Güterslohs Aradini und der Aufstiegstraum: "Die Uhr tickt"

Seit zwölf Jahren spielt Shpresa Aradini für den FSV Gütersloh. Die 28-Jährige will sich mit dem Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga einen Traum erfüllen. Im DFB.de-Interview spricht die Offensivspielerin, die im Berufsleben in einem Autohaus arbeitet, mit Mitarbeiter Peter Haidinger über ihre Motivationskünste, das Topspiel gegen RB Leipzig und die Spendenaktion für die Erdbebenopfer.

DFB.de: Heute (ab 11 Uhr) steigt in der 2. Frauen-Bundesliga die Nachholpartie gegen Tabellenführer RB Leipzig. Wie sehr kribbelt es bereits bei Ihnen und beim gesamten FSV-Team, Frau Aradini?

Shpresa Aradini: Gegen RB Leipzig kribbelt es immer, weil diese Spiele etwas Besonderes sind und wir unbedingt gewinnen wollen. Wir sind eigentlich vor jedem Spiel aufgeregt, aber gegen Leipzig noch ein wenig mehr. (lacht) Es fühlt sich einfach anders an.

DFB.de: Ein Teil der Zuschauereinnahmen wird auf Initiative des Vereins an die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien gespendet. Wurden im Vorfeld zusätzliche Aktionen für das Topspiel durchgeführt, damit möglichst viele Zuschauer kommen?

Aradini: Der Vorstand, aber auch das Trainerteam und viele meiner Mitspielerinnen rühren über die sozialen Medien bereits seit Tagen eifrig die Werbetrommel. Alles wird bei WhatsApp, Instagram oder Facebook hochgeladen, um die Menschen für unser Spiel zu begeistern und auf das soziale Engagement aufmerksam zu machen. Für jedes verkaufte Ticket fließt ein Euro in die Spendenaktion. Es lohnt sich also doppelt, ins Stadion zu kommen und uns zu unterstützen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Spendenaktion?

Aradini: Unser Vorstand und das Trainerteam hatten die Idee. Wir alle waren aber sofort dabei und unterstützen die Aktion. Das Gleiche wie den Menschen in der Türkei und Syrien könnte uns morgen auch passieren. Hilfe und Zusammenhalt sind in solchen Situationen das Wichtigste. Da wird der Fußball zur Nebensache.

DFB.de: Wird auch das FSV-Team selbst einen Beitrag leisten?

Aradini: Im Mannschaftsrat haben wir über die Aktion gesprochen. Wir wollen uns zusätzlich einbringen, befinden uns aber noch in der Planungsphase für eigene Spendenaktionen.

DFB.de: Sie spielen bereits seit mehr als zwölf Jahren für den FSV Gütersloh. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Aradini: Ich habe beim TuS Wadersloh mit dem Fußball begonnen, damals noch zusammen mit den Jungs. Im Alter von 16 Jahren bin ich zum FSV Gütersloh gewechselt und habe mich seitdem immer sehr wohl gefühlt. Meine Eltern, die mich immer zum Training gefahren hatten, unterstützten mich sehr. Der FSV Gütersloh steht für Kampfgeist, Spaß und Freude.

DFB.de: Hatten Sie nie Angebote von anderen Vereinen?

Aradini: Arminia Bielefeld und der Herforder SV wollten mich verpflichten. Aber jeder, der mich kennt, weiß genau, dass ich mich beim FSV Gütersloh zu Hause fühle. Ich arbeite in meiner Heimat Wadersloh seit zehn Jahren in einem Autohaus, bin dort im Verkauf tätig. Das zeigt doch, dass ich ein Gewohnheitsmensch bin und nicht so sehr auf Veränderungen stehe. Alles passt. Ich arbeite bis 17.30 Uhr und um 18.15 Uhr ist Training. Wenn ein Kunde kurz vor Dienstschluss noch ein Auto anschauen und kaufen möchte, könnte es unter Umständen einmal eng werden. (lacht)

DFB.de: Der FSV Gütersloh mischt in der 2. Frauen-Bundesliga in der Spitzengruppe mit. Was zeichnet die Mannschaft in dieser Saison aus?

Aradini: Nachdem uns vor Saisonbeginn mit Annalena Rieke, Marina Hermes und Noreen Günnewig drei erfahrene Spielerinnen verlassen hatten, war ich anfangs skeptisch. Es kamen viele jüngere Spielerinnen hinzu, die sich jedoch super in das Team integriert haben. Wir kämpfen, halten auf und neben dem Platz zusammen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen auf den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga?

