Jena-Trainerin Pochert: "Wir haben das Maximum herausgeholt"

Umbruch beim FC Carl Zeiss Jena: Die Mannschaft steht nach dem 0:4 gegen den FC Bayern München als Absteiger aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga fest. Außerdem wird Trainerin Anne Pochert den Verein nach 18 Jahren verlassen. Im DFB.de-Interview spricht die 36-Jährige über die Gründe ihres Abschieds und erklärt, warum der Klassenverbleib in dieser Saison nicht möglich war.

DFB.de: Anne Pochert, Sie haben angekündigt, den FC Carl Zeiss Jena zum Saisonende nach 18 Jahren zu verlassen. Wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen?

Anne Pochert: Unfassbar schwer. In den vergangenen 18 Jahren habe ich 17 Jahre beim FF USV und FCC als Trainerin gearbeitet. Es war eine der kompliziertesten Entscheidungen, die ich jemals treffen musste. Ich habe mein halbes Leben hier in Jena verbracht.

DFB.de: Warum dann überhaupt der Entschluss?

Pochert: Mir ist wichtig, zu betonen, dass es nichts mit der sportlichen Situation und dem Abstieg aus der Frauen-Bundesliga zu tun hat. Ich bin niemand, der vor schwierigen Entscheidungen oder Situationen wegläuft. Ich habe Auf- und Abstiege erlebt und drohende Insolvenzen. Mir geht es jetzt eher um die Strukturen und die Rahmenbedingungen im Verein. Da hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr viel bewirken kann und meine Arbeit dann an dieser Stelle zu Ende gehen wird. Ich habe vorher viele Gespräche mit meiner Familie geführt. Gemeinsam haben wir geschaut, was für mich das Beste ist zum aktuellen Zeitpunkt. Es ist aber keine Entscheidung, die mein Herz getroffen hat, sondern mein Verstand. Ich drücke dem FCC die Daumen, dass es sportlich wieder aufwärts geht. Ich würde mich riesig freuen, wenn Frauenfußball auf hohem Niveau in Jena möglich ist. Ich werde es ganz genau verfolgen.

DFB.de: Wie haben Ihre Spielerinnen die Entscheidung aufgenommen?

Pochert: Es sind Tränen geflossen. Man muss wissen, dass ich mit vielen Spielerinnen schon sehr lange zusammenarbeite. Das Feedback hat mir gezeigt, dass wir als Team vieles richtig gemacht haben in den vergangenen Jahren.

DFB.de: Wie geht es weiter für Sie?

Pochert: Ich brauche zunächst mal etwas Zeit, um mich zu sortieren. Nachdem ich meinen Abschied bekannt gegeben habe, sind direkt Anfrage gekommen. Ich werte das als gutes Zeichen. Aber ich brauche noch etwas Abstand. Grundsätzlich kann ich mir sehr gut vorstellen, weiter als Trainerin zu arbeiten. Allerdings ist es für mich aktuell nicht denkbar, einen direkten Konkurrenten von Carl Zeiss zu übernehmen. Das ist für mich aus Respekt meinem jetzigen Arbeitgeber gegenüber nicht machbar. Jetzt geht es zunächst mal darum, die Saison mit Jena noch ordentlich zu Ende zu bringen.

DFB.de: Wie fällt Ihr sportliches Fazit nach 20 Spieltagen und dem nun feststehenden Abstieg aus der Frauen-Bundesliga aus?

Pochert: Es mag blöd klingen nach einem Abstieg, aber ich denke dennoch, dass wir das Maximum herausgeholt haben. Sicherlich hätten wir in dem einen oder anderen Spiel noch einen Punkt mitnehmen können. Allerdings müssen wir uns am Ende eingestehen, dass der Klassenverbleib mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich war. So ehrlich muss man das Fazit ziehen.

DFB.de: Gab es ein Moment, an dem die Wende zum Guten hätten gelingen können?

Pochert: Der Sieg in Bremen am 14. Spieltag hätte ein Dosenöffner sein können. Aber dann hat uns Corona über mehrere Wochen erwischt. Und Ausfälle von wichtigen Spielerinnen können wir leider kaum gleichwertig kompensieren. Aber das sollen keine Ausreden sein. Am Ende hat es einfach nicht gereicht, um den Abstieg vermeiden zu können.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie als Trainerin, die Mannschaft Woche für Woche nach Niederlagen wieder aufzubauen?

