Hagel: "Wenn wir Dritter werden wollen, sollten wir gewinnen"

Das Saisonziel ist klar: Vor ihrem Wechsel zum VfL Wolfsburg will Nationalspielerin Chantal Hagel mit der TSG Hoffenheim in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga Platz drei und damit das internationale Geschäft erreichen. Heute (ab 13 Uhr, live bei MagentaSport) geht es zum Konkurrenten Eintracht Frankfurt. Im DFB.de-Interview spricht die 24-Jährige mit Mitarbeiter Ralf Debat über das "Endspiel".

DFB.de: Hat die Nachholpartie in Frankfurt bereits Endspielcharakter, Frau Hagel?

Chantal Hagel: Ich würde es nicht als Endspiel bezeichnen, denn auch danach stehen noch vier Spieltage aus, an denen einiges passieren kann. Es ist aber mit Sicherheit eine richtungweisende Partie, in der wir die Chance nutzen wollen, unsere Ausgangsposition weiter zu verbessern. Klar, wenn wir Dritter werden wollen, sollten wir die Punkte holen und gewinnen.

DFB.de: Wie sehr ist die Anspannung oder die Vorfreude im Team bereits zu spüren?

Hagel: Die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall. Schon bei der ersten Ansetzung der Partie, die witterungsbedingt abgesagt werden musste, waren wir richtig heiß auf das Duell, zumal wir sehr gut drauf waren. Aber auch nach der Länderspielpause konnten wir unsere Serie fortsetzen, bereiten uns jetzt intensiv vor und wollen das Bestmögliche herausholen.

DFB.de: Liegt der Druck wegen des Rückstands von drei Punkten bei der TSG oder wie bewerten Sie die Ausgangslage?

Hagel: Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir wesentlich stärker unter Druck stehen. Auch die Eintracht kann sich definitiv keine Niederlage erlauben, wenn sie Platz drei weiterhin in der eigenen Hand behalten will. Von daher steht das Team genauso unter Druck.

DFB.de: Beide Mannschaften sind gut in Form, legten zuletzt Siegesserien hin. Wer hat das größere Selbstvertrauen?

Hagel: Selbstbewusst werden sicherlich beide Teams ins Spiel gehen. Wir sind optimal in das neue Jahr gestartet, auch Frankfurt hat sich zuletzt keine Blöße gegeben. Es gilt, unsere Stärken auf den Platz zu bringen und unser Spiel aufzuziehen.

DFB.de: Seit dem Trainerwechsel vor der Winterpause gab es keinen Punktverlust mehr. Was macht die TSG aktuell so stark?

Hagel: Das Team ist vor allem noch enger zusammengerückt. Wir haben intensiv daran gearbeitet, weniger Gegentore zu bekommen, schaffen es aber gleichzeitig auch, uns mehr Torchancen herauszuspielen.

DFB.de: Welchen Anteil hat daran der neue Trainer Stephan Lerch?

Hagel: Die Zusammenarbeit läuft sehr gut, nicht nur wegen der positiven Ergebnisse. Schon in der Phase, als zunächst Co-Trainerin Nadine Rolser für einige Wochen die Trainingsleitung übernahm, hatte sich Stephan Lerch dem Team vorgestellt und seine Spielidee vermittelt. Deshalb war es dann ein fließender Übergang.

DFB.de: Beim jüngsten 1:0 in Leverkusen hatte sich Ihre Mannschaft allerdings sehr schwergetan. Welche Schlüsse haben Sie aus der Partie gezogen?

Hagel: Eines vorweg: Wir alle wissen, dass wir besser spielen können und müssen, als wir es in Leverkusen gezeigt haben. Wenn es aber in einer Partie mal nicht so gut läuft, dann muss man sich vor allem auf die Basics und die so genannten einfachen Dinge konzentrieren sowie die wenigen sich bietenden Chancen konsequent nutzen. Das haben wir in Leverkusen geschafft und die wichtigen drei Punkte mitgenommen. Im Nachhinein fragt niemand mehr danach, wie das Ergebnis zustande gekommen ist.

DFB.de: Die Eintracht gewann zwei Tage später vor der Rekordkulisse von mehr als 38.000 Zuschauer*innen beim 1. FC Köln 2:0. Mal ehrlich: Waren Sie deshalb ein wenig neidisch?

Hagel: Es war auf jeden Fall sehr schön zu sehen, wie viele Menschen ins Stadion gekommen sind, um die beiden Teams zu unterstützen. Es freut mich für jede Spielerin, die das auf dem Platz erleben durfte. Es ist ein weiterer Beleg für den Aufschwung, den unser Sport derzeit nimmt, und wir sind dabei mit Sicherheit noch nicht am Ende angekommen. Die Eintracht hat es bei der riesigen Kulisse gut gemacht, ihre Qualität hat sich durchgesetzt.

