Borggräfe: "Bayern etwas mühsam in die Saison gestartet"

Der SC Freiburg hat vorerst Rang vier in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga erobert. Heute (ab 13 Uhr, live auf MagentaSport) steht nun das Spitzenspiel gegen den FC Bayern München auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Freiburgs Torhüterin Rafaela Borggräfe über die Ausgangslage vor dem Duell, die Saisonziele und ihre eigene Rolle im Team.

DFB.de: Rafaela Borggräfe, wie sehen Sie die Ausgangslage nach knapp einem Drittel der Saison. Mit vier Siegen nach sechs Spielen stehen Sie mit zwölf Zählern auf Rang vier.

Rafaela Borggräfe: Wir sind ziemlich gut dabei. Die Niederlage gegen Hoffenheim war ärgerlich, gegen Frankfurt sind wir schlecht gestartet und haben ebenfalls keine Punkte geholt. Aber in den anderen vier Begegnungen, die wir aus meiner Sicht gewinnen mussten, waren wir eben auch erfolgreich. Ich bin guter Dinge, dass wir diese positive Tendenz fortsetzen können.

DFB.de: Es scheint, dass Sie sich seit der Rückrunde der vergangenen Saison stabilisiert haben und immer besser werden.

Borggräfe: Ich glaube, dass wir vor allem in dieser Saison noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir haben mit Theresa Merk eine neue Cheftrainerin. Sie hat einiges verändert.

DFB.de: Zum Beispiel?

Borggräfe: Die Trainingsinhalte sind anders, als wir es vorher kannten. Außerdem hat sie die Trainingssteuerung verändert. Es hat etwas gedauert, bis wir das alles umsetzen konnten. Deshalb haben wir frühzeitig mit der Vorbereitung gestartet, wahrscheinlich vor allen anderen Teams. Aber jetzt profitieren wir davon. Ich habe den Eindruck, dass wir nun mit einer ganz anderen Spielfreude dabei sind. Wir wollen mit dem Ball agieren und das Spiel mit unseren Möglichkeiten bestimmen. Ich habe den Eindruck, dass uns das richtig guttut.

DFB.de: Wie erleben Sie Theresa Merk als Trainerin?

Borggräfe: Sie ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg, den wir derzeit haben. Sie pusht uns immer. Außerdem ist es ihr wichtig, dass wir an unserer Mentalität arbeiten. Gleichzeitig macht sie uns sehr deutlich, was wir nicht gut gemacht haben und wo wir uns verbessern müssen. Ich finde es zudem super, dass wir jetzt eine Frau als Chefcoach haben. Ich glaube, dass sie sich eher in uns hineinversetzen kann, wenn wir uns an manchen Tagen nicht so gut fühlen. Gerade in diesen Phasen ist sie sehr verständnisvoll.

DFB.de: Klingt fast nach einem Plädoyer für mehr Frauen als Cheftrainerinnen in der Bundesliga.

Borggräfe: Ja, definitiv. Ich fände es toll, wenn noch mehr den Schritt in diese Position gehen würden, weil sie eine ganz andere Perspektive in die tägliche Arbeit einbringen. Bei uns fühlt sich das gerade genau richtig an.

DFB.de: Wie schauen Sie jetzt mit etwas Abstand auf das 5:0 am vergangenen Wochenende bei Turbine Potsdam zurück?

Borggräfe: Wir haben uns in der ersten Halbzeit noch etwas schwergetan. Das Freistoßtor aus 40 Metern von Jana Vojtekova war dann der Dosenöffner. Danach hat Potsdam uns die Räume gegeben, die wir brauchen. Nach dem 1:0 haben wir eine große Spielfreude entwickelt. Wir wollten gar nicht aufhören, Tore zu schießen. Es hat richtig Spaß gemacht.

DFB.de: Bei aller Euphorie fällt auf, dass Sie bereits zwölf Gegentreffer kassiert haben. Das ist eine Bilanz, die Ihnen als Torhüterin nicht gefallen dürfte.

Borggräfe: Das ist tatsächlich ein Punkt, der mich stört. Wir haben 19 Tore bisher in sechs Begegnungen gemacht, das ist wirklich super. Aber zwölf Gegentreffer sind definitiv zu viel. Das nervt mich schon. Leider waren auch zwei individuelle Fehler von mir dabei. Es ist oft eine Fehlerkette, die zum Gegentreffer führt. Das ist brutal-ärgerlich. Wir müssen als Team noch konsequenter verteidigen.

DFB.de: Das wird schon im Heimspiel gegen den FC Bayern dringend nötig sein.

