Celia Sasic: "Fußball war immer Teil meines Lebens"

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Celia Sasic, die nach ihrer Karriere auf dem Fußballplatz nun auch als DFB-Integrationsbotschafterin Gemeinschaftswert vorlebt.

Für manche Menschen ist Fußball einfach Spaß. Für andere ist Fußball viel mehr. Celia Sasic sagt es so: "Fußball war immer Teil meines Lebens. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals keinen Fußball gespielt hätte."

"Ich bin total auf Zinedine Zidane abgefahren"

Celia stammt aus Bonn. Sie ist die Tochter einer französischen Mutter und eines kamerunischen Vaters. Sie hatte Talent zum Kicken, das war ziemlich schnell klar. Ihr älterer Bruder nahm sie zum Fußball mit. Sie spielte, als sie klein war, in verschiedenen Jugendmannschaften, und sie hatte von Beginn an den gewissen Zug zum Tor. Die Jungs, die am Anfang noch geseufzt hatten, dass sie das Mädchen mitspielen lassen mussten, waren bald ziemlich froh über die Mittelstürmerin, die wusste, wo das Tor steht.

Als sie zehn war, machte Celia mit ihrer Familie – wie jedes Jahr – Ferien in Frankreich. Es war das Jahr der WM 1998, als das französische Multi-Kulti-Team um Zinedine Zidane das ganze Land verzauberte und sich am Ende zum ersten Mal den Titel holte. Celia sah, wie das ganze Land sich in eine Partyzone verwandelte. Sie sah Menschen auf den Tischen tanzen, und abgesehen davon, dass "ich total auf Zinedine Zidane abgefahren bin" und seine Trikots, Schuhe und Panini-Bildchen haben musste, spürte sie, welche Kraft der Fußball auch außerhalb des Stadions entwickeln kann. Damals formulierte Celia für sich eine Art Mantra: "Ich muss erleben, was er – Zidane – erlebt hat." Das war der spirituelle Beginn einer unvergleichlichen Karriere im deutschen Fußball.

Überragendes Gefühl dafür, das Spiel zu lesen

Über mehrere kleine Klubs kam Celia Okoyino da Mbabi, wie sie damals hieß, sechzehnjährig zum Bundesligaklub SC 07 Bad Neuenahr. Sie wurde von Beginn an Stammspielerin. Ihr Verständnis für das Spiel, aber auch dafür, wie ein Team funktioniert, zeichnete sie von Beginn an aus. Celia trainierte mit ihrer Mannschaft, aber weil sie nicht genug vom Fußball bekommen konnte, auch mit jungen Männern aus benachbarten Gemeinden. Sie eignete sich ein überragendes Gefühl dafür an, wie das Spiel auf dem Platz zu lesen ist. Darüber hinaus erfuhr sie am eigenen Leib, welche positive Kraft ihr Sport entwickeln kann: "Ich habe mit Jungs und mit Mädchen gespielt", sagt sie, "mit Menschen von hier und von überall. Manchmal konnten wir kein Wort miteinander reden, aber gemeinsam Fußball spielen konnten wir."

Sie spielte neun Saisons für den SC 07 Bad Neuenahr. Schon im ersten Jahr debütierte sie, sechszehnjährig, in der U17-Nationalmannschaft. In der U19 schoss sie die Mannschaft 2004 zum Weltmeistertitel.

Die Liste ihrer Erfolge ist so lang wie eindrucksvoll. Celia Okoyino da Mbabi absolvierte deutlich über hundert Spiele für Deutschland, in denen sie 63 Tore erzielte. Sie gewann mit der Nationalmannschaft zweimal den Europameistertitel, eine Bronzemedaille bei Olympia und dreimal den Algarve-Cup. Nach dem Konkurs ihres Stammvereins SC 07 Bad Neuenahr wechselte sie zum 1. FFC Frankfurt, mit dem sie 2015 die Champions-League gewann. In diesem Jahr war sie Torschützenkönigin der Bundesliga, der Champions League und der Weltmeisterschaft. Sie wurde (zum zweiten Mal) Deutschlands und (zum ersten Mal) Europas Fußballerin des Jahres.

"Fußball und Gemeinschaft gehören untrennbar zusammen"

"Ich liebe Fußball, weil er Freiheit und Kreativität erlaubt", sagt Celia. "Weil er Platz für Individualisten hat. Vor allem aber liebe ich diesen Sport, weil er Gemeinschaft stiftet. Denn nur die Mannschaft gewinnt oder verliert." Sie heiratete 2013 den kroatischen Fußballer Marko Sasic und bekam mit ihm eine Tochter. Sie beendete ihre große Karriere mit 27 Jahren, weil sie sich ihrer Familie widmen wollte. Die Entschlossenheit, mit der sie in dieser neuen Lebenssituation entschied, das Familienleben dem Sport vorzuziehen, zeugt von Celias Konsequenz.

Dem Fußball bleibt sie erhalten. Sie unterstützt den DFB seit 2010 als Integrationsbotschafterin und übernimmt gemeinsam mit Philipp Lahm Kommunikationsaufgaben für die EURO 2024 in Deutschland.

"In der Gemeinschaft des Fußballs habe ich meinen Platz gefunden", sagt Celia Sasic. "Ich habe großartige Dinge erlebt und unzählige wertvolle Menschen kennengelernt. Fußball und Gemeinschaft: Das gehört für mich untrennbar zusammen."

