Fischinger: "Ich kann nicht in Worte fassen, wie stolz ich bin"

Jubel beim SC Sand: Die Mannschaft hat durch ein 1:0 am letzten Spieltag gegen Bayer Leverkusen den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aus eigener Kraft geschafft. Trainer Alexander Fischinger erklärt im DFB.de-Interview, wie die Rettung in den letzten vier Saisonspielen möglich wurde. Außerdem sagt der 57-Jährige, warum er bei der anschließenden Party nichts mehr zu melden hat.

DFB.de: Herr Fischinger, wie glücklich sind Sie über diese Rettung aus eigener Kraft?

Alexander Fischinger: Schöner geht es nicht. Ich habe vom ersten Tag an an die Mädels geglaubt. Gleichzeitig haben sie mir vertraut und das mit Leistung zurückbezahlt. Es ist einfach unfassbar schön, dass sie sich am letzten Spieltag mit einem Heimsieg und dem Klassenverbleib belohnt haben. Am Ende ist es hochverdient. Das nötigt mir absoluten Respekt ab.

DFB.de: Unter Ihrer Leitung gab es in vier Spielen drei Siege und ein Unentschieden.

Fischinger: Wir sind unbesiegt geblieben. Das ist eine unglaubliche Bilanz. Normalerweise ist es undenkbar, innerhalb von vier Spieltagen eine Saison zu drehen. Die 18 Begegnungen zuvor hat es nicht funktioniert. Heute wird ein neues Kapitel in der Geschichte des SC Sand geschrieben.

DFB.de: Gibt es eine rationale Erklärung für diesen Saisonendspurt?

Fischinger: Uns ist es gelungen, dass die Mädels ganz schnell abhaken konnten, was in den ersten 18 Saisonspielen passiert ist. Sie haben innerhalb kürzester Zeit neues Selbstvertrauen gefunden. Ich habe ihnen immer wieder gesagt: "Ihr seid gut! Glaubt an euch!" Wir mussten es so versuchen, denn alles andere hätte den Abstieg bedeutet. Man darf nicht vergessen, dass uns in den vier Partien nichts geschenkt wurde. Wir standen immer brutal unter Druck. Schon in meinem ersten Spiel hier, das wir mit 6:1 gegen Bremen gewonnen haben.

DFB.de: Danach folgte ein 0:0 beim Champions-League-Teilnehmer TSG Hoffenheim.

Fischinger: Das war ein unfassbarer Kampf. Und dann kam das Wahnsinnsfinale beim SV Meppen. Alles andere als ein Sieg hätte wahrscheinlich unser Aus bedeutet. Aber wir haben es geschafft und dort 2:0 gewonnen. Und dann hatten wir es zum Abschluss zuhause gegen Leverkusen alles in der eigenen Hand - und meine Mannschaft hat zugegriffen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich bin. Unglaublich, was die Mädels für einen Druck aushalten mussten. Wir haben in jedem Training die Energie und Leidenschaft eingefordert und die Spielerinnen haben voll mitgezogen.

DFB.de: Fällt jetzt der ganze Druck ab?

Fischinger: Natürlich. Jetzt kann ich es ja sagen: In den vergangenen Wochen ging es auch um die Existenz des Frauenfußballs in Sand, um den Verein, um Arbeitsplätze, um das Lebenswerk von Manager Gerald Jungmann. Letztlich haben die Mädels auch um ihre eigene sportliche Zukunft gespielt. Für das alles haben wir gemeinsam gekämpft - und gewonnen. Die 2. Bundesliga wäre wahrscheinlich gleichbedeutend mit dem Aus des SC Sand gewesen. Das haben wir vermieden. Jetzt geht es weiter.

DFB.de: Welche Bedeutung hat Ihre Vorgängerin Nora Häuptle an diesem Klassenverbleib?

