Moment eines der Topteams. Zudem haben wir in der Vorbereitung zweimal gegen sie verloren. Ein drittes Mal soll uns das bitte nicht passieren. Aber deren Leistungen zuletzt waren beeindruckend – vor allem das 7:0 am vergangenen Wochenende gegen Essen. Hoffenheim ist extrem eingespielt. Es gibt seit Jahren kaum Veränderungen innerhalb des Teams. Das ist gerade am Anfang einer Saison ein großer Vorteil, wenn alle anderen Teams sich noch finden müssen. In diesem Prozess sind wir gerade auch noch. Aber das muss jetzt egal sein. Wir spielen zuhause und wollen die Partie auf jeden Fall gewinnen, um danach sieben Punkte zu haben. Das ist unser Anspruch.

DFB.de: Um dann in der Tabelle in Richtung oberes Drittel schauen zu können?

Kayikci: Nein, nicht unbedingt. Wir schauen in unserer Situation nicht so weit nach vorne. Wir müssen sehen, dass wir uns die Punkte zurückholen, die wir zum Beispiel gegen Sand und Leverkusen liegen gelassen haben.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft? Sie waren immerhin deutsche Nationalspielerin.

Kayikci: Es wäre ein Traum, noch einmal in diesen Kreis zurückkehren zu können. Aber der Weg dorthin ist weit. Ich mache mir keinen Druck, sondern will erst einmal wieder im Verein meine Leistung bringen. Mir ist klar, dass das abgedroschen klingt, aber alles Weitere kommt dann von selbst. Vielleicht gibt die Bundestrainerin mir dann noch mal eine Chance. Mal sehen.

[sw]

Hasret Kayikci ist wieder da. Fast ein Jahr war die deutsche Nationalspielerin wegen eines Knorpelschadens und daraus resultierender körperlicher Probleme ausgefallen. Inzwischen hat die 27-Jährige ihr Comeback gegeben, am Sonntag (ab 14 Uhr) tritt sie mit dem SC Freiburg in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim an. Im DFB.de-Interview ordnet Kayikci die Bedeutung des badischen Derbys ein.

DFB.de: Frau Kayikci, wie wichtig war für Sie und Ihre Kolleginnen der erste Saisonsieg am vergangenen Wochenende?

Hasret Kayikci: Wir waren alle total erleichtert. Es war ein hartes Stück Arbeit. Duisburg hat mit Fünferkette und davor mit vier defensiv orientierten Mittelfeldspielerinnen agiert. Irgendwann war klar, dass wir das Spiel nur mit einer Standardsituation für uns entscheiden können. Zum Glück ist es so gekommen.

DFB.de: Gegen München kann man verlieren. Ein Punkt aus den beiden Begegnungen gegen Leverkusen und Sand waren für Ihre Ansprüche zu wenig. Sehen Sie es auch so?

Kayikci: Ja, genau so ordnen wir es auch ein. Umso wichtiger waren die drei Zähler in Duisburg.

DFB.de: Sind die Ansprüche von außen im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen?

Kayikci: Ja, sicher. Aber das ist ja auch ein gutes Zeichen. Wir haben uns diesen Stellenwert mit unseren Leistungen in den vergangenen Jahren erarbeitet. Aber für uns ist es nicht entscheidend, was Außenstehende und die Öffentlichkeit erwarten. Wichtig ist unsere eigene Erwartungshaltung. Und wenn man sich unseren Kader anschaut, haben wir großes Potenzial. Und das haben wir bisher nur ansatzweise ausgenutzt. Deshalb sind wir auch nicht zufrieden.

DFB.de: Wie erklären Sie sich diesen nicht zufriedenstellenden Auftakt?

Kayikci: Es kommen verschiedene Faktoren zusammen. Der entscheidende ist aus meiner Sicht, dass wir in den vergangenen zwei Jahren jeweils große Umbrüche im Kader hatten. Dazu kam der Wechsel des Trainers, der uns neue Impulse eingebracht hat, aber an dessen Philosophie und Spielweise wir uns natürlich auch gewöhnen mussten. Und zu guter Letzt haben wir einige Spielerinnen im Kader, die lange nicht gespielt haben.

DFB.de: Sie zum Beispiel.

Kayikci: Genau. Ich selbst bin noch nicht wieder bei 100 Prozent. Aber auch Kim Fellhauer war lange nicht dabei. Ihr Fall ist besonders bitter. Sie war gerade zurück und hat sich direkt wieder das Kreuzband gerissen. Auch Carolin Schiewe, Jobina Lahr und Clara Schöne waren lange nicht dabei und kommen jetzt nach und nach zurück. Das alles soll keine Ausrede sein. Aber damit fehlt uns natürlich Qualität. Viele junge Spielerinnen müssen nun Verantwortung übernehmen.

DFB.de: Welche Rolle nehmen Sie in dieser jungen Mannschaft ein?

