Horst Hrubesch: Späte Liebe

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de prägende Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Horst Hrubesch, acht Monate Interimscoach der Frauen-Nationalmannschaft.

Nein, auf diesen Namen wären wohl die wenigsten gekommen. Als Steffi Jones Anfang 2018 von ihrem Amt als Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft entbunden wurde, waren einige Persönlichkeiten als Nachfolger*in gehandelt worden. Dass aber Horst Hrubesch die DFB-Auswahl übernehmen sollte, war ein echter Überraschungscoup.

Ausgerechnet Hrubesch, Europameister, Europapokalsieger und dreimal Deutscher Meister, dessen Rufname "Kopfballungeheuer" als Marke gilt und auch schon mal in Kreuzworträtseln abgefragt wird. Ausgerechnet er, der zwar über langjährige Erfahrung im Männerfußball verfügt, dabei unter anderem mit der U 21 im Jahr 2009 Europameister wurde und 2016 Silbermedaillengewinner in Rio, nachgewiesenermaßen ein sehr erfahrener Trainer. Der aber eben noch nie eine Frauen-Mannschaft trainierte. Ausgerechnet Hrubesch sollte also die gefährdete WM-Qualifikation retten? Gerade Hrubesch!

"Fußball ist grundsätzlich Fußball"

Denn was zu Beginn als eine Entscheidung aus Mangel an kurzfristig zu Verfügung stehenden Alternativen erschien, entpuppte sich als Glücksgriff: für den Frauenfußball, aber auch für Hrubesch selbst. Denn der geradlinige, zuweilen knorrig wirkende, aber grundehrliche, das Herz auf dem rechten Fleck tragende und bodenständige Hrubesch entdeckte mit dem Frauenfußball seine späte Liebe - und der Frauenfußball ihn.

"Fußball ist grundsätzlich Fußball - egal, ob ich ein Männer- oder ein Frauenteam trainiere", sagte er damals. "Ich hatte eine Rückkehr auf die Trainerbank nicht geplant, sehe dies jetzt aber als große Chance. So können wir zum einen in Ruhe einen langfristigen Nachfolger suchen, zum anderen setzen wir einen neuen Impuls mit Blick auf die WM-Qualifikation. Wir wollen unbedingt über die Qualifikation zur Weltmeisterschaft kommen, da gehören wir hin. Das ist im Moment das Wichtigste überhaupt."

Die Mission von Hrubesch ist von Beginn an klar: als Interimscoach der verunsicherten Mannschaft wieder Selbstbewusstsein zu geben, Vertrauen aufzubauen und den Weg zurück in die Erfolgsspur zu finden. Zu Beginn auch an seiner Seite: Ulrike Ballweg, die langjährige Assistenztrainerin von Silvia Neid, die Hrubesch helfen soll, den Frauenfußball und die Spielerinnen besser zu verstehen. Über allem steht die Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich. Denn die ist nach der überraschenden Heimniederlage gegen den schärfsten Gruppenrivalen Island massiv gefährdet.

"Und dann sind wir auf einen Nenner gekommen"

Eine Herausforderung für Hrubesch, aber auch für die Spielerinnen. "Die Frage war", erinnert sich der Trainer. "Nimmst du die Spielerinnen mit oder nicht? Ich habe ihnen die Möglichkeit gegeben, mir zu erklären, wie sie sich das vorstellen. Und dann sind wir auf einen Nenner gekommen. Am Ende des Tages ging es darum, diese Qualität, die wir haben, auf den Platz zu bringen. Und auf der anderen Seite zu wissen, was wir tun müssen. Das hieß jetzt nicht nur, offensiv zu spielen oder besonders schön, sondern auch als Mannschaft aufzutreten und zu funktionieren. Wir hatten vielleicht keine Sicherheit am Anfang, haben uns aber dann wieder etwas zugetraut. Und das hat uns auf den richtigen Weg zurückgebracht."