Fischinger: Sie hat großen Anteil daran. Ich kann und will nicht beurteilen, warum es unter ihr nicht so funktioniert hat. Die Leistungen waren oft in Ordnung, aber das Ergebnis hat am Ende nicht gestimmt. Klar ist allerdings, dass ich eine Mannschaft übernommen haben, die topfit war. Das war sehr, sehr wichtig für mich. Wir konnten ab der 60. Minute das Tempo immer nochmal erhöhen und die Gegner unter Druck setzen. Die Spielerinnen waren läuferisch und mental abartig stark. Für Nora Häuptle wird es schwierig zu verarbeiten sein, dass in den letzten vier Spielen plötzlich alles ging, was vorher nicht funktioniert hat. Aber ich danke ihr hiermit für ihre Arbeit und weiß, dass sie eine sehr gute Trainerin ist. Sie wird wieder auftauchen und erfolgreich arbeiten. Davon bin ich überzeugt. Dass wir heute den Klassenverbleib feiern können, ist auch ihr Verdienst.

DFB.de: Was geht heute noch ab?

Fischinger: In dieser Hinsicht habe ich nichts zu melden. Sechs Wochen lang habe ich alles vorgegeben. Heute bestimmen alles weitere nur noch die Spielerinnen. Jetzt habe ich nichts mehr zu sagen. Ich weiß nicht, was heute noch passiert. Ich fürchte das Schlimmste (lacht). Ich lasse erstmal alles auf mich zukommen. Klar ist aber, dass wir natürlich alle Corona-Vorschriften beachten werden.

DFB.de: Wie geht es für Sie persönlich weiter? Ihr Vertrag läuft jetzt aus?

Fischinger: Das weiß ich noch nicht. Im Moment bin ich nur hier, weil mein Heimatverein mir dieses kurzzeitige Engagement beim SC Sand ermöglicht und meine Fußballschule mich für diesen Zeitraum freigestellt hat. Jetzt wird gefeiert. Alle anderen Fragen beantworten wir in den nächsten Tagen.

DFB.de: Aber Sie könnten sich schon vorstellen, beim SC Sand zu bleiben?

Fischinger: Mir hat die Arbeit riesigen Spaß gemacht und es freut mich, dass das wertgeschätzt wird, was wir hier in dieser kurzen Zeit eingebracht und erreicht haben. Die Spielerinnen haben mich total ins Herz geschlossen. Das macht es für mich noch emotionaler. Aber ich muss die ganze Sache realistisch angehen. Das ist unter den Eindrücken heute nicht möglich. Deshalb bitte ich noch um etwas Geduld. Aber wir werden eine Lösung finden.

[sw]

Jubel beim SC Sand: Die Mannschaft hat durch ein 1:0 am letzten Spieltag gegen Bayer Leverkusen den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aus eigener Kraft geschafft. Trainer Alexander Fischinger erklärt im DFB.de-Interview, wie die Rettung in den letzten vier Saisonspielen möglich wurde. Außerdem sagt der 57-Jährige, warum er bei der anschließenden Party nichts mehr zu melden hat.

DFB.de: Herr Fischinger, wie glücklich sind Sie über diese Rettung aus eigener Kraft?

Alexander Fischinger: Schöner geht es nicht. Ich habe vom ersten Tag an an die Mädels geglaubt. Gleichzeitig haben sie mir vertraut und das mit Leistung zurückbezahlt. Es ist einfach unfassbar schön, dass sie sich am letzten Spieltag mit einem Heimsieg und dem Klassenverbleib belohnt haben. Am Ende ist es hochverdient. Das nötigt mir absoluten Respekt ab.

DFB.de: Unter Ihrer Leitung gab es in vier Spielen drei Siege und ein Unentschieden.

Fischinger: Wir sind unbesiegt geblieben. Das ist eine unglaubliche Bilanz. Normalerweise ist es undenkbar, innerhalb von vier Spieltagen eine Saison zu drehen. Die 18 Begegnungen zuvor hat es nicht funktioniert. Heute wird ein neues Kapitel in der Geschichte des SC Sand geschrieben.

DFB.de: Gibt es eine rationale Erklärung für diesen Saisonendspurt?

Fischinger: Uns ist es gelungen, dass die Mädels ganz schnell abhaken konnten, was in den ersten 18 Saisonspielen passiert ist. Sie haben innerhalb kürzester Zeit neues Selbstvertrauen gefunden. Ich habe ihnen immer wieder gesagt: "Ihr seid gut! Glaubt an euch!" Wir mussten es so versuchen, denn alles andere hätte den Abstieg bedeutet. Man darf nicht vergessen, dass uns in den vier Partien nichts geschenkt wurde. Wir standen immer brutal unter Druck. Schon in meinem ersten Spiel hier, das wir mit 6:1 gegen Bremen gewonnen haben.