Borggräfe: Das wird eine wichtige Standortbestimmung für uns. Die Münchnerinnen sind derzeit Dritter und einen Punkt vor uns. Ich freue mich auf das Duell, weil es unter ganz anderen Voraussetzungen stattfindet, als wenn wir als Sechster, Siebter oder Achter gegen die Bayern antreten. Wichtig ist, dass wir die nötige Aggressivität auf den Rasen bringen und die Spielidee umsetzen, die wir vorgegeben bekommen.

DFB.de: Um dann drei Punkte zu holen?

Borggräfe: Ja, natürlich. Warum denn nicht? Es kann alles passieren. Klar ist aber, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir siegen wollen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich finde, dass die Bayern bisher etwas mühsam in die Saison gestartet sind. Dazu kommen die Doppelbelastung durch die Champions League und der Trainerwechsel im Sommer. Ich sehe durchaus die Chance, dass wir da an einem sehr guten Tag etwas holen können.

DFB.de: Nach knapp einem Drittel der Saison belegen Sie Rang vier. Geht es vielleicht sogar um Rang drei und damit die Qualifikation für die Champions League?

Borggräfe: Wenn wir so weitermachen, können wir vielleicht um den dritten Platz mitspielen. Allerdings ist die Saison noch sehr lang, der Tabellenplatz jetzt eine schöne Momentaufnahme. Und wir wollen ins Finale um den DFB-Pokal. Das ist uns zuletzt 2019 gelungen. Ich bin guter Dinge, dass wir eine gute Serie spielen werden. Aber jetzt zählt erstmal nur das Bayern-Spiel. Da werden wir alles reinwerfen, was wir haben.

DFB.de: Auch für Sie persönlich läuft es gut. Im Laufe der vergangenen Saison sind Sie zur Stammtorhüterin des SC Freiburg geworden. Wie nehmen Sie Ihre eigene Entwicklung wahr?

Borggräfe: Ich habe damals die Chance bekommen und sie bis jetzt genutzt. Seitdem läuft es ziemlich gut für mich. Aber ich will meine Rolle gar nicht so in den Fokus rücken. Wir können nur im Kollektiv erfolgreich sein. Wir sind ein Team, das macht uns stark. Bei uns sticht keine Spielerin hervor. Wir gewinnen als Mannschaft, wir verlieren als Mannschaft. Wichtig ist, dass wir uns als Team entwickeln und weiter nach oben kämpfen.

[sw]

Der SC Freiburg hat vorerst Rang vier in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga erobert. Heute (ab 13 Uhr, live auf MagentaSport) steht nun das Spitzenspiel gegen den FC Bayern München auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Freiburgs Torhüterin Rafaela Borggräfe über die Ausgangslage vor dem Duell, die Saisonziele und ihre eigene Rolle im Team.

DFB.de: Rafaela Borggräfe, wie sehen Sie die Ausgangslage nach knapp einem Drittel der Saison. Mit vier Siegen nach sechs Spielen stehen Sie mit zwölf Zählern auf Rang vier.

Rafaela Borggräfe: Wir sind ziemlich gut dabei. Die Niederlage gegen Hoffenheim war ärgerlich, gegen Frankfurt sind wir schlecht gestartet und haben ebenfalls keine Punkte geholt. Aber in den anderen vier Begegnungen, die wir aus meiner Sicht gewinnen mussten, waren wir eben auch erfolgreich. Ich bin guter Dinge, dass wir diese positive Tendenz fortsetzen können.

DFB.de: Es scheint, dass Sie sich seit der Rückrunde der vergangenen Saison stabilisiert haben und immer besser werden.

Borggräfe: Ich glaube, dass wir vor allem in dieser Saison noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir haben mit Theresa Merk eine neue Cheftrainerin. Sie hat einiges verändert.

DFB.de: Zum Beispiel?

Borggräfe: Die Trainingsinhalte sind anders, als wir es vorher kannten. Außerdem hat sie die Trainingssteuerung verändert. Es hat etwas gedauert, bis wir das alles umsetzen konnten. Deshalb haben wir frühzeitig mit der Vorbereitung gestartet, wahrscheinlich vor allen anderen Teams. Aber jetzt profitieren wir davon. Ich habe den Eindruck, dass wir nun mit einer ganz anderen Spielfreude dabei sind. Wir wollen mit dem Ball agieren und das Spiel mit unseren Möglichkeiten bestimmen. Ich habe den Eindruck, dass uns das richtig guttut.

DFB.de: Wie erleben Sie Theresa Merk als Trainerin?