Aradini: In der Hinrunde haben wir mit einem komplett neuen Team bereits gezeigt, zu welchen Leistungen wir in der Liga sind. Ich spiele nicht Fußball, um den Klassenverbleib zu schaffen, sondern will immer gewinnen. Ich bin mir sicher, dass wir mindestens Rang vier erreichen, im besten Fall sogar bis zum Schluss um die Aufstiegsplätze mitspielen.

DFB.de: Nach der Winterpause ist der FSV mit einem 1:1 bei Eintracht Frankfurt II aus den Startlöchern gekommen. War das insgesamt zu wenig, um die Ziele zu erreichen?

Aradini: Eintracht Frankfurt hat eine technisch sehr starke und robuste U 20-Mannschaft. Ich spiele nicht so gerne gegen die Eintracht, weil die Spielerinnen sehr flink unterwegs sind. Ich denke, es war am Ende ein leistungsgerechtes Unentschieden.

DFB.de: In Frankfurt wurden Sie erst in der zweiten Halbzeit gebracht. Was war los?

Aradini: Kann ich nicht sagen. (lacht) Die Trainer hatten diesmal einen anderen Plan und der ist am Ende auch aufgegangen. Jede ist ersetzbar. Zugegeben: Für mich war es eine ungewohnte Situation, mit der ich aber professionell umgehe.

DFB.de: Woran muss in den nächsten Wochen gearbeitet werden, um oben dranzubleiben?

Aradini: Vor allem im Offensivspiel haben wir noch Luft nach oben. Wir müssen unsere Aktionen mit mehr Selbstbewusstsein und insgesamt mutiger vortragen. Das Potential ist im Team auf jeden Fall vorhanden.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft?

Aradini: Ich übernehme Verantwortung, sehe mich mittlerweile als Führungsspielerin, ergreife in der Kabine das Wort und werde von meinen Mitspielerinnen als Einpeitscherin und Motivatorin geschätzt. Ich will Spaß haben und Spiele gewinnen. Es war für mich anfangs komisch, als jüngere Spielerinnen auf mich zukamen und mich um Rat fragten. Das ist jetzt kein Thema mehr. Wenn jemand meine Hilfe benötigt, bin ich gerne da.

DFB.de: Im DFB-Pokal der Frauen gab es ein 2:8 gegen Doublesieger VfL Wolfsburg. Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Liga?

Aradini: Zunächst einmal muss man sagen, dass der VfL Wolfsburg auch in der Bundesliga noch eine Ausnahmestellung einnimmt. Von daher sind die Unterschiede zu den vermeintlich schwächeren Teams sicherlich nicht ganz so groß, wie es beim VfL der Fall war. Wolfsburg hat einfach eine super Mannschaft und verfügt beispielsweise auch über einen breitgefächerten Betreuer- und Trainerstab. Beim Aufwärmen hatte ich fast den Eindruck, dass jede Spielerin einen persönlichen Trainer hat. Die Qualitätsunterschiede waren schon gewaltig. Wir führten dennoch plötzlich 1:0 und ich wollte die Schiedsrichterin am liebsten fragen, ob sie nicht abpfeifen könnte. (lacht) Es war für uns alle ein Riesenerlebnis, vor mehr als 2.000 Zuschauer*innen gegen Alexandra Popp oder Lena Oberdorf zu spielen, die kurz zuvor noch bei der EM in England geglänzt hatten.

DFB.de: Mit 16 Jahren hatten Sie in der Saison 2012/2013 bereits für den FSV Gütersloh in der Frauen-Bundesliga gespielt. Seitdem kämpft der Verein um die Rückkehr ins Oberhaus. Würde für Sie mit dem Aufstieg ein Traum in Erfüllung gehen?

Aradini: Definitiv. Ich hatte damals nur Kurzeinsätze, will es unbedingt noch einmal schaffen und mich beweisen. Ich bin 28 Jahre - und die Uhr tickt. (lacht)

DFB.de: In welchen Bereichen müssen Sie sich persönlich verbessern, um weitere Schritte in diese Richtung machen zu können?

Aradini: Ich muss selbstloser und egoistischer vor dem Tor sein und noch mehr den Abschluss suchen. Je mehr ich mich dem gegnerischen Tor nähere, gebe ich die Verantwortung zu oft an eine Mitspielerin ab, anstatt selbst aufs Tor zu schießen. Dass ich es besser kann, beweise ich im Training.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um gegen RB Leipzig zu bestehen?

Aradini: Wer mehr Herz, Kampf und Leidenschaft auf den Platz bringt, hat größere Chancen zu gewinnen.