Hrubeschs Auftrag startet im April 2019 mit den WM-Qualifikationsspielen gegen Tschechien und Slowenien, die beide 4:0 gewonnen werden. Beim anschließenden Länderspiel in Kanada geht es weiter mit einem 3:2. Ein Spiel, in dem das Team weiter Selbstbewusstsein tankt und am Ende einer Saison große Moral beweist. Das gefällt Hrubesch. Sein Motto: "Einfach Fußball spielen", in all seiner Doppeldeutigkeit. Verunsicherung auflösen, Vertrauen aufbauen, zurück zu den Grundtugenden. Es gelingt dem erfahrenen Coach, seine Philosophie zu vermitteln.

"Die Mädels haben viel mehr Aufmerksamkeit verdient"

Nach und nach finden beide Seiten zusammen. Hrubesch entdeckt die Welt des Frauenfußballs und schätzt sie mehr und mehr. Die Einsatz- und Lernbereitschaft der Spielerinnen, ihre Belastbarkeit auf und neben dem Platz, ihre Berharrlichkeit, wenn es um die duale Karriere geht, ihre Zugänglichkeit und Bodenständigkeit auch außerhalb des Platzes, die Fannähe und Authentizität. Aber auch wie unvoreingenommen die Spielerinnen mit ihm umgehen, sich einlassen auf ihn.

Hrubesch ist beeindruckt, er findet Werte, die er selbst als Spieler auf und neben dem Platz gelebt hat. Und wird nicht müde, es allen und jedem zu erzählen. Nimmt auch die Medien in die Pflicht. "Die Mädels haben viel mehr Aufmerksamkeit verdient", sagt er immer wieder und wird damit zu einem wichtigen Lobbyisten für den Frauenfußball. Ihm wird zugehört, er ist eine Legende des Männerfußballs. Und erreicht mit seiner Meinung auch Menschen, die mit Frauenfußball nicht viel am Hut haben. Wenn Hrubesch spricht, hört man(n) zu.

"Als ich angefangen habe, war das für mich noch einmal absolutes Neuland", sagt er. "Ich muss den Mädels ein Kompliment machen, die Art wie sie mit mir umgegangen sind, war überragend. Das hat von Anfang an gut gepasst und ist dann immer mehr zusammengewachsen. Es hat auch zwischenmenschlich gestimmt. Das hat es mir leicht gemacht, einen Weg zu finden. Es herrscht ein richtiges Miteinander. Das war auch der entscheidende Faktor dafür, dass wir die WM-Qualifikationsspiele so toll absolviert haben."

Ehrenrunde mit Partyhits

Es passt menschlich, und es passt sportlich. Hrubesch und sein Team gewinnen alle WM-Qualifikationsspiele, siegen auch im entscheidenden Spiel in Island mit 2:0 - die Mannschaft hält dem Druck stand und besteht den Charaktertest. Mit einem Interimstrainer, der nach dem Spiel schier platzt vor Stolz und von einer tollen Leistung "seiner Mädels" spricht. Abgeschlossen wird die WM-Qualifikation mit einem 8:0 auf den Färöern.

Unvergessen die kurze Rückfahrt mit dem Mannschaftsbus ins Hotel, auf dem das Team einen Mallorca-Partyhit nach dem anderen schmettert. Und Horst Hrubesch schmunzelnd in der ersten Reihe sitzt, den Busfahrer anweist, noch eine Runde extra zu drehen, um den Spaß nicht zu schnell enden zu lassen. Zum Abschied wird er einige Monate später von "seinen Mädels" unter anderem einen USB-Stick mit besagten Partyhits bekommen.

Da die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg noch mit der von ihr betreuten Schweizer Nationalmannschaft in die WM-Playoffs muss, verlängert sich das Engagement von Horst Hrubesch bis Ende 2018. Drei Länderspiele absolviert er noch mit seinem Team. Nach zwei Siegen folgt in Erfurt gegen Spanien ein Unentschieden. Dieses letzte Spiel mit der Frauen-Nationalmannschaft ist zugleich sein finales als Trainer. Ein historischer Moment und symbolisch, dass er ihn mit seiner späten Liebe erlebt.

