Arbini: "Freundschaften, die bis heute halten"

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Christel Arbini, die von 1983 bis 2012 Physiotherapeutin der Frauen-Nationalmannschaft war.

DFB.de: Frau Arbini, 30 Jahren waren Sie mit der deutschen Nationalmannschaft der Frauen unterwegs. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Christel Arbini: Es war großartig. Im Rückblick beeindruckt mich vor allem, wie rasant sich der Frauenfußball in diesem Zeitraum entwickelt hat. Als ich 1983 anfing, gehörten neben Trainer Gero Bisanz noch ein Zeugwart und ich zum Betreuerstab. Das war es. Für heutige Verhältnisse ist das sicher unvorstellbar. Aber so war die Situation beim zweiten Länderspiel in der Geschichte der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Das war übrigens am 5. März 1983 in Bergisch Gladbach. Wir haben 1:1 gegen Belgien gespielt.

DFB.de: Wie sind Sie überhaupt zu dieser Stelle gekommen? War Ihnen sofort klar, dass Sie das Angebot des DFB annehmen würden?

Arbini: Überhaupt nicht. Ich habe zu dieser Zeit als Physiotherapeutin bei den Offenbacher Kickers gearbeitet und war dort glücklich. Ehrlich gesagt habe ich anfangs Gero Bisanz zuliebe zugesagt. Er hat mich überredet, weil er meinte, dass ich ihn jetzt nicht alleine lassen könne mit dieser Aufgabe. Ich weiß noch, dass ich am ersten Abend während meines ersten Lehrgangs mit der Nationalmannschaft in Hennef abends meinen Mann angerufen und ihm gesagt, dass ich so viele Frauen auf einem Haufen nicht aushalte. Ich musste damit erst mal klar kommen. Zum Glück habe ich es durchgezogen.

DFB.de: Gab es auch negative Aspekte?

Arbini: Ich war Minimum 150 Tage im Jahr nicht zuhause, manchmal waren es deutlich mehr. Das war nicht einfach und hat nur funktioniert, weil mein Mann voll dahinter stand. Aber ich hatte auch drei Kinder. Und welcher Mutter fällt es leicht, den eigenen Nachwuchs über einen teilweise langen Zeitraum nicht zu sehen? Aber ich liebe meinen Beruf und habe die Welt durch den Fußball kennenlernen dürfen. Ich habe alle Kontinente gesehen, außer Südamerika. Das kann mir niemand mehr nehmen. Ich bereue nichts.

DFB.de: Wie lief damals die Arbeit für Sie als Physiotherapeutin ab?

Arbini: In den Vereinen gab es keine medizinische Betreuung. Das hatte zur Folge, dass viele Spielerinnen verletzt oder zumindest angeschlagen zur Nationalmannschaft gereist kamen. Ich hatte dann oft viel zu tun, teilweise bis weit in die Nacht hinein.

DFB.de: Waren die Spielerinnen Ihnen gegenüber nicht skeptisch eingestellt, wenn sie so eine Betreuung aus ihren Vereinen nicht kannten?

Arbini: Als ich beim ersten Lehrgang im Januar 1983 erstmals dabei war, war es wirklich so, dass meine Tür zunächst offen stand, aber niemand kam vorbei. Das war eine Katastrophe. Ich war so etwas überhaupt nicht gewohnt. Bei mir war der Behandlungsraum sonst immer voll. Nach zehn Minuten hat sich dann Kapitänin Anne Trabant von mir behandeln lassen und hat damit das Eis gebrochen. Danach kamen die Spielerinnen nahezu im Minutentakt vorbei. Das war der Moment, in dem ich als Physiotherapeutin als vollwertiges Mitglied des Teams angesehen wurde. Vorher haben mich die Frauen erst mal getestet. Aber sie haben schnell gemerkt, dass meine Behandlungen ihnen etwas bringen und dass sie ihnen guttun.

DFB.de: Muss man als Physiotherapeutin nicht auch viele Geheimnisse mit Spielerinnen teilen? Gibt es viele Geschichten, die Sie erzählen können?