Pochert: Zunächst möchte ich betonen, dass wir uns bewusst dazu entschieden haben, mit dem Aufstiegskader in die Bundesliga zu gehen und den jungen Spielerinnen eine Chance zu geben. Allen war bewusst, dass uns eine extrem harte Saison mit vielen Rückschlägen bevorstehen würde. Dennoch war dieses Jahr die mit Abstand schwerste Phase in meiner Karriere als Trainerin. Dennoch habe ich es genossen, weil auch diese Erfahrungen wichtig sind. Ich habe die Arbeit mit der Mannschaft genossen. Die Mädels haben Woche für Woche sehr ordentlich gearbeitet. Niemand ist weggelaufen. Alle haben die Herausforderung angenommen.

DFB.de: Hat der nun feststehende Abstieg nochmal besonders wehgetan?

Pochert: Nein, eigentlich nicht, weil es ja schon über einen längeren Zeitraum absehbar war, dass es so kommen würde. Das 0:4 gegen den FC Bayern am Freitagabend hat da keinen besonderen Schmerz bei mir ausgelöst. Eher das Gegenteil war der Fall, weil ich erneut stolz auf meine Mannschaft war. Die Spielerinnen haben super dagegengehalten. Zur Pause stand es sogar 0:0. Ich glaube nicht, dass uns das viele zugetraut hatten.

DFB.de: Nun stehen noch die Partien gegen den VfL Wolfsburg und bei der SGS Essen auf dem Programm.

Pochert: Wolfsburg ist für uns natürlich ein absolutes Bonusspiel. Sie können mit einem Sieg bei uns voraussichtlich Deutscher Meister werden. Dazu stehen sie im DFB-Pokalfinale und im Halbfinale der Champions League. Das ist ein Wahnsinnsspiel für uns, das wir gerne mitnehmen. Das letzte Saisonspiel in Essen wird dann auch mein Abschied als Trainerin aus Jena. Da wollen wir definitiv nochmal angreifen und punkten. Wir wollen uns vernünftig verabschieden.

[sw]

Umbruch beim FC Carl Zeiss Jena: Die Mannschaft steht nach dem 0:4 gegen den FC Bayern München als Absteiger aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga fest. Außerdem wird Trainerin Anne Pochert den Verein nach 18 Jahren verlassen. Im DFB.de-Interview spricht die 36-Jährige über die Gründe ihres Abschieds und erklärt, warum der Klassenverbleib in dieser Saison nicht möglich war.

DFB.de: Anne Pochert, Sie haben angekündigt, den FC Carl Zeiss Jena zum Saisonende nach 18 Jahren zu verlassen. Wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen?

Anne Pochert: Unfassbar schwer. In den vergangenen 18 Jahren habe ich 17 Jahre beim FF USV und FCC als Trainerin gearbeitet. Es war eine der kompliziertesten Entscheidungen, die ich jemals treffen musste. Ich habe mein halbes Leben hier in Jena verbracht.

DFB.de: Warum dann überhaupt der Entschluss?

Pochert: Mir ist wichtig, zu betonen, dass es nichts mit der sportlichen Situation und dem Abstieg aus der Frauen-Bundesliga zu tun hat. Ich bin niemand, der vor schwierigen Entscheidungen oder Situationen wegläuft. Ich habe Auf- und Abstiege erlebt und drohende Insolvenzen. Mir geht es jetzt eher um die Strukturen und die Rahmenbedingungen im Verein. Da hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr viel bewirken kann und meine Arbeit dann an dieser Stelle zu Ende gehen wird. Ich habe vorher viele Gespräche mit meiner Familie geführt. Gemeinsam haben wir geschaut, was für mich das Beste ist zum aktuellen Zeitpunkt. Es ist aber keine Entscheidung, die mein Herz getroffen hat, sondern mein Verstand. Ich drücke dem FCC die Daumen, dass es sportlich wieder aufwärts geht. Ich würde mich riesig freuen, wenn Frauenfußball auf hohem Niveau in Jena möglich ist. Ich werde es ganz genau verfolgen.

DFB.de: Wie haben Ihre Spielerinnen die Entscheidung aufgenommen?