"Ich bin froh, dass ich es gemacht habe"

Das Abenteuer Frauen-Nationalmannschaft - Horst Hrubesch wird es nicht vergessen. "Ich bin froh, dass ich es gemacht habe", sagt er. "Die Art und Weise, wie alle mit der Situation umgegangen sind, welche Einstellung sie hatten, ist einfach genial. Es hat Riesenspaß gemacht. Natürlich mussten wir gewinnen, das stand im Vordergrund, um uns direkt für die WM zu qualifizieren. Aber wir haben die Plattform für Martina vorbereitet. Wehmut gibt es nicht, sondern nur Freude, dass es funktioniert hat. Es bleibt dabei: Das ist eine Erfahrung, für die ich dankbar bin. Besonders überrascht hat mich, wie offen der Umgang mit den Fans ist. Das ist Fußball zum Anfassen, und den habe ich in meiner Karriere auch immer verkörpert. Dazu kommt die Professionalität. Egal, was die Mädels machen, sie geben immer 100 Prozent. Was das Thema Eigenverantwortung angeht, sind sie vorbildlich. Die Art und Weise, wie sie das alles angenommen hat, finde ich einfach fantastisch."

Nach acht Monaten ist die Mission von Horst Hrubesch als Interimscoach der DFB-Frauen beendet. So, genau so, hat sich der damals 67-Jährige seinen Abschied vorgestellt - auch wenn es gegen Spanien in Erfurt keinen Sieg gibt. Er wird dennoch als ungeschlagener Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft abtreten. Auch danach bleibt er "seinen Mädels" treu, reist bei der WM 2019 mit seiner Frau Angelika via Bully durch ganz Frankreich, um sich die Spiele anzuschauen, er versucht, wo es geht, bei den Länderspielen dabei zu sein.

Horst Hrubesch hat Spuren hinterlassen für den Frauenfußball, hat sich eingesetzt, aufmerksam gemacht, den Finger erhoben. Und aller Welt gezeigt: Schaut genau hin, es lohnt sich.

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Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de prägende Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Horst Hrubesch, acht Monate Interimscoach der Frauen-Nationalmannschaft.

Nein, auf diesen Namen wären wohl die wenigsten gekommen. Als Steffi Jones Anfang 2018 von ihrem Amt als Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft entbunden wurde, waren einige Persönlichkeiten als Nachfolger*in gehandelt worden. Dass aber Horst Hrubesch die DFB-Auswahl übernehmen sollte, war ein echter Überraschungscoup.

Ausgerechnet Hrubesch, Europameister, Europapokalsieger und dreimal Deutscher Meister, dessen Rufname "Kopfballungeheuer" als Marke gilt und auch schon mal in Kreuzworträtseln abgefragt wird. Ausgerechnet er, der zwar über langjährige Erfahrung im Männerfußball verfügt, dabei unter anderem mit der U 21 im Jahr 2009 Europameister wurde und 2016 Silbermedaillengewinner in Rio, nachgewiesenermaßen ein sehr erfahrener Trainer. Der aber eben noch nie eine Frauen-Mannschaft trainierte. Ausgerechnet Hrubesch sollte also die gefährdete WM-Qualifikation retten? Gerade Hrubesch!

"Fußball ist grundsätzlich Fußball"

Denn was zu Beginn als eine Entscheidung aus Mangel an kurzfristig zu Verfügung stehenden Alternativen erschien, entpuppte sich als Glücksgriff: für den Frauenfußball, aber auch für Hrubesch selbst. Denn der geradlinige, zuweilen knorrig wirkende, aber grundehrliche, das Herz auf dem rechten Fleck tragende und bodenständige Hrubesch entdeckte mit dem Frauenfußball seine späte Liebe - und der Frauenfußball ihn.