Arbini: Ja, jede Menge.

DFB.de: Erzählen Sie doch bitte mal.

Arbini: Während eines Vorbereitungslehrgangs für die Olympische Spiele in Sydney rief mich abends während der Behandlung eine Spielerin an und sagte: "Du darfst jetzt nicht lachen, wenn ich Dir etwas erzähle und du musst alle anderen aus dem Zimmer schicken." Es stellte sich heraus, dass besagte Spielerin - welche ein unruhiger Geist war und wahrscheinlich auch noch ist - auf einem Glasfaserstuhl hin und her gerutscht war und dadurch einige Splitter im Allerwertesten hatte. Die Großen konnte ich mit der Pinzette heraus ziehen. Die Kleineren leider nicht. So versah ich sie über Nacht mit Zugsalbe, darüber eine konstruierte Windel. Am nächsten Morgen war dann wieder alles OK.

DFB.de: In den 30 Jahren haben Sie unglaublich viele Spielerinnen behandelt. Gibt es welche, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Arbini: Auf jeden Fall. Birgit Prinz in erster Linie. Sie war eine super Fußballerin und ist ein toller Mensch. Auch Silvia Neid muss an dieser Stelle unbedingt genannt werden. Ariane Hingst, Nadine Angerer, Kerstin Stegemann und Doris Fitschen gehören ebenfalls dazu. Später dann Celia Sasic, Simone Laudehr, Lira Alushi und Almuth Schult. Das sind Persönlichkeiten – auf und neben dem Platz. Und natürlich großartige Sportlerinnen, die dem deutschen Frauenfußball weltweit Anerkennung gebracht haben. Wir haben ja alles gewonnen, was man gewinnen kann.

DFB.de: Was waren aus Ihrer Sicht Meilensteine in den Jahren, als Sie dabei waren?

Arbini: Für mich persönlich unübertroffen ist bis heute der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 in den USA. Dieser Triumph hat uns vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung extrem nach vorne gebracht. Zu dieser Zeit haben uns die Fans in die ganz Deutschland die Daumen gedrückt. Man konnte richtig merken, wie das unsere Spielerinnen beflügelt hat.

DFB.de: Der erste große Titel war allerdings der Gewinn der Europameisterschaft 1989 im eigenen Land.

Arbini: Das war ebenfalls ein ganz wichtiger Moment für den deutschen Frauenfußball. Wir waren es überhaupt nicht gewohnt, dass sich so viele Menschen für uns interessieren. Ich kann mich noch gut an eine kuriose Geschichte erinnern. Wir haben während des Turniers in der Sportschule in Kaiserau gewohnt. Als wir dann von dort aus mit dem Bus zu einem Spiel gefahren sind, waren auf einmal unglaublich viele Menschen auf den Straßen. Wir haben gar nicht verstanden, was die dort alle wollten und dachten, dass irgendwo eine große Veranstaltung sein muss, vielleicht ein Konzert von einem bekannten Künstler.

DFB.de: Aber die Menschen waren wegen der Frauen-Nationalmannschaft gekommen?

Arbini: Erst als uns dann eine Menschenmenge auch am Stadion empfangen hat, ist uns wirklich bewusst geworden, dass sie wegen uns gekommen sind. Das war ein beeindruckender Moment. Man muss aber sagen, dass nicht nur die großen Titel Meilensteine waren, die uns nach vorne gebracht haben. Die Frauen-Nationalmannschaft hatte immer überragende Trainerinnen und Trainer – angefangen bei Gero Bisanz, Tina Theune, Ulrike Ballweg, Silvia Neid bis in die heutige Zeit.

DFB.de: Wie hat sich der Frauenfußball in den vergangenen 50 Jahren verändert?

Arbini: Was in athletischer Hinsicht passiert ist, kann man kaum in Worte fassen. Fußball spielen konnten die Mädels früher auch schon, aber im Hinblick auf die Fitness kann man das nicht zu heute vergleichen. Auch der Stellenwert des Frauenfußballs hat sich meiner Wahrnehmung deutlich verändert. Ich weiß noch, dass ich in der Anfangszeit vor allem von Männern oft gehört habe, dass man sich das doch nicht anschauen könne. Heute gibt es eine ganz andere Wertschätzung. Ich kenne viele Menschen, die lieber Frauen- als Männerfußball sehen, weil das aus ihrer Sicht der ehrlichere Sport ist.