[mg]

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Celia Sasic, die nach ihrer Karriere auf dem Fußballplatz nun auch als DFB-Integrationsbotschafterin Gemeinschaftswert vorlebt.

Für manche Menschen ist Fußball einfach Spaß. Für andere ist Fußball viel mehr. Celia Sasic sagt es so: "Fußball war immer Teil meines Lebens. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals keinen Fußball gespielt hätte."

"Ich bin total auf Zinedine Zidane abgefahren"

Celia stammt aus Bonn. Sie ist die Tochter einer französischen Mutter und eines kamerunischen Vaters. Sie hatte Talent zum Kicken, das war ziemlich schnell klar. Ihr älterer Bruder nahm sie zum Fußball mit. Sie spielte, als sie klein war, in verschiedenen Jugendmannschaften, und sie hatte von Beginn an den gewissen Zug zum Tor. Die Jungs, die am Anfang noch geseufzt hatten, dass sie das Mädchen mitspielen lassen mussten, waren bald ziemlich froh über die Mittelstürmerin, die wusste, wo das Tor steht.

Als sie zehn war, machte Celia mit ihrer Familie – wie jedes Jahr – Ferien in Frankreich. Es war das Jahr der WM 1998, als das französische Multi-Kulti-Team um Zinedine Zidane das ganze Land verzauberte und sich am Ende zum ersten Mal den Titel holte. Celia sah, wie das ganze Land sich in eine Partyzone verwandelte. Sie sah Menschen auf den Tischen tanzen, und abgesehen davon, dass "ich total auf Zinedine Zidane abgefahren bin" und seine Trikots, Schuhe und Panini-Bildchen haben musste, spürte sie, welche Kraft der Fußball auch außerhalb des Stadions entwickeln kann. Damals formulierte Celia für sich eine Art Mantra: "Ich muss erleben, was er – Zidane – erlebt hat." Das war der spirituelle Beginn einer unvergleichlichen Karriere im deutschen Fußball.

Überragendes Gefühl dafür, das Spiel zu lesen

Über mehrere kleine Klubs kam Celia Okoyino da Mbabi, wie sie damals hieß, sechzehnjährig zum Bundesligaklub SC 07 Bad Neuenahr. Sie wurde von Beginn an Stammspielerin. Ihr Verständnis für das Spiel, aber auch dafür, wie ein Team funktioniert, zeichnete sie von Beginn an aus. Celia trainierte mit ihrer Mannschaft, aber weil sie nicht genug vom Fußball bekommen konnte, auch mit jungen Männern aus benachbarten Gemeinden. Sie eignete sich ein überragendes Gefühl dafür an, wie das Spiel auf dem Platz zu lesen ist. Darüber hinaus erfuhr sie am eigenen Leib, welche positive Kraft ihr Sport entwickeln kann: "Ich habe mit Jungs und mit Mädchen gespielt", sagt sie, "mit Menschen von hier und von überall. Manchmal konnten wir kein Wort miteinander reden, aber gemeinsam Fußball spielen konnten wir."

Sie spielte neun Saisons für den SC 07 Bad Neuenahr. Schon im ersten Jahr debütierte sie, sechszehnjährig, in der U17-Nationalmannschaft. In der U19 schoss sie die Mannschaft 2004 zum Weltmeistertitel.

Die Liste ihrer Erfolge ist so lang wie eindrucksvoll. Celia Okoyino da Mbabi absolvierte deutlich über hundert Spiele für Deutschland, in denen sie 63 Tore erzielte. Sie gewann mit der Nationalmannschaft zweimal den Europameistertitel, eine Bronzemedaille bei Olympia und dreimal den Algarve-Cup. Nach dem Konkurs ihres Stammvereins SC 07 Bad Neuenahr wechselte sie zum 1. FFC Frankfurt, mit dem sie 2015 die Champions-League gewann. In diesem Jahr war sie Torschützenkönigin der Bundesliga, der Champions League und der Weltmeisterschaft. Sie wurde (zum zweiten Mal) Deutschlands und (zum ersten Mal) Europas Fußballerin des Jahres.

"Fußball und Gemeinschaft gehören untrennbar zusammen"

"Ich liebe Fußball, weil er Freiheit und Kreativität erlaubt", sagt Celia. "Weil er Platz für Individualisten hat. Vor allem aber liebe ich diesen Sport, weil er Gemeinschaft stiftet. Denn nur die Mannschaft gewinnt oder verliert." Sie heiratete 2013 den kroatischen Fußballer Marko Sasic und bekam mit ihm eine Tochter. Sie beendete ihre große Karriere mit 27 Jahren, weil sie sich ihrer Familie widmen wollte. Die Entschlossenheit, mit der sie in dieser neuen Lebenssituation entschied, das Familienleben dem Sport vorzuziehen, zeugt von Celias Konsequenz.

Dem Fußball bleibt sie erhalten. Sie unterstützt den DFB seit 2010 als Integrationsbotschafterin und übernimmt gemeinsam mit Philipp Lahm Kommunikationsaufgaben für die EURO 2024 in Deutschland.

"In der Gemeinschaft des Fußballs habe ich meinen Platz gefunden", sagt Celia Sasic. "Ich habe großartige Dinge erlebt und unzählige wertvolle Menschen kennengelernt. Fußball und Gemeinschaft: Das gehört für mich untrennbar zusammen."

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