DFB.de: Das 3:3 im Hinspiel gegen Frankfurt war sehr turbulent. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Hagel: Wir lagen damals schon 0:2 und 1:3 zurück, sind aber jeweils zurückgekommen. Das zeigt, dass wir niemals aufgeben. Die Eintracht hat aber auch eindrucksvoll gezeigt, welche Stärken das Team vor allem in der Offensive hat. Bei Spielerinnen wie Lara Prasnikar, Laura Freigang, Geraldine Reuteler oder Barbara Dunst darf man niemals abschalten, denn das würde sofort bestraft.

DFB.de: Mit welcher Einstellung muss das Team in die Partie gehen?

Hagel: Unser Ziel ist es ganz klar, alle drei Punkte mit nach Hoffenheim zu nehmen.

DFB.de: Wie groß ist Ihre persönliche Motivation, sich mit Platz drei aus Hoffenheim zu verabschieden?

Hagel: Das wäre mir sehr wichtig. Vor zwei Jahren haben wir es schon einmal geschafft und es war für uns alle ein wunderbares Erlebnis, international zu spielen. Es ist ganz klar mein Ziel, diesen Erfolg zu wiederholen. Das wäre ein sehr guter Abschluss.

DFB.de: Sie sind bereits seit 2016 für die TSG am Ball. Was war für Ihre Entscheidung ausschlaggebend, den Verein in Richtung Wolfsburg zu verlassen?

Hagel: Ich hatte sieben phantastische Jahre in einem familiären Verein, konnte mich in Hoffenheim sehr gut weiterentwickeln. Jetzt aber hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, zum erfolgreichsten Verein in Deutschland zu wechseln. Ein solches Angebot kann man nicht ablehnen. Es hat sich auch einfach gut angefühlt, bald etwas Neues auszuprobieren.

DFB.de: Hat auch eine Rolle gespielt, dass Sie in Wolfsburg bessere Chancen sehen, um sich auch in der Nationalmannschaft auf Dauer einen Stammplatz sichern zu können?

Hagel: Damit hat der Wechsel erst einmal nichts zu tun. Die Ziele mit dem Verein stehen ganz klar im Vordergrund. Ich habe in Wolfsburg die Chance, dauerhaft international und um Titel mitzuspielen. Das ist eine große Herausforderung. Ich möchte mich beim VfL durchsetzen und gute Spiele abliefern. Wenn mir das gelingt, erhoffe ich mir natürlich auch, mich weiterhin bei der Nationalmannschaft beweisen zu dürfen.

DFB.de: Aktuell sind Sie noch als Referendarin für Grundschullehramt tätig. Werden Sie sich in Wolfsburg komplett auf den Fußball fokussieren?

Hagel: Momentan stehen für mich die letzten Prüfungen an, das Referendariat endet dann im Sommer. Auch deshalb kommt der Vereinswechsel zum richtigen Zeitpunkt. In Wolfsburg werde ich mich erst einmal voll auf den Sport konzentrieren.

DFB.de: Versprechen Sie sich davon auch noch eine Leistungssteigerung?

Hagel: Ja, schon. Bislang habe ich Fußball und Beruf zwar gut unter einen Hut bekommen. Auf Dauer merkt man die zusätzliche Belastung aber schon. Vor allem für den Kopf ist es nicht immer einfach. Bisher kannte ich es aber gar nicht anders. Umso mehr bin ich auch selbst ein wenig gespannt, wie ich damit zurechtkomme. Ich gehe mal davon aus, dass mir auf jeden Fall nicht langweilig wird. (lacht)

DFB.de: Vor einem Jahr hatten Sie die Teilnahme an der Europameisterschaft in England ganz knapp verpasst. Wie haben Sie diese Enttäuschung weggesteckt?

Hagel: Das ging tatsächlich sehr gut. Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ich erst ein oder zwei Lehrgänge zuvor überhaupt erstmals nominiert worden war. Deshalb war es für mich ein großes Privileg, die Vorbereitung auf ein großes Turnier mitmachen zu dürfen. Das hat mich enorm weitergebracht.

DFB.de: Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, im Sommer bei der WM in Australien und Neuseeland dabei zu sein?

Hagel: Es ist selbstverständlich mein Ziel, mit zur WM fahren zu dürfen. Dafür muss ich gesund und fit bleiben sowie vor allem konstant meine Leistung abrufen.

