Drittligisten diskutieren Strategien im Kampf gegen Diskriminierung

Bereits zum fünften Mal hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag Vertreter der Klubs der 3. Liga und der Regionalligen zu einem "Erfahrungsaustausch (Anti)-Diskriminierung" eingeladen. Nicole Oeser, Pressesprecherin des Drittligisten Chemnitzer FC, äußerte den Wunsch nach mehr Unterstützung durch den DFB. "Wir gehen in die Schulen und reden über Diskriminierung und Rassismus. Unsere Spieler diskutieren dort mit den Schülerinnen und Schülern, so vier oder fünf Mal pro Jahr. Alles gut, das Feedback ist durchweg positiv, aber es ist natürlich nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Nur mehr ist für uns finanziell und organisatorisch einfach nicht möglich", berichtete Oeser bei der Veranstaltung in Frankfurt.

Beim Thema Diskriminierung wiederholen sich manche Fragen, und ein Evergreen war, ist und bleibt: Was kann für eine "diskriminierungsfreie" Vereinskultur getan werden? Vom Verein selbst, von der Liga, vom Dachverband. Der Pressevertreterin der Himmelblauen aus der drittgrößten Stadt Sachsens schwebt etwa eine nationale Kooperation für Schulworkshops vor. "Auch fußballspezifische Unterrichtsmaterialien würden helfen", sagte Oeser. Zeichen und Symbole gerade der rechtsextremen Szene im Stadion seien nur schwer zu überblicken – und das, obwohl der DFB gerade eine neue detaillierte Broschüre zum Thema veröffentlicht hat. Auch das Bedürfnis, die eigenen Vereinsmitarbeiter für das Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren, spüren durchaus einige Fanbeauftragte – ein DFB-Leitfaden würde hier weiterhelfen.

Große-Lefert: "Alle Erfahrungen sollen einfließen"

Fanbeauftragte des FC Bayern München, des VfB Stuttgart, der Sportfreunde Siegen, des SSV Jahn Regensburg, aus Unterhaching, Zwickau, Mannheim und Magdeburg waren an einem lückenlos verregneten Donnerstag nach Frankfurt gekommen. Andere Vereine schickten ihre Pressesprecher und Sicherheitsbeauftragten. Hendrik Große-Lefert begrüßte die rund 30 Teilnehmer. Grundsätzlich ist das Lagebild fraglos positiv. So kam es bei 99,52 Prozent aller Amateurfußballspiele in Deutschland in der Saison 2015/2016 weder zu einem Gewalt- noch zu einem Diskriminierungsvorfall. Und nur 0,04 Prozent der Spiele endeten im Abbruch.

Und dennoch stimmt auch: Fast tagtäglich gerät der Fußball wegen eines Diskriminierungsvorfalls in die Schlagzeilen, zuletzt in der Bundesliga mit geschmacklosen Bannern gegen Dietmar Hopp oder pauschal gegen Polizeikräfte. "Man kann das Engagement gegen Diskriminierung im Stadion nicht von einer Zentrale aus vorgeben", sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte zur Begrüßung. "Es kommt auf Sie an, alle Erfahrungen sollten hier einfließen."

Eingeleitet wurden die Workshops durch ein Referat von Reiner Becker vom "Beratungs-Netzwerk Hessen", in dem er deutlich machte, dass es enorm wichtig sei, sich gegen Diskriminierung im Fußball auszusprechen. Nicht wegen Verschiebungen im Fußball, sondern aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen. "Die Vorurteilspotenziale finden ihre Bindung, es ist viel passiert in den letzten Jahren", sagte Becker und nannte die Verrohung in sozialen Netzwerken oder Gewalt gegen Flüchtlinge und deren Unterkünfte.

Klenk: "Wir Vereine sind gefordert, Vielfalt zu leben"

Für die anschließenden Workshops stellten sich die Teilnehmer selbst die Gesprächsthemen. Besprochen wurden etwa die beobachtete Internationalisierung von Konflikten zwischen Fangruppen, ein Trend zur verpflichtenden Teilnahme an Kampfsportgruppen bei einigen "Ultra-Gruppen", ob das Wirken gegen Diskriminierung nicht blauäugig und vielleicht sogar wirkungslos sei, und wie eine funktionierende Mitarbeiterschulung ausschauen könnte.

Für Ralph Klenk, seit 1998 hauptamtlich beim VfB Stuttgart für Fanarbeit zuständig und damit einer der erfahrensten Fanbeauftragten des Landes, ist gerade diese Mitarbeiterschulung ein zentrales Anliegen: "Wir Vereine sind sowieso gefordert, Vielfalt zu leben. Das ergibt sich meistens schon aus der Internationalität der Mannschaften. Wichtig ist aber auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Haltung gegen Diskriminierung leben."

Auch Vertreter der DFL und der KOS nahmen am Donnerstag teil. Die Hauptabteilung Prävention und Sicherheit mit Gerald von Gorrissen und die Abteilung Gesellschaftliche Verantwortung mit Sebastian Schmidt hatten den eintägigen Workshop gemeinsam mit externen Beratern inhaltlich vorbereitet.