Kayikci: Natürlich gehöre ich zu den älteren Spielerinnen und versuche, Verantwortung zu übernehmen. Aber es ist gerade eine komplizierte Situation für mich. Ich war ein Jahr lang verletzt und versuche nun, den Anschluss wieder herzustellen und körperlich wieder mein Topniveau zu erreichen. Ein wenig fehlt noch bis dorthin. Aber es wird Woche für Woche besser. Ich möchte so schnell wie möglich wieder das Level erreichen, das ich vor eineinhalb Jahren hatte.

DFB.de: Was fehlt auf Ihrem Weg zurück noch?

Kayikci: Auf jeden Fall das Tempo. Im Kopf weiß ich immer schon, was ich als nächstes machen will. Aber die Beine und Füße reagieren teilweise noch etwas langsam.

DFB.de: Ist das aus Ihrer Sicht nicht normal, nach einer so langen Pause?

Kayikci: Auf jeden Fall. Ich hatte ja schon mehrere schwere Verletzungen. Es dauert einfach, bis die Automatismen wieder greifen.

DFB.de: Denken Sie im Spiel auch noch darüber nach, ob Sie in diesen Zweikampf gehen oder ob Sie es besser lassen?

Kayikci: Nein, überhaupt nicht. Das ist nicht das Problem. Ich kann es Ihnen anhand eines konkreten Beispiels erklären: Der Ball wird in den Raum gespielt und normalerweise wäre ich schon längst gestartet. Im Moment ist es eher so, dass ich zu spät reagiere und den Ball deshalb nicht bekomme. Das sind Kleinigkeiten, die sich bald wieder erledigt haben werden.

DFB.de: Wann kam wieder der Durchbruch?

Kayikci: Ich hatte mir im Sommer vor einem Jahr die Weisheitszähne rausmachen lassen. Dadurch haben sich wahrscheinlich meine Statik und meine Körperhaltung verändert. Dazu kam die bekannte Geschichte mit dem Knie. Die Kombination aus alldem hat zu den Problemen geführt. Als wir das endlich wussten, konnten wir auch die entsprechenden Maßnahmen einleiten. Ich arbeite mittlerweile viel an der Rücken- und Beinmuskulatur, um die Fehlstellung zu korrigieren.

DFB.de: Wie glücklich waren Sie, als Sie erstmals wieder mit der Mannschaft auf dem Platz stehen konnten?

Kayikci: Es war ein großartiges Gefühl. Erst die Trainingseinheiten in der Vorbereitung, dann die ersten Testspiele und nun die Begegnungen in der Bundesliga – erst wenn man lange nicht dabei war, weiß man wieder, wie einem das alles gefehlt hat. Ich bin einfach nur froh, wieder ein Teil des Teams zu sein. Ich war zwar immer nah an der Mannschaft dran. Aber am Ende ist es doch ein großer Unterschied, ob man zusammen auf dem Platz um den Sieg spielt oder ob man das alles nur von der Tribüne aus verfolgen kann. Nur wenn man wirklich dabei war und seinen Anteil an Erfolg oder Misserfolg hatte, kann man die Erlebnisse auch in der Gruppe teilen. Ich bin froh, dass ich nicht mehr zuschauen muss. Ich freue mich auf jede Partie, die nun ansteht.

DFB.de: Nun kommt das Duell gegen die TSG Hoffenheim.

Kayikci: Das ist eine echte Herausforderung für uns. Hoffenheim ist im Moment eines der Topteams. Zudem haben wir in der Vorbereitung zweimal gegen sie verloren. Ein drittes Mal soll uns das bitte nicht passieren. Aber deren Leistungen zuletzt waren beeindruckend – vor allem das 7:0 am vergangenen Wochenende gegen Essen. Hoffenheim ist extrem eingespielt. Es gibt seit Jahren kaum Veränderungen innerhalb des Teams. Das ist gerade am Anfang einer Saison ein großer Vorteil, wenn alle anderen Teams sich noch finden müssen. In diesem Prozess sind wir gerade auch noch. Aber das muss jetzt egal sein. Wir spielen zuhause und wollen die Partie auf jeden Fall gewinnen, um danach sieben Punkte zu haben. Das ist unser Anspruch.

DFB.de: Um dann in der Tabelle in Richtung oberes Drittel schauen zu können?

Kayikci: Nein, nicht unbedingt. Wir schauen in unserer Situation nicht so weit nach vorne. Wir müssen sehen, dass wir uns die Punkte zurückholen, die wir zum Beispiel gegen Sand und Leverkusen liegen gelassen haben.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft? Sie waren immerhin deutsche Nationalspielerin.

Kayikci: Es wäre ein Traum, noch einmal in diesen Kreis zurückkehren zu können. Aber der Weg dorthin ist weit. Ich mache mir keinen Druck, sondern will erst einmal wieder im Verein meine Leistung bringen. Mir ist klar, dass das abgedroschen klingt, aber alles Weitere kommt dann von selbst. Vielleicht gibt die Bundestrainerin mir dann noch mal eine Chance. Mal sehen.

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