DFB.de: Viele sind von diesen Vergleichen genervt.

Arbini: Ich auch. Ich persönlich halte ebenfalls nichts von dieser Unterscheidung sondern bin der Meinung, dass beides natürlich eine absolute Daseinsberechtigung hat. Warum müssen wir immer den Frauen- mit dem Männerfußball vergleichen?

DFB.de: 2012 haben Sie dann Abschied genommen. Wie schwer fiel Ihnen dieser Schritt?

Arbini: Ich habe mir ein Jahr lang darüber Gedanken gemacht. Das sagt schon vieles aus. Es war nicht einfach, rückblickend aber vollkommen in Ordnung. Ich bin mit einem lachenden und weinenden Auge gegangen. Als ich kam, war die Mannschaft noch ein Baby. Als ich 30 Jahre später ging, war das Team schon längst erwachsen geworden. Und dann muss man auch loslassen können. Es war eine tolle Zeit. Aber alles hat ein Ende.

DFB.de: Wie nah sind Sie heute noch dran?

Arbini: Ich schaue mir gerne das eine oder andere Spiel an. Auch bei der Nationalmannschaft bin ich manchmal vor Ort, wenn es meine Zeit zulässt. Es sind ja auch Freundschaften entstanden, die bis heute halten.

DFB.de: Gibt es ehemalige Spielerinnen, die noch heute ihre physiotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen?

Arbini: Ja, natürlich. Birgit Prinz zum Beispiel meldet sich ab und zu, wenn bei ihr etwas zwickt. Ich habe mich zuletzt beruflich etwas verändert. Neben der Physiotherapie biete ich Yoga an. In Kürze möchte ich gerne meine Tai-Chi-Ausbildung abschließen. Mir wird also nicht langweilig.

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Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Christel Arbini, die von 1983 bis 2012 Physiotherapeutin der Frauen-Nationalmannschaft war.

DFB.de: Frau Arbini, 30 Jahren waren Sie mit der deutschen Nationalmannschaft der Frauen unterwegs. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Christel Arbini: Es war großartig. Im Rückblick beeindruckt mich vor allem, wie rasant sich der Frauenfußball in diesem Zeitraum entwickelt hat. Als ich 1983 anfing, gehörten neben Trainer Gero Bisanz noch ein Zeugwart und ich zum Betreuerstab. Das war es. Für heutige Verhältnisse ist das sicher unvorstellbar. Aber so war die Situation beim zweiten Länderspiel in der Geschichte der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Das war übrigens am 5. März 1983 in Bergisch Gladbach. Wir haben 1:1 gegen Belgien gespielt.

DFB.de: Wie sind Sie überhaupt zu dieser Stelle gekommen? War Ihnen sofort klar, dass Sie das Angebot des DFB annehmen würden?

Arbini: Überhaupt nicht. Ich habe zu dieser Zeit als Physiotherapeutin bei den Offenbacher Kickers gearbeitet und war dort glücklich. Ehrlich gesagt habe ich anfangs Gero Bisanz zuliebe zugesagt. Er hat mich überredet, weil er meinte, dass ich ihn jetzt nicht alleine lassen könne mit dieser Aufgabe. Ich weiß noch, dass ich am ersten Abend während meines ersten Lehrgangs mit der Nationalmannschaft in Hennef abends meinen Mann angerufen und ihm gesagt, dass ich so viele Frauen auf einem Haufen nicht aushalte. Ich musste damit erst mal klar kommen. Zum Glück habe ich es durchgezogen.

DFB.de: Gab es auch negative Aspekte?

