Julia Arnold: "Den Traum vom Endspiel noch mal leben"

Abstiegskampf in der 2. Bundesliga und gleichzeitig Viertelfinale im DFB-Pokal - wie passt das zusammen? Julia Arnold vom FC Carl Zeiss Jena ordnet die komplizierte Situation bei den Thüringerinnen vor dem Duell mit dem SC Freiburg heute (ab 18 Uhr, live bei Sky) im DFB.de-Interview ein. Außerdem erinnert sich die 32 Jahre alte Mittelfeldspielerin an das Jahr 2010, als sie mit Jena schon einmal im DFB-Pokalfinale stand.

DFB.de: Julia Arnold, im DFB-Pokalviertelfinale treffen Sie auf den SC Freiburg. Ist die Partie eine gute Abwechslung zum komplizierten Alltag in der 2. Bundesliga?

Julia Arnold: Ja, definitiv. Pokalspiele sind immer etwas ganz Besonderes. Ich weiß gar nicht, wann wir mit Jena zuletzt im Viertelfinale waren. Muss auf jeden Fall schon länger her sein. In der 2. Bundesliga läuft es im Moment wirklich nicht so gut. Umso mehr freuen wir uns jetzt auf das Kräftemessen mit Freiburg. Da haben wir gar nichts zu verlieren und können ohne Druck in die Partie gehen. Es ist schön, dass wir uns mal wieder mit einem Erstligisten messen können.

DFB.de: Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Arnold: Ich muss ehrlich sagen, dass ich selbst sehr gespannt bin, zu was wir in der Lage sein werden. Wenn man es realistisch betrachtet, sind wir natürlich die klaren Außenseiterinnen. Freiburg hat tolle, junge Spielerinnen. Sie sind sehr stark in dieser Saison in der Bundesliga und haben sich zu Recht im oberen Drittel festgebissen. Unsere Hoffnung ist, dass im DFB-Pokal immer alles möglich ist. Ich denke, dass wir nur positiv überraschen können.

DFB.de: Also lebt der Traum vom Halbfinale bei Ihnen?

Arnold: Wir geben uns sicher nicht vorher schon geschlagen. Ich gehe in jedes K.o.-Spiel mit dem Ziel, es zu auch gewinnen. So auch diesmal. Wir haben alle riesigen Bock darauf. Wir werden 90 Minuten oder vielleicht sogar noch länger alles geben. Wir haben natürlich schon über die Begegnung gesprochen. Dabei sind wir uns schnell einig geworden, dass es nicht unser Ziel ist, so lange wie möglich die Null zu halten. Wir wollen einfach so viel wie möglich laufen, alle Lücken stopfen. Vielleicht ist dann was drin. Und wenn nicht, wollen wir hinterher zumindest sagen können, dass wir alles gegeben haben.

DFB.de: 2010 im ersten DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln waren Sie mit dem FF USV Jena schon einmal dabei. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diesen Tag?

Arnold: Oh, das ist wirklich sehr lange her. Aber vergessen habe ich natürlich nichts. Es war ein besonderer Tag. Vor allem war es Wahnsinn, wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer dort waren – über 26.000. Ich kann mich noch gut an einen Moment erinnern. Ich bin mit meiner Zwillingsschwester Sylvia, mit der ich damals in Jena noch zusammengespielt habe, ins Stadion eingelaufen. Da haben wir uns angeschaut, uns einfach nur angelächelt und gesagt: "OK, wow!" Dieses Gefühl war der Wahnsinn. Wir waren auch damals ein Außenseiterteam und haben es bis ins Endspiel geschafft. Warum sollte uns etwas Ähnliches nicht noch einmal gelingen? Ich würde den Traum vom Endspiel gerne nochmal leben. Aber der Weg dorthin ist noch weit.

DFB.de: Damals haben Sie 0:1 gegen den FCR Duisburg verloren. Beim Gegner haben unter anderem Annike Krahn, Simone Laudehr, Inka Grings, Alexandra Popp und Marina Hegering gespielt, auf der Bank saß die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Arnold: Wahnsinn, was das damals für eine Mannschaft war. Und einige der Spielerinnen sind heute immer noch dabei. Ich weiß noch, dass wir eine defensive Mauer aufgebaut haben (lacht). Im Vorfeld war nur das Thema, wie hoch wir verlieren würden. Am Ende war es eine ganz knappe Angelegenheit. Das muss wieder unser Ziel sein.