[mspw]

Seit zwölf Jahren spielt Shpresa Aradini für den FSV Gütersloh. Die 28-Jährige will sich mit dem Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga einen Traum erfüllen. Im DFB.de-Interview spricht die Offensivspielerin, die im Berufsleben in einem Autohaus arbeitet, mit Mitarbeiter Peter Haidinger über ihre Motivationskünste, das Topspiel gegen RB Leipzig und die Spendenaktion für die Erdbebenopfer.

DFB.de: Heute (ab 11 Uhr) steigt in der 2. Frauen-Bundesliga die Nachholpartie gegen Tabellenführer RB Leipzig. Wie sehr kribbelt es bereits bei Ihnen und beim gesamten FSV-Team, Frau Aradini?

Shpresa Aradini: Gegen RB Leipzig kribbelt es immer, weil diese Spiele etwas Besonderes sind und wir unbedingt gewinnen wollen. Wir sind eigentlich vor jedem Spiel aufgeregt, aber gegen Leipzig noch ein wenig mehr. (lacht) Es fühlt sich einfach anders an.

DFB.de: Ein Teil der Zuschauereinnahmen wird auf Initiative des Vereins an die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien gespendet. Wurden im Vorfeld zusätzliche Aktionen für das Topspiel durchgeführt, damit möglichst viele Zuschauer kommen?

Aradini: Der Vorstand, aber auch das Trainerteam und viele meiner Mitspielerinnen rühren über die sozialen Medien bereits seit Tagen eifrig die Werbetrommel. Alles wird bei WhatsApp, Instagram oder Facebook hochgeladen, um die Menschen für unser Spiel zu begeistern und auf das soziale Engagement aufmerksam zu machen. Für jedes verkaufte Ticket fließt ein Euro in die Spendenaktion. Es lohnt sich also doppelt, ins Stadion zu kommen und uns zu unterstützen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Spendenaktion?

Aradini: Unser Vorstand und das Trainerteam hatten die Idee. Wir alle waren aber sofort dabei und unterstützen die Aktion. Das Gleiche wie den Menschen in der Türkei und Syrien könnte uns morgen auch passieren. Hilfe und Zusammenhalt sind in solchen Situationen das Wichtigste. Da wird der Fußball zur Nebensache.

DFB.de: Wird auch das FSV-Team selbst einen Beitrag leisten?

Aradini: Im Mannschaftsrat haben wir über die Aktion gesprochen. Wir wollen uns zusätzlich einbringen, befinden uns aber noch in der Planungsphase für eigene Spendenaktionen.

DFB.de: Sie spielen bereits seit mehr als zwölf Jahren für den FSV Gütersloh. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Aradini: Ich habe beim TuS Wadersloh mit dem Fußball begonnen, damals noch zusammen mit den Jungs. Im Alter von 16 Jahren bin ich zum FSV Gütersloh gewechselt und habe mich seitdem immer sehr wohl gefühlt. Meine Eltern, die mich immer zum Training gefahren hatten, unterstützten mich sehr. Der FSV Gütersloh steht für Kampfgeist, Spaß und Freude.

DFB.de: Hatten Sie nie Angebote von anderen Vereinen?

Aradini: Arminia Bielefeld und der Herforder SV wollten mich verpflichten. Aber jeder, der mich kennt, weiß genau, dass ich mich beim FSV Gütersloh zu Hause fühle. Ich arbeite in meiner Heimat Wadersloh seit zehn Jahren in einem Autohaus, bin dort im Verkauf tätig. Das zeigt doch, dass ich ein Gewohnheitsmensch bin und nicht so sehr auf Veränderungen stehe. Alles passt. Ich arbeite bis 17.30 Uhr und um 18.15 Uhr ist Training. Wenn ein Kunde kurz vor Dienstschluss noch ein Auto anschauen und kaufen möchte, könnte es unter Umständen einmal eng werden. (lacht)

DFB.de: Der FSV Gütersloh mischt in der 2. Frauen-Bundesliga in der Spitzengruppe mit. Was zeichnet die Mannschaft in dieser Saison aus?

Aradini: Nachdem uns vor Saisonbeginn mit Annalena Rieke, Marina Hermes und Noreen Günnewig drei erfahrene Spielerinnen verlassen hatten, war ich anfangs skeptisch. Es kamen viele jüngere Spielerinnen hinzu, die sich jedoch super in das Team integriert haben. Wir kämpfen, halten auf und neben dem Platz zusammen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen auf den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga?