[mspw]

Das Saisonziel ist klar: Vor ihrem Wechsel zum VfL Wolfsburg will Nationalspielerin Chantal Hagel mit der TSG Hoffenheim in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga Platz drei und damit das internationale Geschäft erreichen. Heute (ab 13 Uhr, live bei MagentaSport) geht es zum Konkurrenten Eintracht Frankfurt. Im DFB.de-Interview spricht die 24-Jährige mit Mitarbeiter Ralf Debat über das "Endspiel".

DFB.de: Hat die Nachholpartie in Frankfurt bereits Endspielcharakter, Frau Hagel?

Chantal Hagel: Ich würde es nicht als Endspiel bezeichnen, denn auch danach stehen noch vier Spieltage aus, an denen einiges passieren kann. Es ist aber mit Sicherheit eine richtungweisende Partie, in der wir die Chance nutzen wollen, unsere Ausgangsposition weiter zu verbessern. Klar, wenn wir Dritter werden wollen, sollten wir die Punkte holen und gewinnen.

DFB.de: Wie sehr ist die Anspannung oder die Vorfreude im Team bereits zu spüren?

Hagel: Die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall. Schon bei der ersten Ansetzung der Partie, die witterungsbedingt abgesagt werden musste, waren wir richtig heiß auf das Duell, zumal wir sehr gut drauf waren. Aber auch nach der Länderspielpause konnten wir unsere Serie fortsetzen, bereiten uns jetzt intensiv vor und wollen das Bestmögliche herausholen.

DFB.de: Liegt der Druck wegen des Rückstands von drei Punkten bei der TSG oder wie bewerten Sie die Ausgangslage?

Hagel: Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir wesentlich stärker unter Druck stehen. Auch die Eintracht kann sich definitiv keine Niederlage erlauben, wenn sie Platz drei weiterhin in der eigenen Hand behalten will. Von daher steht das Team genauso unter Druck.

DFB.de: Beide Mannschaften sind gut in Form, legten zuletzt Siegesserien hin. Wer hat das größere Selbstvertrauen?

Hagel: Selbstbewusst werden sicherlich beide Teams ins Spiel gehen. Wir sind optimal in das neue Jahr gestartet, auch Frankfurt hat sich zuletzt keine Blöße gegeben. Es gilt, unsere Stärken auf den Platz zu bringen und unser Spiel aufzuziehen.

DFB.de: Seit dem Trainerwechsel vor der Winterpause gab es keinen Punktverlust mehr. Was macht die TSG aktuell so stark?

Hagel: Das Team ist vor allem noch enger zusammengerückt. Wir haben intensiv daran gearbeitet, weniger Gegentore zu bekommen, schaffen es aber gleichzeitig auch, uns mehr Torchancen herauszuspielen.

DFB.de: Welchen Anteil hat daran der neue Trainer Stephan Lerch?

Hagel: Die Zusammenarbeit läuft sehr gut, nicht nur wegen der positiven Ergebnisse. Schon in der Phase, als zunächst Co-Trainerin Nadine Rolser für einige Wochen die Trainingsleitung übernahm, hatte sich Stephan Lerch dem Team vorgestellt und seine Spielidee vermittelt. Deshalb war es dann ein fließender Übergang.

DFB.de: Beim jüngsten 1:0 in Leverkusen hatte sich Ihre Mannschaft allerdings sehr schwergetan. Welche Schlüsse haben Sie aus der Partie gezogen?

Hagel: Eines vorweg: Wir alle wissen, dass wir besser spielen können und müssen, als wir es in Leverkusen gezeigt haben. Wenn es aber in einer Partie mal nicht so gut läuft, dann muss man sich vor allem auf die Basics und die so genannten einfachen Dinge konzentrieren sowie die wenigen sich bietenden Chancen konsequent nutzen. Das haben wir in Leverkusen geschafft und die wichtigen drei Punkte mitgenommen. Im Nachhinein fragt niemand mehr danach, wie das Ergebnis zustande gekommen ist.

DFB.de: Die Eintracht gewann zwei Tage später vor der Rekordkulisse von mehr als 38.000 Zuschauer*innen beim 1. FC Köln 2:0. Mal ehrlich: Waren Sie deshalb ein wenig neidisch?

Hagel: Es war auf jeden Fall sehr schön zu sehen, wie viele Menschen ins Stadion gekommen sind, um die beiden Teams zu unterstützen. Es freut mich für jede Spielerin, die das auf dem Platz erleben durfte. Es ist ein weiterer Beleg für den Aufschwung, den unser Sport derzeit nimmt, und wir sind dabei mit Sicherheit noch nicht am Ende angekommen. Die Eintracht hat es bei der riesigen Kulisse gut gemacht, ihre Qualität hat sich durchgesetzt.