DFB.de: Die Situation in Jena ist gerade schwierig. Sie sind in größter Abstiegsgefahr in der 2. Bundesliga. Warum ist es so kompliziert im Moment?

Arnold: Wir haben uns alle viel mehr von dieser Saison erhofft. Blöderweise haben wir einige Begegnungen knapp verloren. Vor zwei Jahren, als wir aufgestiegen sind, haben wir diese engen Partien alle für uns entschieden. Jetzt läuft es genau andersherum. Es ist schwer, aus dieser Spirale rauszukommen. Wir machen zu viele leichte Fehler, die uns häufig das Genick gebrochen haben. Aber wir haben Potenzial in der Mannschaft. Ich habe viel Vertrauen ins Team. Die Saison ist noch lang. Wir verfallen nicht in Panik. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nicht absteigen werden. An unserem Verbleib in der 2. Bundesliga hängt vieles – bis hin zu der Sportschule, die bei uns angeschlossen ist. Wir dürfen nicht absteigen. Wir haben hier eine große Verantwortung. Dessen sind sich alle bewusst. Ich bin grundsätzlich optimistisch und guter Dinge.

DFB.de: Sie sind seit 2006 mit einer kurzen Unterbrechung beim 1. FC Köln durchgängig in Jena. Wo kommt diese Verbundenheit her?

Arnold: Ganz einfach: Das ist meine Stadt und mein Verein. Jena ist meine Heimat, ich bin hier zu Hause. Mit 15 Jahren bin ich an die Sportschule gekommen. Ich überlege mir jedes Jahr, ob ich weitermache oder aufhören soll. Am Ende ist die Entscheidung immer eindeutig: So lange es geht und ich Spaß an der Sache habe, mache ich weiter. Ich möchte helfen, den Fußball hier weiterzutragen und möglichst auch voranzubringen. Und eines ist ganz sicher: Sollten wir absteigen, wovon ich auf keinen Fall ausgehe, werde ich ganz sicher nicht Schluss machen. Ich versuche immer, mit Leistung und positiven Spirit voranzugehen. Mal klappt es besser, mal ist es schwieriger. Aber es ist nie aussichtslos.

[sw]

Abstiegskampf in der 2. Bundesliga und gleichzeitig Viertelfinale im DFB-Pokal - wie passt das zusammen? Julia Arnold vom FC Carl Zeiss Jena ordnet die komplizierte Situation bei den Thüringerinnen vor dem Duell mit dem SC Freiburg heute (ab 18 Uhr, live bei Sky) im DFB.de-Interview ein. Außerdem erinnert sich die 32 Jahre alte Mittelfeldspielerin an das Jahr 2010, als sie mit Jena schon einmal im DFB-Pokalfinale stand.

DFB.de: Julia Arnold, im DFB-Pokalviertelfinale treffen Sie auf den SC Freiburg. Ist die Partie eine gute Abwechslung zum komplizierten Alltag in der 2. Bundesliga?

Julia Arnold: Ja, definitiv. Pokalspiele sind immer etwas ganz Besonderes. Ich weiß gar nicht, wann wir mit Jena zuletzt im Viertelfinale waren. Muss auf jeden Fall schon länger her sein. In der 2. Bundesliga läuft es im Moment wirklich nicht so gut. Umso mehr freuen wir uns jetzt auf das Kräftemessen mit Freiburg. Da haben wir gar nichts zu verlieren und können ohne Druck in die Partie gehen. Es ist schön, dass wir uns mal wieder mit einem Erstligisten messen können.

DFB.de: Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Arnold: Ich muss ehrlich sagen, dass ich selbst sehr gespannt bin, zu was wir in der Lage sein werden. Wenn man es realistisch betrachtet, sind wir natürlich die klaren Außenseiterinnen. Freiburg hat tolle, junge Spielerinnen. Sie sind sehr stark in dieser Saison in der Bundesliga und haben sich zu Recht im oberen Drittel festgebissen. Unsere Hoffnung ist, dass im DFB-Pokal immer alles möglich ist. Ich denke, dass wir nur positiv überraschen können.

DFB.de: Also lebt der Traum vom Halbfinale bei Ihnen?