[th]

Bereits zum fünften Mal hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag Vertreter der Klubs der 3. Liga und der Regionalligen zu einem "Erfahrungsaustausch (Anti)-Diskriminierung" eingeladen. Nicole Oeser, Pressesprecherin des Drittligisten Chemnitzer FC, äußerte den Wunsch nach mehr Unterstützung durch den DFB. "Wir gehen in die Schulen und reden über Diskriminierung und Rassismus. Unsere Spieler diskutieren dort mit den Schülerinnen und Schülern, so vier oder fünf Mal pro Jahr. Alles gut, das Feedback ist durchweg positiv, aber es ist natürlich nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Nur mehr ist für uns finanziell und organisatorisch einfach nicht möglich", berichtete Oeser bei der Veranstaltung in Frankfurt.

Beim Thema Diskriminierung wiederholen sich manche Fragen, und ein Evergreen war, ist und bleibt: Was kann für eine "diskriminierungsfreie" Vereinskultur getan werden? Vom Verein selbst, von der Liga, vom Dachverband. Der Pressevertreterin der Himmelblauen aus der drittgrößten Stadt Sachsens schwebt etwa eine nationale Kooperation für Schulworkshops vor. "Auch fußballspezifische Unterrichtsmaterialien würden helfen", sagte Oeser. Zeichen und Symbole gerade der rechtsextremen Szene im Stadion seien nur schwer zu überblicken – und das, obwohl der DFB gerade eine neue detaillierte Broschüre zum Thema veröffentlicht hat. Auch das Bedürfnis, die eigenen Vereinsmitarbeiter für das Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren, spüren durchaus einige Fanbeauftragte – ein DFB-Leitfaden würde hier weiterhelfen.

Große-Lefert: "Alle Erfahrungen sollen einfließen"

Fanbeauftragte des FC Bayern München, des VfB Stuttgart, der Sportfreunde Siegen, des SSV Jahn Regensburg, aus Unterhaching, Zwickau, Mannheim und Magdeburg waren an einem lückenlos verregneten Donnerstag nach Frankfurt gekommen. Andere Vereine schickten ihre Pressesprecher und Sicherheitsbeauftragten. Hendrik Große-Lefert begrüßte die rund 30 Teilnehmer. Grundsätzlich ist das Lagebild fraglos positiv. So kam es bei 99,52 Prozent aller Amateurfußballspiele in Deutschland in der Saison 2015/2016 weder zu einem Gewalt- noch zu einem Diskriminierungsvorfall. Und nur 0,04 Prozent der Spiele endeten im Abbruch.

Und dennoch stimmt auch: Fast tagtäglich gerät der Fußball wegen eines Diskriminierungsvorfalls in die Schlagzeilen, zuletzt in der Bundesliga mit geschmacklosen Bannern gegen Dietmar Hopp oder pauschal gegen Polizeikräfte. "Man kann das Engagement gegen Diskriminierung im Stadion nicht von einer Zentrale aus vorgeben", sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte zur Begrüßung. "Es kommt auf Sie an, alle Erfahrungen sollten hier einfließen."

Eingeleitet wurden die Workshops durch ein Referat von Reiner Becker vom "Beratungs-Netzwerk Hessen", in dem er deutlich machte, dass es enorm wichtig sei, sich gegen Diskriminierung im Fußball auszusprechen. Nicht wegen Verschiebungen im Fußball, sondern aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen. "Die Vorurteilspotenziale finden ihre Bindung, es ist viel passiert in den letzten Jahren", sagte Becker und nannte die Verrohung in sozialen Netzwerken oder Gewalt gegen Flüchtlinge und deren Unterkünfte.

Klenk: "Wir Vereine sind gefordert, Vielfalt zu leben"

Für die anschließenden Workshops stellten sich die Teilnehmer selbst die Gesprächsthemen. Besprochen wurden etwa die beobachtete Internationalisierung von Konflikten zwischen Fangruppen, ein Trend zur verpflichtenden Teilnahme an Kampfsportgruppen bei einigen "Ultra-Gruppen", ob das Wirken gegen Diskriminierung nicht blauäugig und vielleicht sogar wirkungslos sei, und wie eine funktionierende Mitarbeiterschulung ausschauen könnte.

Für Ralph Klenk, seit 1998 hauptamtlich beim VfB Stuttgart für Fanarbeit zuständig und damit einer der erfahrensten Fanbeauftragten des Landes, ist gerade diese Mitarbeiterschulung ein zentrales Anliegen: "Wir Vereine sind sowieso gefordert, Vielfalt zu leben. Das ergibt sich meistens schon aus der Internationalität der Mannschaften. Wichtig ist aber auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Haltung gegen Diskriminierung leben."

Auch Vertreter der DFL und der KOS nahmen am Donnerstag teil. Die Hauptabteilung Prävention und Sicherheit mit Gerald von Gorrissen und die Abteilung Gesellschaftliche Verantwortung mit Sebastian Schmidt hatten den eintägigen Workshop gemeinsam mit externen Beratern inhaltlich vorbereitet.