Arbini: Ich war Minimum 150 Tage im Jahr nicht zuhause, manchmal waren es deutlich mehr. Das war nicht einfach und hat nur funktioniert, weil mein Mann voll dahinter stand. Aber ich hatte auch drei Kinder. Und welcher Mutter fällt es leicht, den eigenen Nachwuchs über einen teilweise langen Zeitraum nicht zu sehen? Aber ich liebe meinen Beruf und habe die Welt durch den Fußball kennenlernen dürfen. Ich habe alle Kontinente gesehen, außer Südamerika. Das kann mir niemand mehr nehmen. Ich bereue nichts.

DFB.de: Wie lief damals die Arbeit für Sie als Physiotherapeutin ab?

Arbini: In den Vereinen gab es keine medizinische Betreuung. Das hatte zur Folge, dass viele Spielerinnen verletzt oder zumindest angeschlagen zur Nationalmannschaft gereist kamen. Ich hatte dann oft viel zu tun, teilweise bis weit in die Nacht hinein.

DFB.de: Waren die Spielerinnen Ihnen gegenüber nicht skeptisch eingestellt, wenn sie so eine Betreuung aus ihren Vereinen nicht kannten?

Arbini: Als ich beim ersten Lehrgang im Januar 1983 erstmals dabei war, war es wirklich so, dass meine Tür zunächst offen stand, aber niemand kam vorbei. Das war eine Katastrophe. Ich war so etwas überhaupt nicht gewohnt. Bei mir war der Behandlungsraum sonst immer voll. Nach zehn Minuten hat sich dann Kapitänin Anne Trabant von mir behandeln lassen und hat damit das Eis gebrochen. Danach kamen die Spielerinnen nahezu im Minutentakt vorbei. Das war der Moment, in dem ich als Physiotherapeutin als vollwertiges Mitglied des Teams angesehen wurde. Vorher haben mich die Frauen erst mal getestet. Aber sie haben schnell gemerkt, dass meine Behandlungen ihnen etwas bringen und dass sie ihnen guttun.

DFB.de: Muss man als Physiotherapeutin nicht auch viele Geheimnisse mit Spielerinnen teilen? Gibt es viele Geschichten, die Sie erzählen können?

Arbini: Ja, jede Menge.

DFB.de: Erzählen Sie doch bitte mal.

Arbini: Während eines Vorbereitungslehrgangs für die Olympische Spiele in Sydney rief mich abends während der Behandlung eine Spielerin an und sagte: "Du darfst jetzt nicht lachen, wenn ich Dir etwas erzähle und du musst alle anderen aus dem Zimmer schicken." Es stellte sich heraus, dass besagte Spielerin - welche ein unruhiger Geist war und wahrscheinlich auch noch ist - auf einem Glasfaserstuhl hin und her gerutscht war und dadurch einige Splitter im Allerwertesten hatte. Die Großen konnte ich mit der Pinzette heraus ziehen. Die Kleineren leider nicht. So versah ich sie über Nacht mit Zugsalbe, darüber eine konstruierte Windel. Am nächsten Morgen war dann wieder alles OK.

DFB.de: In den 30 Jahren haben Sie unglaublich viele Spielerinnen behandelt. Gibt es welche, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Arbini: Auf jeden Fall. Birgit Prinz in erster Linie. Sie war eine super Fußballerin und ist ein toller Mensch. Auch Silvia Neid muss an dieser Stelle unbedingt genannt werden. Ariane Hingst, Nadine Angerer, Kerstin Stegemann und Doris Fitschen gehören ebenfalls dazu. Später dann Celia Sasic, Simone Laudehr, Lira Alushi und Almuth Schult. Das sind Persönlichkeiten – auf und neben dem Platz. Und natürlich großartige Sportlerinnen, die dem deutschen Frauenfußball weltweit Anerkennung gebracht haben. Wir haben ja alles gewonnen, was man gewinnen kann.

DFB.de: Was waren aus Ihrer Sicht Meilensteine in den Jahren, als Sie dabei waren?

Arbini: Für mich persönlich unübertroffen ist bis heute der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 in den USA. Dieser Triumph hat uns vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung extrem nach vorne gebracht. Zu dieser Zeit haben uns die Fans in die ganz Deutschland die Daumen gedrückt. Man konnte richtig merken, wie das unsere Spielerinnen beflügelt hat.