DFB.de: Danach folgte ein 0:0 beim Champions-League-Teilnehmer TSG Hoffenheim.

Fischinger: Das war ein unfassbarer Kampf. Und dann kam das Wahnsinnsfinale beim SV Meppen. Alles andere als ein Sieg hätte wahrscheinlich unser Aus bedeutet. Aber wir haben es geschafft und dort 2:0 gewonnen. Und dann hatten wir es zum Abschluss zuhause gegen Leverkusen alles in der eigenen Hand - und meine Mannschaft hat zugegriffen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich bin. Unglaublich, was die Mädels für einen Druck aushalten mussten. Wir haben in jedem Training die Energie und Leidenschaft eingefordert und die Spielerinnen haben voll mitgezogen.

DFB.de: Fällt jetzt der ganze Druck ab?

Fischinger: Natürlich. Jetzt kann ich es ja sagen: In den vergangenen Wochen ging es auch um die Existenz des Frauenfußballs in Sand, um den Verein, um Arbeitsplätze, um das Lebenswerk von Manager Gerald Jungmann. Letztlich haben die Mädels auch um ihre eigene sportliche Zukunft gespielt. Für das alles haben wir gemeinsam gekämpft - und gewonnen. Die 2. Bundesliga wäre wahrscheinlich gleichbedeutend mit dem Aus des SC Sand gewesen. Das haben wir vermieden. Jetzt geht es weiter.

DFB.de: Welche Bedeutung hat Ihre Vorgängerin Nora Häuptle an diesem Klassenverbleib?

Fischinger: Sie hat großen Anteil daran. Ich kann und will nicht beurteilen, warum es unter ihr nicht so funktioniert hat. Die Leistungen waren oft in Ordnung, aber das Ergebnis hat am Ende nicht gestimmt. Klar ist allerdings, dass ich eine Mannschaft übernommen haben, die topfit war. Das war sehr, sehr wichtig für mich. Wir konnten ab der 60. Minute das Tempo immer nochmal erhöhen und die Gegner unter Druck setzen. Die Spielerinnen waren läuferisch und mental abartig stark. Für Nora Häuptle wird es schwierig zu verarbeiten sein, dass in den letzten vier Spielen plötzlich alles ging, was vorher nicht funktioniert hat. Aber ich danke ihr hiermit für ihre Arbeit und weiß, dass sie eine sehr gute Trainerin ist. Sie wird wieder auftauchen und erfolgreich arbeiten. Davon bin ich überzeugt. Dass wir heute den Klassenverbleib feiern können, ist auch ihr Verdienst.

DFB.de: Was geht heute noch ab?

Fischinger: In dieser Hinsicht habe ich nichts zu melden. Sechs Wochen lang habe ich alles vorgegeben. Heute bestimmen alles weitere nur noch die Spielerinnen. Jetzt habe ich nichts mehr zu sagen. Ich weiß nicht, was heute noch passiert. Ich fürchte das Schlimmste (lacht). Ich lasse erstmal alles auf mich zukommen. Klar ist aber, dass wir natürlich alle Corona-Vorschriften beachten werden.

DFB.de: Wie geht es für Sie persönlich weiter? Ihr Vertrag läuft jetzt aus?

Fischinger: Das weiß ich noch nicht. Im Moment bin ich nur hier, weil mein Heimatverein mir dieses kurzzeitige Engagement beim SC Sand ermöglicht und meine Fußballschule mich für diesen Zeitraum freigestellt hat. Jetzt wird gefeiert. Alle anderen Fragen beantworten wir in den nächsten Tagen.

DFB.de: Aber Sie könnten sich schon vorstellen, beim SC Sand zu bleiben?

Fischinger: Mir hat die Arbeit riesigen Spaß gemacht und es freut mich, dass das wertgeschätzt wird, was wir hier in dieser kurzen Zeit eingebracht und erreicht haben. Die Spielerinnen haben mich total ins Herz geschlossen. Das macht es für mich noch emotionaler. Aber ich muss die ganze Sache realistisch angehen. Das ist unter den Eindrücken heute nicht möglich. Deshalb bitte ich noch um etwas Geduld. Aber wir werden eine Lösung finden.

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