Borggräfe: Sie ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg, den wir derzeit haben. Sie pusht uns immer. Außerdem ist es ihr wichtig, dass wir an unserer Mentalität arbeiten. Gleichzeitig macht sie uns sehr deutlich, was wir nicht gut gemacht haben und wo wir uns verbessern müssen. Ich finde es zudem super, dass wir jetzt eine Frau als Chefcoach haben. Ich glaube, dass sie sich eher in uns hineinversetzen kann, wenn wir uns an manchen Tagen nicht so gut fühlen. Gerade in diesen Phasen ist sie sehr verständnisvoll.

DFB.de: Klingt fast nach einem Plädoyer für mehr Frauen als Cheftrainerinnen in der Bundesliga.

Borggräfe: Ja, definitiv. Ich fände es toll, wenn noch mehr den Schritt in diese Position gehen würden, weil sie eine ganz andere Perspektive in die tägliche Arbeit einbringen. Bei uns fühlt sich das gerade genau richtig an.

DFB.de: Wie schauen Sie jetzt mit etwas Abstand auf das 5:0 am vergangenen Wochenende bei Turbine Potsdam zurück?

Borggräfe: Wir haben uns in der ersten Halbzeit noch etwas schwergetan. Das Freistoßtor aus 40 Metern von Jana Vojtekova war dann der Dosenöffner. Danach hat Potsdam uns die Räume gegeben, die wir brauchen. Nach dem 1:0 haben wir eine große Spielfreude entwickelt. Wir wollten gar nicht aufhören, Tore zu schießen. Es hat richtig Spaß gemacht.

DFB.de: Bei aller Euphorie fällt auf, dass Sie bereits zwölf Gegentreffer kassiert haben. Das ist eine Bilanz, die Ihnen als Torhüterin nicht gefallen dürfte.

Borggräfe: Das ist tatsächlich ein Punkt, der mich stört. Wir haben 19 Tore bisher in sechs Begegnungen gemacht, das ist wirklich super. Aber zwölf Gegentreffer sind definitiv zu viel. Das nervt mich schon. Leider waren auch zwei individuelle Fehler von mir dabei. Es ist oft eine Fehlerkette, die zum Gegentreffer führt. Das ist brutal-ärgerlich. Wir müssen als Team noch konsequenter verteidigen.

DFB.de: Das wird schon im Heimspiel gegen den FC Bayern dringend nötig sein.

Borggräfe: Das wird eine wichtige Standortbestimmung für uns. Die Münchnerinnen sind derzeit Dritter und einen Punkt vor uns. Ich freue mich auf das Duell, weil es unter ganz anderen Voraussetzungen stattfindet, als wenn wir als Sechster, Siebter oder Achter gegen die Bayern antreten. Wichtig ist, dass wir die nötige Aggressivität auf den Rasen bringen und die Spielidee umsetzen, die wir vorgegeben bekommen.

DFB.de: Um dann drei Punkte zu holen?

Borggräfe: Ja, natürlich. Warum denn nicht? Es kann alles passieren. Klar ist aber, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir siegen wollen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich finde, dass die Bayern bisher etwas mühsam in die Saison gestartet sind. Dazu kommen die Doppelbelastung durch die Champions League und der Trainerwechsel im Sommer. Ich sehe durchaus die Chance, dass wir da an einem sehr guten Tag etwas holen können.

DFB.de: Nach knapp einem Drittel der Saison belegen Sie Rang vier. Geht es vielleicht sogar um Rang drei und damit die Qualifikation für die Champions League?

Borggräfe: Wenn wir so weitermachen, können wir vielleicht um den dritten Platz mitspielen. Allerdings ist die Saison noch sehr lang, der Tabellenplatz jetzt eine schöne Momentaufnahme. Und wir wollen ins Finale um den DFB-Pokal. Das ist uns zuletzt 2019 gelungen. Ich bin guter Dinge, dass wir eine gute Serie spielen werden. Aber jetzt zählt erstmal nur das Bayern-Spiel. Da werden wir alles reinwerfen, was wir haben.

DFB.de: Auch für Sie persönlich läuft es gut. Im Laufe der vergangenen Saison sind Sie zur Stammtorhüterin des SC Freiburg geworden. Wie nehmen Sie Ihre eigene Entwicklung wahr?

Borggräfe: Ich habe damals die Chance bekommen und sie bis jetzt genutzt. Seitdem läuft es ziemlich gut für mich. Aber ich will meine Rolle gar nicht so in den Fokus rücken. Wir können nur im Kollektiv erfolgreich sein. Wir sind ein Team, das macht uns stark. Bei uns sticht keine Spielerin hervor. Wir gewinnen als Mannschaft, wir verlieren als Mannschaft. Wichtig ist, dass wir uns als Team entwickeln und weiter nach oben kämpfen.

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