DFB.de: Der erste große Titel war allerdings der Gewinn der Europameisterschaft 1989 im eigenen Land.

Arbini: Das war ebenfalls ein ganz wichtiger Moment für den deutschen Frauenfußball. Wir waren es überhaupt nicht gewohnt, dass sich so viele Menschen für uns interessieren. Ich kann mich noch gut an eine kuriose Geschichte erinnern. Wir haben während des Turniers in der Sportschule in Kaiserau gewohnt. Als wir dann von dort aus mit dem Bus zu einem Spiel gefahren sind, waren auf einmal unglaublich viele Menschen auf den Straßen. Wir haben gar nicht verstanden, was die dort alle wollten und dachten, dass irgendwo eine große Veranstaltung sein muss, vielleicht ein Konzert von einem bekannten Künstler.

DFB.de: Aber die Menschen waren wegen der Frauen-Nationalmannschaft gekommen?

Arbini: Erst als uns dann eine Menschenmenge auch am Stadion empfangen hat, ist uns wirklich bewusst geworden, dass sie wegen uns gekommen sind. Das war ein beeindruckender Moment. Man muss aber sagen, dass nicht nur die großen Titel Meilensteine waren, die uns nach vorne gebracht haben. Die Frauen-Nationalmannschaft hatte immer überragende Trainerinnen und Trainer – angefangen bei Gero Bisanz, Tina Theune, Ulrike Ballweg, Silvia Neid bis in die heutige Zeit.

DFB.de: Wie hat sich der Frauenfußball in den vergangenen 50 Jahren verändert?

Arbini: Was in athletischer Hinsicht passiert ist, kann man kaum in Worte fassen. Fußball spielen konnten die Mädels früher auch schon, aber im Hinblick auf die Fitness kann man das nicht zu heute vergleichen. Auch der Stellenwert des Frauenfußballs hat sich meiner Wahrnehmung deutlich verändert. Ich weiß noch, dass ich in der Anfangszeit vor allem von Männern oft gehört habe, dass man sich das doch nicht anschauen könne. Heute gibt es eine ganz andere Wertschätzung. Ich kenne viele Menschen, die lieber Frauen- als Männerfußball sehen, weil das aus ihrer Sicht der ehrlichere Sport ist.

DFB.de: Viele sind von diesen Vergleichen genervt.

Arbini: Ich auch. Ich persönlich halte ebenfalls nichts von dieser Unterscheidung sondern bin der Meinung, dass beides natürlich eine absolute Daseinsberechtigung hat. Warum müssen wir immer den Frauen- mit dem Männerfußball vergleichen?

DFB.de: 2012 haben Sie dann Abschied genommen. Wie schwer fiel Ihnen dieser Schritt?

Arbini: Ich habe mir ein Jahr lang darüber Gedanken gemacht. Das sagt schon vieles aus. Es war nicht einfach, rückblickend aber vollkommen in Ordnung. Ich bin mit einem lachenden und weinenden Auge gegangen. Als ich kam, war die Mannschaft noch ein Baby. Als ich 30 Jahre später ging, war das Team schon längst erwachsen geworden. Und dann muss man auch loslassen können. Es war eine tolle Zeit. Aber alles hat ein Ende.

DFB.de: Wie nah sind Sie heute noch dran?

Arbini: Ich schaue mir gerne das eine oder andere Spiel an. Auch bei der Nationalmannschaft bin ich manchmal vor Ort, wenn es meine Zeit zulässt. Es sind ja auch Freundschaften entstanden, die bis heute halten.

DFB.de: Gibt es ehemalige Spielerinnen, die noch heute ihre physiotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen?

Arbini: Ja, natürlich. Birgit Prinz zum Beispiel meldet sich ab und zu, wenn bei ihr etwas zwickt. Ich habe mich zuletzt beruflich etwas verändert. Neben der Physiotherapie biete ich Yoga an. In Kürze möchte ich gerne meine Tai-Chi-Ausbildung abschließen. Mir wird also nicht langweilig.

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