Arnold: Wir geben uns sicher nicht vorher schon geschlagen. Ich gehe in jedes K.o.-Spiel mit dem Ziel, es zu auch gewinnen. So auch diesmal. Wir haben alle riesigen Bock darauf. Wir werden 90 Minuten oder vielleicht sogar noch länger alles geben. Wir haben natürlich schon über die Begegnung gesprochen. Dabei sind wir uns schnell einig geworden, dass es nicht unser Ziel ist, so lange wie möglich die Null zu halten. Wir wollen einfach so viel wie möglich laufen, alle Lücken stopfen. Vielleicht ist dann was drin. Und wenn nicht, wollen wir hinterher zumindest sagen können, dass wir alles gegeben haben.

DFB.de: 2010 im ersten DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln waren Sie mit dem FF USV Jena schon einmal dabei. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diesen Tag?

Arnold: Oh, das ist wirklich sehr lange her. Aber vergessen habe ich natürlich nichts. Es war ein besonderer Tag. Vor allem war es Wahnsinn, wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer dort waren – über 26.000. Ich kann mich noch gut an einen Moment erinnern. Ich bin mit meiner Zwillingsschwester Sylvia, mit der ich damals in Jena noch zusammengespielt habe, ins Stadion eingelaufen. Da haben wir uns angeschaut, uns einfach nur angelächelt und gesagt: "OK, wow!" Dieses Gefühl war der Wahnsinn. Wir waren auch damals ein Außenseiterteam und haben es bis ins Endspiel geschafft. Warum sollte uns etwas Ähnliches nicht noch einmal gelingen? Ich würde den Traum vom Endspiel gerne nochmal leben. Aber der Weg dorthin ist noch weit.

DFB.de: Damals haben Sie 0:1 gegen den FCR Duisburg verloren. Beim Gegner haben unter anderem Annike Krahn, Simone Laudehr, Inka Grings, Alexandra Popp und Marina Hegering gespielt, auf der Bank saß die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Arnold: Wahnsinn, was das damals für eine Mannschaft war. Und einige der Spielerinnen sind heute immer noch dabei. Ich weiß noch, dass wir eine defensive Mauer aufgebaut haben (lacht). Im Vorfeld war nur das Thema, wie hoch wir verlieren würden. Am Ende war es eine ganz knappe Angelegenheit. Das muss wieder unser Ziel sein.

DFB.de: Die Situation in Jena ist gerade schwierig. Sie sind in größter Abstiegsgefahr in der 2. Bundesliga. Warum ist es so kompliziert im Moment?

Arnold: Wir haben uns alle viel mehr von dieser Saison erhofft. Blöderweise haben wir einige Begegnungen knapp verloren. Vor zwei Jahren, als wir aufgestiegen sind, haben wir diese engen Partien alle für uns entschieden. Jetzt läuft es genau andersherum. Es ist schwer, aus dieser Spirale rauszukommen. Wir machen zu viele leichte Fehler, die uns häufig das Genick gebrochen haben. Aber wir haben Potenzial in der Mannschaft. Ich habe viel Vertrauen ins Team. Die Saison ist noch lang. Wir verfallen nicht in Panik. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nicht absteigen werden. An unserem Verbleib in der 2. Bundesliga hängt vieles – bis hin zu der Sportschule, die bei uns angeschlossen ist. Wir dürfen nicht absteigen. Wir haben hier eine große Verantwortung. Dessen sind sich alle bewusst. Ich bin grundsätzlich optimistisch und guter Dinge.

DFB.de: Sie sind seit 2006 mit einer kurzen Unterbrechung beim 1. FC Köln durchgängig in Jena. Wo kommt diese Verbundenheit her?

Arnold: Ganz einfach: Das ist meine Stadt und mein Verein. Jena ist meine Heimat, ich bin hier zu Hause. Mit 15 Jahren bin ich an die Sportschule gekommen. Ich überlege mir jedes Jahr, ob ich weitermache oder aufhören soll. Am Ende ist die Entscheidung immer eindeutig: So lange es geht und ich Spaß an der Sache habe, mache ich weiter. Ich möchte helfen, den Fußball hier weiterzutragen und möglichst auch voranzubringen. Und eines ist ganz sicher: Sollten wir absteigen, wovon ich auf keinen Fall ausgehe, werde ich ganz sicher nicht Schluss machen. Ich versuche immer, mit Leistung und positiven Spirit voranzugehen. Mal klappt es besser, mal ist es schwieriger. Aber es ist nie aussichtslos.

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