"Fußball ist grundsätzlich Fußball - egal, ob ich ein Männer- oder ein Frauenteam trainiere", sagte er damals. "Ich hatte eine Rückkehr auf die Trainerbank nicht geplant, sehe dies jetzt aber als große Chance. So können wir zum einen in Ruhe einen langfristigen Nachfolger suchen, zum anderen setzen wir einen neuen Impuls mit Blick auf die WM-Qualifikation. Wir wollen unbedingt über die Qualifikation zur Weltmeisterschaft kommen, da gehören wir hin. Das ist im Moment das Wichtigste überhaupt."

Die Mission von Hrubesch ist von Beginn an klar: als Interimscoach der verunsicherten Mannschaft wieder Selbstbewusstsein zu geben, Vertrauen aufzubauen und den Weg zurück in die Erfolgsspur zu finden. Zu Beginn auch an seiner Seite: Ulrike Ballweg, die langjährige Assistenztrainerin von Silvia Neid, die Hrubesch helfen soll, den Frauenfußball und die Spielerinnen besser zu verstehen. Über allem steht die Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich. Denn die ist nach der überraschenden Heimniederlage gegen den schärfsten Gruppenrivalen Island massiv gefährdet.

"Und dann sind wir auf einen Nenner gekommen"

Eine Herausforderung für Hrubesch, aber auch für die Spielerinnen. "Die Frage war", erinnert sich der Trainer. "Nimmst du die Spielerinnen mit oder nicht? Ich habe ihnen die Möglichkeit gegeben, mir zu erklären, wie sie sich das vorstellen. Und dann sind wir auf einen Nenner gekommen. Am Ende des Tages ging es darum, diese Qualität, die wir haben, auf den Platz zu bringen. Und auf der anderen Seite zu wissen, was wir tun müssen. Das hieß jetzt nicht nur, offensiv zu spielen oder besonders schön, sondern auch als Mannschaft aufzutreten und zu funktionieren. Wir hatten vielleicht keine Sicherheit am Anfang, haben uns aber dann wieder etwas zugetraut. Und das hat uns auf den richtigen Weg zurückgebracht."

Hrubeschs Auftrag startet im April 2019 mit den WM-Qualifikationsspielen gegen Tschechien und Slowenien, die beide 4:0 gewonnen werden. Beim anschließenden Länderspiel in Kanada geht es weiter mit einem 3:2. Ein Spiel, in dem das Team weiter Selbstbewusstsein tankt und am Ende einer Saison große Moral beweist. Das gefällt Hrubesch. Sein Motto: "Einfach Fußball spielen", in all seiner Doppeldeutigkeit. Verunsicherung auflösen, Vertrauen aufbauen, zurück zu den Grundtugenden. Es gelingt dem erfahrenen Coach, seine Philosophie zu vermitteln.

"Die Mädels haben viel mehr Aufmerksamkeit verdient"

Nach und nach finden beide Seiten zusammen. Hrubesch entdeckt die Welt des Frauenfußballs und schätzt sie mehr und mehr. Die Einsatz- und Lernbereitschaft der Spielerinnen, ihre Belastbarkeit auf und neben dem Platz, ihre Berharrlichkeit, wenn es um die duale Karriere geht, ihre Zugänglichkeit und Bodenständigkeit auch außerhalb des Platzes, die Fannähe und Authentizität. Aber auch wie unvoreingenommen die Spielerinnen mit ihm umgehen, sich einlassen auf ihn.

Hrubesch ist beeindruckt, er findet Werte, die er selbst als Spieler auf und neben dem Platz gelebt hat. Und wird nicht müde, es allen und jedem zu erzählen. Nimmt auch die Medien in die Pflicht. "Die Mädels haben viel mehr Aufmerksamkeit verdient", sagt er immer wieder und wird damit zu einem wichtigen Lobbyisten für den Frauenfußball. Ihm wird zugehört, er ist eine Legende des Männerfußballs. Und erreicht mit seiner Meinung auch Menschen, die mit Frauenfußball nicht viel am Hut haben. Wenn Hrubesch spricht, hört man(n) zu.