Aradini: In der Hinrunde haben wir mit einem komplett neuen Team bereits gezeigt, zu welchen Leistungen wir in der Liga sind. Ich spiele nicht Fußball, um den Klassenverbleib zu schaffen, sondern will immer gewinnen. Ich bin mir sicher, dass wir mindestens Rang vier erreichen, im besten Fall sogar bis zum Schluss um die Aufstiegsplätze mitspielen.

DFB.de: Nach der Winterpause ist der FSV mit einem 1:1 bei Eintracht Frankfurt II aus den Startlöchern gekommen. War das insgesamt zu wenig, um die Ziele zu erreichen?

Aradini: Eintracht Frankfurt hat eine technisch sehr starke und robuste U 20-Mannschaft. Ich spiele nicht so gerne gegen die Eintracht, weil die Spielerinnen sehr flink unterwegs sind. Ich denke, es war am Ende ein leistungsgerechtes Unentschieden.

DFB.de: In Frankfurt wurden Sie erst in der zweiten Halbzeit gebracht. Was war los?

Aradini: Kann ich nicht sagen. (lacht) Die Trainer hatten diesmal einen anderen Plan und der ist am Ende auch aufgegangen. Jede ist ersetzbar. Zugegeben: Für mich war es eine ungewohnte Situation, mit der ich aber professionell umgehe.

DFB.de: Woran muss in den nächsten Wochen gearbeitet werden, um oben dranzubleiben?

Aradini: Vor allem im Offensivspiel haben wir noch Luft nach oben. Wir müssen unsere Aktionen mit mehr Selbstbewusstsein und insgesamt mutiger vortragen. Das Potential ist im Team auf jeden Fall vorhanden.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft?

Aradini: Ich übernehme Verantwortung, sehe mich mittlerweile als Führungsspielerin, ergreife in der Kabine das Wort und werde von meinen Mitspielerinnen als Einpeitscherin und Motivatorin geschätzt. Ich will Spaß haben und Spiele gewinnen. Es war für mich anfangs komisch, als jüngere Spielerinnen auf mich zukamen und mich um Rat fragten. Das ist jetzt kein Thema mehr. Wenn jemand meine Hilfe benötigt, bin ich gerne da.

DFB.de: Im DFB-Pokal der Frauen gab es ein 2:8 gegen Doublesieger VfL Wolfsburg. Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Liga?

Aradini: Zunächst einmal muss man sagen, dass der VfL Wolfsburg auch in der Bundesliga noch eine Ausnahmestellung einnimmt. Von daher sind die Unterschiede zu den vermeintlich schwächeren Teams sicherlich nicht ganz so groß, wie es beim VfL der Fall war. Wolfsburg hat einfach eine super Mannschaft und verfügt beispielsweise auch über einen breitgefächerten Betreuer- und Trainerstab. Beim Aufwärmen hatte ich fast den Eindruck, dass jede Spielerin einen persönlichen Trainer hat. Die Qualitätsunterschiede waren schon gewaltig. Wir führten dennoch plötzlich 1:0 und ich wollte die Schiedsrichterin am liebsten fragen, ob sie nicht abpfeifen könnte. (lacht) Es war für uns alle ein Riesenerlebnis, vor mehr als 2.000 Zuschauer*innen gegen Alexandra Popp oder Lena Oberdorf zu spielen, die kurz zuvor noch bei der EM in England geglänzt hatten.

DFB.de: Mit 16 Jahren hatten Sie in der Saison 2012/2013 bereits für den FSV Gütersloh in der Frauen-Bundesliga gespielt. Seitdem kämpft der Verein um die Rückkehr ins Oberhaus. Würde für Sie mit dem Aufstieg ein Traum in Erfüllung gehen?

Aradini: Definitiv. Ich hatte damals nur Kurzeinsätze, will es unbedingt noch einmal schaffen und mich beweisen. Ich bin 28 Jahre - und die Uhr tickt. (lacht)

DFB.de: In welchen Bereichen müssen Sie sich persönlich verbessern, um weitere Schritte in diese Richtung machen zu können?

Aradini: Ich muss selbstloser und egoistischer vor dem Tor sein und noch mehr den Abschluss suchen. Je mehr ich mich dem gegnerischen Tor nähere, gebe ich die Verantwortung zu oft an eine Mitspielerin ab, anstatt selbst aufs Tor zu schießen. Dass ich es besser kann, beweise ich im Training.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um gegen RB Leipzig zu bestehen?

Aradini: Wer mehr Herz, Kampf und Leidenschaft auf den Platz bringt, hat größere Chancen zu gewinnen.

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