Pochert: Es sind Tränen geflossen. Man muss wissen, dass ich mit vielen Spielerinnen schon sehr lange zusammenarbeite. Das Feedback hat mir gezeigt, dass wir als Team vieles richtig gemacht haben in den vergangenen Jahren.

DFB.de: Wie geht es weiter für Sie?

Pochert: Ich brauche zunächst mal etwas Zeit, um mich zu sortieren. Nachdem ich meinen Abschied bekannt gegeben habe, sind direkt Anfrage gekommen. Ich werte das als gutes Zeichen. Aber ich brauche noch etwas Abstand. Grundsätzlich kann ich mir sehr gut vorstellen, weiter als Trainerin zu arbeiten. Allerdings ist es für mich aktuell nicht denkbar, einen direkten Konkurrenten von Carl Zeiss zu übernehmen. Das ist für mich aus Respekt meinem jetzigen Arbeitgeber gegenüber nicht machbar. Jetzt geht es zunächst mal darum, die Saison mit Jena noch ordentlich zu Ende zu bringen.

DFB.de: Wie fällt Ihr sportliches Fazit nach 20 Spieltagen und dem nun feststehenden Abstieg aus der Frauen-Bundesliga aus?

Pochert: Es mag blöd klingen nach einem Abstieg, aber ich denke dennoch, dass wir das Maximum herausgeholt haben. Sicherlich hätten wir in dem einen oder anderen Spiel noch einen Punkt mitnehmen können. Allerdings müssen wir uns am Ende eingestehen, dass der Klassenverbleib mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich war. So ehrlich muss man das Fazit ziehen.

DFB.de: Gab es ein Moment, an dem die Wende zum Guten hätten gelingen können?

Pochert: Der Sieg in Bremen am 14. Spieltag hätte ein Dosenöffner sein können. Aber dann hat uns Corona über mehrere Wochen erwischt. Und Ausfälle von wichtigen Spielerinnen können wir leider kaum gleichwertig kompensieren. Aber das sollen keine Ausreden sein. Am Ende hat es einfach nicht gereicht, um den Abstieg vermeiden zu können.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie als Trainerin, die Mannschaft Woche für Woche nach Niederlagen wieder aufzubauen?

Pochert: Zunächst möchte ich betonen, dass wir uns bewusst dazu entschieden haben, mit dem Aufstiegskader in die Bundesliga zu gehen und den jungen Spielerinnen eine Chance zu geben. Allen war bewusst, dass uns eine extrem harte Saison mit vielen Rückschlägen bevorstehen würde. Dennoch war dieses Jahr die mit Abstand schwerste Phase in meiner Karriere als Trainerin. Dennoch habe ich es genossen, weil auch diese Erfahrungen wichtig sind. Ich habe die Arbeit mit der Mannschaft genossen. Die Mädels haben Woche für Woche sehr ordentlich gearbeitet. Niemand ist weggelaufen. Alle haben die Herausforderung angenommen.

DFB.de: Hat der nun feststehende Abstieg nochmal besonders wehgetan?

Pochert: Nein, eigentlich nicht, weil es ja schon über einen längeren Zeitraum absehbar war, dass es so kommen würde. Das 0:4 gegen den FC Bayern am Freitagabend hat da keinen besonderen Schmerz bei mir ausgelöst. Eher das Gegenteil war der Fall, weil ich erneut stolz auf meine Mannschaft war. Die Spielerinnen haben super dagegengehalten. Zur Pause stand es sogar 0:0. Ich glaube nicht, dass uns das viele zugetraut hatten.

DFB.de: Nun stehen noch die Partien gegen den VfL Wolfsburg und bei der SGS Essen auf dem Programm.

Pochert: Wolfsburg ist für uns natürlich ein absolutes Bonusspiel. Sie können mit einem Sieg bei uns voraussichtlich Deutscher Meister werden. Dazu stehen sie im DFB-Pokalfinale und im Halbfinale der Champions League. Das ist ein Wahnsinnsspiel für uns, das wir gerne mitnehmen. Das letzte Saisonspiel in Essen wird dann auch mein Abschied als Trainerin aus Jena. Da wollen wir definitiv nochmal angreifen und punkten. Wir wollen uns vernünftig verabschieden.

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