"Als ich angefangen habe, war das für mich noch einmal absolutes Neuland", sagt er. "Ich muss den Mädels ein Kompliment machen, die Art wie sie mit mir umgegangen sind, war überragend. Das hat von Anfang an gut gepasst und ist dann immer mehr zusammengewachsen. Es hat auch zwischenmenschlich gestimmt. Das hat es mir leicht gemacht, einen Weg zu finden. Es herrscht ein richtiges Miteinander. Das war auch der entscheidende Faktor dafür, dass wir die WM-Qualifikationsspiele so toll absolviert haben."

Ehrenrunde mit Partyhits

Es passt menschlich, und es passt sportlich. Hrubesch und sein Team gewinnen alle WM-Qualifikationsspiele, siegen auch im entscheidenden Spiel in Island mit 2:0 - die Mannschaft hält dem Druck stand und besteht den Charaktertest. Mit einem Interimstrainer, der nach dem Spiel schier platzt vor Stolz und von einer tollen Leistung "seiner Mädels" spricht. Abgeschlossen wird die WM-Qualifikation mit einem 8:0 auf den Färöern.

Unvergessen die kurze Rückfahrt mit dem Mannschaftsbus ins Hotel, auf dem das Team einen Mallorca-Partyhit nach dem anderen schmettert. Und Horst Hrubesch schmunzelnd in der ersten Reihe sitzt, den Busfahrer anweist, noch eine Runde extra zu drehen, um den Spaß nicht zu schnell enden zu lassen. Zum Abschied wird er einige Monate später von "seinen Mädels" unter anderem einen USB-Stick mit besagten Partyhits bekommen.

Da die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg noch mit der von ihr betreuten Schweizer Nationalmannschaft in die WM-Playoffs muss, verlängert sich das Engagement von Horst Hrubesch bis Ende 2018. Drei Länderspiele absolviert er noch mit seinem Team. Nach zwei Siegen folgt in Erfurt gegen Spanien ein Unentschieden. Dieses letzte Spiel mit der Frauen-Nationalmannschaft ist zugleich sein finales als Trainer. Ein historischer Moment und symbolisch, dass er ihn mit seiner späten Liebe erlebt.

"Ich bin froh, dass ich es gemacht habe"

Das Abenteuer Frauen-Nationalmannschaft - Horst Hrubesch wird es nicht vergessen. "Ich bin froh, dass ich es gemacht habe", sagt er. "Die Art und Weise, wie alle mit der Situation umgegangen sind, welche Einstellung sie hatten, ist einfach genial. Es hat Riesenspaß gemacht. Natürlich mussten wir gewinnen, das stand im Vordergrund, um uns direkt für die WM zu qualifizieren. Aber wir haben die Plattform für Martina vorbereitet. Wehmut gibt es nicht, sondern nur Freude, dass es funktioniert hat. Es bleibt dabei: Das ist eine Erfahrung, für die ich dankbar bin. Besonders überrascht hat mich, wie offen der Umgang mit den Fans ist. Das ist Fußball zum Anfassen, und den habe ich in meiner Karriere auch immer verkörpert. Dazu kommt die Professionalität. Egal, was die Mädels machen, sie geben immer 100 Prozent. Was das Thema Eigenverantwortung angeht, sind sie vorbildlich. Die Art und Weise, wie sie das alles angenommen hat, finde ich einfach fantastisch."

Nach acht Monaten ist die Mission von Horst Hrubesch als Interimscoach der DFB-Frauen beendet. So, genau so, hat sich der damals 67-Jährige seinen Abschied vorgestellt - auch wenn es gegen Spanien in Erfurt keinen Sieg gibt. Er wird dennoch als ungeschlagener Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft abtreten. Auch danach bleibt er "seinen Mädels" treu, reist bei der WM 2019 mit seiner Frau Angelika via Bully durch ganz Frankreich, um sich die Spiele anzuschauen, er versucht, wo es geht, bei den Länderspielen dabei zu sein.

Horst Hrubesch hat Spuren hinterlassen für den Frauenfußball, hat sich eingesetzt, aufmerksam gemacht, den Finger erhoben. Und aller Welt gezeigt: Schaut genau hin, es lohnt sich.

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