DFB.de: Das 3:3 im Hinspiel gegen Frankfurt war sehr turbulent. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Hagel: Wir lagen damals schon 0:2 und 1:3 zurück, sind aber jeweils zurückgekommen. Das zeigt, dass wir niemals aufgeben. Die Eintracht hat aber auch eindrucksvoll gezeigt, welche Stärken das Team vor allem in der Offensive hat. Bei Spielerinnen wie Lara Prasnikar, Laura Freigang, Geraldine Reuteler oder Barbara Dunst darf man niemals abschalten, denn das würde sofort bestraft.

DFB.de: Mit welcher Einstellung muss das Team in die Partie gehen?

Hagel: Unser Ziel ist es ganz klar, alle drei Punkte mit nach Hoffenheim zu nehmen.

DFB.de: Wie groß ist Ihre persönliche Motivation, sich mit Platz drei aus Hoffenheim zu verabschieden?

Hagel: Das wäre mir sehr wichtig. Vor zwei Jahren haben wir es schon einmal geschafft und es war für uns alle ein wunderbares Erlebnis, international zu spielen. Es ist ganz klar mein Ziel, diesen Erfolg zu wiederholen. Das wäre ein sehr guter Abschluss.

DFB.de: Sie sind bereits seit 2016 für die TSG am Ball. Was war für Ihre Entscheidung ausschlaggebend, den Verein in Richtung Wolfsburg zu verlassen?

Hagel: Ich hatte sieben phantastische Jahre in einem familiären Verein, konnte mich in Hoffenheim sehr gut weiterentwickeln. Jetzt aber hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, zum erfolgreichsten Verein in Deutschland zu wechseln. Ein solches Angebot kann man nicht ablehnen. Es hat sich auch einfach gut angefühlt, bald etwas Neues auszuprobieren.

DFB.de: Hat auch eine Rolle gespielt, dass Sie in Wolfsburg bessere Chancen sehen, um sich auch in der Nationalmannschaft auf Dauer einen Stammplatz sichern zu können?

Hagel: Damit hat der Wechsel erst einmal nichts zu tun. Die Ziele mit dem Verein stehen ganz klar im Vordergrund. Ich habe in Wolfsburg die Chance, dauerhaft international und um Titel mitzuspielen. Das ist eine große Herausforderung. Ich möchte mich beim VfL durchsetzen und gute Spiele abliefern. Wenn mir das gelingt, erhoffe ich mir natürlich auch, mich weiterhin bei der Nationalmannschaft beweisen zu dürfen.

DFB.de: Aktuell sind Sie noch als Referendarin für Grundschullehramt tätig. Werden Sie sich in Wolfsburg komplett auf den Fußball fokussieren?

Hagel: Momentan stehen für mich die letzten Prüfungen an, das Referendariat endet dann im Sommer. Auch deshalb kommt der Vereinswechsel zum richtigen Zeitpunkt. In Wolfsburg werde ich mich erst einmal voll auf den Sport konzentrieren.

DFB.de: Versprechen Sie sich davon auch noch eine Leistungssteigerung?

Hagel: Ja, schon. Bislang habe ich Fußball und Beruf zwar gut unter einen Hut bekommen. Auf Dauer merkt man die zusätzliche Belastung aber schon. Vor allem für den Kopf ist es nicht immer einfach. Bisher kannte ich es aber gar nicht anders. Umso mehr bin ich auch selbst ein wenig gespannt, wie ich damit zurechtkomme. Ich gehe mal davon aus, dass mir auf jeden Fall nicht langweilig wird. (lacht)

DFB.de: Vor einem Jahr hatten Sie die Teilnahme an der Europameisterschaft in England ganz knapp verpasst. Wie haben Sie diese Enttäuschung weggesteckt?

Hagel: Das ging tatsächlich sehr gut. Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ich erst ein oder zwei Lehrgänge zuvor überhaupt erstmals nominiert worden war. Deshalb war es für mich ein großes Privileg, die Vorbereitung auf ein großes Turnier mitmachen zu dürfen. Das hat mich enorm weitergebracht.

DFB.de: Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, im Sommer bei der WM in Australien und Neuseeland dabei zu sein?

Hagel: Es ist selbstverständlich mein Ziel, mit zur WM fahren zu dürfen. Dafür muss ich gesund und fit bleiben sowie vor allem konstant meine Leistung abrufen.

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